Eric Malpass - Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung / Morning's at Seven

  • Autor: Eric Malpass
    Titel: Morgens um sieben ist die Welt noch in Odnung
    Seiten: 239
    ISBN: 978-3-499-25891-6
    Verlag: Rowohlt Taschenbuch


    Autor:
    Eric Malpass wurde 1910 in Derby geboren und war ein englischer Schriftsteller. Er arbeitete lange Zeit als Bankangestellter und seit 1947 bei der BBC. Danach scchrieb er für mehrere große Zeitungen, wie den Observer, dessen Kurzgeschichten-Wettbewerb er 1954 gewann. Ende der 1950er Jahre schrieb er seinen ersten Roman und bekam 1960 in Italien die Goldene Palme für das beste humoristische Buch. Die Gaylord-Romane, die er 1965 begann, wurden seine erfolgreichsten Werke, die teilweise auch verfilmt wurden. Malpass starb im Jahr 1996.


    Einordnung:
    Dies ist der erste Teil einer siebenbändigen Reihe.

    Inhalt:
    Der achtjährige Gaylord hat seine Augen und Ohrn überall. Vor allem dort, wo sie nicht hingehören. Schon morgens früh hopst er von Bett zu Bett und will seine Familie mit selbstgebrühten Kräutermatsch-Tee beglücken. Doch der Huassegen hängt auch so schon gewaltig schief: Der Vater wurde aus dem elterlichen Schlafzimmer verbannt, Großtante Marigold steckt irgendwo in der Vorkriegszeit fest, und Tante Becky spannt der eigenen Schwester den Liebhaber aus... Voller Wiz und Phantasie beobachtet Gaylord die Welt um ihn herum. Und stekt so lange seine Nase in fremde Angelegenheiten, bis die Welt wieder in Ordnung ist. (Klappentext)


    Rezension:
    Gute Geschichten sind die, in denen nichts passiert und die dennoch Spaß machen, gelesen und erzählt zu werden. Dies könnte in etwa die Überschrift oder der Arbeitstitel für diesen Serienauftakt gewesen sein, denn nichts anderes sind die Gaylord-Romane von Eric Malpass. Abgesehen vom, für den deutschen Sprachraum etwas unglücklich gewählten, Vornamen des vorwitzigen kleinen Hauptprotagonisten, erzählt Malpass eine amüsante englische Familiengeschichte, bei der man sich sofort an den kleinen Lord erinnert.


    Nur, dass hier nicht ein kleines Kind in höchste Kreise hineingeworfen wird. Im Gegenteil. Der achtjährige Gaylord hat eigentlich alles, was er braucht, eine mehr als verrückte Familie, patente und liebevolle Eltern und jetzt vielleicht nicht Reichtum, aber zumindest keine Geldsorgen. Mit seiner kindlichen Sicht auf die Umgebung betrachtet er die Dinge und treibt seine Familie in den Wahnsinn, und überfordert den Vater, der mit Schriftstellerei und dem Jonglieren großer Worte sein Geld verdient in Verlegenheit, wenn er wissen will, woher denn die Babys kommen.


    Diese und andere Episoden des Alltags der Familie Pentecost schildert Malpass so, dass man nicht umhin kann, den kleinen Gaylord samt Familie ins Herz zu schließen und auf den Streifzügen durch die Umgebung zu begleiten. Der Leser schmunzelt, wenn Gaylord sinniert, warum man eigentlich kein Menschenfleisch esse oder möchte den Jungen einfach nur in den Armen nehmen, wenn der Angst hat, vor den größeren Jungen, die sich für eine Lappalie bei ihm "rächen" wollen.


    Aufgeteilt in kurze Kapitel begleitet der Leser aber nicht nur ihn, sondern auch die Eltern oder die Tanten, die Schwestern des Vaters oder den grantigen Großvater, und allmählich ergibt sich aus den verschiedenen Teilen ein Gesamtbild, welches die kindliche Welt Gaylords umgibt, von der man gerne noch mehr erleben möchte. Wer das tut, muss jedoch sich geduldig üben, denn nur der erste Part ist normal erhältlich, andere Teile der Gaylord-Pentecost-Serie sind vermehrt antiquarisch zu erwerben. Doch, wenn die Qualität der Übersetzung, Brigitte Roeseler zeichnet sich für diesen Teil aus, in etwa gleich bleibt, so wird dem Lesevergnügen nichts im Wege stehen. Wer einen kleinen englischen Familienroman lesen und sicherlich auch ein Stück britischer moderner Literaturgeschichte der Nachkriegszeit erleben möchte, ist mit Malpass' Romanen jedenfalls sehr gut bedient.

  • Ewig ist das her! Aber auch mir fiel mein Exemplar des Büchleins in die Hände und erinnerte mich an ein paar sehr nette Lesestündchen. (Man muss bei diesem Büchlein immer ganz viele chen benutzen, um ihm gerecht zu werden). Ich habe dann noch mal ein, zwei Seiten gelesen, fand es doch ein wenig betulich, ist halt alles schon so lange her.
    Aber Findo hat einen großartigen und sehr richtigen Satz geschrieben:

    Gute Geschichten sind die, in denen nichts passiert und die dennoch Spaß machen, gelesen und erzählt zu werden.

    Ach, wie spricht er mir damit aus der Seele! Und zu diesen Geschichten gehören die von Gaylord Pentecost. Man kann sich ganz auf die Sprache, den feinen Humor und die Sympathie für die Personen konzentrieren ohne hechelnd einem Spannungsbogen zu folgen - herrlich. Große Literatur ist das wohl nicht, aber ein Lesevergnügen, dass lange (bei mir Jahrzehnte) in Erinnerung bleibt.
    Schön, dass Findo es noch mal aus der Kiste geholt hat.
    (Wurde das sintemalen nicht auch mal verfilmt???)

  • Da werden Erinnerungen wach... Ich habe sie alle! Wobei ich die letzten beiden Bände mit dem größeren Gaylord nicht mehr ganz so toll fand. Ich liebte Malpass-Bücher (bin in den 70ern aufgewachsen) und sie zählen zu den wenigen Büchern, die ich nur im absoluten Notfall hergeben würde. Auch seine Shakespeare-Reihe (die waren schon etwas anspruchsvoller) war richtig gut geschrieben - die habe ich erst vor wenigen Jahren gelesen, danach aber auch weitergegeben, im Gegensatz zum Gaylord. [-(
    Natürlich alles keine nobelpreisverdächtigen literarischen Meisterleistungen, aber trotzdem (oder gerade deshalb) waren sie in jedem 3. Haushalt zu finden und man konnte sie auch mit 10 oder 12 schon verschlingen, wenn einem generell Literatur liegt, bei der wenig passiert. Ich habe eine latente Schwäche in diesem Bereich. :mrgreen:
    Erstaunlich fand ich, dass Malpass in England selbst keinen Erfolg hatte. Der Hype um Gaylord war größtenteils auf dem Festland. Sei's drum - in mir hatte er jedenfalls einen treuen Fan!

  • Ach ja... sogar die Filme waren (wenn man die Zeit bedenkt, in der sie gedreht wurden) wirklich nett und gut anzusehen. Als ich den Titel las, hatte ich sofort die Filmmusik im Ohr. Wenn das kein gutes Zeichen ist :-({|=:dance:

  • Das müsste ich echt nachgucken. Der vorletzte Band handelt u. a. von seiner ersten Verliebtheit und im letzten - könnte ich so nicht mal mehr sagen. War jedenfalls ein etwas ernsteres Thema. 14 oder 15 war er da mindestens.
    Den Namen spricht man wohl tatsächlich so aus, wie man ihn lesen würde Gäilord. Ich weiß noch, dass unsere Söhne sich über den Namen beömmelt haben, wer denn wohl im englischsprachigen Raum sein Kind so nennen könne. Aber in den 60ern gab es noch keinen so 2deutigen Bezug wie heute sofort.

  • Ach ja... sogar die Filme waren (wenn man die Zeit bedenkt, in der sie gedreht wurden) wirklich nett und gut anzusehen. Als ich den Titel las, hatte ich sofort die Filmmusik im Ohr. Wenn das kein gutes Zeichen ist :-({|=:dance:

    Da geht mir ganz genauso. :thumleft: Sofort habe ich die Filmmusik von James Last im Ohr. Mein Vater hatte in der Zeit wohl jede einzelne James Last Platte, zu unserem Leidwesen. :roll:

    Ich :study: gerade:

    [-X 2024: SuB 7.708

    gelesen/gehört insgesamt: 11 davon 6 :study: = 2265 Seiten / 5 :musik: = 53:34 Stunden

    (2023 gelesen: 14 B. / 4.602 S. + gehört: 32 HB. / 327:27 Std.)

  • Wir hatten auch 2 LPs von Last - wobei die kaum mal gehört wurden. Aber Morgens um 7 ist sofort präsent bei mir. Die übrigen Last-Titel erkenne ich zwar sicher auch wieder, aber erst wenn sie jemand anspielt.