Autor: Don DeLillo
Titel: Cosmopolis, übersetzt von Frank Heibert
Originaltitel: Cosmopolis, erschien erstmals 2003
Seiten: 208 Seiten
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
ISBN: 9783462044379
Der Autor: (der Verlagshomepage entnommen, gekürzt)
Don DeLillo wurde am 20. November 1936 in der New Yorker Bronx geboren. Seine Familie war italienisch katholisch und zuhause herrschte ein sprachlicher Mix aus Englisch und Italienisch. Nach dem Abschluss der Cardinal Hayes High School 1954 begann er ein Studium an der Fordham University, das er 1985 mit einem Bachelor in Communication Arts beendete. 1978 bekam DeLillo das Guggenheim Stipendium und finanzierte damit eine Reise durch den Mittleren Osten. Später ließ er sich in Griechenland nieder, wo er an den Romanen Amazonas und Die Namen arbeitete. DeLillo lebt in Bronxville, New York.
Don DeLillos Werk gehört gleichzeitig zur Moderne und Postmoderne. In seinen Romanen behandelt DeLillo Themen wie Sport, Kriege, Politik, Wirtschaft, Terrorismus oder Massenmedien. 1964 veröffentlichte der Autor seine erste Kurzgeschichte – The River Jordan – und begann danach die Arbeit an seiner ersten Novelle Americana.
Inhalt und Meinung:
New York im April 2000. Der 28-jährige, milliardenschwere Spekulant Eric Packer ist mit seiner weißen Stretchlimousine auf dem Weg zum Friseur. Die Straßen sind kollabiert, denn zur gleichen Zeit ist auch der US-Präsident in der Stadt, der Trauerzug eines Rap-Stars führt ausgerechnet durch Manhattan, und Globalisierungsgegner liefern sich Straßenschlachten mit der Polizei.
Aber Eric hat Zeit, er ist erhaben, er benötigt keinen Schlaf, mit seinem Tod würde nicht er zu Ende gehen, sondern die Welt aufhören zu existieren. Seine überlange, gepanzerte Limousine ist mit Marmor und Hightech ausgestattet, der Helikopterlandeplatz ist nicht ausreichend, er nennt einen Atombomber Blackjack A sein Eigen, ebenso wie ein Haifischbecken im Wohnzimmer. Und wenn ihm ein Bild gefällt, so bietet er für die komplette Kapelle, in dem es sich befindet, um sie gegebenenfalls in seiner überdimensionierten Wohnung wieder aufzubauen.
Als Leser merkt man schnell, der Protagonist ist so obszön überzeichnet, dass man ihn nicht ernst nehmen kann. Und während der Wagen im Schritttempo die Straße entlangschleicht, empfängt Eric seine Mitarbeiter. Auftritt von Bodyguards, dem Finanzanalysten, sein Leibarzt führt die tägliche Prostatauntersuchung im Beisein der Psychotherapeutin durch, … Und die Dialoge empfand ich ähnlich abgedreht.
Irgendwo las ich, der Roman sein eine Abrechnung mit dem Kapitalismus, eine prophetische Kritik am hochspekulativen Finanzsektor, im Film wunderbar bildlich dargestellt am sargähnlichen Automobil, dass einem Todesmarsch gleich die Straßen dahinkriecht. Naja, sicherlich ist diese Kritik nicht gerade versteckt, aber das Werk ist so etwas von sperrig. Zu plump sind zudem die Bilder: die Ratte als neue Währungseinheit taucht wirklich überall auf. Gäste werfen damit in der Kneipe herum, eine riesige Styroporrate verstopft die Straße, der Friseur meint, Eric hätte rattenähnliche Haare,… Das Bild wurde eindeutig überstrapaziert. Ein vernünftiger Lesefluss kam bei mir nicht auf, und ich hatte mit den Dialogen über Immaterialität ähnliche Mühe wie bei DeLillos anderem Roman „Der Omega-Punkt“, den ich bislang gelesen habe.
Nach dem ersten Drittel hätte ich das Buch beinahe abgebrochen. Dann sagte ich mir, dass ich den Text nicht ernst nehmen darf, betrachte es als Parodie oder konzentriere Dich auf die Stimmung, die aufgebaut wird. Nur nicht versuchen jedes Wort zu verstehen. So kam ich durch das zweite Drittel. Das Buch gefiel mir trotzdem nicht. Und der verworrene Schluss hat mir dann den Rest gegeben: in Zukunft meide ich Don DeLillos Bücher, weiter empfehlen kann ich sie jedenfalls nicht