Klappentext
Der 11-jährige Malcolm lebt mit seinen Eltern und seinem Dæmon Asta in Oxford und geht in dem Kloster auf der anderen Seite der Themse aus und ein. Als die Nonnen ein Baby aufnehmen, von dem keiner wissen darf, ist es mit der Ruhe in dem alten Gemäuer vorbei. Auch Malcolm schließt das kleine Wesen, das in großer Gefahr zu sein scheint, sofort in sein Herz und setzt alles daran, es zu schützen. Es heißt: Lyra Belacqua.
Meine Meinung
Viele wissen, dass ich ein großer Fan der His Materials Trilogie bin, den meisten bekannt durch den ersten Band, der auch verfilmt wurde "Der goldene Kompass". Eine wirklich großartige und tiefsinnige Geschichte und ich hab mich sowas von gefreut als ich gehört habe, dass Philip Pullman jetzt die Vorgeschichte dazu geschrieben hat!
Lyra Belaqua ist ja die Hauptprotagonistin in der Trilogie - hier ist sie noch ein Baby und muss schon jetzt vor den skrupellosen Machthabern in ihrer Welt beschützt werden.
Diese Welt ist prinzipiell ähnlich wie unsere, eine Parallelwelt sozusagen, in der die Länder und Kontinente wie auf der Erde verteilt sind, teilweise aber andere Namen haben. Ansonsten ist die Atmosphäre eher steampunkmäßig: es gibt anbarische Lampen, Naphtalampen oder auch Gyrokopter - alles Begriffe, die sich aber durch den Text von selbst erklären.
Etwas schwieriger wird es da mit den politischen Verwicklungen, die schon etwas komplex sind und deren Erklärungen man beim Lesen genau folgen muss.
Das Magisterium z. B. hat eine hohe Stellung, es ist sozusagen die Legislative der Kirche, der eine große Macht innewohnt. Vergleichbar schon fast mit der Inquisition, jedoch immerhin ohne Hexenverbrennungen oder Folterinstrumenten. Das Vorgehen ist eher perfide und ziemlich hinterhältig und aus irgendeinem, noch unbekannten, Grund, sind sie hinter Lyra her.
Die wichtigste Figur ist allerdings der 11jährige Malcolm. Ein etwas ernsthafter Junge, der viele Freunde hat, sich aber auch gut allein unterhalten kann. Er ist sehr wissbegierig, pragmatisch und hinterfragt sehr viele Dinge. Dadurch dass er im Gasthaus seiner Eltern mitarbeitet, schnappt er durch die Unterhaltungen seiner Gäste eine Menge an Informationen auf - gerade was die Diskussionen der Wissenschaftler anbelangt, die hier auch immer wieder einkehren.
Obwohl, alleine ist Malcolm ja eigentlich nie. Denn das Hauptmerkmal, was diese Parallelwelt von unserer unterscheidet, sind die Daemonen. Darunter versteht man aber nichts höllisches oder teuflisches. Jeder Mensch hat einen Daemon, eine Art "Seelentier", das von Geburt an bei einem ist. Diese Vorstellung hab ich schon in der Trilogie um Lyra so geliebt ... diese Seelenverbindung mit einem Wesen, dass sich in sämtliche Tiere verwandeln kann, mit dem man reden und alles anvertrauen kann und der einen bis ins Innerste versteht.
Wenn man Erwachsen wird erhalten die Daemonen allerdings eine feste Gestalt bzw. eine Tierform, die sich dann nicht mehr ändert. Diese entspricht dem Charakter des Menschen, wodurch man manchmal recht schnell erkennen kann, mit was für einer Art Mensch man es zu tun hat. Trotzdem darf man sich dadurch auch nicht täuschen lassen!
Der Einstieg zur Geschichte war leicht. Man lernt Malcolm in seinem Umfeld kennen, das Kloster am Fluss gegenüber mit den Nonnen, die der Junge oft besucht, aber auch noch einige andere Figuren, die der ein oder andere aus His Dark Materials noch kennen wird. Es ist ein einfacher, klarer Schreibstil ohne große Schnörkel, wirkt aber dennoch anschaulich und entwickelt eine Atmosphäre, die mich sehr gefesselt hat. Philip Pullman bleibt dabei eher im ruhigeren Fahrwasser, weiß aber auch immer wieder Spannungsmomente einzubauen.
Malcolm hat wirklich einiges zu leisten und wird oftmals an seine Grenzen gebracht, aber sein Beschützerinstikt für das kleine Baby Lyra sind ein guter Antrieb, um ihm immer wieder Mut zu geben. Ich hab ihn sehr mit ins Herz geschlossen, wie auch einige andere.
Natürlich hat Pullman auch wieder ein bisschen religiöse Philisophie mit eingestreut - meist sehr versteckt, aber dafür umso konzentrierter. Sowas liebe ich ja immer sehr!
Gegen Ende wurde es dann auch ein wenig mystisch und auch wenn die Handlung dabei oft so vor sich hin fließt war ich immer am Ball und eingenommen von den Ideen, die er sich wieder mal hat einfallen lassen. Ich freu mich jedenfalls schon sehr auf den nächten Band, der in der Zeit nach der Trilogie spielen wird!
Fazit: 5 Sterne
© Aleshanee
Weltenwanderer