Nicole Chisholm - Die sieben Meere der Mutigen

  • Buchinfo
    Eine Frau. Ein wildes Herz. – Wie stark muss ihre Seele brennen, bis sie in die Freiheit stürmt?


    London, 1807. In Frances lodert das Abenteuer und der verrückte Gedanke, die Welt zu bereisen. Doch ein Unglück reißt ihre Zukunft ins Ungewisse. Ist es wirklich nur eine bittere Laune des Schicksals? Oder lauert ein Feind in ihrem Nacken? Von Frances wird fortan erwartet, sich der strengen Etikette der Gesellschaft zu verschreiben. Aber sie wählt den Weg der Mutigen. Im Geheimen forscht sie nach Antworten und findet die Spur zu ihrem Widersacher. Und schon zieht sich eine Schlinge um ihren Hals. So fest, dass es nur noch einen Ausweg gibt… (Quelle: Amazon)


    Anfang
    Es war der Tag, der mein Leben bis in seine tiefsten Schichten veränderte. Hätte ich das gewusst, wäre ich gar nicht erst aufgestanden.


    Meine Meinung
    Dass wir Frauen (weitestgehend) selbstbestimmt leben dürfen, ist nicht selbstverständlich. In einigen Ländern werden sie noch immer unterdrückt oder sind ganz einfach weniger wert als ein Mann. Wer nun glaubt, dass dies ein Problem anderer Kulturen ist, der irrt sich. Auch in Europa war der Gedanke, dass Frauen nicht klug, sondern nur hübsch sein müssen und niemand wert auf ihre Meinung legt, weit verbreitet. So zum Beispiel auch im 19. Jahrhundert in London. Sicherlich werden nicht alle Männer so gedacht haben - wir wollen hier jetzt nicht alle über einen Kamm scheren :wink:


    In dieser Geschichte begleitet der Leser Frances. Eine junge Frau, die nach dem Tod ihrer Eltern genau so behandelt wird, sich aber nicht in ihr Schicksal fügen will. Ihre Schwester Rica findet einen guten Mann, der sie respektiert und liebt, so dass sie sich voll und ganz in ihre Rolle als liebende Ehefrau fallen lassen kann. Doch auch wenn Frances einen ebensolchen Mann finden würde, wäre dies kein Leben für sie. Sie ist jung und wild und brennt darauf die Welt zu entdecken. Notfalls auch ohne Mann.


    "Ich kann dir gar nicht sagen, wie verrückt du klingst, Franny. Was du dir da zusammenreimst, ist doch unmöglich. Ich habe noch nie von einer Frau gehört, die mit ihrem Mann aus purer Freude die Welt bereist." "Doch: Judy Sims." "Ach", wehrte Rica ab. "Die wurde geradezu nach Indien verschleppt, weil ihr Mann dort unter der Krone dient." "Dann werde ich mich eben auch verschleppen lassen, wenn es sein muss." (Position 55-59)


    Sie ließ sich im Endeffekt nicht verschleppen, aber einige Umstände (an denen sie selbst nicht immer ganz unschuldig ist) verlangen von ihr aufzubrechen und in die weite Welt hinauszustürmen. Da das prinzipiell von jetzt auf gleich passieren muss, bleibt ihr nicht viel Zeit Pläne zu schmieden oder notwendige Dinge zu organisieren. Doch auch wenn sie manchmal selber nicht daran glaubt, dass sie es schafft und die Situation meistert, kommt sie doch immer wieder einen Schritt voran.


    Damit sie nicht so einsam ist, wird sie von einem Mann aus einer anderen Zeit begleitet. Dem Dänen Gaeldir. Dieser Mann existiert allerdings nur in ihrem Kopf. Dennoch reicht ihr das, damit sie den Mut nicht verliert und sich auch durch die brenzlichsten Situationen manövriert. Seine Blutrünstigkeit und ihre eigentliche Zurückhaltung sind genau die richtige Mischung. Durch Gaeldirs Kommentare ist auch schön zu sehen, wie Frances sich weiterentwickelt und an ihren Aufgaben wächst.


    Gaeldir lachte auf. Mumpitz! Nein, er soll bluten Øje for Øje, Tand for Tand, sage er auf Dänisch, was so viel hieß wie Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich befürchte, dass dieses ganze Vorhaben eher in Asche zu Asche und Staub zu Staub enden wird. (Position 1768-1770)


    Doch weil die Gedankendialoge mit Gaeldir auf die Dauer nicht ausreichend wären, bekommt sie auch einen echten jungen Mann an ihre Seite gestellt. Bei Henry handelt es sich um einen Straßenjungen, der erfahrungsgemäß niemandem traut und ein freches, loeses Mundwerk besitzt. Mit ihm (und den darauffolgenden Umständen) kommt eine ganz neue Stimmung in die Geschichte, die mir wirklich gut gefallen hat. Die beiden werden ein gutes Team und auch in Teil 2 sicher alle Schwierigkeiten zusammen meistern.


    Die Geschichte ist temporeich und spannend geschrieben. Mit dem flüssigen Schreibstil im Gepäck kommt der Leser schnell voran und liest dann doch noch gern ein paar mehr Seiten als vorher geplant.


    Fazit
    Die Geschichte einer jungen Frau, deren Mut mich fasziniert. Ich weiß nicht, ob ich in ihrer Lage so gehandelt hätte und "das gemachte Nest" wegen Rachegedanken und Selbstbestimmung verlassen hätte. Immer mit der Gefahr im Nacken leben zu müssen und nicht zu wissen, wem man trauen kann.


    Leider hat es für mich nicht vollends für fünf Sterne gereicht, da mir einfach das ganz bekannte Tüpfelchen auf dem I gefehlt hat. Sollte das im nächten Teil aber vorhanden sein, gebe ich sehr gerne die Gesamtpunktzahl!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: