Franz Hohler - Spaziergänge

  • Autor: Franz Hohler
    Titel: Spaziergänge, erschien erstmals 2012
    Seiten: 160 Seiten in 52 Beobachtungen
    Verlag: Luchterhand
    ISBN: 9783630873862


    Der Autor:
    Der Schweizer Kabarettist, Schriftsteller und Liedermacher Franz Hohler wurde 1943 in Biel geboren, studierte Germanistik und Romanistik in Zürich, wo er heute noch lebt. Sein vielfach ausgezeichnetes Werk umfasst Kabarettprogramme, Theaterstücke, Film- und Fernsehproduktionen, Romane, Kinderbücher und Kurzgeschichten.


    Inhalt: (Klappentext)
    Wissen wir eigentlich, wo wir leben? Wie die Straßen aussehen, die wir täglich entlanggehen? Wie der Frühling sich am nahe gelegenen Fluss anfühlt? In Franz Hohlers Spaziergängen bekommen wir eine Ahnung, was es in unserer nächsten Umgebung alles zu entdecken gibt, an Schönem, an Merkwürdigkeiten und auch an Aberwitz. Wir lernen wahrzunehmen und verwandeln uns langsam in Kenner von etwas, das wir zu kennen glaubt - unseren Alltag.


    Meinung:
    Im März 2010 beschließt Franz Hohler jede Woche einen Spaziergang zu unternehmen und seine Beobachtungen auf zwei, drei Seiten nieder zu schreiben. Häufig ist er in der näheren Umgebung seines Wohnortes unterwegs, bewusst den öffentlichen Verkehr meidend und tatsächlich mal zu Fuß querfeldein durch Wohnviertel. Natürlich verschlägt es ihn auch mal ins Gebirge oder an den See, ebenso wie er in Fernost Urlaub macht, aber glücklicherweise enden seine Erkundungen nicht in kitschigen Beschreibungen der Natur. Die 52 Essays, die auch gut als Beiträge einer Zeitungskolumne verfasst worden sein könnten, sind lesenswert, weil sie schöne Reflektionen des heutigen Alltags sind. Wenn man die Gegenden kennt, durch die Hohler spaziert, um so schöner, aber davon unabhängig bekommt man als Leser Lust wieder ein bisschen mehr Wandern zu gehen, und den Alltag um sich herum bewusster wahr zu nehmen. Keine große Literatur, aber alle paar Tage ein bis zu dieser Texte habe ich gerne gelesen.

  • Danke nochmals für diese Empfehlung! Ja, es sind auch literarisch gesehen "Spaziergänge" und keine Marathonläufe, denn die Länge ist stets zwischen zwei und vier Seiten. Jede Woche eine Schilderung, zwischen März 2010 und März 2011. Und es sind auch Schilderungen, oder "Beobachtungen":

    ...glücklicherweise enden seine Erkundungen nicht in kitschigen Beschreibungen der Natur. Die 52 Essays, die auch gut als Beiträge einer Zeitungskolumne verfasst worden sein könnten, sind lesenswert, weil sie schöne Reflektionen des heutigen Alltags sind. Wenn man die Gegenden kennt, durch die Hohler spaziert, um so schöner, aber davon unabhängig bekommt man als Leser Lust wieder ein bisschen mehr Wandern zu gehen, und den Alltag um sich herum bewusster wahr zu nehmen. Keine große Literatur, aber alle paar Tage ein bis zu dieser Texte habe ich gerne gelesen

    ... eben so garnicht kitschig. Ja, manchmal sogar fast nüchtern daherkommend. Manche Wege könnte man ohne Mühe so nachvollziehen, es sind schon fast Wegbeschreibungen. Aber dann kommt das Quentchen unerwarteten Kommentars, ein Augenzwinkern, ein lapidarisch wirkender Kommentar, hinzu, womit diese Texte eine gewisse Tiefe erhalten.


    "Nach der Brücke mahnt eine grüne Tafel ein Naturschutzgebiet an, "Unterlasset jegliches Pflücken von Blumen", gebietet ein Imperativ aus dem tiefsten letzten Jahrhundert, und gleich dahinter erhebt sich eine Industrieanlage mit einem rot-weiß gestrichenem Hochkamin. Sie dürfte weniger alt sein als die Tafel." (S 11)


    "Dann aber endlich die Abzweigung in den Wald. Er verspricht Erholung, Entspannung, Beruhigung. Seine Nachricht an uns: Es gibt mehr Bäume als Häuser. Doch außer mir will sich heute kaum jemand entspannen." (S 13/14)


    "Ich mag diesen Turm wegen seiner Sinnlosigkeit..." (S 26)

  • Natürlich landen diese Spaziergänge auf meiner WuLi, nicht zuletzt weil ich ein Freund von Spaziergängen und Wanderungen

    in der Natur bin.

    Durch eine Rezension von tom leo zu Hohlers Kurzgeschichten >Der Stein< bin ich auf diesen Autor aufmerksam geworden.

    Die Geschichten haben mir sehr gut gefallen und ich werde mich auf jeden Fall weiter mit diesem Autor beschäftigen.

    Ich bin immer auf der Suche nach Autoren, die die literarische Qualität haben Naturbeschreibungen ohne Schwulst und Pathos

    darzustellen. Das begann bei mir bei Herrmann Löns und setzte sich fort mit Marcel Proust, Mark Twain, Henry David Thoreau bis zu den

    Gedichten von John Burnside.

    Bin schon sehr gespannt auf die Spaziergänge des Herrn Hohler.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Haruki Murakami - Die Stadt und ihre ungewisse Mauer

    :study: Joseph Roth - Hiob (MLR)