Cynthia Harrod-Eagles - The Black Pearl

  • (Gibt's mal wieder nicht auf deutsch).



    Nach dem Tod von Lord Protector Oliver Cromwell geht ein Aufatmen durchs Land. Der puritanische Tyrann hat den Morlands nicht nur das Leben schwer gemacht, weil unter seiner Herrschaft der Katholizismus ebenso verpönt war wie alles, was Freude macht wie Musik, Gesang, Tanz und schöne Kleidung. Die Familie hat einige Ländereien eingebüßt und hofft, sie nun zurückzuerhalten, da sich bewahrheitet hat, was zunächst nur vage, hoffnungsvolle Vermutung war: England bekommt mit Charles II., dem Sohn des letzten Monarchen, wieder einen König.


    Während das Familienoberhaupt Ralph Morland sich darum bemüht, verlorenes Gut zurückzuerhalten und dabei mit dem unerbittlichen und unsympathischen neuen Besitzer aneinandergerät, entwickelt sich Annunciata, die uneheliche Tochter einer entfernten Verwandten, um deren Vaterschaft sich wilde Legenden ranken, weil ihre Mutter sich beharrlich darüber ausschweigt, zu einer wahren Schönheit. Doch sie ist nicht nur hübsch, sondern auch klug, kokett und ehrgeizig und erhält eines Tages das unwiderstehliche Angebot, als Hofdame nach London zu gehen. Am schillernd bunten, moralisch flexiblen Hof Charles‘ II., wo man wild entschlossen scheint, die grauen Jahres des Puritanismus gebührend zu kompensieren, sorgt sie ordentlich für Furore.


    Im 5. Band der Morland-Saga stehen hauptsächlich Ralph und Annunciata im Mittelpunkt. Der Rest der Familie rückt weniger stark in den Fokus als in den Vorgängerbänden, was ein wenig schade ist, weil es so viele tolle Charaktere gibt, die hier oft nur kurze Auftritte bekommen. Die beiden Hauptpersonen sind diesmal eher interessant, als dass sie einem wirklich ans Herz wachsen – er, weil er ein sehr zurückhaltender Mensch ist, der mit seinen Gefühlen nicht hausieren geht und sie, weil sie trotz aller Klugheit und Offenherzigkeit ein wenig auf Distanz zum Leser bleibt.


    Das ist aber Jammern auf hohem Niveau, weil es insbesondere in Band 2 und 3 Personen mit besonders viel Identifikationspotential gab. Erneut bietet Cynthia Harrod-Eagles unterhaltsamen Geschichtsunterricht am Beispiel einer weit verzweigten, gut vernetzten Familie, die politisch und gesellschaftlich stets am Puls der Zeit ist, und verdeutlicht anhand zahlreicher Figuren viele Aspekte der damaligen Epoche.


    Wie immer ist es angesichts der Personenfülle hilfreich, dass ein Familienstammbaum im Buch enthalten ist (auch wenn der leider manchmal etwas zuviel über Hochzeiten und Todesfälle verrät), und wie immer würde man die Morlands gerne noch ein wenig länger begleiten, bevor es im Folgeband mit der nächsten und übernächsten Generation weitergeht.