Esther Kinsky – Naturschutzgebiet

  • Gedichte und Fotografien, entstanden bei Berlin


    Original : Deutsch, 2013


    INHALT :
    Ein verwahrloster Park in der Stadt wird zum Ausgangspunkt von vier Gedichtzyklen. Angesichts der noch wild wuchernden Vegetation, der verfallenden Gebäude und Gegenstände entwickeln sich Betrachtungen über die Handhabung von Wachstum, Krankheit und Verfall und die damit verbundenen Vorstellungen von Nutzen, Überlebensfähigkeit, Überlebenswürdigkeit, Schönheit. (Quelle: Matthes-Seitz Berlin)


    BEMERKUNGEN :
    Auf den ersten zerstreuten Blick hin sah ich zunächst eher ein Wortdurcheinander…, und war schon beinahe etwas verärgert über eine Investition für einen letztlich relativ dünnen Band. Dann aber las ich, und las ich nochmals das erste Gedicht… und ging behutsamer weiter : Zusammen mit dem Titel, den von der Autorin selbst gemachten Fotografien und den in großer Zahl variierten Wortwiederholungen entdeckt man Grundthemen : eben genau das Beschriebene, sagte ich mir ! Der offensichtliche erste Eindruck eines Wirrwarrs der Natur : Verwahrlosung, Ungehegtheit, Unsauberkeit, Preisgegebenheit, – kurz : Wildnis ? Ja, ganz in der Nähe, an Orten wie Stückland, Bahngleisen, Böschungen, äußersten Rändern», abseits (des Schritts), verwilderten Parks oder Gelände… Ausbruch von Leben ? Pflanzlichem, Tierischem. Da mittendrin. « In niemandes Obhut », und doch für den aufmerksamen Blick. Wie unterscheiden und wirklich sehen lernen ?


    Diese Annäherung an Natur, Wildnis, Unbekannten im Bekannten, scheint Kinsky auch in ihrem Roman « Am Fluss » zu erforschen. Auf Spurensuche stiess ich auf diese Rezi in der « Zeit »: http://www.zeit.de/2014/37/am-fluss-esther-kinsky-roman


    Sprachlich manchmal herausfordernd, aber stets überraschend und interessant, nein, schön und nachdenklich stimmend. Eine echte Entdeckung !



    Gebrauchsanweisung
    für eine Wildnis : da liegt sie
    klein und von schöllkraut
    gesäumt ein flacher
    helldunkler streifen
    unbeherrscht denn was
    heißt das schon
    wild ? Nehmen wir es
    an seinen vier fünf sechs
    enden mit trockenen
    sauberen händen das gelbe
    schöllkraut das moos das
    gewürmlein blass unter allerhand stein
    dieses stückland im halben schatten
    versuchter rodung
    hängen wir’s
    doch zum wind daß es sich
    zerstreue über die völker.


    AUTORIN :
    Esther Kinsky (* 12. September 1956 in Engelskirchen bei Bonn) ist eine deutsche literarische Übersetzerin und Autorin von Romanen und Lyrik. Sie war 2016–2017 für zwei Semester Poetikdozentin an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.


    Die bei Bonn aufgewachsene Slawistin Kinsky studierte in Bonn und in Toronto. Sie arbeitet seit 1986 als literarische Übersetzerin aus dem Polnischen, Englischen und Russischen (von Autoren wie Olga Togarczuk, Piotr Szewc, Joanna Bator, Henry David Thoreau, Iain Sinclair...), seit 2007 vorwiegend als Autorin von Prosa und Lyrik. Nach Jahren in London (1990 bis 2004) lebte sie in Budapest, derzeit in Berlin und Battonya/Ungarn, nahe der Grenze zu Rumänien und Serbien.


    Sowohl für ihre übersetzerische als auch für ihre schriftstellerische Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet. 2015 erhielt sie u. a. den Kranichsteiner Literaturpreis sowie den Preis der SWR-Bestenliste für « Am Fluss ». Ebenso den Paul-Celan-Preis.Wiederkehrende Themen ihrer Arbeit sind die Erfassbarkeit der Wahrnehmung durch Sprache und die damit verbundenen Erinnerungsprozesse, vor allem im Kontext von Fremde.


    Zum Sommersemester 2016 übernahm Kinksy die auf ein Jahr befristete Thomas Kling-Poetikdozentur an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.


    Kinsky war verheiratet mit dem deutsch-schottischen Literaturübersetzer Martin Chalmers (1948 Bielefeld – 2014 Berlin).
    (Quelle : https://de.wikipedia.org/wiki/Esther_Kinskywikipedia , amaz.)


    Gebundene Ausgabe: 111 Seiten
    Verlag: Matthes & Seitz Berlin; Auflage: 1 (1. September 2013)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3882210737
    ISBN-13: 978-3882210736