Martha Conway - Das Schiff der Träume / The Underground River

  • Kurzmeinung

    Chattys Buecherblog
    Mit einem tiefen und zufriedenen Seufzen habe ich das Buch beendet.
  • 1838 Ohio. Die 22-jährige May Bedloe hat ein Händchen für die Schneiderei, doch steht sie seit ihrer Kindheit im Schatten ihrer Cousine Comfort Vertue, die als Schauspielerin im Land umher reist und für die May die Kleidung näht und in Ordnung hält. Comfort ist ihre einzige übrig gebliebene Familie. Auf einer Reise lernt Comfort die reiche Mrs. Howard kennen, die sich ihrer annimmt und Comfort dazu überredet, als Rednerin für die Befreiung von Sklaven zu agieren. Doch für May hat Mrs. Howard keine Verwendung, so dass diese auf einmal mutterseelenallein für sich selbst sorgen muss, denn auch Comfort kümmert sich nicht um sie. May findet mit viel Glück eine Anstellung als Mädchen für alles auf einem Theaterschiff bei Hugo Cushings Theatertruppe und lebt sich in Gesellschaft der illustren Gruppe schnell ein, weil sie sich akzeptiert und respektiert fühlt. Aber bald schon taucht Mrs. Howard mit Comfort im Schlepptau wieder auf und erpressen May, sich für ihre Sache einzusetzen. May widerstrebt das alles zutiefst, doch in ihrer verzweifelten Lage bleibt ihr gar nichts anderes übrig, dabei bringt ihr Tun nicht nur sie selbst in eine gefährliche Lage…


    Martha Conway hat mit ihrem Buch „Das Schiff der Träume“ einen sehr unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, durch die Ich-Erzählweise wird der Leser schnell in die Zeit kurz vor dem amerikanischen Bürgerkrieg versetzt und hat direkten Anteil an Mays spannender Reise, ihren Gedanken und Gefühlen. Der Spannungsbogen wird sehr gemächlich aufgebaut, schraubt sich aber erst innerhalb des letzten Romandrittels in die Höhe. Der historische Hintergrund ebenso wie der Sklavenkonflikt zwischen den Nord- und den Südstaaten wurden von der Autorin sehr schön in die Handlung integriert und geben dem Leser einen Eindruck, welche Zustände damals geherrscht haben. Das Theaterschiff legt an vielen verschiedenen Städten an, so macht der Leser eine interessante Reise auf dem Ohio-River und lernt verschiedene Örtlichkeiten aufgrund der bildhaften Sprache der Autorin kennen.


    Die Charaktere sind sehr vielfältig und individuell angelegt, so dass ein bunter und exotischer Mix entsteht, der den Leser zu faszinieren weiß mit seiner Authentizität und Lebendigkeit. May ist eine eher zurückhaltende junge Frau, die immer absolut ehrlich ist, was ihr nicht immer zum Vorteil gereicht. Sie ist pragmatisch, dabei fleißig und sich für keine Arbeit zu schade. May ist hilfsbereit und geht die Dinge nacheinander an, Rückschläge nimmt sie hin, doch lassen diese sie nicht verzweifeln, sondern umso härter arbeiten, um voran zu kommen. Ihre Entwicklung während der Geschichte ist erstaunlich, denn zu Beginn hat sie sich von ihrer Cousine bevormunden und drangsalieren lassen, doch je länger sie allein auf sich selbst gestellt ist, umso selbständiger und selbstbewusster wird sie. Comfort ist eine egoistische und oberflächliche Person, bei der sich alles nur um sie drehen muss. Hugo Cushing ist ein etwas geheimnisvoller Mann, der das Herz auf dem rechten Fleck hat und mehr weiß, als er offen zugibt. Er kann Geheimnisse bewahren und kümmert sich wunderbar um seine Truppe. Auch die schillernden Theatermitglieder wie z.B. Mrs. Niffens oder Leo sind sehr interessante Persönlichkeiten, die der Geschichte durch ihr Handeln und Tun zusätzlich Farbe verleihen.


    „Das Schiff der Träume“ ist ein historischer Gesellschaftsroman, der durch seine farbenfrohe Erzählweise und die Vielfalt der Charaktere besticht. Sowohl der geschichtliche Hintergrund als auch die sich anbahnende Liebesgeschichte tragen zu einer guten Unterhaltung bei. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!


    Unterhaltsame :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
    _____________________________________________


    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Ein schöner Schmöker, der mir etwas ganz anderes gegeben hat, als ich erwartet hatte. Der englische Titel "The Underground River" deutet schon an, worum es geht, der deutsche Titel ist wie so oft absolut nichtssagend und lässt eher eine Liebesgeschichte vermuten. Es ist jedoch keine :wink: Auch die deutsche Inhaltsangabe deutet nicht an, wohin die Reise führt.


    Es geht jedenfalls um mehr als nur um May und ihre egoistische und hinterhältige Cousine- Es geht um eine junge Frau, die mit ihren Aufgaben wächst, um Freundschaft und Zusammenhalt, um Gerechtigkeit. Es geht nicht nur um die Theatertruppe, sondern auch um die gesellschaftlichen Umstände im Amerika des Jahres 1838, denn das Theaterschiff fährt auf dem Ohio River hin und her, welcher die natürliche Grenze zwischen dem Norden Amerikas und dem Süden, in welchem Sklavenhaltung noch erlaubt ist und gefördert wird, bildet. Und irgendwann wird auch May auf die Missstände zwischen den Staaten aufmerksam und wird in eine Sache hineingezogen, der sie anfangs nicht gewachsen zu sein scheint. Doch May ist stärker als man denkt.

    Ich bin mir nicht sicher, ob May möglicherweise autistisch veranlagt ist. Um das zu beurteilen, kenne ich mich nicht gut genug aus. Doch sie hat anfangs enorme Probleme im Umgang mit alltäglichen Situationen und mit anderen Menschen. Doch an Bord des Schiffes wird ihr so viel mehr zugetraut, als von ihrer Cousine, sodass sie beinahe über sich hinaus wächst.


    Das Buch ist sehr schön geschrieben, hat sympathische Charaktere, denen man gern durch die Geschichte folgt, und eine interessante Story.

    Dennoch sind es bei mir "nur" :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: geworden, denn die erste Hälfte des Buches zieht sich ein wenig, bis es wirklich spannend wird. Und es wird auch erst dann deutlich, wohin die Story gehen soll. In der ersten Hälfte lernen wir May genauer kennen, ihre Lebensumstände und erfahren, wie sie sich in das Leben der Theatertruppe einfügt. Das ist nicht langweilig, aber eben auch nicht super spannend :wink:

  • Schon bei der Vorankündigung des Goldmann Verlags ist mir das Cover sofort ins Auge gestochen. Lag es an diesem Schiff? An der Frau? Am Titel? oder war es eine Mischung aus allem, was mich so neugierig machte? Ich wusste auf jedenfall, dass ich das Buch unbedingt lesen wollte.



    Alles beginnt 1838 in Cincinnati, Ohio. Dort lernt der Leser die 22-jährige May kennen. May ist eine grundehrliche Person, die von ihrer Cousine gerne mal als etwas dümmlich hingestellt wird. Dann schlägt das Schicksal bitter zu und May heuert selbst auf einem Schiff an. Einem Theaterschiff, um genau zu sein.



    Sehr einfühlsam beschreibt MARTHA CONWAY einen Lebensabschnitt einer wirklich großartigen Frau. Sie lässt sich einfach nicht unterkriegen und versucht immer das Beste aus allem zu machen. Man erlebt die Höhe und Tiefen hautnah und fast schon spürbar mit. Ich war von der Geschichte so gefesselt, dass ich DAS SCHIFF DER TRÄUME kaum aus der Hand legen wollte. Auch durch das großzügige Schriftbild sind die Seiten nur so dahin geflogen. Ich wollte, nein, ich konnte einfach nicht aufhören zu lesen.



    Sowohl die Protagonisten, als auch das Umfeld war sehr detailliert beschrieben, so dass ich oftmals das Gefühl hatte, inmitten des Geschehens zu sein. Sei es die Schiffexplosion, das Schwimmen ans rettende Ufer, die Verzweiflung plötzlich allein zu sein, der Hoffnungsschimmer auf eine sichere Zukunft oder auch die Bühnenauftritte....alles schien mir sehr realistisch und absolut nachvollziehbar.



    Fazit:



    Mit einem tiefen Seufzen habe ich das Buch beendet. Ein Seufzen voller Zufriedenheit und Dankbarkeit für die angenehmen und unterhaltsamen Lesestunden.