Cyril Avery

Buch von John Boyne, Werner Löcher-Lawrence

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Cyril Avery

Seit seiner Geburt steht Cyril Averys Leben unter einem ungünstigen Stern. Als uneheliches Kind hat er nämlich keinen Platz in der konservativen irischen Gesellschaft der 1940er Jahre. Ein exzentrisches Dubliner Ehepaar nimmt ihn in die Familie auf, doch auch dort findet er nicht das Zuhause, nach dem er sich sehnt. In dem katholischen Jungeninternat, auf das sie ihn schicken, lernt er schließlich Julian Woodbead kennen und schließt innige Freundschaft mit ihm. Bis er mehr für den rebellischen Lebemann zu empfinden beginnt und auch dieser Halt für ihn verloren geht. Einsam und verzweifelt verlässt Cyril letztendlich das Land – ohne zu wissen, dass diese Reise über Amsterdam und New York ihn an den Ort führt, nach dem er immer gesucht hat: Heimat.
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Bewertungen

Cyril Avery wurde insgesamt 21 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,4 Sternen.

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Meinungen

  • Erster Teil Kindheit/Jugend schwach, dann sehr guter Roman eines Lebens.

    javaline

  • Eines meiner Jahreshighlight 2021

    Pinguinchen

  • Halber Stern Abzug für die enthaltenen Fehler, die zum Großteil vermutlich der deutschen Übersetzung geschuldet sind.

    Canach

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Cyril Avery

    Autor: John Boyne
    Titel: Cyril Avery
    Seiten:
    ISBN:
    Verlag: Piper
    Übersetzer: Werner Löcher-Lawrence
    Autor:
    John Boyne wurde 1971 in Dublin geboren und ist ein irischer Schriftsteller. Nach der Schule studierte er Englische Literatur am Trinity College in Dublin, sowie Kreatives Schreiben in Norwich. Zahlreiche seiner Romane wurden ins Deutsche übersetzt, bekannt wurde er einer größeren Menge mit "Der Junge im gestreiften Pyjama" (2006), welcher zudem verfolt wurde. Boyne nimmt sich in seinen Romanen und Kruzgeschichten immer wieder gesellschaftlichen und kontroversen Themen an und war 2013 Jurymitglied im Kinder- und Jugendprogramm für "Das außergewöhnliche Buch" beim Internationalen Literaturfestival Berlin. Seine Werke wurden in über 46 Sprachen übersetzt. Boyne lebt in Dublin.
    Inhalt:
    Schon vor seiner Geburt steht Cyril Averys Leben unter einem ungünstigen Stern. Als uneheliches Kind hat er keinen Platz in der konservativen Gesellschaft Irlands der 1940er Jahre. Ein exzentrisches Dubliner Ehepaar nimmt ihn bei sich auf, doch auch dort fühlt er sich nicht zu Hause. Bis eines Tages ein Junge im Hausflur steht - und mit ihm ein Abenteuer beginnt, das Cyril genau das finden lässt, wonach er immer gesucht hat: seinen Platz in dieser verrückten Welt. (Klappentext)
    Rezension:
    Irland war vor noch wenigen Jahrzehnten das Armenhaus Europas, in dem die katholische Kirche noch vor den staatlichen Politikern, mit all ihren veralteten Moralvorstellungen und Predigten das Sagen hatte und das Leben der Menschen, besonders in den Dörfern, bestimmte. Ohnehin zerrüttet durch die ständigen politischen Auseinandersetzungen, gab es nicht viel, woran sich die einfache Bevölkerung orientieren und halten konnte, doch die angespannte gesellschaftliche Situation ließ Abweichungen von der Norm nicht zu. John Boyne, einer der großen irischen Schriftsteller hat sich der Geschichte und vor allem den Wandel moralischer Vorstellungen angenommen und erzählt die Geschichte seines Heimatlandes und den gesellschaftlichen Wandel in großen Bildern.
    Erzählen kann der Autor, wie er in unzähligen Romanen, allen voran "Der Junge im gestreiften Pyjama" und "Der Junge auf den Berg" bewiesen hat und es ist eine Großtat, sich ebenso mit einem entscheidenden Aspekt der irischen geschichte auseinandergesetzt zu haben. Anhand des Protagonisten Cyril, der von der Mutter gezwungenermaßen weggegeben wird und bei Adoptiveltern aufwächst, die sich alles andere als solche verhalten, beschreibt Boyne die Leidensgeschichte derer, die nicht in das erzkonservative gesellschaftliche Bild passten, die katholische Kirche und Politik ihrer Bevölkerung aufzwangen.
    John Boyne, der sich in seinen anderen Erzählungen durchaus auf das Beschreiben von Coming-of-age-Situationen versteht, misslingt hier der erste Teil des Romans, in sofern, dass dieser verhältnismäßig blass bleibt. Frank McCourt hat dies in den Romanen, die er über seine Lebensgeschichte verfasst hat, besser verstanden, berichtete jedoch von tatsächlich Erlebten, während Boyne Geschichte erdenken musste. Dieser Funke springt jedoch nicht über, was dann erst im zweiten Teil passiert.
    Der Handlungsverlauf versteht sich erst im Mittelteil zu steigern, in einer Wucht, die den ersten Seiten nur am Anfang zu Gute kommt, dann jedoch eine ganze Weile abebbt. Doch, es scheint als habe der Autor erst nach mehreren hundert Seiten wirklich in die Geschichte eingefunden und so lohnt es sich für den Leser auch, durchzuhalten. Man ist gefangen von der Dynamik der Protagonisten, den Tragödien, kurzen Momenten des Glücks, bevor die Figuren dann wieder allzu hart auf den Boden der Tatsachen gedrückt werden.
    Damit allein hätte der Roman das Zeug zu einem Meisterwerk, alleine der Schluss zeigt, dass "Friede, Freude, Eierkuchen" und alle verstehen sich irgendwie, alle kommen miteinander aus oder machen eben ihren Frieden miteinander im wirklichen Leben zwar wünschenswert ist, aber wann passiert das schon so? Doch, nur in den wenigsten Fällen und gerade bei der bewegten Geschichte, die uns Boyne hier erzählt, nehme ich das ihn nicht ab. Eine Prise mehr Nachdenklichkeit, weniger Sentimentalität und eine Spur weniger Anlehnung an John Irving hätte der Handlung ganz gut getan. So ist es dennoch eine Geschichte mit Ecken und Kanten, die zwar nicht besonders aber dennoch irgendwie im Gedächtnis bleibt.
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  • Rezension zu Cyril Avery

    Cyril Avery kommt 1945 in Irland zur Welt, als Sohn einer unverheirateten Teenagermutter, die das Kind mit Hilfe einer "buckligen Redemptoristennonne", wie es im Buch so schön heißt, zur Adoption freigibt. Charles und Maude Avery, er ein etwas windiger Geschäftsmann, sie exzentrische Schriftstellerin, nehmen den kleinen Jungen bei sich auf, dem es fortan an Materiellem nicht mangelt, doch ein liebevolles Zuhause ist es nicht, das er dort findet. Insbesondere sein Adoptivvater lässt keine Gelegenheit aus, zu betonen, dass Cyril ja kein echter Avery sei.
    Als Cyril sieben Jahre alt ist, lernt er den gleichaltrigen Julian kennen, Sohn eines englandtreuen Politikers, der ihn mit seiner unverblümten Art und seinem Charme unglaublich fasziniert und für den zurückhaltenden Cyril zum großen Vorbild wird.
    Mit der Zeit spürt Cyril zu seiner großen Verwirrung, dass er sich zu Männern hingezogen fühlt. Sein heimlicher Schwarm ist Julian, doch der entwickelt sich zum Frauenhelden, und außerdem sind solche Gefühle im erzkatholischen Irland nicht nur tabu, sondern schier undenkbar. Es dauert lange, bis Cyril mit sich selbst einigermaßen im reinen ist, und der Weg dorthin ist mit großen Fehlern und Zweifeln gepflastert.
    In Sieben-Jahres-Schritten begleiten wir Cyril Avery durch sein Leben. Er hat es von Anfang an nicht leicht gehabt, trotz seiner wohlhabenden Adoptivfamilie, und als er sich mit dem Erwachen seiner Sexualität eingestehen muss, schwul zu sein, wird alles noch schwieriger für ihn.
    Man könnte ihn manchmal schütteln, wenn er spürbar falsche Entscheidungen trifft oder selbst nahestehenden Menschen gegenüber unehrlich ist, doch im Kontext der Zeit und des Umfelds wird auch klar, warum er nicht anders kann (oder nicht anders zu können glaubt).
    Letztendlich macht er ähnliche Erfahrungen wie seine leibliche Mutter. Verständnis oder wenigstens etwas Barmherzigkeit suchen Homosexuelle im damaligen Irland genauso vergeblich wie ledige Mütter. Bigotterie, Engstirnigkeit und blinder Gehorsam gegenüber der Kirche lassen die meisten Menschen jegliche Nächstenliebe aus den Augen verlieren oder sie an sehr eng gesteckte Bedingungen knüpfen.
    Man spürt in vielen Szenen die Wut, die der Autor - selbst homosexuell und in Irland aufgewachsen - angesichts des unsäglichen Umgangs mit seinesgleichen empfindet. Zu Beginn wirkt vieles extrem plakativ, fast schon karikaturhaft, was für mich zunächst die Aussage des Buches zu schmälern drohte, bis ich über die Widmung des Buches, "Für John Irving", nachgedacht habe, der ja auch gerne mal etwas dicker aufträgt, ohne dass es dem Gesamteindruck Abbruch tut. Von da an konnte ich manche Überzeichnung besser hinnehmen, und schließlich wurde die Darstellung mit der Zeit auch realistischer.
    Der eine oder andere Zufall mag zwar dennoch etwas zuviel des Guten sein, gestört hat es mich dann aber nicht mehr, vor allem, weil Boyne die Entwicklung des Umgangs mit Homosexualität in Irland und anderswo durch die Brille von Cyril Avery so eindrücklich schildert und man irgendwann nicht mehr anders kann als mitzufühlen, auch wenn Hollywood ab und an ordentlich grüßen lässt.
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  • Rezension zu Cyril Avery

    Klappentext:
    Seit seiner Geburt steht Cyril Averys Leben unter einem ungünstigen Stern. Als uneheliches Kind hat er nämlich keinen Platz in der konservativen irischen Gesellschaft der 1940er Jahre. Ein exzentrisches Dubliner Ehepaar nimmt ihn in die Familie auf, doch auch dort findet er nicht das Zuhause, nach dem er sich sehnt. In dem katholischen Jungeninternat, auf das sie ihn schicken, lernt er schließlich Julian Woodbead kennen und schließt innige Freundschaft mit ihm. Bis er mehr für den rebellischen Lebemann zu empfinden beginnt und auch dieser Halt für ihn verloren geht. Einsam und verzweifelt verlässt Cyril letztendlich das Land – ohne zu wissen, dass diese Reise über Amsterdam und New York ihn an den Ort führt, nach dem er immer gesucht hat: Heimat. (von der Piper-Verlagsseite kopiert)
    Zum Autor:
    John Boyne, geboren 1971 in Dublin, ist einer der renommiertesten zeitgenössischen Autoren Irlands. Seine Bücher wurden in mehr als vierzig Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Der internationale Durchbruch gelang ihm mit seinem Roman »Der Junge im gestreiften Pyjama«, der in vielen Ländern auf den Bestsellerlisten stand und von der Kritik als »ein kleines Wunder« (The Guardian) gefeiert wurde. (von der Piper-Verlagsseite kopiert)
    Allgemeine Informationen:
    Originaltitel: The Heart’s Invisible Furies
    Erstmals erschienen 2017 bei Doubleday, London
    Aus dem Englischen übersetzt von Werner Löcher-Lawrence
    John Irving gewidmet
    Chronologie Erzählung in 7-Jahres-Schritten von 1945 bis 2015
    Ich-Erzählung
    3 Teile + Epilog
    733 Seiten
    Meine Meinung:
    Anhand des Lebens seines Protagonisten entrollt Boyne die Geschichte Irlands ab der Mitte des 20. Jahrhunderts bis heute und zwar mit der von der katholischen Kirche, ihrer Doppelmoral und ihren restriktiven Geboten bestimmten Gesellschaft im Fokus. Cyril Avery, das unehelich geborene und von niemandem geliebte Kind, entdeckt seine Homosexualität und führt als junger Erwachsener am Tag das geordnete Leben eines korrekten Bürgers und treibt sich nachts in dunklen Parks und Hinterhöfen herum, um seine sexuellen Begierden zu stillen. Erst als er England verlässt und nach Amsterdam, später nach New York zieht, kann er seine Veranlagung offen zeigen und findet einen Partner. Bis Aids, als „Schwulenseuche“ geächtet, neue Vorurteile schürt.
    Das Buch beginnt mit einer seiner stärksten Szene: Catherine wird vom Father ihrer Gemeinde im Gottesdienst an den Pranger gestellt, mit Gewalt aus Kirche und Dorf vertrieben. Kein lautes Wort der Kritik an Kirche oder Katholizismus, sondern lediglich eine erzählte Situation mit ironischen Untertönen. Auch Catherines Mut und ihre Fähigkeit, sich mit Schläue und Warmherzigkeit durchzubeißen, gefallen.
    Cyril wächst als Adoptivsohn des erfolgreichen Charles Avery, der sich für seine Steuerhinterziehungen vor Gericht verantworten muss, und seiner Ehefrau Maude, einer ketterauchenden Schriftstellerin, zwar äußerlich behütet, aber lieblos auf.
    Die erste große Wendung bringt Julian in Cyrils Leben; er wird sein bester Freund, seine große unerwiderte Liebe und seine große Verzweiflung.
    Julians Geplapper über Sex, die Frauen, die er schon nackt gesehen hat, und seine Vorfreude auf Geschlechtsverkehr würden ihn als pubertär darstellen; tatsächlich ist der Junge erst sieben Jahre alt.
    Hier kommt zum ersten Mal der Verdacht auf, dass John Irving in etlichen Szenen Pate gestanden hat. Denn auch Cyrils Adoptiveltern wirken, als wäre sie einem Irving-Roman entsprungen: Skurril am Rande der Überzeichnung. Dick trägt Boyne auch in der Szene auf, in der Charles die Geschworenen seines Prozesses zwecks Bestechung zum Essen einlädt; nah am Slapstick wie man es auch von Irving kennt.
    Auch drei merkwürdige Todesarten, stets eingefügt, wenn Cyril kurz vor einem Coming-Out oder einer Entdeckung steht, erscheinen wie dem Irving’schen Kosmos entlehnt.
    Entspannend wirken die Amsterdamer Episoden; Cyril scheint angekommen und mit sich versöhnt. In New York, wohin er wegen der Arbeit seines Lebenspartners umzieht, wird er mit dem Beginn der Aids-Epidemie konfrontiert.
    Es scheint Boyne sehr wichtig, die Krankheit als universale Gefahr darzustellen, mit der man sich unabhängig von der sexuellen Präferenz anstecken kann. – Hierin stellt er sich Irving zur Seite, der in „In einer Person“ die Krankheit und die Ignoranz der amerikanischen Regierung darstellt, auch wenn sie dort vor allem schwule Männer trifft.
    Die Verteilung der Figuren, wie sie Cyril begleiten und in verschiedenen Stationen seines Lebens immer mal wieder auftauchen, gelingt Boyne sehr gut. Kein merkwürdiger Zufall, keine gedrechselte Konstruktion, sondern Zusammentreffen wie im realen Leben. Dass Cyril in besonderen Situationen seines Lebens immer wieder auf seine Mutter trifft, weiß der Leser, er selbst oder die Mutter ahnen es nicht. Ein kleiner Kniff, der aber für eine unterschwellige Spannung sorgt und darauf warten lässt: Wann endlich …?
    Boyne kann hervorragend schreiben, er unterhält, das Kopfkino läuft ab der ersten Zeile, doch es bleibt die Frage, ob er in diesen Roman nicht zu viele Probleme angerissen und auch seine Figuren mit Schicksalsschlägen überfrachtet hat.
    Was klar zum Ausdruck kommt: Dass sich das gesellschaftliche Bild der Homosexualität in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht nur in Irland gewandelt hat, dass aber die alten Vorurteile immer noch durch die Lande geistern.
    Was Cyril angeht, erweist Boyne sich beim Schluss wieder als Meister des halboffenen Endes: Man weiß, was mit dem Protagonisten passieren wird, es braucht also nicht explizit geschildert zu werden. Alles andere um ihn herum endet beinah unerträglich happy.
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Ausgaben von Cyril Avery

Hardcover

Seitenzahl: 736

Taschenbuch

Seitenzahl: 736

E-Book

Seitenzahl: 751

Cyril Avery in anderen Sprachen

  • Deutsch: Cyril Avery (Details)
  • Englisch: The Heart's Invisible Furies (Details)

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