Wang Schi Tschong - Kin Ping Meh. Die abenteuerliche Geschichte von Hsi Men und seinen sechs Frauen

  • Klappentext:


    Der Erzählung, die sich um den reichen Wüstling Hsi Men und seine sechs Frauen bewegt, liegt zweifellos eine jener Haus-Chroniken zugrunde, wie sie in vornehmen chinesischen Familien geführt wurden.


    Die völlig realistische Handlung hat historischen Bezug. Sie macht eine der denkwürdigen Epochen der chinesisschen Geschichte lebendig, nämlich die Ära eines chinesischen Roi Soleil, des prachtlieebendne Sung-Kaisers Hui Tsung (1100 - 1126) und seines berüchtigten allmächtigen Kanzlers Tsai King, eines wahren Richelieu des Reiches der Mitte.


    Der Roman ist im Grunde ein Buch hoher Sittlichkeit. aber der stark erotische Einschlag und die bisweilen derbdrastische Realistik der Schilderung lassen es begreiflich erscheinen, dass das Werk strengen Hütern konfuzianischer Sittlichkeit ein Greuel war und bald nach Erscheinen im Jahre 1610 auf den Index verbotener Bücher gesetzt wurde.


    Eigene Beurteilung/Eigenzitat aus amazon.de:


    Neben „Die drei Königreiche“, „Die Reise nach Westen“ und „Die Räuber vom Liang schan Moor“ gehört „Kin Ping Meh“ zu den „großen merkwürdigen“ Romanen der chinesischen Literatur und belegt dabei nach Ansicht vieler chinesischer Literaturwissenschaftler den Platz 3. Geschrieben im 16. Jahrhundert erzählt es eine Geschichte aus dem 12. Jahrhundert – bzw. eigentlich mehrere Geschichten, die aber eng miteinander zusammen hängen. Kurz nach der Veröffentlichung wurde es wegen seiner zum Teil sehr eindeutigen Darstellungen sexueller Handlungen – und deren Häufigkeit – auf den Index gesetzt. Es gehört danach zu den Büchern, die angeblich niemand hatte, die aber jeder ausgiebig zitieren konnte.


    Erzählt werden die Geschichten rund um den Haushalt des Lebemanns Hsi Men, der genügend Geld verdient um sich mehr als eine Frau zu leisten, die Schnorrer in seinem Freundeskreis bei Laune zu halten und auch noch regelmäßige eines der zahlreichen Bordelle in der Umgebung aufzusuchen. Zu Beginn der Erzählung hat dieser Schöngeist vier feste Ehefrauen und eine unüberschaubare Zahl an Mätressen. Dann lernt er die junge Goldlotos kennen, die zum Zeitpunkt des Kennenlernens noch mit einem anderen Mann verheiratet ist, den sie aber nicht sonderlich schätzt. Die Ungeliebte stirbt wenig später und unter fragwürdigen Umständen, aber eine entsprechende Verteilung von Geschenken an die ermittelnden Beamten sorgt dafür, dass der Tod als natürlich zu den Akten genommen wird.


    Goldlotos versucht nun die Chefin im Haus zu werden, doch dann kommt bald auch noch eine sechste Frau hinzu und die Fetzen beginnen wirklich zu fliegen.


    Sprachlich ist dieser Roman überaus farbenfroh, was ihn – zusammen mit der komplex gewobenen und wendungsreichen Sprache zu einem wirklichen Lesevergnügen macht. Die vorliegende Übertragung wurde von Dr. Franz Kuhn den westlichen Lesegewohnheiten ein wenig angepasst, in dem zum Beispiel häufige inhaltliche Wiederholungen reduziert wurden, was sicherlich für ein kurzweiligeres Lesen sorgt. Im Vergleich mit den anderen drei „großen merkwürdigen“ Romanen ist Kin Ping Meh etwa so humorig wie „Die Reise nach Westen“ und dabei durch seine Konzentration auf „wirkliche“ Menschen auch etwas leichter anzunehmen, als Geschichten voller Götter und Dämonen oder großer Krieger und Könige („Die drei Königreiche“). Wie „Die Räuber vom Liang Schan Moor“ bewegen wir uns hier größtenteils in den mittleren und unteren Schichten der damaligen chinesischen Gesellschaft. Was wohl auch seinen großen Erfolg unter den Zeitgenossen des Autoren und den Leserinnen und Lesern der folgenden Jahrhunderte erklärt. Und auch warum es auch im 21. Jahrhundert noch mit Genuss gelesen werden kann. Die begleitenden Illustrationen aus einer älteren Ausgabe sind dabei ein weiterer Bonus. :thumleft::thumleft::study:

  • Ich habe mir immer vorgestellt, dass man sich da nur durchquälen könnte, wegen der altertümlichen Sprache. Es ist ja nun mal ein sehr altes Buch und bei allem, was mehr als 300 Jahre auf dem Buckel hat, klappt es bei mir normalerweise nicht mehr.
    Das klingt bei dir jetzt aber anders. ??

  • Wie gesagt, ich hatte sehr viel Spaß daran - nun lese ich aber auch Shakespeare im Elizabethanischen Englisch zur Entspannung. Aber wenn Shakespeare ein paar seiner Komödien in Prosa gefasst hätte, dann könnte ich mir das ungefähr so vorstellen.