Olivier Roy - Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod: Der Dschihad und die Wurzeln des Terrors / Le djihad et la mort

  • Originaltitel: Le Djihad et la Mort (Französisch, Oktober 2016)



    INHALT :
    Der globalisierte Terrorismus ist kein neues Phänomen. Neu ist, dass Terrorismus und Dschihadismus sich mit dem Todeswunsch des Attentäters verbinden. Olivier Roy, einer der weltweit führenden Islamismus-Experten, warnt davor, die Ursachen des Dschihadismus vor allem in einer Radikalisierung des Islam zu sehen. Nicht die Religion ist es, die die meist jungen Männer anfeuert – ihre Hinwendung zum Terrorismus ist vor allem Ausdruck eines besonders heftig ausgetragenen Generationenkonflikts und einer ausgeprägten Todessehnsucht. (Quelle : Klappentext)



    BEMERKUNGEN :
    Dieses Buch ist ziemlich klar strukturiert in vier Kapiteln mit jeweils 2-7 seitigen betitelten Unterabschnitten :


    1. Dschihadismus und Terrorismus : Begriffserklärungen, Formen, der Selbstmordanschlag als Waffe und neues Mittel


    2. Um wen geht es hier eigentlich ? Verschiedene Profile von Terroristen, Umfeld, Gründe…


    3. Die Vorstellungswelt der Djihadisten : Die Islamisierung der Radikalität. Das Bild vom Helden. Nihilismus ist nicht fern. Und wenn man einen « Grund » suchte ?


    4. Der Übergang von Ben Laden zur ISIS. Um welchen « Raum » geht es hier ?


    Man findet eine durchwegs gute Zusammenfassung der Grundelemente von Roys Thesen hier : https://de.wikipedia.org/wiki/Olivier_Roy


    Zwar eigentlich einfach und verständlich gehalten, doch verlangt eine gewisse Konzentration angesichts der zahlreichen dargestellten Sachverhalte und Fakten. Diese beziehen sich nur teils auf einen spezifisch französischen Kontext, haben aber eigentlich einen universelleren Bezug und sind übertragbar. Roy schöpft aus einem sichtbar weiten Einblick in die Materie.


    Manche Argumente könnten für den ein und die andere neu sein, die Thesen fordern heraus. Sind vielleicht auch eben als solche zu verstehen : « Thesen ». Aber sie setzen einen Kontrapunkt gegen verbreitete Verallgemeinerungen wie « Der Islam IST in sich gewalttätig » etc. Der freiwillige, todesschaffende Selbstmord ist kein islamischer Wert und ist in dieser Form eine Erscheinung der letzten gut zwanzig Jahre. Hauptbetroffene des Konfliktes sind Muslime. Letztlich hat der Dschihadismus und Terrorismus nur einen schmalen sozialen und politischen Sockel und zieht nur Randfiguren an. Es ist unangebracht, von einer muslimischen homogenen Kultur zu sprechen. Sie ist immens vielfältig und nicht reduzierbar auf welche, die diese etwa beanspruchen, und das ohne Fundament.


    Das Buch ist sicherlich für die entsprechend Vorgewarnten und Interessierten ansprechend. Es könnte aber auch als « trocken » erfahren werden, als Anhäufung.



    AUTOR :
    Olivier Roy, geboren 1949 in La Rochelle/Frankreich, ist Forschungsdirektor am Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS), Politikwissenschaftler, Berater, Diplomat und UNO-Gesandter, und lehrt als Professor am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz.


    Er hat zahlreiche Bücher über den politischen Islam und den islamistischen Terrorismus geschrieben. Roy gilt als einer der weltweit führenden Experten des Islamismus. Zuletzt erschienen von ihm bei Siedler „Der falsche Krieg. Islamisten, Terroristen und die Irrtümer des Westens“ (2008) und „Heilige Einfalt. Über die politischen Gefahren entwurzelter Religionen“ (2010).


    Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
    Verlag: Siedler Verlag (4. September 2017)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3827500982
    ISBN-13: 978-3827500984

  • Ich las (natürlich) die französische Ausgabe. Sie wird auch besonders geprägt vom hiesigen Kontext und den derzeitigen Debatten, so sehr das Buch auch einen universelle(re)n Anspruch und Kontext hat.


    De Khaled Kelkal en 1995 à l'attentat de Nice en 2016, pratiquement tous les terroristes se font exploser eux-mêmes ou tuer par la police, sans vraiment chercher à fuir et sans que leur mort soit nécessaire à la réalisation de leur action. Mohammed Merah reprendra la phrase attribuée à Oussama ben Laden et systématiquement reprise avec des variantes : " Nous aimons la mort, vous aimez la vie. " La mort du terroriste n'est pas une possibilité ou une conséquence malheureuse de son action, elle est au cœur de son projet. L'on retrouve cette même fascination pour la mort chez le djihadiste qui rejoint Daech : l'attentat-suicide est la finalité par excellence de son engagement. Et si c'était cela, le vrai danger ? Non pas les dégâts infligés, mais l'effet de terreur. Car la force de Daech est de jouer sur nos peurs. Et cette peur, c'est la peur de l'islam. Le seul impact stratégique des attentats est leur effet psychologique : ils ne touchent pas la capacité militaire des Occidentaux ; ils ne touchent l'économie qu'à la marge ; ils ne mettent en danger les institutions que dans la mesure où nous les remettons nous-mêmes en cause, avec le sempiternel débat sur le conflit entre sécurité et État de droit. La peur, c'est celle de l'implosion de nos propres sociétés.


    Broché: 176 pages
    Editeur : Le Seuil (13 octobre 2016)
    Collection : DEBATS
    Langue : Français
    ISBN-10: 2021327043
    ISBN-13: 978-2021327045