Inhalt (Quelle : Amazon)
Wie es wohl klingen mag, wenn einer Neunundachtzigjährigen das Herz bricht? Leise und zart, vermutet die Irin Lilly Bere. Viele Herausforderungen hat sie gemeistert, seit sie als junge Frau vor der IRA nach Amerika fliehen musste. Nun verlässt sie der Lebensmut – doch bevor sie geht, hält sie in einem großen Haushaltsbuch ihre Erinnerungen fest: Sie weiß, wie es sich anfühlt, wenn Männer als bloße Schatten aus dem Krieg zurückkommen, wie entwürdigend es sein kann, im Land der Freiheit die falsche Hautfarbe zu haben, wie hoffnungsvoll die erste Liebe ist – und wie bitter der Verrat eines Freundes. Herzergreifend und poetisch.
Über den Autor (Quelle : Amazon)
Sebastian Barry, 1955 in Dublin geboren, hat Latein und Englisch am Trinity College, Dublin, unterrichtet. Er schreibt Theaterstücke, Lyrik und Prosa. Sein Roman ›Ein verborgenes Leben‹ war für den Booker Preis 2008 nominiert, erhielt den Costa Book of the Year Award 2008 und wurde bei den Irish Book Awards 2009 als Roman des Jahres prämiert. ›Mein fernes, fremdes Land‹ stand auf der Longlist des Man Booker Prize 2011 und wurde 2012 mit dem Walter Scott Prize for Historical Fiction ausgezeichnet. 2016 wurde er als erster Romanautor überhaupt zum zweiten Mal mit dem Costa Book of the Year Award geehrt. Sebastian Barry lebt in Wicklow, Irland.
Allgemeines
Erscheinungstermin : 1. Mai 2014, Verlag dtv, Taschenbuch, 320 Seiten
Gliederung : Teile 1 – 3, unterteilt in 17 Tage ohne Bill
Meine Meinung
Nachdem ich gerade dieses Buch von Lucia Berlin, die sehr viel durchgemacht hat, gelesen habe, war mir nach diesem Buch, dessen Protagonistin auch einiges hinter sich hat.
Der Autor bringt die Geschichte sehr gut herüber : Lilly schreibt in ihrer Trauer über den Tod Ihres Enkels Bill eine Autobiografie in ihr Haushaltsbuch. Sie schreibt sie eigentlich nur für sich, um sozusagen mit sich im Reinen zu sein, bevor sie sich umbringt – so ist ihr Plan. An 17 Tagen füllt sie ihr Buch. Sie war mir gleich sympathisch, wobei ich gestehen muss, dass ich älteren Menschen gegenüber meistens recht ehrfürchtig bin.
Man hat den Eindruck, dass sie sich wie ein Kind fühlt, während sie von der damaligen Zeit schreibt. Sie redet ohne Punkt, aber mit Kommas, und die Sätze sind manchmal eine halbe oder sogar mal eine ganze Seite bzw zwei Seiten lang. Sie denkt mit soviel Begeisterung an die glücklichen Geschehnisse, dass sie nicht mehr zu bremsen ist. Die Sprache ist sehr bildhaft und die Vergleiche sind in meinen Augen manchmal sehr amüsant und phantasievoll. Wenn man das Buch jedoch an einem Stück liest, frage ich mich, ob die dauernden Vergleiche nicht doch etwas zuviel sind ? (Ich lese dieses Genre meist neben einem Krimi und nur ein oder zwei Kapitel am Tag).
Es wird Bezug auf die sinnlosen Kriege genommen, in welche soviele junge Männer geschickt werden und nie zurückkommen. Es mag kurios erscheinen, dass sich eine 89jährige Frau, die ihrem Alter entsprechend noch relativ fit ist, umbringen möchte. Es zeigt uns auch hier, dass der Verlust eines geliebten Menschen oft verheerende Reaktionen auslöst und unschöne Ereignisse mit sich bringt. Bill war seit seinem zweiten Lebensjahr bei Lilly und war ein sehr wichtiger Mensch für sie, zumal sie ja seine Mutter ersetzt hat und quasi auch den Vater.
Ein schöner, zarter "Bericht" von einer feinfühligen Frau, die viel aushalten musste, ohne sich gross zu beklagen, über das Leben, seine Freuden und Grausamkeiten sowie das Altwerden. Ein Rückblick auf die schönen und traurigen Dinge und Vorkommnisse, die einem wichtig waren und in Erinnerung geblieben sind. Ich fand es mutig von Lilly, dies alles niederzuschreiben. Ich kann das Buch nur empfehlen