Rebecca Maly - Der Duft des weißen Salbei

  • 1859 Louisiana. Nachdem sie mehrere Jahre in einem Kloster zu einer jungen Dame herangezogen wurde, kehrt Anabell Arceneaux auf die heimische Plantage und zu ihrem Vater zurück, mit dem sie nicht gerade ein herzliches Verhältnis verbindet. Anabell kann sich weder mit der Sklavenhaltung anfreunden noch mag sie das Leben auf der Plantage. Als sie ihren alten Jugendfreund Lewis wiedertrifft und lieben lernt, verloben sich die beiden recht bald. Einige Monate wird die Familie von einigen Schicksalsschlägen heimgesucht, denn die Plantage wird sowohl von einem Feuer als auch durch den Ausbruch der Pocken unbewohnbar. Schweren Herzens lassen sie alles hinter sich und versuchen, in Kalifornien ein neues Leben aufzubauen. Die Trennung von ihrem Verlobten Lewis fällt Anabell schwer, doch sie wollen sich so bald wie möglich wiedersehen. Auf der recht beschwerlichen Reise geraten sie in den Konflikt zwischen Lakota-Indianern und weißen Siedlern, denn die Indianer wollen nicht, dass die Siedler sich immer weiter ausbreiten und ihnen ihr Land wegnehmen. Anabell wird mit einigen Dingen konfrontiert, die ihre eigene Welt und ihre Ansichten immer mehr ins Wanken bringen, sie beginnt, Widerstand zu leisten und zu kämpfen…


    Rebecca Maly hat mit ihrem Buch „Der Duft des weißen Salbei“ einen sehr spannenden historischen Roman vorgelegt, der den schwelenden Rassenkonflikt in Amerika im 18. Jahrhundert sehr eindringlich thematisiert und deutlich macht, wie sehr die weißen Siedler den Indianern zugesetzt haben. Der Schreibstil ist fesselnd, ebenso gefühlvoll wie flüssig, der Leser findet sich rasch mitten in der Handlung und in eine Zeit zurückversetzt, in der eine Klassengesellschaft an der Tagesordnung war. Die Autorin hat gut recherchiert und lässt den Leser an den Ritualen und den Lebensgewohnheiten der Lakota-Indianer teilhaben. Gleichzeitig zeigt sie die erbarmungslose Besiedlung durch die Weißen auf und deren Methoden, die eigentlichen Ureinwohner bzw. die afrikanischen Menschen sich ihnen zu unterwerfen. Ebenso detailliert werden die Landschaften und die beschwerliche Reise skizziert, so dass sie dem Leser regelrecht vor dem inneren Auge entsteht.


    Die Charaktere sind liebevoll und individuell ausgearbeitet und dabei gemäß ihren Eigenheiten sehr schön in Szene gesetzt worden. Sie besitzen Seele und wirken sehr realistisch. Durch diese Authentizität kann sich der Leser sehr gut in sie hineinversetzen und seine Sympathien verteilen. Das gesamte Gefühlsbarometer ist hier vertreten: von der Wut bis hin zur Verzweiflung, von der Hoffnung bis zum Mitfiebern. Anabell ist eine junge und gebildete Frau, die wohlbehütet aufwuchs. Sie hat ihren eigenen Kopf und pflegt zu den Sklaven ihres Vaters ein eher familiäres Verhältnis. Sie ist offen, dabei ebenso rebellisch, denn sie hasst die Sklaverei und die Unterdrückung der Menschen. Während der Handlung nimmt der Leser regelrecht teil an der Entwicklung dieser starken Frau, die sich nach und nach gegen alle Konventionen wehrt und ihre eigene Haltung durchdrückt. Lewis ist ein sympathischer junger Mann, der Anabell sehr zugetan ist und sie in allen Belangen unterstützt. Er ist mutig und entschlossen, gibt nicht auf, wenn ihm etwas am Herzen liegt. Ohitika ist ein Lakota-Indianer, der sein Land gegen die weißen Siedler verteidigt. Er besitzt ein gesundes Misstrauen, dem sein Volk sehr am Herzen liegt. Er ist hilfsbereit, liebenswert und hartnäckig. Auch die übrigen Protagonisten steigern mit ihrem Erscheinen die Spannung und bereichern die Handlung immens.


    „Der Duft des weißen Salbei“ hat alles, was man sich von einem guten historischen Roman erhofft, nämlich gut recherchierten Hintergrund, realwirkende Charaktere, Aufzeigung von Konflikten und vor allem keine Schönfärberei, sondern so nah wie möglich an der Wirklichkeit. Beate Maly hat dies alles in ihrem Roman vereint und sogar noch mit einer schönen Liebesgeschichte gewürzt. Alles in allem ein wirklich tolles Buch, das man nicht so schnell vergisst. Absolute Leseempfehlung!


    Wunderbare und gleichzeitig traurige Geschichte, die :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: verdient hat.

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten