Sarah J. Naughton - Ich soll nicht lügen / Tattletale

  • Abe liegt im Koma und wird daraus wahrscheinlich nicht mehr erwachen. Er
    ist im Treppenhaus zwölf Meter in die Tiefe gestürzt. Seine Verlobte
    Jody behauptet, er hätte Depressionen gehabt und sei gesprungen. Seine
    Schwester Mags, eine Staranwältin aus Amerika, die zu ihrem Bruder kaum
    Kontakt hatte, glaubt ihr nicht. Sie versucht Licht in Abes Leben zu
    bringen und zieht in Abes Wohnung. Sie befragt die Nachbarn, ob einer
    von ihnen was gesehen oder gehört hat, sie will die Hintergründe
    durchleuchten.



    Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Einmal
    lesen wir aus der Sicht von Jody, einmal von Mags, auch die Nachbarin
    Mira kommt zu Wort. Dadurch wird man als Leser in die Gedankenwelt der
    Protagonisten mitgenommen und ist den Akteuren einen Hauch voraus. Die
    einzelnen Kapitel sind nicht allzu lang. So bleibt die Spannung fast
    durchgehend erhalten. Die Charaktere sind gut beschrieben. Ich konnte
    mir ein deutliches Bild von ihnen machen. Mags, die toughe Anwältin, ich
    mochte sie anfangs überhaupt nicht, für mich war sie kalt wie
    Hundeschnauze. So fragte sie sich am Krankenbett von Abe, warum man
    überhaupt Zeit und Mühe aufwandte, um ihren Bruder im Zustand des
    Vegetierens zu halten, so könnte das Sterben Jahrzehnte dauern. Das fand
    ich schon sehr, sehr hart, auch wenn die Geschwister sich nie
    nahstanden. Allerdings konnte ich auch der armen traumatisierten Jody
    nicht viel abgewinnen. Sie leidet still vor sich hin. Und doch haben
    beide Frauen Geheimnisse, die der Leser erst nach und nach serviert
    bekommt. Abe hingegen habe ich uneingeschränkt gemocht. Um ihn hätte ich
    auch Tränen vergossen. Und dennoch birgt auch sein Leben Geheimnisse.



    Der Schreibstil erzeugte Spannung und war gut zu lesen. Der
    Spannungsbogen blieb bis zum Schluss erhalten. Teilweise ging der
    Thriller schon an die Nieren, nicht zuletzt wegen einiger Themen auf die
    ich jetzt nicht näher eingehen möchte, ohne vom Inhalt zu verraten.
    Wer ‚Girl on the train‘ mochte, wird auch diesen Thriller lieben. Die
    Auflösung am Ende überrascht.



    Fazit: Gänsehaut erzeugend und lesenswert.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • @brenda_wolf In die Titelzeile gehören der Autorenname sowie der Buchtitel. Wenn Du dort etwas anderes einträgst, dann kann die Rezension über die Suche nicht gefunden werden. Ich hab es korrigiert :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Meinung
    An „Ich soll nicht lügen“ hatte ich einigermaßen große Erwartungen, die nicht wirklich in dem Maße erfüllt wurden, wie es gerne gehabt hätte. Aufgrund der Bezeichnung „Psychothriller“ war ich sehr gespannt auf die Geschichte und den Thrill. Leider kam bei mir nur mäßig Spannung auf und die teils verworrene Geschichte hat es mir stellenweise mehr als schwergemacht.


    Der Grundgedanke des Plots hat mir sehr gut gefallen und hätte auch einen super spannenden und packenden Thriller zur Folge haben können. Allerdings fiel mir der Einstieg in das Buch schon eher schwer. Zwar gefällt es mir, wenn spätere wichtige Ereignisse in den Prolog gepackt werden, aber irgendwie konnte ich mit den Schilderungen im ersten Kapitel fast überhaupt nichts anfangen – weil sie der Handlung aus dem Klappentext in so großem Maße widersprachen. Mir hat die Verbindung zum eigentlichen Plot gefehlt, weswegen ich diese Szene aus dem ersten Kapitel später auch nochmal lesen musste. Um die Kleinigkeiten, die doch sehr wichtig für den Ausgang des Plots sind, wieder parat zu haben. Das hat mich doch gestört und meinen Lesefluss gehemmt.


    Des Weiteren machten es mir die ständigen Wechsel zwischen den Perspektiven und den Zeiten schwer, eine Geschichte in meinem Kopf zu konstruieren oder eine richtige Verbindung zu einer der Protagonisten aufzubauen. Die Handlung und das Drumherum sind eher verwirrend und unübersichtlich aufgebaut und haben dadurch einiges an Spannung und packender Unterhaltung einbüßen müssen. Dem Plot fehlte meiner Meinung nach eine klare Linie, ein roter Faden, weshalb ich viel mehr Konzentration und Mühe darauf verwenden musste, die Geschehnisse, die Zeiten und die Perspektiven zu unterscheiden, um dem Plot wirklich intensiv folgen zu können. Trotzdem gab es den ein oder anderen Spannungsbogen, der mich mitreißen konnte und deren Wendung mich auch überrascht hat. Gerade die Frage, wer denn jetzt nun die Wahrheit sagt und wer lügt, hat mich durch das ganze Buch hinweg begleitet. Die Antworten die man darauf bekommt, wechseln ständig, denn man kann sich nie wirklich sicher sein.


    Wie weiter oben schon geschrieben hatte ich so meine Mühe, mit den Charakteren warm zu werden. Mags hat mir von den auftretenden Figuren noch am besten gefallen, auch wenn ich sie ziemlich schwer einschätzen konnte. Sie ist intelligent und clever, aber teilweise auch unsympathisch und arrogant. Ich konnte ihren Kummer und ihren Frust über die Ermittlungen sehr gut nachvollziehen, ein Stück weit auch ihren Umgang mit Jody, doch trotzdem war mir ihr Auftreten manchmal viel zu stürmisch, zu selbstgefällig oder zu verurteilend. Dafür, dass sie die Wahrheit herausfinden will, ist sie sehr undiplomatisch und forsch. Manchmal kam es mir auch so vor, als wolle die Autorin gar nicht, dass man Mags mag.


    Und obwohl sie mir am besten gefallen hat, ist wohl Jody der interessanteste Charakter in der Geschichte. Nicht nur, weil sie so geschildert wird, dass sie automatisch vom Leser direkt verurteilt und in eine Schublade gesteckt wird, sondern auch, weil sie diejenige ist, die die meisten Geheimnisse und die meisten Antworten in diesem Ermittlungs-Wirr-Warr kennt. Sie ist der Schlüssel, doch sie gibt nichts preis, hält an ihrer Geschichte fest und wirkt dadurch sehr mysteriös. Zusammen mit den Geschehnissen aus der Vergangenheit und ihrem seltsamen Auftreten in der Gegenwart merkt man relativ schnell, dass mit ihr was nicht stimmt und dass sie nicht diejenige ist, die sie zu sein scheint und die sie anderen vorspielt. Deshalb hat es mich auch nicht gewundert, dass sie einiges mehr auf dem Kerbholz hat, als sie Mags und dem Leser verrät. Das bringt den Leser zwar nicht dazu, mit ihr eine Verbindung aufzubauen oder sich mit ihr zu identifizieren, aber es schafft eine packende Spannung und Atmosphäre.


    Das Ende und die Auflösung haben mir überraschend gut gefallen. Zwar musste ich eine wichtige Szene im Prolog nochmal nachlesen (um sie mir nochmal ins Gedächtnis zu rufen), doch im Großen und Ganzen wirkte die Geschichte rund und durchdacht. Für mich persönlich war die Verurteilung zwar nicht unbedingt zufriedenstellend, aber die Protagonisten haben einen Weg gefunden, den Schuldigen zu bestrafen, obwohl dies aussichtslos schien.


    Der Schreibstil der Autorin Sarah J. Naughton war für mich in Ordnung, allerdings bin ich der Meinung, dass sie noch an ihrem Spannungsaufbau arbeiten muss. Der Thriller weist einige gute Stellen und Wendungen auf, die nicht alle so genutzt wurden, wie ich es mir gewünscht hätte. Ein bisschen mehr Psycho hätte ich mir einem „Psychothriller“ schon gewünscht.


    Fazit
    Für mich ist „Ich soll nicht lügen“ von Sarah J. Naughton ein solider Thriller, der aufgrund einer unklaren Linie und verworrenem Aufbau ein bisschen an Spannung und Dramatik verliert. Trotzdem weist dieses Buch eine tolle mysteriöse Stimmung auf, kann mit der Plotidee überzeugen und ermöglicht dem Leser ein gutes Mitrate-Erlebnis.
    Daher: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Das, was mir am meisten leidtut, ist, dass ich erst sterben musste, um zu verstehen, wie wunderbar das Leben sein kann."
    :study: Anne Freytag | Mein bester letzter Sommer | Seite 182

  • Leider habe ich das Buch nach 50 Seiten abgebrochen.

    Der Stil war für mich sehr öde und ich habe die Seiten schon quergelesen.

    Schade.


    "Sei ein Sonnenkind dein Leben lang, denn nur wer Sonne hat, kann Sonne geben."


    :tanzen: