Raphaël Haroche - Retourner à la mer

  • Original: Französisch, Februar 2017


    INHALT :
    Dreizehn Erzählungen von 2-25 Seiten Länge, in denen der Autor einigen Lebenswegen nachgeht : immer in einem relativ begrenzten Zeitrahmen. Irgendwie alles bedrängte Gestalten :


    - Ein Koloss, Wachmann bei Konzerten und eine angeschlagene, teils entstellte Stripperin leben eine Liebesgeschichte…
    - Der Angestellter eines Schlachthauses rettet ein Kalb vom Tode und läßt es übers Wochenende allein in der Fabrik…
    - Krank, auf dem Wege der Besserung, fährt ein Vierzigjähriger mit seiner Mutter zur Erholung in den Süden…
    - Drei Jugendliche hören ein unerbitterliches Geräusch. Sind sie Zeugen des Weltunterganges... ?
    - Ein Mann kommt endlich zu seiner langersehnten Nacht mit der « schönsten Frau der Welt ». Und dann…
    - Ein Kind auf Freizeitcamp erfährt vom Tode seiner Mutter und muss nach Hause...
    uam.


    BEMERKUNGEN :
    Nun, man sucht bei solchen Anthologien stets das Vereinende, Verwandte, und das mag man auch finden. Dennoch fällt es mir sehr schwer, mich diesem Band hier zu nähern und ihn zusammenzufassen. Teils unterirdische, angedeutete Brüche und Spannungen prägen die Hauptpersonen. Es sind verwundete Menschen, die oft eine gar aggressive, sehr angespannte Haltung abwechseln lassen mit tiefen Anzeichen einer Sehnsucht, eines Wunsches nach Geborgenheit. Mal Zärtlichkeit, Menschlichkeit, mal Gewalt, Todes(wunsch, -sehnsucht). Abgesang und Heil(ung)ssuche (manche Symbole und Wörter erinnern an religiöse Elemente). Also keine glatten Persönlichkeiten, sondern eher komplexere Widersprüchlichkeiten, die eben doch zusammenkommen.


    Hier kann manches uns verdattert zurücklassen : auch etwas halluzinatorische oder verfremdende Elemente hier und da. Auch scheinen einige Erzählungen seltsam abrupt zu enden und lassen uns leicht ratlos zurück ?


    Nach der Lektüre erfuhr ich, dass der Autor für diese Sammlung den beachteten Goncourt-Preis de la Nouvelle/für Erzählungen, erhalten hatte. Da stelle ich mal ein Fragezeichen hinter. Aber irgendwas ist schon dran, und der Autor mag sich noch entfalten.


    Soweit meine etwas hilflosen Eindrücke. Ich wäre gespannt, andere Meinungen zu lesen. Allerdings ist dieses Buch derzeit noch nicht auf Deutsch übersetzt. Also wohl was für @Yurmala oder @freddoho ???


    AUTOR :
    Raphaël Haroche ist bislang eher als « Raphael » und Sänger und Texter bekannt. In diesem Jahr kam also sein erstes literarisches Werk heraus unter seinem bürgerlichen Namen. Er wurde im November 1975 in Paris geboren von einer Mutter argentinischer und einem Vater russischer Herkunft. Seine Eltern sind beide Rechtsanwälte UND Herausgeber, sein Vater zudem ebenfalls Schriftsteller (siehe auch : Joel Haroche - L'affaire Rosenblatt ).


    Er wuchs in Boulogne-Billancourt und dem Marais auf und ging anschliessend in Paris im Bereich des Rechts zur Uni. Er hört allerdings schnell auf und stürtz sich in die Musik, später ins Schreiben. Erliebt insbesondere Kerouac, Kafka und Joris-Karl Huysmans.


    Seit 2002 lebt er in Beziehung mit der Schauspielerin Mélanie Thierry. Sie haben zwei Söhne.


    Broché: 176 pages
    Editeur : Gallimard (9 février 2017)
    Collection : Blanche
    Langue : Français
    ISBN-10: 2072695155
    ISBN-13: 978-2072695155

  • Raphael gehört in Frankreich zu einer ganzen Reihe von Textern, die dazu ihre eigene Musik komponieren, dann sie auch selbst vortragen, und sich jetzt der Literatur zugewandt haben. Namen wie Marie Modiano, die Tochter des Literaturnobelpreisträgers, Helena Noguerra, Gaëtan Roussel fallen mir dabei ein. Sie sprechen alle in Interviews davon wie verschieden die Schöpfung dabei ist. Schreiben hieße Geschichten erzählen, Texten Gefühle aus dem Moment zu Papier bringen. Ich bin gespannt, was vom Werk dieser vielseitig Begabten in Zukunft erhalten bleibt.

  • Ist notiert und auf die WuLi gehüpft :)

    Ich wäre wirklich gespannt auf andere Sichtweisen zu diesem Buch. Irgendwie verspürte ich fast etwas Ratlosigkeit, als ob ich mir nicht recht eine Meinung bilden konnte. Das passiert mir eher nicht so häufig... :-k