Ronald H. Balson - Karolinas Töchter / Karolina's Twins

  • Die fast 80-jährige polnische Jüdin Lena Woodward lebt seit vielen Jahren in den USA. Sie hat ihrer besten Freundin Karolina vor sehr langer Zeit versprochen, deren während des 2. Weltkrieges verschwundene Zwillingstöchter Rachel und Leah ausfindig zu machen, sobald der Krieg ein Ende hat. Deshalb engagiert sie den Detektiv Liam Taggart und dessen Frau, die Anwältin Catherine Lockhart, die beiden zu finden, um ihren Seelenfrieden wiederzufinden und endlich das Versprechen an Karolina einzulösen. Damit die beiden die Suche auch beginnen, erzählt Lena ihnen ihre Lebens- und Leidensgeschichte. Doch Lena hat in ihrer eigenen Familie einen Widersacher, denn ihr Sohn Arthur glaubt nicht an das Versprechen und möchte seine Mutter entmündigen lassen. Wird Lena ihr Versprechen an Karolina noch einlösen können?


    Ronald H. Balson hat mit seinem Buch „Karolinas Töchter“ einen sehr emotionalen und spannenden historischen Roman vorgelegt, der dem Leser sehr ans Herz geht. Der Schreibstil ist einnehmend flüssig und gefühlvoll, das Buch lässt sich kaum aus der Hand legen, so sehr weiß der Autor mit seiner Geschichte zu fesseln. Die Rahmenhandlung spielt zwar in der Gegenwart, doch die Hauptgeschichte erzählt über eine schmerzliche Vergangenheit und Schicksale, die viele Menschen zur Zeit des 2. Weltkrieges leider erleben mussten. Hier wird die Jagd der SS-Schergen ebenso thematisiert wie die Repressalien gegenüber der jüdischen Bevölkerung oder das Leben im Ghetto. Durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven sowie der bildhaften Beschreibungen bekommt die Geschichte eine ganz eigene Dynamik mit viel Spannung und einer Vielzahl von Emotionen, die den Leser während der Lektüre immer wieder mitfiebern lassen. Erst nach und nach gibt der Autor dem Leser das Geheimnis um Karolina und ihre Töchter preis gleich einem Puzzle, dass es zu vollenden gilt. Auch die andere Seite der Medaille wird beleuchtet, denn neben der schlimmen Kriegszeit gilt es in der Gegenwart, Ignoranz und Widerstand durch die eigene Familie zu ertragen und sich ihr zu widersetzen.


    Die Charaktere sind sehr liebevoll angelegt und vermitteln aufgrund ihrer Individualität und ihrer Eigenheiten sehr viel Authentizität und Lebendigkeit. Der Leser kann mit ihnen mitfühlen, mitleiden und auch Freude empfinden. Das ganze Gefühlsbarometer wird hier bedient. Lena ist inzwischen fast 80 Jahre alt, eine elegante und kultivierte alte Dame, die in ihrem Leben schon viel Leid ertragen musste und doch nicht daran verzweifelt ist, sondern sich durchgekämpft hat. Sie will unbedingt eine alte Schuld begleichen, die ihr schon jahrelang auf der Seele liegt. Karoline war Lenas beste Freundin, die beiden sind gemeinsam durch schlimme Zeiten gegangen, haben sich gegenseitig gestützt und sich geholfen, um zu überleben. Liam und Catherine sind ein Ehepaar, das sich mit schwierigen Fällen beschäftigt. Sie besitzen Empathie, Kampfgeist und den nötigen Jagdinstinkt, um aussichtslose Dinge anzugehen. Arthur ist Lenas Sohn und ein arroganter Schnösel mit wenig Verständnis für seine Mutter. Um seinen Willen zu kriegen geht er eindeutig zu weit und will seiner Mutter das Recht auf eigene Entscheidungen absprechen. Die anderen Protagonisten steuern ebenfalls dazu bei, dass die Handlung hochemotional und spannend bleibt.


    „Karolinas Töchter“ ist ein Roman, der Familiengeschichte, Geheimnisse und historische Ereignisse in sich vereint und auf besonders schöne Weise erzählt wird, so dass die Geschichte sich in das Herz des Lesers schleicht und dort noch lange nachhallt. Absolute Leseempfehlung für ein wunderbares Highlight!


    Wunderschöne :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Karolinas Töchter - Ronald H. Balson


    Berührt und regt zum Nachdenken an


    Die fast 90-jährige Lena Woodward sucht im Jahr 2013 den Privatdetektiv Liam Taggert und seine Frau Catherine, die als Anwältin tätig ist, auf. Sie bittet die beiden, ihr bei der Erfüllung eines alten Versprechens zu helfen. Denn in den Wirren des Zweiten Weltkrieges gingen die beiden Töchter ihrer besten Freundin Karolina verloren. Lena versprach ihrer Freundin damals, nach Kriegsende nach den Mädchen zu suchen. Nach all den Jahren will sie nun endlich ihr Versprechen einlösen. Der Privatdetektiv und seine Frau hören sich Lenas ergreifende Erzählung der damaligen Ereignisse an. Doch schon bald kommen Zweifel an Lenas Geschichte auf. Warum versucht sie erst jetzt das Versprechen einzulösen? Und warum setzt Lenas Sohn Arthur alle Hebel in Bewegung, um die Suche zu stoppen?
    Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Im aktuellen Strang beobachtet man Lena Woodward dabei, wie sie die dramatischen Ereignisse, die sie zu Kriegszeiten erlebt hat, nach und nach dem Privatdetektiv Liam und seiner Frau, der Anwältin Catherine, schildert. Außerdem verfolgt man, was ihr Versuch, das alte Versprechen endlich zu erfüllen, für Konsequenzen haben könnte. Denn ihr Sohn Arthur ist entschieden dagegen und versucht mit allen Mitteln zu verhindern, dass Lena die Suche nach den beiden Mädchen aufnimmt. Die aktuellen Ereignisse wechseln also immer zu Rückblicken in Lenas Vergangenheit.


    Der Einstieg in diesen Roman gelingt mühelos. Denn der Autor versteht es vom ersten Moment an, dass Interesse an der Geschichte zu wecken. Dabei entwickeln beide Handlungsstränge ihren Reiz. In den Rückblicken erfährt man Lenas Lebensgeschichte. Da sie diese nach und nach Liam und seiner Frau erzählt, wirkt es beim Lesen so, als würde Lena einem selbst gegenüber sitzen und von ihrer tragischen Vergangenheit berichten. Lena ist Jüdin und wohlbehütet in ihrer angesehenen Familie aufgewachsen. Ihr Leben änderte sich schlagartig, als Polen von den Deutschen zu Beginn des Zweiten Weltkriegs überrannt wurde. Ein jahrelanger Kampf ums nackte Überleben begann damals für sie. Sie schildert ihre Erinnerungen so lebendig, dass man alles mühelos vor Augen hat und nähert sich dabei erst Schritt für Schritt dem Kern ihrer Suche. Lena berichtet von schlimmen Ereignissen, die einen beim Lesen mitfiebern lassen und tief berühren. Doch auch der aktuelle Strang ist durchgehend interessant. Denn durch die Einmischung ihres Sohnes läuft Liam und seiner Frau die Zeit davon. Er kämpft mit allen Mitteln und will die Suche um jeden Preis verhindern. Gemeinsam mit Liam und seiner Frau kommt einem nach und nach der Verdacht, dass an Lenas Geschichte irgendwas merkwürdig ist. Man kann es jedoch nicht richtig greifen. Sie scheint etwas zu verschweigen und ein Geheimnis zu hüten. Da man unbedingt erfahren möchte, ob es Arthur tatsächlich gelingt, die Suche zu stoppen und ob man mit dem Gefühl richtig liegt, dass Lena etwas verschweigt, gerät man in den Sog der Geschichte und kann sich nur schwer davon lösen.


    Ich war vom ersten Moment an gefesselt von dieser Geschichte, da sie einfühlsam und trotzdem spannend erzählt wird. Beide Erzählstränge konnten mich gleichermaßen in ihren Bann ziehen, sodass ich das Buch beinahe in einem Rutsch beendet habe. Ich habe mit Lena sowohl im aktuellen Handlungsstrang, als auch bei den Schilderungen der damaligen Ereignisse, durchgehend mitgefiebert. Das Buch hat mich berührt und zum Nachdenken angeregt. Auf meiner persönlichen Bewertungsskala bekommt diese Erzählung deshalb alle fünf Bewertungssterne und eine begeisterte Leseempfehlung!


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