Isabel Morland - Die Rückkehr der Wale

  • Kurzmeinung

    Divina
    Sehr ruhige Geschichte, viel Gefühl, aber zwischendurch ein paar Längen durch die Landschaftsbeschreibung
  • Inhaltsangabe:


    An der schottischen Westküste: Das Leben auf der Hebriden-Insel Harris ist karg und beschwerlich. Dalziel und Kayla Gillan führen ein Croft, mehr schlecht als recht. Ihre Ehe läuft auch nicht besser, denn der Schatten der ersten Mrs. Gillan – Caitriona – liegt noch immer schwer auf Dalziels Herzen. Sohn Iain hat die Flucht ergriffen, zu sehr möchte er die weite Welt sehen und mehr werden als nur ein Crofter!


    Die Touristensaison steht kurz bevor, als auf der Insel ein geheimnisvoller Fremder auftaucht. Brannan Tait sucht einen Job, nur vorübergehend, denn bleiben will er nicht lange. Als Kayla ihm zum ersten Mal begegnet, ist ihre Entscheidung bereits gefallen, obwohl sie es selbst nicht ahnt. An ihr Ehegelübde hält sie vorerst fest, aber der schweigsame und attraktive Mann bringt ihre Grundfesten schon bald ins Wanken.


    Gerüchte kommen über Brannan auf und auch Dalziel spürt, dass dieser Mann eine ernste Gefahr für ihn und seine Ehe ist. Schließlich ist es jedoch Kayla selbst, die durch ihre Gutmütigkeit und Freundschaft eine Verkettung tragischer Umstände in Gang setzt.


    Mein Fazit:


    Den Roman habe ich vor zwei Tagen ausgelesen, nach einer Marathon-Lese-Session. Es ist schon eine Weile her, dass ich wegen einem Buch alles stehen- und liegenließ und bis in die Nacht las, obwohl meine Augen eigentlich nicht mehr konnten. Aber es war mir einfach unmöglich, dieses Buch aus der Hand zu legen. Zu sehr hat mich die Geschichte um Kayla, Brannan und dem Ekel Dalziel gefesselt!


    Das Buch beginnt schon mit einem mystischen Prolog: Es ist wohl Brannan, aber er ist nicht namentlich erwähnt. Er ist hellfühlig, also hochgradig empathisch. Dies betrifft sowohl Menschen, mehr aber noch die Tiere im Meer. Und er rettet ein Walkalb vor dem sicheren Tod. Das hat ihn als Figur schon sehr sympathisch gemacht. Dann lernte ich Kayla und Dalziel kennen, die ein Croft führen. Sie kommen nicht gut zurecht und viele Dinge sind reparaturbedürftig. Um ihren Mann zu unterstützen, arbeitet sie drei Tage in der Woche auf der Poststelle (aber auch das gefällt ihm nicht wirklich). Dalziel hadert seit dem Tod seiner ersten Frau Caitriona mit dem Leben und lässt seine Wut und Missfallen häufig an Kayla aus. Schlimmer wird es noch, das sie zu seinem Sohn Iain hält und dieser auch noch das Weite sucht anstatt dem Vater auf dem Croft zu helfen. Kurzum: Kayla gibt sich Mühe, aber sie ist kreuzunglücklich!


    Brannan Tait stellt Kaylas Leben komplett auf den Kopf. Er braucht nicht viel zu sagen, aber seine Blicke und Gesten sagen mehr als tausend Worte. Er ermutigt sie zum Singen und gibt ihr das Gefühl, etwas wert zu sein. Auf der Insel, wo jeder jeden kennt und sie noch indirekt mit dem Pfarrer verwandt ist, ist es schwierig, sich heimlich zu treffen. Doch das Haus ihrer verstorbenen Mutter muss geräumt werden und ihre Schwester Ally, die ebenfalls ein Auge auf Brennan geworfen hat, kann sie nicht unterstützen. So passiert das, was passieren muss. Und natürlich werden sie beobachtet. Es bleibt nicht allen verborgen, wie sehr Kayla sich verändert und aufblüht, mutiger wird und sich Dingen stellt, die sonst für sie unmöglich waren. Natürlich droht die Affäre aufzufliegen, aber wie hoch der Preis dafür ist, den kann Kayla bei weitem nicht abschätzen!


    Die Autorin hat sehr bildhaft und mit vielen Metaphern geschrieben, was mir die Geschichte noch viel näher brachte. Ebenso hat sie es geschafft, mich auf die Insel mitzunehmen, in diese Welt, wo das Leben schwer und hart für die Menschen ist. Auch lernte ich verschrobene Charaktere kennen, die durch ihre Ecken und Kanten liebenswert sind. Dalziel blieb mir als einzige Figur unsympathisch. Ich konnte ihn zwar verstehen, aber er ist wirklich unschön mit Kayla umgegangen. Die Landschaft der Insel und die Atmosphäre sind gut beschrieben, ich konnte es mir gut vor meinem inneren Auge vorstellen (Kopfkino läuft eigentlich immer noch). Und die Spannung steigt langsam aber stetig, so das mir als Leserin schon bald klar war, dass da noch etwas Schreckliches passiert! Die kleinen Zufälligkeiten, die zu dieser Tragödie führten, sind perfekt eingearbeitet, es gibt für mich keinen Logik-Fehler und es ist authentisch erzählt.


    „Du und ich, wir sind wie die Wellen. Auch wenn ich in Begriffen von Raum und Zeit nicht mehr bei dir bin, wird unsere Liebe weiterexistieren.“

    (Seite 295)


    Die Liebe zwischen Brennan und Kayla war für mich zum Greifen nah, einzig ihre geringe Wehrhaftigkeit und seine Gedankenlosigkeit über Verhütung haben mich etwas irritiert. Aber das zeichnet vielleicht auch die Klarheit ihrer Liebe aus! Die Liebe hat auch ihn überrollt, aber er rechnete nicht damit, dass etwas passieren würde.


    Ich bedanke mich beim Knaur Verlag für dieses Rezie-Exemplar, es ist eine wunderbare Geschichte, die ich wärmstens empfehlen kann, eben ein echter Pageturner! Fünf Sterne von mir!

  • schöner Roman - nett zu lesen


    Bei dem Buch handelt es sich um einen schönen Roman - nett zu lesen und gut für Zwischendurch.
    Mir persönlich hat aber einfach das Besondere in diesem Buch gefehlt... keiner der Charaktere war für mich etwas außergewöhnliches, die Handlung war gut zu Lesen, aber mehr nicht.
    Daher eine nette Geschichte für Zwischendurch, aber nichts Besonderes.

  • Kayla lebt mit ihrem Mann Dalziel auf der Insel Harris, wo sie gemeinsam ihren kleinen Hof oder, wie es dort heißt, Croft bewirtschaften. Aus der Wolle ihrer eigenen Schafe webt Kayla wunderschöne Tweedstoffe.


    Einfach ist das Leben nicht gerade, und seit Iain, Dalziels Sohn aus erster Ehe, aus- und aufs Festland gezogen ist, steht es um die Stimmung zwischen den Eheleuten nicht gerade zum besten. Der sowieso schon verschlossene Dalziel ist dauerhaft übellaunig und aufbrausend. Manchmal weiß Kayla gar nicht so recht, wie sie das noch aushalten soll. Hinzu kommt der Tod ihrer Mutter vor kurzer Zeit und die Aufgabe, den elterlichen Haushalt aufzulösen, die sich wie eine unüberwindliche Mauer vor ihr auftürmt.


    Als eines Tages Brannan Tait auf der Insel auftaucht, der den Walen nachgereist ist, die sich zeitweise in der Gegend tummeln, kommt Bewegung in das eintönige Inselleben. Er sieht gut aus, gibt sich manchmal etwas geheimnisvoll und spielt wunderschön auf der traditionellen Fiddle, und er berührt etwas in Kayla, das schon lange brachgelegen hat. Sie beginnt, mit Brannan und der kleinen Folkband aus dem Dorf zu singen, ein kleines Stück Freiheit, das sie sich gegen den Willen ihres eifersüchtigen Mannes erobert, und stellt irgendwann fest, dass sie sich rettungslos in Brannan verliebt hat.


    Klingt nach einer handelsüblichen Dreiecksgeschichte? Ist es auch, und zwar keine besonders gute.


    Das Schönste an dem Buch war für mich der Schauplatz, die faszinierend rauhe Insel Harris mit ihren Schafen und Tweedherstellern und traditionellen Psalmengesängen, die dortige Legendenwelt und ein paar interessante bis ulkige Bräuche. Die titelgebenden Wale hingegen werden nur ab und an erwähnt und spielen ansonsten keine großartige Rolle für die Handlung.


    Selbige ist, wie das rosarot angehauchte Cover vermuten lässt, nichts anderes als ein ziemlich vorhersehbarer Liebesroman mit ziemlich klischeehaften Figuren - der unterdrückten Frau, der ständig suggeriert wird, dass sie mit Mitte dreißig alt und nicht mehr begehrenswert ist, dem grantigen, unausstehlichen, eifersüchtigen Ehemann, den patenten Freundinnen, der charakterlich ganz anderen jüngeren Schwester und natürlich dem geheimnisumwitterten, musikalischen, umwerfend attraktiven Fremden, der auch noch eine besondere Gabe besitzt.


    Die Dialoge lesen sich über weite Strecken wie aus einer deutschen Vorabendserie - hölzern und unauthentisch - und die Liebesszenen schwülstig. Wie zutreffend die Darstellung der Religiosität auf Harris ist, weiß ich nicht, mir kam dabei einiges beim Lesen jedoch eher wie aus dem späten 19. Jahrhundert vor als aus dem frühen 21. Auch die zahlreichen gälischen Einsprengsel nerven irgendwann, zumal sie oft nicht erklärt werden. Fußnoten oder ein Glossar im Anhang hätten geholfen.


    Für mich also kein Highlight, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich einfach nicht zur Zielgruppe gehöre. Fans des klassischen Liebesroman-Genres mögen das anders sehen. Bei mir kamen statt der beabsichtigten Romantik leider nur Stereotypen und Langeweile an.

  • Als Kulisse für diesen Roman dienen die Hebriden eine, durch die letzte Eiszeit geschaffene Inselgruppe vor Schottland. Wild, teilweise ungezähmt mit rauen Charme und langen Traditionen. Einen ähnlich rauen Charme besitzen auch die Einwohner dieser Inselgruppen. Sie sind sehr gottesfürchtig, scheuen sich jedoch nicht, auch den keltischen religiösen Bräuchen weiterhin die Treue zu halten bis hin zurAufrechterhaltung der keltischen Mythologie.


    Mit einer Detailverliebtheit schildert die Autorin die Naturschönheiten und das Leben der Bewohner auf den Inseln. Ein dörflicher Zusammenhalt, geprägt von Freundschaft, Hilfsbereitschaft und einer gelebten religiösen Ehrfurcht, trotzdem wirken die Menschen recht modern. Die Einblicke in die keltische Sagenwelt, die Beschreibung der Naturgewalten und die Skizzierung der manchmal recht schrulligen Einwohner haben mir sehr gefallen.


    Die eigentliche Liebesgeschichte hingegen ist mir zu oberflächlich, vage und strotzt leider nur so von Klischees. Ein raubeiniger emotionsloser Ehemann, eine angeblich verschüchterte, einsame, unverstandene Ehefrau und ein geheimnisvoller Fremder der sowohl Frauen- als auch Männerherzen betört, das ist mir einfach zu wenig Tiefgang gewesen. Hier hätte ich mir mehr Mut von der Autorin gewünscht. Romantisch fand ich lediglich die Anlehnung an die keltische Mythologie. Der Liebesgeschichte als solches wurde jedoch kein Raum gegeben. Meinem Empfinden nach war es eher eine leidenschaftliche Affäre, ein Ausbruch aus der Realität, eine Hintertür in ein paar sorgenfreiere Stunden aus denen , soviel sei verraten auch irgendwie keinerlei ernsthafte Konsequenzen drohen.

  • Die Äußeren Hebriden sind kein leichtes Fleckchen Erde. Die Menschen hier leben hauptsächlich vom Fisch- und Krabbenfang und züchten Schafe, daneben gibt ein wenig Tourismus. Ein ewiger Wind weht über die kahle, torfreiche Landschaft mit endlosen Mooren, Wiesen und Heiden.


    „Obwohl der Wind zornige Wolken vor sich hertrieb, die alles Blau in sich aufzusaugen und in dämmriges Zwielicht zu verwandeln schienen, wirkte der Himmel grenzenlos weit.“ (Seite 287)


    Der Glaube an Gott und an Sagen, Legenden und Mythen ist gleichermaßen in den Menschen verwurzelt. So verschließt sich auch Kayla ihren schottischen Genen diesbezüglich nicht, obwohl die Realität sie viel zu fest im Griff hat. Und die sieht traurig aus. Ihre Ehe mit Dalziel steht unter keinem guten Stern, wenngleich Kayla – ob aus Pflichtgefühl oder aus Liebe – noch daran festhält. Die Stimmung in ihrem Zuhause ist düsterer denn je, nachdem Dalziels Sohn Iain mit seinem gutmütigen und fröhlichen Wesen dieses verlassen hat, um entgegen dem Willen seines Vaters seinen eigenen Weg zu gehen.


    Eines Tages erscheint ein Fremder auf der Suche nach einer Beschäftigung auf die Insel. Er ist zurückhaltend und offenbart seine Herkunft nicht. Ihn umgibt eine geheimnisvolle Aura, zudem geht eine unerklärliche Kraft von ihm aus. Brannan ist aufmerksam und mitfühlend und hat wie Kayla eine besonderes musikalisches Empfinden. Dieser Mann löst eine ungeahnte, vibrierende Sehnsucht in ihr aus und bringt sie dazu, Dinge zu wahrzunehmen, von deren Existenz sie bislang nicht einmal ahnte. Zwischen den beiden entwickelt sich etwas, das sich nicht in Worten fassen lässt. Kayla beginnt, ihr bisheriges Leben und die Gefühle für Dalziel zu hinterfragen.



    Isabel Morland erzählt in "Die Rückkehr der Wale" eine ruhig dahingleitende Geschichte, die mit mythischen und mystischen, traurigen und freudigen, bitteren und hoffnungsvollen Elemente aufwartet. Sie nimmt sich dabei Zeit, viele Naturbeschreibungen einfließen zu lassen und zu zeigen, wie die Menschen in ihrer Umgebung agieren. Dadurch wird die Natur zu einem wesentlichen Bestandteil der Handlung, und der Leser erhält ein Bild von der einfachen und herben Schönheit und ebenfalls von ihren Bewohnern geboten.


    „Die Luft war ätherisch, beinahe kristallen, ein zarter Duft von Blüten lag über den Gräbern, in der Ferne erklang der zwitschernde Gesang einer Seeschwalbe.“ (Seite 400)


    Außerdem legt die Autorin Wert auf die ausgewogene Gestaltung ihrer Protagonisten. Sowohl die Hauptfiguren, als auch die in zweiter Reihe auftretenden Personen sind mit Behutsamkeit ausgearbeitet worden und ergeben einen bunten Reigen unterschiedlicher Charaktere mit all ihren positiven und negativen Eigenheiten, die das Eiland hervorgebracht haben könnte. Sie lässt sie oft in ihrer gälischen Muttersprache zu Wort kommen, was sich manches Mal allerdings als störend für den Lesefluss herausstellt.


    Kayla ist Mitte Dreißig, über romantische Schwärmereien längst hinaus, eine äußerst bodenständig und warmherzige Frau. Der tägliche Kampf ums Dasein hat sie geprägt, das Leben hier fernab von Städten und Luxus verhätschelt die Menschen nicht. Sie hat Dalziel aus Zuneigung geheiratet, und so denkt sie nicht daran, trotz aller Komplikationen in ihrer Beziehung, das ihrem Mann vor Gott gegebene Versprechen leichtfertig zu brechen.


    Aber Kayla ahnt nicht, dass Dalziel noch an seiner ersten Frau – seiner großen Liebe – hängt. Zwar bemerkt sie seine Alpträume, doch Dalziel ist verschlossen. Da er sich weigert, mit Kayla darüber zu sprechen, was ihn bewegt, wird der Zustand ihrer Ehe für beide von Tag zu Tag erdrückender. Sie entfernen sich immer mehr voneinander. Hierzu trägt ebenfalls bei, dass Dalziel Kayla gegenüber ein unbeherrschtes und rüdes Verhalten an den Tag legt und auch eifersüchtig auf jede Begegnung mit Brannan reagiert.


    Erst das Zusammentreffen mit Brannan lässt in Kayla eine Seite erklingen, die fast verstummt gewesen ist. Und Brannan erwidert ihre Liebe mit einer leisen, sinnlichen Intensität. Bei ihm hat Kayla den Eindruck, dass er die Fähigkeit besitzt, in ihr zu lesen wie in einem offenen Buch. Wobei sie damit der Wahrheit ziemlich nahe kommt. Denn Brannan verfügt über eine Art Hellfühligkeit, die ihn die Gefühle der ihn umgebenden Menschen zu spüren vermag. Das ist jedoch der Grund für seine Rastlosigkeit, Bindungen einzugehen ist nicht Teil seiner Natur. Brannan zieht immer dann weiter, bevor er mit den Leuten in seiner Umgebung vertraut wird und bleibt so stets ein Fremder...


    "Die Rückkehr der Wale" ist mehr als eine gewöhnliche Liebesgeschichte. Der Roman besticht durch die emotionale Beschreibung eines Landstrichs und seiner Bewohner und lässt Raum für Fantasie und Glaube an die Hoffnung.


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