Andreas Séché - Leuchtturmmusik

  • Ein Fischerdorf wird durch eine unbekannte junge Frau namens Emily völlig aus der Bahn geworfen, als diese eines Tages durch den Ort spaziert. Irgendetwas an dieser Fremden lässt die Bewohner innehalten und sich an ihre Fersen zu heften. So gelangen sie zum Strand, wo Emily eine Hand voll Sand in den Himmel wirft und dann erst einmal verschwindet. Während sich die übrigen Dorfbewohner erst einmal wieder ihr normales Leben aufnehmen, ist Fischverkäufer Tristan völlig fasziniert von der Fremden und macht sich auf die Suche nach ihr. Als er sie findet, entwickelt sich sehr schnell eine enge Beziehung zwischen den beiden. Emily hat sich als Unterkunft eine alte Mühle gekauft und ist fortan ein Mitglied des Dorfes. Durch sie erfährt aber nicht nur Tristans Leben eine Wende, sondern auch die übrigen Dorfbewohner verändern sich oder ihr Leben. Was ist Emilys Geheimnis?


    Andreas Séché hat mit seinem Buch „Leuchtturmmusik“ einen unterhaltsamen, leicht mystisch angehauchten Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, teil poetisch, meist leise und sanft und voller Wortmalereien; er vermittelt bei Lesen eine ganz besondere Stimmung und lässt im Kopf des Lesers jede Menge Bilder entstehen. Die Landschaftsbeschreibungen sind so farbig und detailliert, man kann sowohl das unbekannte Fischerdorf sowie die Dorfbewohner regelrecht vor Augen sehen. Leider beschränkt sich die Haupthandlung auf die sich anbahnende Liebesgeschichte, dabei sind die einzelnen Dorfbewohner selbst so interessant, dass man viel lieber auch mehr über sie und ihr Leben erfahren hätte. Doch dies geschieht leider immer nur viel zu kurz und eher oberflächlich, was sehr zu bedauern ist.


    Die Charaktere sind individuell gestaltet, lassen dem Leser aber genügend eigene Phantasie, sie sich selbst auszumalen. Tristan ist ein junger Mann, der selbst so einige Geheimnisse hat und schon lange in dem Dorf lebt. Er ist von Emily dermaßen fasziniert, dass sein ganzes Denken um sie kreist. Emilys Geheimnis wird recht schnell thematisiert, sie ist eine Frau, die sich ihre Prioritäten im Leben gesetzt hat und diese eine nach dem anderen verwirklicht. Sie genießt und ist mit sich selbst vollkommen eins. Sara ist eine alte Jugendfreundin von Tristan und lebt mit ihrem Sohn Sammy zusammen. Sie ist traurig und wirkt oftmals wie verstört. Sammy ist ein mutiger kleiner Junge, der für sein Alter schon viel zu erwachsen wirkt, weil er es leider sein muss, um seiner Mutter Halt zu geben, dabei benötigt er diesen selbst. Auch die anderen Dorfbewohner bestechen durch ihr Wirken und ihr Tun und wirken oftmals viel spannender als die Hauptprotagonisten.


    „Leuchtturmmusik“ ist ein leiser und sprachlich schöner Roman, der aufzeigt, wie die Menschen durch andere auf ihre eigenen Träume zurückkommen und den Mut finden, ihr Leben in die Hand zu nehmen. Leider wird die Liebesgeschichte zum Hauptthema, weshalb die Schicksale der Dorfbewohner zu sehr in den Hintergrund rücken. Das Ende konnte ebenfalls nicht so ganz überzeugen. Insgesamt bereitet das Buch aufgrund des wunderbaren Sprachstils aber eine wunderschöne und farbenprächtige Reise, bei der man einfach ins Träumen kommt.


    Schön zu lesen für :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Ich wusste gar nicht, dass es etwas Neues von ihm gibt. Herr Magdalena und ich mögen ihn beide gerne, und wir sind große Leuchtturm-Fans, also ist das Buch schon quasi ein Muss.


    Dass das Ende nicht so überzeugt hat, nachdem sich das Buch sehr schön gelesen hat, war auch bei "Zwitschernde Fische" so.

  • In einem kleinen Küstenort taucht eines Tages eine unbekannte Frau auf, die ein paar ungewöhnliche Dinge tut und die Bewohner unwillkürlich fasziniert. Als Tristan ihr kurz darauf im Wald begegnet, gibt sie ihm spontan einen Kuss und zieht ihn damit vollkommen in ihren Bann. Die Anziehung ist gegenseitig, und sie verleben zauberhafte Wochen, in denen sie alles tun, was Frischverliebte in einem schönen Sommer an einem malerischen Ort so tun. Und nicht nur auf Tristans Leben hat Emilys Auftauchen dauerhafte Auswirkungen. Ihre Anwesenheit und ihre unkomplizierte offene Art bringen im ganzen Dorf einiges in Bewegung.


    Emily ist aber nicht ohne Grund hierher gekommen; die Realität holt die beiden schneller und nachdrücklicher ein, als es sich Tristan hätte träumen lassen.


    Thematisch geht das Buch durchaus ein bisschen in die "Lebensweisheiten"-Richtung, ebenso wie manche Sätze, die Séché seinen Figuren in den Mund legt, aber er macht das sehr charmant und mit viel Liebe zum Detail, so dass es mich kaum gestört hat. Er schildert ganz bezaubernd den kleinen Ort am Meer und seine Bewohner (wo genau das Ganze spielt, erfahren wir nicht, was ich ein bisschen schade finde) und hat ein Händchen für Naturbeschreibungen, die treffend und wunderschön sind, ohne ausschweifend zu werden. Auch der Musik kommt viel Raum zu, was mir ebenfalls gut gefallen hat.


    Emilys Geisteshaltung ist vielleicht auch ein klein bisschen zu perfekt, aber andererseits gibt es wohl tatsächlich Menschen, die das ganze Leben mit einer gewissen heiteren Gelassenheit zu nehmen wissen, die an Zen-Buddhismus oder ähnliches erinnert.


    Insgesamt war "Leuchtturmmusik", obwohl es auch einige schwere Themen anschneidet, für mich ein sehr schönes kleines Wohlfühlbuch mit vielen Ingredienzen, die ich einfach gerne mag und einigen überraschenden und gelungenen Wendungen. Und ich habe ab und zu ein paar Rührungstränchen verdrückt, das ist mir schon lange nicht mehr passiert.


    dreamworx : mir hat das Ende tatsächlich ganz gut gefallen :)