Eine Hexe, ein uralter Fluch und ein Städtchen, dass seit Jahrhunderten damit leben muss. Eine ziemlich coole Idee vor allem auch, weil es sowas an sich ja tatsächlich geben könnte ... wenn man an so etwas glaubt - aber da nie etwas an die Außenwelt dringt, wer weiß?
Klappentext
Black Spring ist ein beschauliches Städtchen im idyllischen Hudson Valley. Hier gibt es Wälder, hier gibt es Natur - und hier gibt es Katherine, eine dreihundert Jahre alte Hexe, die den Bewohnern von Black Spring gelegentlich einen kleinen Schrecken einjagt. Dass niemand je von Katherine erfahren darf, das ist dem Stadtrat von Black Spring schon lange klar, deshalb gelten hier strenge Regeln: kein Internet, kein Besuch von außerhalb oder Katherines Fluch wird sie alle treffen.
Meine Meinung
Der Anfang ist noch relativ harmlos, fast wirkt es, als wäre es für die Bewohner von Black Spring ein kleiner Makel, mit dem man sich arrangiert hat, etwas, das man sogar belächelt, wohl auch, um der grauenvollen Situation irgendwie Herr zu werden. Denn sie alle müssen irgendwie damit Leben. Es dauert auch ein bisschen, bis das Ganze an Fahrt aufnimmt, wobei der gruselige Aspekt allerdings immer wie ein Damoklesschwert über dem Dorf schwebt.
Aber im Laufe der Handlung kristallisiert sich immer mehr raus, wie sehr dieser Fluch die Menschen beeinflusst. Schon seit jeher gibt es eine Notverordnung und strikte Regeln, an die sich alle Bewohner zu halten haben: zu niemandem außerhalb ein Wort über die Hexe, kein Kontakt zur Hexe selbst und noch einiges mehr. Natürlich ist das für die Jugendlichen in der heutigen Zeit der weltweiten Verbindungen eine schwierige Gratwanderung und es ist wohl nur eine Frage der Zeit gewesen, wann in den Köpfen der jungen Leute Ideen auftauchen, die endlich aus diesem verhängnisvollen Fluch ausbrechen wollen.
Eigentlich scheint die Hexe tatsächlich relativ ungefährlich zu sein, was daran liegt, dass ihre Augen und ihr Mund irgendwann in der Vergangenheit zugenäht wurden - und sie so keine Möglichkeit hat, ihr Verderben mit Verwünschungen oder dem bösen Blick zu verbreiten. Allerdings wirkt es schon recht unheimlich, da sie immer und überall und jederzeit auftauchen kann. Obwohl sie nichts tut und meistens einfach nur da steht, kann ich mir gut vorstellen dass es bei dem Anblick nicht einfach ist, nebenher seine gewohnten Alltagstätigkeiten zu verrichten. Vor allem, wenn sie plötzlich im Hausflur oder im Keller steht wenn man so gar nicht damit rechnet. Oder im Schlafzimmer.
Natürlich bedeutet das ganze auch eine organisatorische Meisterleistung der Geheimhaltung, wofür die sieben Mitarbeiter von "HEX" zuständig sind. Denn natürlich verirren sich auch Wanderer in die Gegend, Besucher von außerhalb etc., die nichts davon mitkriegen dürfen. Der Fluch beinhaltet nämlich noch einiges mehr, aber darauf möchte ich nicht näher eingehen: lest es selbst ;)
Wichtige Charaktere sind vor allem
Katherine von Wyler, die Hexe
Tyler Grant, ein jugendlicher Freigeist mit einem YouTubeKanal
Jocelyn und Steve, seine Eltern
Robert Grim, der Sicherheitschef von HEX
Jaydon Holst, ein Draufgänger, dem man nicht trauen kann
Griselda, seine Mutter
Sie alle spielen eine wichtige Rolle bei den Ereignissen und während anfangs alles noch recht unverfänglich erscheint, baut der Autor immer mehr Spannung auf. Die Hexe ist dabei nicht immer im Mittelpunkt, denn vor allem das unberechenbare Verhalten der Menschen aus Black Spring macht einen Großteil der erschreckenden Entwicklungen aus. Die ständigen Einschränkungen, die Traditionen, das "Eingesperrtsein", der Zwang, sich allen Regeln unterzuordnen und die ewige Präsenz des Aberglaubens bringt das Fass irgendwann zum Überlaufen und die Ereignisse überstürzen sich.
Ich war jedenfalls von Anfang an gefesselt; der Schreibstil tut sein übriges, denn der Autor schafft es hervorragend, die Stimmungen rüberzubringen und dabei alles bildlich im Kopf entstehen zu lassen. Besonders schön auch die Sprache bzw. Dialoge der Jugendlichen. Die Atmosphäre ist durchweg düster, auch wenn immer mal wieder eine kleine Verschnaufpause eingelegt wird oder eine witzige Situation entsteht: das Grauen ist hier immer präsent. Vor allem am Ende gipfelt das Ganze in einem schrecklichen Fiasko, das man so sicher nicht erwartet hatte.
Hierzu sollte man übrigens das Nachwort lesen, da stehen einige interessante Details ;)
Ein paar Kleinigkeiten waren logisch nicht ganz so stimmig, aber vielleicht hab ich es auch anders aufgefasst - wobei man bei dem Thema ja auch nicht immer alles so theoretisch betrachten darf ... im Endeffekt hat es an meiner Meinung auch nichts geändert.
Fazit: 4.5 Sterne