Hubert Filser - Menschen brauchen Monster. Alles über gruselige Gestalten und das Dunkle in uns

  • Klappentext:
    Seit Jahrtausenden ersinnen wir Ungeheuer und Fabelwesen, die uns zugleich Furcht einjagen und faszinieren. Wir brauchen sie, um unseren Ängsten eine Gestalt zu geben und sie so beherrschbar zu machen. Hubert Filser zeigt, wie jede Gesellschaft ihre eigenen Monster hervorbringt und was diese über die Menschen verraten, die sie erdacht haben.
    Ob Hundsköpfige, anmutige Sirenen oder Dracula – eins verbindet all diese schaurigen Kreaturen: Sie sind ein Spiegelbild gesellschaftlicher Strömungen und sagen viel darüber aus, was zum Zeitpunkt ihrer Entstehung als normal galt und was nicht. Monster sind anders, wild und unberechenbar – und deshalb ungemein spannend!
    (von der Piper-Verlagsseite kopiert)


    Zum Autor:
    Hubert Filser wurde 1966 in Ingolstadt geboren. Er ist Wissenschaftsjournalist, unter anderem Reporter für die Süddeutsche Zeitung, sowie Autor der Talk-Sendung von Quarks & Co beim WDR. Der studierte Physiker und Absolvent der Deutschen Journalistenschule in München ist Autor mehrerer Sachbücher. Zuletzt erschien 2015 »Aha – Hubert Filsers großes Buch der Alltagsfragen«. (von der Piper-Verlagsseite kopiert)


    Allgemeine Informationen:
    Vier Teile, vielfach in thematische Abschnitte unterteilt
    - Die Geburtsstunde der Monster
    - Monster sind überall
    - Die Evolution der Monster
    - Und jetzt? Die Angstgesellschaft
    Dank, Literatur
    288 Seiten


    Meine Meinung:
    „Der Mensch ist das einzige Lesewesen auf diesem Planeten, das sich über Gestalten austauscht, die es gar nicht gibt. Monster markieren somit den Beginn der Fiktion oder sind zumindest der älteste Beleg dafür.“ (S. 22)


    Monster sind so alt wie der Mensch. Das scheint uns für vergangene Zeiten absolut logisch, als man Naturphänomene noch nicht wissenschaftlich erklären konnte und eine Art Sündenbock für das brauchte, dem der Mensch ohnmächtig ausgeliefert war, Wetter, Krankheiten, Missernten, usw. Folgerichtig wandelten sich Aussehen und Wirksamkeit der Monster mit der Entwicklung der Menschheit. Doch losgeworden sind wir sie bis heute nicht. Komischerweise, denn in unserer Zeit hat sich ihre Nicht-Existenz eigentlich längst bewiesen. Sollte man meinen.
    Aber: Monster sind die einzigen Wesen, die jeder Mensch kennt. Auch wenn sie für jeden eine andere Bedeutung, ein anderes Gesicht haben.


    Angst gehört zu den menschlichen Basisemotionen und ist lebensnotwendig. Ebenso wie die Lust. Beides trägt zur Erhaltung der Spezies bei. Filser zeigt die Verknüpfung der beiden, die wir alle schon einmal erlebt haben: Es ist ein Lust-ähnliches Gefühl, wenn etwas, das als Drohung wahrgenommen wird, auf einmal erleichtert als harmlos erkannt wird (das Gespenst ist nur eine flatternde Gardine).


    Monster, das waren in der Steinzeit reale Gefahren, die im Alltag drohten, das waren unbekannte Lebewesen, die man im Zeitalter der Entdeckungen auf anderen Kontinenten traf, das waren behinderte, verkrüppelte oder mit Anomalien geborene Menschen. Schließlich gehören auch Ausgeburten künstlerischer Phantasie dazu; man findet sie in Gemälden (Hieronymus Bosch) und in der Literatur (Bram Stoker). Manchmal lassen sich reale Ereignisse finden, die zur Legendenbildung und zur Personifizierung des Schrecklichen führten.


    Filser hat ein interessantes und lehrreiches Buch geschrieben, das sich für ein Sachbuch außerordentlich lebendig liest. Monster-Zeichnungen von Peter M. Hoffmann beleben das Ganze darüber hinaus.
    Der einzige Kritikpunkt: Es fehlen Fotos. An einigen Stellen beschreibt Filser Monster von den Höhlenmalereien über die Wasserspeier an gotischen Kirchen bis zu Meereswesen, die angespült wurden, und Landschaften und Regionen, die besonders heimatlich für Monster sind und waren. Hierzu hätte ich gern mehr gesehen.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Trifft genau mein Beuteschema, liebe @Marie, und war ganz erstaunt, dass mir das Buch noch gar nicht untergekommen ist.
    Vielen Dank für die interessante Vorstellung!

  • Eins ist mir in dieser Weihnachtszeit dauernd präsent! Krümelmonster!

    Laut Theorie des Buches sagt diese Aussage mehr über Dich aus als über das Krümelmonster oder die Monster schlechthin. :)

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Laut Theorie des Buches sagt diese Aussage mehr über Dich aus als über das Krümelmonster oder die Monster schlechthin. :)

    :wink: Zugegebenermassen sagt insofern das Krümelmonster sehr viel über meinen eigenen Zustand aus, ja, yep! Definitiv! Ich bekenne mich schuldig..., äh, erkannt!


    Auch ohne das Buch gelesen zu haben, kann ich mir absolut vorstellen, dass Monster eben Spiegel unserer eigenen Innenwelt sind; Ängste, Triebe etc....