Maurice Druon - Der Fluch aus den Flammen / Le roi de fer

  • Als Jacques de Molay, Großmeister der Tempelritter, vor den Augen einer gaffenden Meute in Paris auf dem Scheiterhaufen stirbt, verflucht er mit letzter Kraft die drei Männer, die ihm und seinen alten Mitstreitern dieses qualvolle Ende beschert haben: den Papst, den französischen König und dessen Großsiegelbewahrer. Und tatsächlich sind vor Jahresfrist alle drei tot.


    Der Tod des Papstes führt in einer Zeit des allgemeinen Aufruhrs zu einer ungewöhnlich langen Sedisvakanz, weil zu viele machtpolitische Interessen im Spiel sind und sich das Konklave sich einfach nicht auf einen Nachfolger einigen kann, und der unvorhergesehene Tod Philipps des Schönen bedeutet, dass der schwächliche Thronfolger an Stelle seines willensstarken Vaters regieren wird, ebenfalls eine Situation, die sich viele Mächtige und Möchtegern-Mächtige nur zu gerne zunutze machen würden.


    Währenddessen sitzen zwei Schwiegertöchter Philipps wegen Ehebruchs in Haft, und die lombardischen Händler, Dreh- und Angelpunkt des Bankwesens, rebellieren gegen den Versuch, ihnen mit fadenscheinigen Begründungen und willkürlichen Gesetzen das Wasser abzugraben. In diesem Zusammenhang kommt ein junger italienischer Kaufmann in wichtiger Mission nach Frankreich und hat auf einem heruntergekommenen Landgut eine Begegnung, die sein Leben verändern wird.


    Maurice Druons Historienroman ist altmodisch im besten Sinne des Wortes. Hier agieren nicht moderne Figuren in historischem Gewand, sondern sie sind Kinder ihrer Zeit, manchmal so sehr, dass ihre Beweggründe und Argumentationen aus heutiger Sicht schier unerträglich scheinen. Abgesehen von dem jungen italienischen Geschäftsmann, der auch eine hübsche kleine Liebesgeschichte erleben darf (die jedoch nicht im Übermaß Raum einnimmt), gibt es somit auch eher wenige echte Identifikationsfiguren, wenngleich Druon auf einige Einzelschicksale Schlaglichter wirft. Eher ist man zwischen Staunen und Kopfschütteln hin- und hergerissen, was für haarsträubende Dinge sich da bei Adel und Klerus abspielen.


    Die Spekulations- und Geldgeschäfte, die eine wichtige Rolle im Roman spielen, werden zum Glück auch für Laien einigermaßen verständlich erklärt, und damit man den Überblick über die Fülle an Figuren und Ämtern in Kirche und Königshof behält, gibt es ein umfangreiches Personenverzeichnis, das auch erläutert, welche Figuren historisch belegt sind (ziemlich viele) und einen Stammbaum des Königshauses.


    Allerdings empfiehlt es sich, beim Lesen keine allzu großen Pausen einzulegen, sonst könnte es bei all den Intrigen, die jeder gegen jeden spinnt, irgendwann doch etwas unübersichtlich werden.


    Ein solider historischer Roman auf Basis guter Recherche, der sich angenehm vom Frauen-in-Hosenrollen-Einheitsbrei abhebt, wohl auch aufgrund der Übersetzung, die sich aus heutiger Sicht manchmal ein wenig altertümelnd liest, aber gerade deshalb auch gut zur Handlung im 14. Jahrhundert passt.

  • Der erste deutsche Band umfasst die ersten beiden französischen Bände, "Le roi de fer" und "La reine étranglée".

  • Eine unheimlich tolle Reihe, schön, dass sie hier Erwähnung findet. Ich muss mal meine alten Rezensionen zu den drei Bänden rauskramen.

    :study: Rebecca Yarros - Iron Flame

    :study: Jennifer Teege - Amon. Mein Großvater hätte mich erschossen

    :musik: C. J. Sansom - Feindesland



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