Ulrike Renk - Die Jahre der Schwalben

  • Die junge Frederike erfährt direkt nach der Hochzeit von der schweren Krankheit ihres Mannes Ax. Dieser geht dann auch direkt in ein Sanatorium in der Schweiz, während sie auf das Gut ihres Mannes zieht und versucht, Sobotka irgendwie am Leben zu erhalten und zu bewirtschaften. Der Anfang ist schwer, denn Frederike hat keinerlei Erfahrung mit der Führung eines Gutes und zunächst muss sie sich beim Personal erst einmal Respekt verschaffen. Mit der Zeit wird es besser, aber als ihr Mann stirbt, bestehen die nächsten Jahre hauptsächlich aus Einsamkeit und viel Arbeit.
    Dann lernt sie Gebhard zu Mansfeld kennen und findet endlich wieder ein bisschen Glück. Doch die politische Situation wird immer unsicherer und schließlich steht ein neuer Krieg bevor. Was wird nun aus den Gütern in Ostpreußen und Polen und aus Frederikes Familie?


    "Die Jahre der Schwalben" ist die Fortsetzung von "Das Lied der Störche" und spielt dieses Mal in den 1930er Jahren sowie während des 2. Weltkriegs.
    Wie schon im ersten Band steht die junge Frederike, genannt Freddy, im Mittelpunkt der Geschichte. Die steht in einer unsicheren Zeit ihren "Mann" und versucht zunächst den Gutshof ihres Mannes zu retten und später dann mit ihrer Familie ihren eigenen Betrieb zu bewirtschaften.
    Ich muss sagen, ich bin wieder sehr begeistert. Sei es von der Geschichte an sich oder vom lebendigen, anschaulichen Schreibstil der Autorin. Das Ganze ist mitreißend und einfühlsam geschrieben, ich habe mit Freddy geliebt und gelitten, gelacht und geweint. Sie ist mir richtig ans Herz gewachsen, aber das war schon im ersten Band so.
    Das damalige Leben ist sehr authentisch beschrieben und die damalige Situation, diese langsam wachsende Bedrohung durch Hitlers Machtergreifung, die unsichere Zukunft, das alles ist dadurch sehr real und nachvollziehbar. Die Charaktere sind glaubhaft dargestellt und lebensecht. Ein weiterer Pluspunkt für das Buch.


    Wer historische Familiengeschichten aus der Zeit des noch blühenden Ostpreußens mag, dem kann ich diese Bücher sehr empfehlen. Man muss "Das Lied der Störche" nicht gelesen haben, um "Die Jahre der Schwalben" zu verstehen, aber ich würde es trotzdem empfehlen, denn so ist die Entwicklung von Freddy noch deutlicher spürbar. Und es lohnt sich einfach. :)


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  • Seit der Hochzeit mit Ax ist für Frederike nichts mehr wie zuvor, denn Ax hat Tuberkulose und hält sich in einem Schweizer Sanatorium auf, während sie sich der Herausforderung gegenüber sieht, das Gut Sobotka ganz allein leiten zu müssen. Sie hat darin keinerlei Erfahrung, zudem machen es ihr die Angestellten schwer, denn Freddy wird als Hausherrin nicht akzeptiert. Erst als ihr Stiefvater Erik und ihre Tante Edel ihr unter die Arme greifen, bessert sich die Situation für alle auf dem Gut merklich, vor allem für Frederike. Während die Ehe mit Ax fast nur noch auf dem Papier besteht, was vor allem daran liegt, dass Ax keinerlei Interesse an Freddy und am Gut zeigt, vermisst diese die Nähe und Wärme, die eine enge Beziehung zwischen Eheleuten normalerweise aufweisen sollte. Durch ihre Freundin Thea lernt Frederike deren Schwager Gebhard zu Mansfeld kennen und schnell wird klar: die beiden ergänzen sich hervorragend. Als Ax plötzlich stirbt, ist für Frederike der Weg frei, eine neue Ehe einzugehen. Sie verlässt Sobotka, heiratet Gebhard und gründet mit ihm endlich eine Familie. Währenddessen wird die politische Situation immer schwieriger, denn die Nazis kämpfen sich immer mehr an die Macht – der Krieg steht unmittelbar bevor. Wie werden sie alle diese Zeit überstehen?


    Ulrike Renk hat mit ihrem Buch „Die Jahre der Schwalben“ den zweiten Band ihrer Ostpreußen-Saga vorgelegt, welches dem Vorgänger „Die Jahre der Schwalben“ in nichts nachsteht. Wer das erste Buch nicht kennt, kann diesen Roman trotzdem lesen, denn alle wichtigen Informationen werden innerhalb der Handlung gegeben, so dass man sich gleich wohl fühlt. Der Schreibstil ist so wunderbar flüssig, warmherzig, fesselnd und bildhaft gemischt mit den dazugehörigen lokalen Dialekten, dass der Leser sofort wieder eintaucht und Teil der Familien auf Fennhusen und Sobotka wird, aber vor allem als heimlicher fürsorglicher Freund für Frederike, deren Schicksal hier im Vordergrund steht. Die Beschreibungen der einzelnen Güter sowie die Reisen sind so farbenfroh, dass man sich alles bis ins Detail vorstellen kann und das Gefühl hat, sich während der Lektüre in der Vergangenheit wiederzufinden, aus der es sehr schwer fällt, wieder aufzutauchen, so lebhaft und real wirkt alles. Die Autorin hat hervorragend recherchiert, was neben dem geschichtlichen Hintergrund in Bezug auf den Zerfall der Weimarer Republik und den rasanten Aufstieg der Nazis als auch die Familiendetails von Zeitzeugen betrifft und lässt den Leser teilhaben an einem gekonnten Mix aus Fiktion und wahren Begebenheiten.


    Die Charaktere sind wunderbar und individuell ausgestaltet, sie wirken so real und authentisch, dass sie fast greifbar sind. Der Leser hat das Gefühl, sie persönlich zu kennen und Teil ihres Lebens zu sein. Frederike ist inzwischen eine sympathische erwachsene Frau, der sehr schnell viel Verantwortung auf die Schultern gelegt wird. Doch sie scheut sich dieser Aufgabe nicht und kümmert sich um alles und jeden auf ihrem Gut. Gleichzeitig träumt sie von einem harmonischen Familienleben mit eigenen Kindern, doch dieser Wunsch wird ihr lange nicht erfüllt. Die Entwicklung von Freddy ist in diesem Roman besonders zu spüren, sie wird vor den Augen des Lesers erwachsen und zu einer wirklichen Persönlichkeit. Gebhard ist ein sehr netter Mann, der ebenfalls viel Verantwortung für seine ihm anvertrauten Güter und Familien trägt. Dabei ist er ein eher zurückhaltender Mann, der erst langsam auftaut, dann aber umso sympathischer wird, je mehr man ihn kennenlernt. Freddys Stiefvater Erik ist ihr eine wirkliche Stütze und hilft ihr, wo er kann. Das Verhältnis zwischen Freddy und Thea kühlt in diesem Band merklich ab, die beiden Frauen driften immer mehr auseinander. Ebenso entwickelt sich Freddys Mutter Stefanie immer mehr zu einem Ekel, sie ist selbstsüchtig, bevormundend und hartherzig. Aber auch die anderen Protagonisten wie z.B. die Köchin Schneider, Schwiegermutter Heide, Schwager Caspar oder auch Tante Edel bereichern die Handlung mit ihrem Tun und machen die Geschichte absolut rund.


    „Die Jahre der Schwalben“ ist ein hervorragend gelungener Folgeband der Saga und lässt beim Leser in Sachen Historie und Familienroman keinerlei Wünsche offen. Man ist mit Einstieg in das Buch nicht nur Teil der Geschichte, sondern auch Teil der Familie und möchte sich gar nicht von ihnen verabschieden. Ein kleiner Trost ist die Tatsache, dass es noch einen dritten Band geben wird, auf den man nach dieser Lektüre geradezu sehnsüchtig wartet. Absolute Leseempfehlung für ein wirkliches Highlight!


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Im zweiten Band konzentriert sich alles auf Frederikes Liebesleben, das durch Ax Krankheit völlig aus den Fugen geraten ist. Sehr schön beschreibt hier die Autorin, die Zerrissenheit unter der Freddy lebt. Sei es das Landgut, das nun alleine geführt werden muss, oder auch die Sehnsucht nach Nähe, Geborgenheit und Liebe.


    Man spürt aber auch, dass die Autorin sehr viel Zeit für die Recherche investiert hat. Auch in Bezug auf die Tuberkulose und ihre Behandlungsmethoden.


    Sehr interessant fand ich auch zum Schluss die Rubrik: Wahr ist.


    Abschließend möchte ich noch ein paar Wortes zu Cover und Klappentext loswerden. Wie bereits beim ersten Band, so zeigt auch das vorliegende Cover sehr deutlich zu welcher Zeit der Roman spielt. Das Motiv mit den ausgewählten Farben ist sehr stimmig und macht Romanleser neugierig.


    Der Klappentext greift mir jedoch etwas zu sehr vor. Es wird Ax Tod angekündigt, der jedoch erst im letzten Drittel des Romans eine Rollen spielt. Die politischen Szenen halten sich dezent im Hintergrund, jedoch spürt man diese unterschwellig.



    Fazit:



    Für mich war es eine wirklich gelungene Fortsetzung der Saga, die durchaus ohne Vorkenntnisse gelesen werden kann. Um aber die Charakteren und deren Situation besser zu verstehen, sollte man den ersten Band lesen.


    Ein Buch, das wirklich jede Seite wert ist. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.