Sophie Hénaff - Das Revier der schrägen Vögel / Rester groupés

  • Klappentext:
    Die Ermittler-Einheit von Kommissarin Anne Capestan ist wieder da. Sie hat sich um einen neuen schrägen Vogel bereichert, einen Polizisten, der sich für D’Artagnan, den Helden des Romans Die drei Musketiere von Alexandre Dumas hält. Und wieder wird der Truppe der Ausrangierten ein besonders pikanter Fall übertragen: Ein Mord auf offener Straße, das Opfer war ein hohes Tier bei der Polizei –und Anne Capestans Ex-Schwiegervater. Das bringt Anne gleich mehrfach in Schwierigkeiten. Denn wie soll sie es ihrem Exmann beibringen, wenn sie eigentlich nie mehr mit ihm sprechen will? Und das ist nur der Auftakt einer Mordserie …. Wieder löst die Truppe auf unkonventionelle Weise die verzwickten Fälle, und es offenbaren sich private und behördliche Verstrickungen, deren Aufdeckung der neuen Führungsriege von 36, Quai des Orfèvres äußerst unangenehm sind.


    Meine Meinung:
    Nach sieben Monaten ging es endlich weiter mit dem Kommando Abstellgleis - der erste Band hat mich im Frühjahr positiv überrascht und ich hätte am liebsten gleich weitergelesen. Ich war gespannt, welchen alten Fall die Brigade nun zugeschanzt bekommt.


    Erstaunlicherweise wird Anne zu einem aktuellen Mordfall gerufen. Schnell wird klar wieso. Der Tote war nicht nur Polizist und Annes Ausbildner, sondern auch ihr Schwiegervater, den sie so gar nicht mochte. Ihr Team bekommt nur unvollständige Akteneinsicht, so dass sie auf verschiedenen Ebenen selbst recherchieren müssen und sich nicht auf die Akten verlassen wollen. So kommen sie einer Mordserie auf die Spur, was im Quai des Orfevres gar nicht goutiert wird. Trotz vielen Rückschlägen schafft Annes Team die Auflösung des Falles.


    Bis dahin ist es ein weiter Weg, der wie gewohnt humorvoll und mit vielen guten Ideen einhergehen. Ihnen stehen nur bescheidene Mittel zur Verfügung, aber sie machen das Beste daraus. Um offizielle Phantombilder zu zeichnen, helfen sie sich mit einem Computerspiel, bei dem man seine Spielfiguren selbst gestalten kann. Kreativ ermitteln - die schrägen Vögel zeigen wie es geht.


    Interessant fand ich die Einblicke in Annes Privatleben. Im ersten Band gab es einige Andeutungen, hier erfahren wir alles über sie. Ihre Ehe mit Paul, ihr Elternhaus, ihre Zeit in Lyon. Doch auch über Capitaine Orsini Hintergrund wird im Laufe der Geschichte vieles erzählt.


    Das Team bekommt doppelt Verstärkung - eine "Polizei"-Ratte und einen Polizisten, der gerade aus der Klinik entlassen wurde. Er denkt, er sei das Musketier D'Artagnan und lebe schon seit 500 Jahren. Lange bleibt es ruhig um ihn, doch auch er bekommt Gelegenheit sich mit seinen Fähigkeiten zu beweisen.
    Die Adventszeit, in der dieser Band spielt, liefert nur die Vorlage um sich als Team verbunden zu fühlen. Am Ende wird klar, dass ihre ausgelagerte Dienststelle mit so vielen unterschiedlichen Einzelkämpfern tatsächlich zu einem richtigen Team heranwächst, denn es entwickeln sich Freundschaften und alle unterstützen sich gegenseitig.


    Gut entwickelter Aufbau, witzige Dialoge, Spannung pur - alles was ein guter Krimi braucht.


    Fazit:
    Von allen belächelt und unterdrückt zeigt die Chaostruppe erneut, was sie draufhat. Für alle Krimifans ein Muss!
    5 Punkte. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Die Ermittler-Einheit von Kommissarin Anne Capestan ist wieder da. Sie hat sich um einen neuen schrägen Vogel bereichert, einen Polizisten, der sich für D’Artagnan, den Helden des Romans Die drei Musketiere von Alexandre Dumas hält. Und wieder wird der Truppe der Ausrangierten ein besonders pikanter Fall übertragen: Ein Mord auf offener Straße, das Opfer war ein hohes Tier bei der Polizei –und Anne Capestans Ex-Schwiegervater. Das bringt Anne gleich mehrfach in Schwierigkeiten. Denn wie soll sie es ihrem Exmann beibringen, wenn sie eigentlich nie mehr mit ihm sprechen will? Und das ist nur der Auftakt einer Mordserie …. Wieder löst die Truppe auf unkonventionelle Weise die verzwickten Fälle, und es offenbaren sich private und behördliche Verstrickungen, deren Aufdeckung der neuen Führungsriege von 36, Quai des Orfèvres äußerst unangenehm sind …(Klappentext)


    ❄❄❄❄❄❄❄❄❄❄


    "Jacques Maire spazierte am Kanal entlang, der quer durch L'Isle-sur-la-Sorgue verlief. Er zählte die Enten. Betrachtete das dahintreibende Grün, dass das Wasser färbte und immer wieder unter dem Glitzern der Sonne verschwand." (S. 7 - Beginn)


    Dies ist der 2. Teil der Kommando-Abstellgleis-Reihe und dieser schließt nahezu an den ersten Teil an.


    Nach einem kurzen Auffrischen bezüglich der Charaktere, um sich in der Reihe wieder zurechtzufinden, geht es mit den Ermittlungen auch schon los.
    Diesmal handelt es sich für Anne Capestan um einen sehr persönlichen Fall. Das Opfer ist nämlich niemand geringeres als ihr Schwiegervater, der auch gleichzeitig ein hohes Tier bei der Polizei ist und einer ihrer Ausbilder war. Obwohl ihre Brigade vom Polizeichef höchstpersönlich zu dem Fall hinzugezogen wurde, werden ihnen von den anderen "normalen" Ermittlern Steine in den Weg gelegt. Seit ihrem letzten Fall werden die Mitglieder der Brigarde Abstellgleis nämlich unter den Polizisten und Kripobeamten als Kollegenschweine angesehen. Doch dies stachelt die Truppe erst so richtig an und sie bedienen sich dabei so mancher unkonventioneller, äußerst schrägen und teil nicht ganz legalen Mitteln, um in dem Fall voranzukommen. Zu verlieren haben sie ja sowieso nichts. Und dann geschieht ein nahezu identischer Mord in der Provence und die Brigarde Abstellgleis hat durch diese Information bei den Ermittlungen auf einmal die Nase vorne.


    Durch diese persönliche Komponente des Falls, erhält man diesmal auch Einblicke in Annes Vergangenheit und erfährt wieso ihr diese noch immer zu schaffen macht.
    Aber auch der private Alltag der anderen Mitglieder der Brigade wird beschrieben - immer nur kurz und zwischendurch. Dadurch sind diese Einblicke keineswegs aufdringlich und unterbrechen somit auch nicht den Lesefluß. Im Gegenteil - ich fand es interessant und es bringt einem nach und nach die Protagonisten näher.


    Der Schreibstil ist, wie schon im ersten Teil, flüssig und packend. Daher liest sich dieser französische Krimi relativ locker-flockig weg. Diesmal werden aber auch teils ruhigere, ja regelrecht poetische Töne angeschlagen.


    "Am liebsten wäre er direkt zum Januar übergegangen, ins neue Jahr gekrochen wie ein Schiffbrüchiger am Strand, der sich die ersten Meter des Festlands hochschleppt..." (S. 53)


    Doch auch die Situationskomik und der Humor kommen hier nicht zu kurz. Im Gegensatz zu so mancher französischer humoristischen Literatur jedoch keineswegs übertrieben und immer noch im Bereich des Möglichen.


    "In Ordnung, wird notiert", erwiderte Dax und notierte tatsächlich "alle Hackingspuren beseitigen" auf ein Post-It, das er an den Rahmen seines Bildschirms klebte. So was würde einen tollen Eindruck hinterlassen, wenn eins der hohen Tiere ihnen irgendwann einen Besuch abstattete..." (S. 65)


    Der Neuzugang der Brigade, Capitaine Henri Saint-Lô, trägt dazu natürlich auch bei. Dieser wurde gerade frisch aus der Psychiatrie entlassen. Der Aufenthalt in dieser scheint jedoch nichts gebracht zu haben. Noch immer ist er der festen Überzeugung er sei ein zeitreisendes Musketier und zwar kein geringeres als D'Artagnon. Dieser neu hinzugekommene Charakter passt mehr als nur gut zu den bereits vorhandenen skurrilen und schrulligen Ermittlern.


    Die Spannung ist hier präsenter als im ersten Teil und daher muss man einfach immerzu weiterlesen, bis man endlich weiß wer der Täter ist. Das Ende hält diesbezüglich auch eine große Überraschung bereit.


    Einziges Manko, bzw. Tipp an alle die sich dieses Buch zulegen wollen und, wie ich, immer den inneren Klappentext lesen: Verzichtet bitte dieses Mal unbedingt darauf. Dieser enthält nämlich eindeutig zu viele Informationen die einem so manche Überraschung und Komik verderben.


    Abgesehen davon konnte mich auch wieder die tolle Aufmachung des Buches begeistern.


    Fazit:
    Hat mir schon der 1. Teil der Kommando-Abstellgleis-Reihe gefallen, so konnte mich dieser Teil noch mehr begeistern. Dieser ist spannender und rasanter, inklusive privater Einblicke der jeweiligen Charaktere der Brigade.
    Um diesen Krimi jedoch vollends genießen und auskosten zu können, empfehle ich zuvor den 1. Teil "Kommando Abstellgleis" zu lesen. Von mir gibt es jedenfalls eine absolute Leseempfehlung. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    © Pink Anemone