Michel M. - Das Deutsch - Denk - Prinzip: ... oder denken wie die schweigende Mehrheit ?!

  • Leseprobe zum Kapitel Unsere Gesundheit: „Du les das mal hier: die chinesischen Kaiser sollenihre Ärzte nur so lange bezahlt haben, solange sie selber,also die Kaiser gesund waren. Resultat: Kaiser krank, keinGeld für die Hofärzte!“ So was muss man sich anhören, wennman mal länger als ein paar Minuten im Wartezimmer beimZahnarzt sitzt. Mann oh Mann, diese Zeitungen, die hier rumliegen, sollte man verbieten. Die beiden da mir gegenübersind schon eine Zeitlang im Gespräch vertieft. Wir warten jaalle schon länger. Notfall, Schmerzpatient. Wir sind umGeduld gebeten worden. Termin hin oder her.


    So, so die chinesischen Kaiser - man stelle sich diesenAnsatz mal übertragen auf uns vor. Geht das? UnserGesundheitswesen, das große System mit Krankenkassen,Krankenhäusern und Ärzten, Pflegern, medizinischen Diensten,mit Apotheken und der Pharma- und mittlerweile auch derNahrungsmittelindustrie, hm ... hab ich jemanden vergessen?Die verdienen sich doch dumm und dämlich vor allem dann,wenn wir krank sind oder es zumindest glauben, dass wir essind. Und das nennt sich dann: Gesundheitswesen. Völligdaneben!


    Nun legt die eine gegenüber aber los: „Ja stell dir dasmal vor: unsere Ärzte bekommen nur Geld, so eine Art Prämie,wenn sie dafür sorgen, das wir mehr vorsorgen, uns mehrbewegen oder weniger Zucker vertilgen!“ Na, das sagt dieRichtige! Die sieht ja aus, als wäre sie dem Lied Aber bittemit Sahne entsprungen, denke ich so. Klingt aber trotzdeminteressant ... „Ja Gisela, genau,“ erwidert die andere.


    „Ungefähr jeder zweite bei uns soll ja übergewichtig sein.Männer mehr als Frauen!“ Aha, wie immer diese Studien undStatistiken. Ich schau an mir runter und zähl: die einegegenüber, also diese vollschlanke Gisela, dann die wenigerGewichtige, dann ich ... muss was dran sein, jeder Zweite!


    „Wir Frauen achten wohl mehr drauf, meine Liebe –oder.“ Verständiges Gekicher, lacht die eine jetzt über sichselbst oder hat sie keinen Spiegel zu Hause,Herrschaftszeiten! Breites Grinsen und Nicken rundherum.Übergewicht, was heißt das schon? Manche sind doch auchkrank und deshalb dick. Ist ja wohl nicht immer so einfach:falsches Futter und nur Rumsitzen gleich fett! Ich guckschon wieder auf mein etwas spack sitzendes Hemd rund ummeine Körpermitte. Dabei sitzen wir beim Zahnarzt! UndSitzen ist sowieso schlimmer als Rauchen. Langes Sitzen,früher sterben! Schlagzeilen bleiben halt hängen. Warumwarten wir bei den Ärzten eigentlich nicht im Stehen? Auchne Vorsorge!


    „Nun sind wir doch mal ehrlich.“ Legt die eine, dieGisela, also die Bittemitsahnetante wieder los. „Ich habzwar selber ein paar Gewichtsproblemchen,“ ... Problemcheniss wohl leicht untertrieben, meine Liebe, denk ich so. „... aber das mit unserer Ernährung ist doch ein Leid. Kaumeiner kocht noch selber. Brauch mir doch nur meine Töchteranzuschauen. Die kochen doch nicht mehr! Fast Food Fans –alle! Bestimmt leben mehr als die Hälfte von uns vonFertiggerichten und Tütensuppen. Da braucht man doch nur maldie Tiefkühltruhen im Supermarkt anzuschauen. Die sind doch heute dreimal so groß wie noch vor zehn Jahren.“ - Nun aberhoppla, ihre Töchter - was die wohl selber kocht jeden Tag,um so aus dem Leim zu gehen? Aber vielleicht hat sie wederWaage, noch Spiegel noch gute Freunde. Oder vielleicht dochne Erbkrankheit. Das zieht immer und überall!


    „In der Zeitung stand letztens, dass jeder fünfte derjüngeren Leute pro Woche mindestens einmal einen Burger oderPommes, am besten rot-weiß mit Currywurst isst. Und wiressen alle viel zu hektisch. Tägliches Essen als lästigeNebensache und notwendiges Übel! Schnell was reinschieben,so zwischendurch, unkontrolliert. Klar wer schiebt schongerne Hunger.“ Die andere stimmt mit ein: „Tja, iss wohl soinklusive Pralinen und so auf der Couch! Im heutigen Lebensteht der schnelle Doseneintopf mit Geschmacksverstärkerndeutlich vor dem selbst gemachten Gemüseauflauf. Kochen hältnur auf. Da helfen auch keine Kochshows! Immer Essen aufRädern, aber etwas anders, quasi: Essen to go – imVorbeigehen sozusagen! Oder im Vorbeifahren: drive molwidder in! Heißt das bei mir zu Hause auf friesisch!“Allgemeines Gelächter und Geschmunsel!


    Mir wird allerdings leicht schwummrig. Oh je, wenn ichso an mich selbst und meine Gewohnheiten denke. Lieschenhält auch immer Vorträge zu diesen Kalorien und ungesundenFetten. Ich hab die noch nie gesehen: diese Kalorien! UndEssen in Ruhe geht eh nur am Wochenende. Beim Grillen! Aberandererseits: habe ich die Spitze der Nahrungskette deswegenerklommen, um dann nur noch Gesundes langsam zu kauen? Lebendie Franzosen mit ihrer allseits bekannten Esskulturwirklich besser und gesünder? Wer weiß? Da gibt es bestimmt mindestens eine Studie dazu! Egal, für mich als Normalesser:bewusster Essen iss vermutlich schon ein guter SchrittRichtung Gesundheitsvorsorge. Iss aber auch keine wirklicheNeuigkeit würd Lieschen jetzt sagen! War beim chinesischenKaiser vermutlich auch so mit dem Essen. Damals! Obwohl, dieVersprechen der Nahrungsmittelindustrie: weniger Zucker,weniger Salz, mehr Mineralien, alles Bio! Auch nicht immerrichtig! Nahrungsmittelskandale lassen grüßen! Ob sichMücken oder Regenwürmer um ihre Gesundheit und Ernährungauch solche Gedanken machen und wenn nicht, warum sind siedann noch nicht ausgestorben?


    Schau ich jetzt etwa schon wieder an mir runter?Grillen und Bierchen! Man sieht die Kalorien also doch! Dasschlechte Gewissen ist geweckt. Aus der Kiste komm ich nichtmehr raus heute! Überhaupt die Sucht und ihre Herrschaft: zuviel trinken, essen, zu viel Fleisch, zu viel Süßes,rauchen, Rauschgift und Spielsucht! Aber hurra, wir lebennoch! Und haben uns sogar in der Evolution durchgesetzt! Issdoch komisch, oder?


    Warum steht eigentlich auf den Bierflaschen nichtdasselbe wie auf den Zigarettenpackungen? Iss Alkoholweniger schlimm als Nikotin? Man weiß et nich. Bierwerbunggeht, Zigarettenwerbung gar nicht! Eigentlich Unsinn.Verbraucherschützer wo seid ihr?


    Mit fällt ein: ob schon mal jemand geforscht hat, wasdiese Todesnachrichten auf den Packungen bringen. Wie vieleMenschen rauchen deswegen weniger oder gar nicht mehr?Achtung, persönliche Behauptung: die abschreckenden Hinweise haben wahrscheinlich mehr Menschenleben verlängert als neueMedikamente. Großartig! Ich rauch ja auch schon ewig nichtmehr. Aber Geld verdienen können mit diesenVorsorgehinweisen weder Doktoren noch Apotheker. Und dieTabakindustrie ... na, die erst recht nicht! DiePharmaindustrie sowieso nicht! Warum trinke ich eigentlichso wenig Alkoholfreies? Weil Wasser zum Waschen da ist! Ichschmunzle vor mich hin. Und was iss mit Sport? Bloß nich!Sport iss Mord und Breitensport gleich Massenmord! Obdarüber schon Mal ein Amokläufer nachgedacht hat?


    „Aber das mit den chinesischen Kaisern und ihren Ärztenist schon ein spannender Gedanken. Vorsorge steht überBehandlung, gesund vor krank? Im heutige System würden alsoalle nur dann Geld bekommen, wenn ein gewisser Anteil derBevölkerung gesund ist. Gesundheitsprämie für Ärzte undKrankenhäuser. Je weniger Menschen wöchentlich mitBewegungsfaulheit, entsprechenden Kreuzschmerzen oderÜbergewicht und Gelenkproblemen oder so was Neumodischem wieburn out im Wartezimmer eines Hausarztes sitzen würden, umsomehr Prämie.“ „Toll, klingt super, aber irgendwie utopisch!“meint die andere milde lächelnd. Genau, dem Himmel sei dank:utopisch! Puh, Glück gehabt! Bloß nicht zu Ende denken, dasGanze! Saublödes Thema, liebe Ladies von Gegenüber. Wo kämenwir denn da hin, jeden Tag Sport, kein Krankenschein wegenRücken und so – ne, ne – besser nicht! Lasst mal bloß Allesso wie es ist.


    ...


    Viel Spaß beim Weiterlesen
    Michel M. alias J. Kieschoweit

  • Ist ja vielleicht keine Rezi, aber schon echt gut geschrieben :thumleft: (womit ich nicht meine, dass ich über andere lache, sondern mich auch selbst gut skizziert fühle...)!

  • Hallo Zusammen,


    heute möchte ich mein kleines Büchlein hier vorstellen. Es wird erzählt von meinen Pseudonym Michel.


    Die Frage: gibt es eine spezielle Art des deutschen Denkens? Ich denke ja! Nach mehr als 60 Jährchen auf diesem Planeten und ca. 40 Berufsjahren in deutschen Landen habe ich meine Eindrücke dazu, die Erfahrungen und die mir aufgefallenen Denk- und Verhaltensweisen um mich herum versucht, zu Papier zu bringen.


    Michel ist dabei mein Sprachrohr. Gemeint ist der typische deutsche Michel. Bieder, fleißig, bauernschlau, ein wenig spießig, auf seine Ruhe bedacht und eigentlich total harmlos. Unsere etwas merkwürdige deutsche Identifikationsfigur. Ob der wohl zur Leitkultur gehört? Oder sind wir alle ein wenig Michel?


    Die kleinen Alltagsbegegnungen, die Personen und Gesprächsszenen sowie der deutsche Michel als Erzähler, Denker und damit „Autor“ sind zwar frei erfunden, aber sie entstammen zahllosen Alltagsbeobachtungen und Gesprächen.


    Wenn sich also der eine oder andere dabei ertappen sollte, vergleichbar zu denken und zu argumentieren, könnte dies der Beleg für die mögliche Existenz eines typischen Deutsch – Denk – Prinzips sein!


    Ich freue mich auf Feedbacks - wie man so schön neudeutsch sagt.


    Viel Vergnügen!

  • @deutschdenkmichel zunächst mal herzlich Willkommen bei uns. :winken:


    Ich hab Deine Beiträge aus dem Rezensionsbereich an deine Buchvorstellung im Autorenbereich angehängt. Eine Leseprobe gehört zum Buch und Du als Autor kannst auch keine Rezension deines eigenen Buchs schreiben. :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn