Nur nicht unsichtbar werden

Buch von Nuala O'Faolain, Renée Zucker

  • Kurzmeinung

    drawe
    Eine hingeschriebene Lebensgeschichte, ohne Struktur, ohne Erläuterungen - mir war's zu chaotisch.

Bewertungen

Nur nicht unsichtbar werden wurde insgesamt 12 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,1 Sternen.

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Meinungen

  • Eine hingeschriebene Lebensgeschichte, ohne Struktur, ohne Erläuterungen - mir war's zu chaotisch.

    drawe

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Nur nicht unsichtbar werden

    Nach über zehn Jahren habe ich die Tage Nuala O'Faolains Erstlingswerk noch einmal gelesen.
    Nuala O'Faolain hat von jung auf gegen ihr Leben, wie man es im erzkatholischen Irland für Frauen vorgesehen hat, rebelliert: Heirat, Kinder und männliche Gewalt. Immer wieder hat sie Affären und sie sucht Trost im Alkohol. Erst in der Beziehung mit Nell (die Journalistin Nell McCafferty) entdeckt sie mit ihr zusammen eine neue Welt.
    Elke Heidenreich hat gefragt: "Warum habe ich mich nie getraut, etwas Ähnliches zu schreiben?"
    Und Frank McCourt (ebenfalls ein irischer Schriftsteller) meint: "Man möchte, dass das Buch nie aufhört. Und man ahnt, dass hier der wahre Wein des Lebens gereicht wird."
    Beim ersten Lesen des Buches hat es mir, trotz des ernsten Themas, einfach wunderbar gefallen. Gewalt in der Familie ist nicht gerade etwas, was man gerne liest und noch viel schwieriger ist es - wie ich weiß - aus eigener Erfahrung darüber zu schreiben. Dieses Thema - auch wenn es hier im Buch aus einer früheren Zeit erzählt wird - muss unbedingt viel öffentlicher gemacht werden.
    Als Kind ist man in so einem Elternhaus völlig hin- und hergerissen. Man liebt doch die Eltern. Gleichzeitig hat man wahnsinnige Angst, wie Nuala O'Faolains jüngster Bruder in einem Brief schrieb:
    "'Ich liebte meine Mutter und verehrte meinen Vater, als ich ein Junge war', schrieb er mir in einem Brief, der unsere ganze Verwirrung zusammenfasste. 'Sie waren Mutter und Vater für uns, ein Kind kann das gar nicht anders sehen. Auch wenn ich mir vor Angst in die Hose gemacht habe, wenn er besoffen nach Hause kam und auf Mutter einprügelte. Ihre Hilfeschreie waren herzzerreißend, und ich verkroch mich in eine Kommodenschublade...'"
    Dabei hat sich der Vater einfach geweigert, Vater zu sein. Die Söhne waren mit all den Problemen auf dem Weg zum Erwachsenwerden, auf sich gestellt. Der eine ging in die British Army, um ihn zu beeindrucken. Einer machte gar keinen Ärger, vergeudete mit Jobs, die ihm nichts abverlangten, Jahre seines Lebens. Den Jüngsten schickten die Eltern zu Nuala O'Faolain nach London. Als die Mutter ihn aufs Schiff brachte, war sie betrunken, der Vater war noch nicht mal da.
    In den Internaten mussten die Mädchen alles, was sie über Körper gelernt haben, vergessen. Doch ihr Schicksal war "von einer Ehe und nicht etwa von Bildung bestimmt". Davon, was für einen Mann sie bekamen. Um aber einen zu kriegen, mussten sie mit einem gehen. "Deshalb waren die wichtigen Dinge des Lebens - das Karrierehandwerkszeug - Manieren, Figur, Kleider und sorgfältig dosierte kleine Freiheiten, die man diesem oder jenem Mann erlaubte."
    In der Öffentlichkeit wurden die Gefühle, die Schulmädchen haben, immer lächerlich gemacht. Doch alle emotionalen Erfahrungen bauten auf ihnen auf, "die für das ganze Leben so entscheidend sind. Sie waren nicht bloß ein Ersatz für all das, was wir mit Jungen getan hätten, wenn wir nicht auf dem Internat gewesen wären - das vermuteten nämlich die Männer immer."
    In den 1970er Jahren (Nuala O'Faolain ist in den 30er Jahren) nahm sie an Frauendemonstrationen teil. Doch man hätte sie nicht fragen dürfen, warum. Die Antwort wäre: Für die anderen Frauen. Sie hatte einen tollen Job. Es kam ihr nicht in den Sinn, sich selbst infrage zu stellen. Wenn es dann mal klickte, konnte sie überall in der Gesellschaft Sexismus sehen. "Aber mir war überhaupt nicht bewusst, mit welchem Nachdruck ich die Verantwortung für mein persönliches Glück regelmäßig den Männern zuschob."
    In einer Rezension schrieb eine Leserin, dass sie das Buch beim jahrelang späteren Lesen nicht mehr so toll fand. Weil die Autorin sich selbst für ihren Beruf hochgeschlafen haben soll. Schade. Aus heutiger Sicht lässt sich natürlich gut urteilen, wie Menschen sich früher verhalten haben. Zudem hat Nuala O'Faolain ihre eigenen Irrtümer oder Fehler nicht verheimlicht. Als aufmerksame Leserin kann ich da sehr gut zwischen den Zeilen lesen.
    Nach der Trennung von Nell (die Beziehung dauerte gut fünfzehn Jahre) füllte das Erscheinen dieses Buches die Leere in Nuala O'Faolains Leben, die garantiert gekommen wäre. Auf Anhieb landete es auf der Bestsellerliste. Fremde Menschen umarmten sie auf der Straße, liefen in den nächsten Buchladen, um sich ihr Buch signieren zu lassen. Sie erhielt Leserbriefe aus aller Welt: von Männern, doch vor allem von Frauen. Frauen, die aus ihrem Leben erzählten. Vom Mann, der fremdging, sie aber bliebe, weil sie kein Geld hatte und wegen der Kinder, die beide Elternteile haben sollten. Eine siebzigjährige Großmutter schrieb: "Sie haben die Aufgabe, das auszusprechen, was wir, die wir uns nicht artikulieren oder von zu Hause aus zögerlich sind, fühlen und denken."
    Eine junge Frau schrieb: "...eine obskure Scham darüber, weiblich zu sein - was ich noch nicht mal wusste, dass ich es so empfinde -, löst sich langsam...". Die meisten Frauen schrieben darüber, dass sie schon längst keine brennende Leidenschaft mehr erwarten, sie aber schon mal zufrieden wären, wenn man ihnen ehrliches Interesse entgegenbringen würde. Stattdessen müssen sie nur funktionieren. Eine Frau Schrieb: "Ich habe Angst, in den Spiegel zu schauen, in dem ich meinen Vater, den Wahnsinn oder die Leere erblicke."
    Was war das für ein Leben für die Frauen. Und es waren keine Einzelfälle, so funktionierte die Gesellschaft. Als kleine Mädchen wurden sie geschlagen, ebenso als Frauen. Niemand brachte ihnen echtes Interesse entgegen. Oft zieht es sich durch die Generationen. Glücklich die Frau, die es schafft, aus der Spirale auszubrechen. Aber was für ein Kampf ist das zumeist.
    An der Übersetzung scheint es manches Mal zu hapern, da liest sich einiges nicht rund. Das ändert aber nichts an dem Inhalt des Buches, der es in sich hat und der heute noch so aktuell ist wie damals.
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  • Rezension zu Nur nicht unsichtbar werden

    Habe ich jemals so eine schlechte Autobiographie gelesen?
    Die Chronologie ist oberflächlich eingehalten, aber die Autorin springt andauernd zu Erlebnissen, die sie mit dem assoziiert, was gerade Thema ist.
    Was man erfährt: Die Mutter, die insgesamt neun Kinder geboren hat, war Alkoholikerin, der Vater sowohl beruflich als auch mit andern Frauen ständig unterwegs. Nuala erhoffte sich von einem der unzähligen Männer, mit denen sie Affären hatte, dass er sie heiratet, denn nichts anderes konnte man als Frau in Irland in den 50er Jahren vom Leben erwarten. Der restriktive Katholizismus und das patriarchalische Gesellschaftssystem taten ihr Übriges dazu.
    Dennoch studierte sie. Wie es dazu kommen konnte, wurde nicht klar, denn im Buch erzählt sie nur von Aufnahmeprüfungen, an denen sie nicht teilnimmt, vom Geld für Studiengebühren, das sie verliert, von Saufgelagen, durch die sie wichtige Termine verpasst.
    Ich erwartete von dem Buch, mehr über die Geschichte Irlands in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu erfahren, aber sie wird nur am Rande gestreift. Um Namen und Ereignisse richtig deuten zu können, muss man allerdings schon genauere Kenntnisse besitzen. Ja, man könnte sich informieren, daher möchte ich diesen Punkt nur außerhalb einer Kritik erwähnen.
    Seitenweise beschreibt O'Faolain Begegnungen, Treffen, Zusammenkünfte mit Kulturgrößen ihrer Zeit, vornehmlich Schriftstellern. Seitenweise Namen, Namen, Namen. Wollte man wirklich jeden einzuordnen, käme man vor lauter Googeln nicht zum Lesen. Insofern langweilte mich das Buch entsetzlich. Eine Autobiographie, die zu drei Vierteln aus irgendwelchen Berichten über Beziehungen zu irgendwelchen mehr oder weniger bedeutenden Leuten besteht, spricht mich nicht an.
    Sollte sie das Buch nur für sich selbst geschrieben haben, gut, in dem Fall mag es vielleicht wichtig sein, dass sie sich an all die Menschen, die in ihrem Leben eine Rolle spielten, erinnert. Dann frage ich mich aber: Wozu die Veröffentlichung?
    Marie
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Ausgaben von Nur nicht unsichtbar werden

Taschenbuch

Seitenzahl: 256

Besitzer des Buches 31

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