Was vom Tage übrigblieb

Buch von Kazuo Ishiguro, Hermann Stiehl

Bewertungen

Was vom Tage übrigblieb wurde insgesamt 83 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,3 Sternen.

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Meinungen

  • Tolles Buch! Schöne Sprache, ein Leckerbissen!

    Libby

  • Die very britishe Version eines gescheiterten Charakters, der auf einmal die Sinnhaftigkeit seines Lebens bezweifelt.

    Lavendel

  • Ein fantastisches Leseerlebnis - tragisch, komisch, sentimental, nachdenklich, kitschig, very british und so vieles mehr

    Mojoh

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Was vom Tage übrigblieb

    Auch ich war von dem Roman restlos begeistert. Vieles wurde ja bereits gesagt, und ich möchte nur nochmals hervorheben, was mir so gut gefiel:
    Wie toll es der Autor geschafft hat, den Butler darzustellen, wurde ja mehrmals erwähnt. Die stilbewusste Sprache, die etwas umständlichen Sätze - das habe ich sehr gerne gelesen. Zudem finde ich die Darstellung des Menschen, der sein ganzes Leben in den Dienst einer Aufgabe stellt, durchaus nachvollziehbar. @Sarange schrieb von Ausbeutung in manchen Arbeitsverhältnissen. Mag sicherlich stimmen, auch wenn die Freiwilligkeit / Motivation hier dann etwas anders läge.
    Ich denke eher u.a. an Forscher, die aus innerem Antrieb ein Ziel verfolgen, bspw Heilmittel gegen Krebs. Ein Leben lang Überstunden, Rückschläge, Kindergeburtstage verpassen, um Forschungsgelder aufzutreiben, oder sowas ähnliches - und die dann doch ihr selbstgestecktes Ziel verfehlen. Von daher konnte ich recht gut einen aktuellen Bezug erkennen. Jeder Mensch hat doch ein Ziel, manche investieren mehr Zeit darauf als andere, ordnen sich vielleicht komplett dem Ziel unter, bis zur Selbstaufgabe, und erkennen dann irgendwann, dass sie dadurch vieles verpasst haben. Ein spannendes Thema!
    Eine andere Eigenheit des Romans fand ich klasse, und wurde bisher eher indirekt, unterschwellig erwähnt: nämlich die narrative Unzuverlässlichkeit des Erzählers. In den meisten Romanen kann man als Leser dem Erzähler alles glauben, was so geschildert wird. Aber hier erzählt Einer, und als Leser merkt man ganz allmählich, dass die Dinge vielleicht auch anders liefen. Stevens bleibt ja bis zum Schluss Lord Darlington treu und verliert kein schlechtes Wort über ihn. Auch an der distanzierten Beziehung zu Miss Kenton zweifelt man erst nach und nach, als Stevens Vermutungen über Gefühlsregungen anstellt, aber teilweise auch wieder verwirft. Und diese "subjektiven Schilderungen" sind ja nicht mal beabsichtigte Lügen, sondern zeigen nur Stevens Selbstbetrug. Und diese Abweichung zwischen Stevens Schilderungen und der "Realität" mit nur einem einzigen Erzähler abzubilden, das empfinde ich als ganz große Erzählkunst!
    Und auch den Schluss fand ich sehr passend. Da ist kein Zusammenbruch und Drama. Stevens bleibt äußerlich gefasst, er bewahrt Haltung und Würde und ist damit ein konsistenter, glaubwürdiger Charakter bis zum Ende.
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  • Rezension zu Was vom Tage übrigblieb

    Dank Eurer Rezensionen und Kommentare bin ich auf diesen Autor aufmerksam geworden und habe mir gleich mal drei Bücher (in Französisch) von ihm bestellt.
    Soeben habe ich dieses Buch beendet und möchte mich den positiven Aussagen anschliessen.
    Es war ein ruhiges Buch mit angenehmer Sprache und einem interessanten Thema. Ich fand es erstaunlich, wie Stevens in seinem Beruf bzw. seiner Berufung aufgeht. Er gibt einfach Alles, um ein « würdiger » Butler zu sein. Ich fand die Geschichte schlichtweg ergreifend und auch bezaubernd. Die Beschreibung des Protagonisten und seine ganzen Erinnerungen, die uns durch das ganze Buch begleiten, finde ich sehr gelungen.
    Obwohl ich mich nie viel für Geschichte und Politik interessiert habe, konnte ich mit diesem Buch gut in die Epoche der Zwanziger und Dreissiger Jahre eintauchen.
    Den Beruf des Butlers/Dieners finde ich irgendwie fast ein bisschen abwertend, obwohl er in meinen Augen grossen Respekt verdient. Stevens hatte ja absolut kein Privatleben. Ich glaube, bis zu seinem Ausflug mit dem Ford seines « Herren », hat er noch nie Urlaub gemacht, ausser den normalen freien Tagen, die er wahrscheinlich auch nur in und um Darlington Hall verbracht hat. Irgendwie fehlt ihm eine gewisse Lebensfreude.
    Ein schönes, interessantes, aber auch ein bisschen trauriges Buch. Diese 268 Seiten hätte ich normalerweise an ein bis zwei Abenden ausgelesen, aber ich habe sie lieber in kleinen Dosen genossen, verteilt auf fünf gemütliche Lese-Abende.
    Ich freue mich schon auf die nächsten Bücher von Kazuo Ishiguro und geben diesem hier
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  • Rezension zu Was vom Tage übrigblieb

    Bloss gut das dieses Buch nicht genau so lange auf meinem Stabel ungelesener Bücher gelegen hat, wie auf meiner WuLi. Ein Buch ganz nach meinen derzeitigen Geschmack. Ruhig, fast ein bisschen langweilig, aber doch mit einer solcher Aussagekraft das man so gar nicht möchte das es irgendwann zu Ende geht. Bei der Begegnung Stevens und das "einfache Volk" von Moscombe hätte ich Stevens am liebsten geschüttelt und gesagt: "Aufwachen, es gibt auch noch ein Leben ausserhalb deiner Mauern von Darlington Hall!" Nur weil er Butler ist muss er sich doch auf der einen Seite nicht schämen vor den Leuten bzw. sie doch nicht als kleine Leute sehen.
    […]
    Auf der einen Seite JA, auf der anderen Seite würde ich es nicht ganz so krass ausdrücken wollen. Sondern eher ein Mensch der nicht aus seiner Haut kann, der sich immer nur unterordenen möchte ohne viel Stress im Leben zu haben, um seine eigene Meinung verteidigen zu müssen.
    […]
    […]
    Marie und mofre haben es hier schon sehr gut ausgedrückt was ich auch beim lesen empfunden habe. Ein Buch was man unbedingt gelesen haben sollte, auch wenn es mal wieder von seinen ruhigen Tönen lebt, aber gerade diese schaffen ein Atmoshäre die man sich nicht anziehen kann.
    ich vergebe
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  • Rezension zu Was vom Tage übrigblieb

    Stevens, zeitlebens mit Leib und Seele Butler gewesen, geht zum ersten Mal auf Reisen. Sein neuer Arbeitgeber hat ihm, sehr zu seinem Erstaunen, für ein paar Tage sein Auto geliehen, und nun ist er auf dem Weg nach Cornwall, um dort Miss Kenton zu treffen, die vor langer Zeit auf Darlington Hall zu seinen Mitarbeitern gehörte.
    Mit Miss Kenton verband ihn seinerzeit eine ziemlich spezielle Beziehung. Die selbstbewusste, aufgeschlossene junge Frau, die sich nie gescheut hat, ihrer Meinung Ausdruck zu verleihen, und der pflichtbewusste, disziplinierte, stets auf Loyalität und Diskretion bedachte Stevens sind häufig aneinandergeraten, und doch hat Stevens sie sehr vermisst, als sie Darlington Hall verließ, um zu heiraten.
    Während er mit Mr. Farradays Ford über Land fährt und sich immer wieder mit der "ganz normalen" Bevölkerung konfrontiert sieht - Begegnungen, die für ihn völliges Neuland sind - erinnert er sich an die alten Zeiten, als Lord Darlington noch lebte und in seinem Haus hochrangige Besucher empfing, sinniert über den Beruf des Butlers im Wandel der Zeit und lässt Konfliktsituationen Revue passieren.
    So ganz wohl ist ihm ja nicht bei der Erinnerung an Augenblicke, in denen er sich vielleicht nicht ganz richtig verhalten hat. Es ist ihm unangenehm, über Gefühle zu sprechen oder auch nur nachzudenken, weil er offenbar nie gelernt hat, sie zuzulassen, von Anfang an hat er hinter einer Maske der korrekten Professionalität gelebt. Darum fühlt er sich jetzt "draußen" in der Welt auch sichtlich fremd. Flotter Smalltalk, alltagspraktisches Denken und auf das eigene Herz zu hören sind Dinge, die ihm ziemlich schwerfallen.
    Kazuo Ishiguro schafft es hervorragend, sich in diese Figur hineinzuversetzen. Allein schon die wohlgesetzten Worte, die eloquenten, aber ein wenig umständlichen Sätze, in denen sich Stevens ausdrückt, sagen sehr viel über sein Wesen aus und passen perfekt zu diesem Butler wie aus dem Lehrbuch, der sich auf einmal damit konfrontiert sieht, dass die wohlgeordnete Gesellschaft, in der er sich so gut ausgekannt hat, sich inbesondere nach dem 2. Weltkrieg stark verändert hat.
    Stevens mag steif und etwas sperrig wirken und sich manchmal unverständlich verhalten, und doch ist er auf eine leise und ein bisschen traurige Art ein sympathischer Protagonist, dem man am Ende von Herzen wünscht, er möge doch noch lernen, ein wenig lockerer zu werden.
    Ein schönes, kleines Buch mit einer ganz besonderen Atmosphäre, in dem auf nur etwa 250 Seiten sehr viele spannende Themen angesprochen werden.
    (Ich habe das englische Original gelesen und die Sprache sehr genossen.)
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  • Rezension zu Was vom Tage übrigblieb

    Das Buch hat mir mal wieder bewiesen, dass man nicht unbedingt zunächst die Verfilmung sehen und dann die Vorlage lesen sollte. Schon gar nicht, wenn man die Verfilmung nahezu mitsprechen kann, wie es bei mir der Fall ist.
    Nicht, dass es das Werk schmälert, aber der Film ist schlichtweg etwas flüssiger, weniger sprunghaft und ich finde, er stellt die Beziehung von Stevens zu Mrs. Kenton in ein deutlich bedeutenderes Licht als das Buch es tut. Dort wird einem ja eigentlich erst auf den letzten 50 Seiten die Tragweite dieser Beziehung bewusst, während im Film mehr oder minder schnell klar ist, wo die Reise hingeht. Was für sich genommen sicherlich seinen Reiz hat - nur eben nicht, wenn man bereits weiß, worauf es hinauslaufen wird
    Insgesamt fasziniert mich die Geschichte nach wie vor sehr. Zum einen als Bild der Zeit und der (damaligen) englischen Denkweise, zum anderen eben durch die Geschichte von Mr Stevens, die zeigt, dass die Grenzen zwischen einem guten Diener und Selbstaufgabe eben leider fließend sind. Letzteres ist für mich immer ein bisschen Warnung neben der handelsüblichen Tragik eines Romans und der sich einstellenden Betroffenheit. Schon allein deshalb wird mich diese Erzählung wohl nie ganz loslassen.
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Rezensionen zum Hörbuch

  • Rezension zu Was vom Tage übrigblieb

    Stevens dient als Butler in Darlington Hall. Er sorgt für einen tadellosen Haushalt und ist die Verschwiegenheit in Person: Niemals würde er auch nur ein Wort über die merkwürdigen Vorgänge im Herrenhaus verlieren. Er stellt sein Leben voll und ganz in den Dienst seines Herrn. Auch die vorsichtigen Annäherungsversuche von Miss Kenton, der Haushälterin, weist er brüsk zurück. Viele Jahre lang lebt ergeben in seiner Welt, bis ihn eines Tages die Vergangenheit einholt. Das kritische Portrait einer von Klasse und Hierarchien geprägten Gesellschaft und eine bittersüße Liebesgeschichte, erzählt von einem, der seinen Stand nie hinterfragt und der nie auch nur geahnt hat, dass er liebte. (Amazon)
    Der Roman - der als stille und vermeintlich unspektakuläre Erzählung daher kommt - handelt vom Leben des Butlers Stevens, der auf dem englischen Landsitz Darlington Hall über viele Jahrzehnte hinweg seinen Dienst verrichtet. Die Geschichte startet im Jahre 1956 und wird aus Sicht von Stevens im Rückblick erzählt.
    Lord Darlington ist, wie man erfährt, bereits vor einigen Jahren verstorben, seine Ländereien und das herrschaftliche Gebäude an einen reichen Amerikaner namens Farraday verkauft. Die Anzahl der Bediensteten wurde erheblich zusammen gestrichen, so dass Butler Stevens sich nun unter völlig anderen Voraussetzungen daran machen muss den Betrieb am Laufen zu halten, als er dies in den vielen Jahren zuvor gewohnt war. Überhaupt tut er sich schwer damit, mit der so völlig anderen amerikanischen Lebensweise zurecht zu kommen, die nun in Darlington Hall Einzug gehalten hat.
    Als sein neuer Dienstherr nun für fünf Wochen in seine amerikanische Heimat zurück reist, gibt er Stevens während diese Zeit Gelegenheit, selber einmal Urlaub zu machen und ein wenig durch England zu reisen um die Gegend, Land und Leute zu erkunden. Großzügig überlässt er seinem völlig überraschten Butler auch noch seinen Wagen und kommt sogar für die Benzinkosten auf.
    Stevens nutzt diese Gelegenheit dazu, nach Cornwall zu reisen, um die ehemalige Haushälterin Miss Kenton zu besuchen, von der er vor einiger Zeit einen Brief erhalten hat, der ihn beunruhigt: Sie scheint in ihrer Ehe unglücklich zu sein und ihren Mann verlassen zu haben. Stevens kommt auf die Idee, Miss Kenton zurück nach Darlington Hall zu holen, um auf diese Methode das dortige Personalproblem besser in den Griff zu bekommen.
    Auf dieser sechstägigen Reise nun lässt Stevens den Hörer teilhaben, an seinen Gedankengängen bezüglich Ereignissen aus längt vergangenen Zeiten und immer und immer wieder geht es auch um die - für ihn so unwahrscheinlich wichtigen Frage - was einen guten und würdevollen Butler eigentlich auszeichnet.
    Kazuo Ishiguro zeichnet mit feinem Stift das Porträt eines Mannes, der in völliger Selbstaufgabe und zutiefst loyal seinem Dienstherren gegenüber, seine eigenen Bedürfnisse hinsichtlich des Lebens, nicht nur verdrängt, sondern komplett ausblendet. Stevens ist Butler durch und durch, bereits sein Vater - ebenfalls Butler - hat ihm diese Lebenseinstellung genau so vorgelebt. So kommt Stevens scheinbar noch nicht mal auf die Idee Dinge und Handlungen zu hinterfragen. Nicht mal dann, als Lord Darlington ganz offensichtlich in den 20er und 30er Jahren mit den Nazionalsozialisten und Hitlers Machenschaften in Deutschland liebäugelt. Stevens erlaubt sich kein Urteil darüber, ob die Einstellungen, Entscheidungen und Handlungsweisen des Lords richtig, oder moralisch zumindest fragwürdig erscheinen. Vielmehr versteht er seine absolute loyale Haltung seinem Dienstherren gegenüber als Zeichen für seine eigene Würde, die einen guten Butler in seinen Augen nun mal auszuzeichnen hat.
    In seiner blinden Naivität und Gefolgstreue bemerkt er nicht mal, dass Miss Kenton ihn liebt und nur aufgrund seines Diensteifers, dem er alles andere unterstellt, Darlington Hall verlässt um einen anderen Mann zu heiraten.
    Zu Beginn des Hörbuchs geriet ich kurzfristig in Versuchung, abzubrechen und mich einer anderen Lektüre zuzuwenden. Viel zu langatmig, hölzern und sperrig erschien mir die Erzählung. Bis ich - nicht zuletzt Dank des wirklich großartigen Sprechers Gert Heidenreich - erkannte, dass genau dies den eigentlichen Charme der Geschichte überhaupt erst ausmacht. Die Art und Weise wie er das Buch vorlas, passte in meinem Kopfkino absolut mit jenem Bild eines Butlers überein, wie ich ihn durch Stevens verkörpert sah.
    Stevens ist eine zutiefst tragische Figur, die definitiv mein Mitleid erregt hat. Möglich, dass Kazuo Ishiguro ihn etwas überspitzt gezeichnet hat, aber genau dadurch wird dem Hörer die Tragweite seines Scheiterns in vollem Umfang bewusst. Und ganz sicher regt diese Geschichte zum Nachdenken und Vergleiche ziehen mit dem eigenen Leben an. Denn am Ende des Lebens muss ein jeder von uns sich fragen, was von seinem Tage (im übertragenen Sinne) übrig geblieben ist ....
      
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Ausgaben von Was vom Tage übrigblieb

Taschenbuch

Seitenzahl: 320

Hardcover

Seitenzahl: 288

E-Book

Seitenzahl: 321

Hörbuch

Laufzeit: 00:08:51h

Was vom Tage übrigblieb in anderen Sprachen

  • Chinesisch: The Remains of the Day (Details)
  • Deutsch: Was vom Tage übrigblieb (Details)
  • Englisch: The Remains of the Day (Details)
  • Französisch: Les Vestiges Du Jour (Details)

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