Ascan von Bargen - Lilienblut

  • Großartige Atmosphäre in einem düsteren historischen Vampirromans!


    Klappentext


    Paris, 1894


    Der französische Arzt und Okkultist Joaquin Ferrier wird zum Haus eines renommierten Bankiers gerufen, dessen Tochter an einer rätselhaften Erkrankung leidet.
    Doch für die Tochter des Bankiers kommt jegliche Hilfe zu spät. Sie stirbt – mit demselben mysteriösen Namen auf den Lippen, den Ferrier schon von den anderen Opfern der Epidemie erfahren hat ...


    Eine atemlose Jagd beginnt – und sie ahnen nicht, dass sie sich damit auf ein Spiel eingelassen haben, aus dem es kein Entrinnen mehr gibt ...



    Meine Meinung


    Von dem Autor hab ich vor einiger Zeit "Die Legenden des Abendsterns" gelesen; ebenfalls eine düstere, historische Geschichte, die mich durch ihre Wortgewalt beeindruckt hat. In Lilienblut besticht der Autor ebenfalls mit einer unheilschwangeren Atmosphäre und einer ausdrucksvollen Sprache.


    Dieses Mal entführt er den Leser ins Paris des 19. Jahrhunderts. Schon während des Prologs wird klar, dass es ein dunkles, unerbittliches Geheimnis gibt. Auf dieser Spur sind der Arzt Dr. Joaquin Ferrier, der zu einer todkranken Patientin gerufen wird und der junge Frédéric Morean, der von heimtückischen Träumen heimgesucht wird.
    Der Autor wechselt beim Erzählen die Perspektiven hauptsächlich zwischen den beiden Protagonisten, und hält die Kapitel sehr kurz aber intensiv. Überhaupt ist die ganze Szenerie sehr bildgewaltig ... eine finstere, unheimliche Fassade, die erst am Ende offenbart, welche Grauen hinter all den bösen Vorzeichen stecken.


    Es geht um Vampire, klassisch, aber auch mit einigen neuen Eigenschaften, die die Bösartigkeit noch unterstreichen. Ich hab mich die ganze Zeit wie in einem Film gefühlt, ähnlich wie in Bram Stokers Dracula oder auch Vidoq. Es gibt viele Hinweise, falsche Fährten und eine bizarre Täuschung von Umständen, die mich immer wieder in verschiedene Richtungen geführt haben.


    Obwohl die Figuren dabei alle eher unnahbar geblieben sind, waren sie greifbar und mit den wenigen Akzenten anschaulich getroffen. Ich konnte von der ersten bis zur letzten Seite direkt in diese alte Zeit eintauchen, mit Kutschen auf Kopfsteinpflaster, den gesitteten Herren mit Gehröcken, der salonfähigen Pariser Gesellschaft und der erschreckenden Seuche, der Krankheit, durch die in dieser Stadt viele einem mysteriöses Siechtum anheim gefallen sind.


    Trotz der "nur" 188 Seiten war es genau richtig, denn zum einen sind sie dicht beschrieben und geben dem ganzen ohne unnötige Ausschmückungen genug Raum, um immer auf den Punkt zu kommen. Ich war jedenfalls wieder sehr fasziniert von der gehaltvollen, fast schon poetischen Schreibweise und der Stimmung, die mich voll und ganz eingenommen hat.


    Fazit: 4.5 Sterne


    © Aleshanee
    Weltenwanderer