Stefan Maiwald - Der Knochenraub von San Marco

  • Kurzmeinung

    Mystery
    Tja, was sage ich dazu............kann ich nicht empfehlen, Spannung wo bist du ? Vielleicht auf den letzten 20 Seiten!
  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    Ein weiteres Abenteuer für den Spion des Dogen
    1570. Carnevale – ganz Venedig spielt verrückt! Die Stadt ist ein einziges rauschendes Fest, eine gewaltige Orgie. Doch Davide Venier hat keine Zeit für Vergnügungen. Diebe haben den Ausnahmezustand genutzt und die Knochen des Heiligen Markus aus dem Dom entwendet – Venedigs Daseinsberechtigung! Bevor der Fall publik wird, muss Davide die Reliquie wiederbeschaffen. Schnell stellt sich heraus: Eine fremde Macht will der Serenissima schaden. Doch wer unter den vielen Feinden Venedigs ist es? Die Genueser? Die Osmanen? Etwa der Papst persönlich?


    Autor (Quelle: Verlagsseite)
    Stefan Maiwald, geboren 1971, ist mit einer Italienerin verheiratet, lebt mit seiner Familie in Italien und schreibt u. a. für ›GQ‹, ›Freundin‹, ›Merian‹, das ›SZ-Magazin‹ und das ›Golf Journal‹.


    Allgemeines
    Zweiter Band um Davide Venier, den Spion des Dogen
    Erscheinungstermin: 8.Dezember 2017 bei der dtv Verlagsgesellschaft als broschiertes TB mit 416 Seiten
    Gliederung: 30 Kapitel – Nachwort zur historischen Genauigkeit
    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive der Hauptfigur Davide Venier
    Handlungsorte und -zeit: Venedig, Padua, Köln, Paris, Rom - 1571/1572


    Zum Inhalt
    Während der turbulenten Zeit des Karnevals in Venedig werden die Reliquien des Heiligen Markus aus dem Dom geraubt. Davide Venier und sein Diener Hasan erhalten den Auftrag, den Diebstahl aufzuklären und die Reliquien zurückzubringen. Zunächst reisen sie nach Padua, denn auch von dort wird der Raub bedeutender Reliquien gemeldet. Es scheint sich um einen Fall von organisierter Kriminalität im großen Stil zu handeln, zumal nach den Diebstählen in Venedig und Padua auch in Deutschland und Frankreich wertvolle Reliquien abhandenkommen. Davide und Hasan reisen deshalb auch nach Köln und Paris, kommen den Dieben aber nicht näher. Schließlich treibt der Gedanke, dass all diese verlorenen Schätze letztendlich für Rom bestimmt sein könnten, die beiden nach Italien zurück.


    Beurteilung
    Der Klappentext lässt auf einen historischen Krimi schließen, ein solcher liegt hier aber nicht vor. Davide und sein Diener Hasan begeben sich auf eine Reise von Italien über die Alpen nach Deutschland und Frankreich, aber es finden keine Ermittlungen statt. Vielmehr steigen die beiden Männer in den verschiedensten einfachen wie auch vornehmen Quartieren ab und erfahren an jedem Ort, den sie aufsuchen, Wissenswertes zur Geschichte des 16. Jahrhunderts. So werden in Augsburg die Fugger und ihr Handelsimperium thematisiert, der Leser erfährt viel über die Geistlichkeit Kölns und in Frankreich begegnen Davide und Hasan Caterina di Medici, über deren Leben und Persönlichkeit umfassend berichtet wird. Die Sitten und Gebräuche der verschiedenen Gegenden, vor allem auch des Venezianischen Karnevals mit abstoßenden tierquälerischen „Amüsements“ werden ebenso ausgiebig geschildert wie die Ess- und Trinkgewohnheiten. Das ist für historisch interessierte Leser ansprechend, bringt die Handlung in Bezug auf den eigentlichen Kriminalfall aber nicht voran. Dessen Aufklärung geht dann auch ziemlich zügig und spannungsarm vonstatten.
    Der Protagonist und sein Diener muten wie Figuren aus einem Abenteuerroman an, sie sind clever, trinkfest und sowohl Prügeleien als auch galanten Abenteuern nicht abgeneigt, als individuelle Charaktere bleiben sie jedoch blass.
    Der Erzählstil ist lebendig und anschaulich, auch von subtilem Humor geprägt. Gelegentlich werden italienische Wörter und Bezeichnungen, die nicht jedem Leser bekannt sein dürften (z.B. Uskoken), benutzt, hier wäre ein Glossar hilfreich gewesen.
    In einem Nachwort zur historischen Genauigkeit gibt der Autor Informationen zu den im Roman agierenden historischen Persönlichkeiten. Dessen ungeachtet bleiben im Text gewisse Ungereimtheiten bestehen, wie z.B. die Erwähnung des menschlichen Blutkreislaufs, der erst im 17. Jahrhundert durch William Harvey entdeckt wurde und die scheinbar „mit links" ausgeführte und ohne Komplikationen verlaufene Durchführung eines Kaiserschnitts.
    Wer sich für Sitten und Gebräuche der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts interessiert, hat mit „Der Knochenraub von San Marco“ einen unterhaltsamen und in Bezug auf Erfindungen der Zeit auch informativen Roman vor sich; wer einen historischen Krimi mit Schwerpunkt auf Ermittlungen hinsichtlich der geraubten Reliquien erwartet, dürfte weniger auf seine Kosten kommen.


    Fazit
    Flüssige Unterhaltung mit interessanten geschichtlichen Aspekten, jedoch unter Vernachlässigung des Titelmotivs (Reliquienraub).
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998