Andreas Pflüger - Niemals

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)
    Jenny Aaron ist eine Polizistin mit überragenden Fähigkeiten. Und sie ist blind. Man drängt sie zur Rückkehr in die geheime Sondereinheit, in der sie früher war. Es wäre wieder ein Leben aus purem Adrenalin. Doch will sie das?
    Als ihre Vergangenheit sie einholt, muss sie sämtliche Zweifel hinter sich lassen. In Marrakesch wartet der gefährlichste Mann der Welt auf sie. Jemand, von dem viele glauben, dass er nur ein Mythos sei. Aaron erfährt, was er ihr angetan hat. Um ihn zu töten, ist sie bereit, alles zu opfern, was ihr je etwas bedeutete.
    Autor (Quelle: amazon)
    Andreas Pflüger wuchs in Saarbrücken auf und studierte dort sowie in Berlin Theologie ohne Abschluss. Er schreibt Hörspiele, Theaterstücke, Drehbücher und Romane und inszenierte zwei Dokumentarfilme. Seine Arbeiten wurden preisgekrönt. Seit 2012 zeichnet er mit Co-Autor Murmel Clausen für den »Tatort Weimar« verantwortlich. Sein neuer Roman »Endgültig« erschien im März 2016 bei Suhrkamp - das Hörbuch ungekürzt bei Random House Audio, gelesen von Nina Kunzendorf.


    Inhalt
    Niemals“ ist die Fortsetzung von „Endgültig“ mit der blinden Polizistin Jenny Aaron.
    Jenny Aaron ist blind. Wie es dazu gekommen ist, wird nach und nach klar. Die Geschehnisse des ersten Bandes werden also kurz gestreift, soweit sie für das Verständnis der Handlung notwendig sind. Die Geschichte wechselt mehrfach in Rückblenden, um dann wieder in der Gegenwart zu spielen.
    Jenny ist obwohl blind wieder bzw. weiter Mitglied in einer Elitegruppe der Polizei.
    Als sie von ihrem Feind aus vergangener Zeit zwei Milliarden Dollar erbt, stellt sie sich der Herausforderung. Es gibt sehr viele Tote auf ihrem Weg – wird sie es dennoch trotz ihrer Blindheit schaffen?


    Beurteilung
    As erstes hat mir das Cover sehr gut gefallen. Es ist ganz in Schwarz gehalten und hat als i-Tüpfelchen noch den Schriftzug „Niemals“ in Braille- Schrift. Die Seiten sind in einem tollen Gelb-Schnitt; die einzelnen Kapitel/Teile sind in komplett schwarzen Seiten gehalten; für den Überblick recht gut.
    Im Buch geht es vor allem um Geld und Macht.
    Der Schreibstil des Autors ist flüssig und baut einen Spannungsbogen auf, der sich bis zum Final steigert. Was mir nicht so gefallen hat, dass die Protagonistin selbst als Blinde fast uneingeschränkt zu kämpfen vermag. Dies fand ich übertrieben und sehr unrealistisch.
    Da ich den ersten Band „Endgültig“ nicht gelesen habe, ist es oft anstrengend die einzelnen Personen zuzuordnen. Es ist daher meiner Meinung nach empfehlenswert, zuerst den Band "Endgültig" zu lesen.


    Fazit
    Ein sehr guter Thriller des Autors.
    Ich kann das Buch empfehlen und vergebe hier :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sterne. 4 Sterne wegen der oft ins Fantasie gehenden Überzeichnung der Heldin.

  • Auf diese Fortsetzung von „Endgültig“ war ich mega-gespannt. Würde sie dem ersten Band gleichkommen, oder ihn gar toppen?


    Auch „Niemals“ hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Andreas Pflüger ist ein großartiger Erzähler. Ich mag den knappen präzisen Stil, mit dem er sich so wohltuend von der breiten Masse abhebt . Wie er mit wenigen Worten Atmosphäre schafft und Figuren greifbar werden lässt, hat mich schon in „Endgültig“ begeistert! Und doch hatte ich eine Zeit lang das Gefühl, „Niemals“ würde für mich nicht ganz an den Vorgänger herankommen.


    Spannend war es von Beginn an, aber ich musste mich höllisch konzentrieren und trotz aufmerksamen Lesens schien es mir an manchen Stellen, als würde ich nicht immer alles mitkriegen. Viel steht zwischen den Zeilen, schwingt mit in knappsten Dialogen, hat mich zum Nachdenken gebracht und sich erst bei nochmaligem Lesen erschlossen. Fließende, schwer erkennbare Übergänge zwischen Vergangenheit und Gegenwart, dazu Jennys düster mystische Traumsequenzen, die oft nicht gleich als solche erkennen sind – der Autor hat seine Leser durchaus gefordert ;). Immerzu wirbelten mir Fragen durch den Kopf und beim Lesen stand ich die ganze Zeit unter Strom, vielleicht, weil aus Aarons Perspektive erzählt wird, die auch so gut wie niemals entspannt gewesen ist.


    Atemberaubende Kampfszenen sorgen auch diesmal für spannendste Unterhaltung, aber stärker haften geblieben ist bei mir der Eindruck von Atmosphäre, Tiefe und Intensität. Jenny und ihre Blindheit stehen im Fokus, ihre besonderen sensorischen Fähigkeiten, ihre Hoffnungen, Wünsche, Ziele und nicht zuletzt die Beziehung zu ihrem Vater. Mehr als einmal habe ich mich gefragt, was ich davon halten soll, ein kleines Mädchen auf einen solchen Weg zu bringen, der sie in letzter Konsequenz zu einer „Waffe auf zwei Beinen“ werden hat werden lassen, einer jungen Frau, die nach den Gesetzen einer alten ausgestorbenen japanischen Kriegerkaste lebt. Das Verlangen nach Rache scheint in „Niemals“ ihr ganzes Sinnen und Trachten zu bestimmen, ja fast zum Selbstzweck zu werden. Fragwürdig, ob das zu einem guten Ende führen kann, zumal es nicht nur um ihre eigene Person geht und noch dazu kausal mit ihrer Blindheit zusammenhängen könnte. „Niemals, niemals…“ – und doch geht sie ihren Weg.


    Ich fand es genial, wie die offenen Fragen beantwortet und die einzelnen Fragmente sukzessive stimmig zusammengeführt werden. Noch selten habe ich einen so klug erzählten Thriller gelesen, brillant konstruiert, geheimnisvoll, tiefgründig, angefüllt mit bemerkenswerten Informationen, die auf intensive Recherche schließen lassen. Die sprachgewaltige Intensität war mir an manchen Stellen fast ein bisschen zu viel, trotzdem hat sie bei mir einen Nerv getroffen und mich erneut restlos begeistert zurückgelassen.

  • Nachdem mir der erste Teil „Endgültig“ schon so besonders gefallen hat, musste ich natürlich den neu erschienenen Teil 2 auch gleich lesen. Der Thriller „Niemals“ von Andreas Pflüger kann problemlos an Band 1 anknüpfen und wird allen Erwartungen gerecht. Jenny ist einfach wieder genial!

    Das Buch beginnt in der Vergangenheit. Die Geschichte spielt zunächst vor 10 Jahren in Rom. Das BKA hat jemanden ausfindig gemacht, der mit dem hohen Mafiaboß Varga Geschäfte macht. Durch seine zahlreichen Straftaten ist Leon Keyes für das BKA erpressbar und beginnt wichtige Informationen zu Vargas und seinen Aktivitäten weiterzugeben. Doch dann erfolgt eine persönliche Einladung nach Rom, inklusive weiblicher Begleitung. Ist das eine Falle, hat Vargas etwas bemerkt? Aber es gibt gar keine Wahl. So stellt das BKA ihm aus „Der Abteilung“ die toughe Agentin Jenny Aaron als Begleiterin zur Seite. Sie ist seine einzige Verteidigung für den Notfall, sie ist die Waffe. Doch trotzdem endet diese Stippvistite in einer Katastrophe.

    Dann geht die Erzählung in der Gegenwart weiter. Nach dem letzten haarsträubend gefährlichen und rasanten Einsatz hat die neue Chefin der Abteilung Inan Demirci der vor einigen Jahren erblindeten Jenny Aaron eine Rückkehr in den aktiven Dienst angeboten. Doch sie braucht erstmal Abstand und reist zu ihrem ehemaligen pensionierten Chef Lissek in den Norden. Seit den letzten Handgreiflichkeiten und Kämpfen hat sie den Eindruck, dass ihre Blindheit nicht mehr absolut ist. Das lässt sie zwischen Hoffnung und Ängsten schwanken und an sich selbst zweifeln. Ohne ihr Wissen haben ihre Freunde einen ganz besonderen Spezialisten anreisen lassen, der sie kennenlernen möchte. Widerwillig geht sie auf seine Fragen ein. Am Ende zeichnet sich Hoffnung auf einen Therapieansatz ab.


    Inzwischen wurden aber im Dorf Fragen nach Lissek gestellt. Es stellt sich heraus, dass ein Anwalt Jenny etwas von Ludger Holm, dem Bösewichte des letzten Buches, überbringen soll. Einen USB-Stick und eine Kontaktlinse. Nun ist sie doch nicht auf dem Weg zur Therapie, sondern findet sich erst mal mit ihrem alten Freund und Kollegen Pavlik auf dem Weg nach Marrakesch.


    Sehr berührend sind Jennys schon bekannten 10 Punkte Listen. Ein genialer Kniff des Autors um dem Leser die Figur und ihre Gefühlswelt schnell und konzentriert näher zu bringen. Bei der Beschreibung der rasanten und spannenden Kämpfe findet Andreas Pflüger in „Niemals“ so andere Worte und Formulierungen, dass sie das Miterleben besonders intensiv und fesselnd machen. Er schildert relativ nüchtern und vorstellbar das mögliche sekündliche Leben und Agieren eines solchen Top Agenten, die in Fleisch und Blut übergegangenen Mechanismen. Das Buch ist stellenweise recht drastisch und brutal. Der Geschichte liegen komplexe Sachverhalte, vielfältige Beteiligte und geheimnisvolle Verflechtungen zugrunde, was das Miträtseln packend macht.
    Der finale Showdown saugt den Leser ein, reißt ihn mit, macht atemlos.


    Die Hauptrollen spielen Jenny, Pavlic und Demirci. Sie wachsen einem ans Herz, man kann sich gut mit ihnen identifizieren. Was sich zwischen BKA, Ministerium und Kanzleramt entwickelt, macht den Leser nachdenklich und sprachlos. Das es solche Verwicklungen vielleicht sogar in einem Land wie Deutschland gibt, stellt man sich lieber nicht vor.


    Fazit: Bitte mehr davon!


    5 von 5 Punkten

  • "Wie blind, wie schwach wir sind, und glauben doch, so scharf zu sehen und glauben doch, so stark zu sein!" (Emmy von Rothenfels)
    Nach ihrem letzten Fall, bei dem sie ihr Erzrivalen Holm diesen mit seinem Leben bezahlen musste und Pavlik schwer verletzt wurde, erholt sich Ermittlerin Jenny Aaron bei ihrem ehemaligen Vorgesetzten Lissek auf Färöer. Das aufflammende hell dunkel sehen hat Aaron etwas irritiert, kann es sein das sie ihr Augenlicht zurückbekommt? Sie hat Angst sich der Wahrheit zustellen, außerdem muss sie sich über Demircis Frage, ob sie zur Einheit zurückkehrt klar werden. Professor Reimer, der ein Institut für Blinde hat, erklärt Aaron seine Therapieform. Doch bevor sie sich auf diese Therapie einlassen kann, bekommt sie einen Brief von einem Anwalt. Der getötet Holm hat ihr sein Erbe vermacht, dafür muss sie sich jedoch in Marrakesch identifizieren. Aaron ist sich sicher, das dieses Geld gestohlen ist, anderseits könnte man viel Gutes mit dieser Erbschaft bewirken. Zusammen mit Pavlik macht sich Aaron auf den Weg nach Marrakesch, doch nicht ohne genügend Vorkehrungen zu treffen. In Marrakesch entdecken sie schnell, dass sie verfolgt werden, den der ursprüngliche Eigentümer möchte sein Geld wieder haben. Ohne zu ahnen, das der gefährlichste Mann der Welt längst schon auf sie wartet, um ihn zu töten ist Aaron zu allem bereit.


    Meine Meinung:
    Der erste Band mit der blinden Ermittlerin konnte mich noch nicht vollständig überzeugen. Doch dieses Buch hat mir bei weitem besser gefallen, vielleicht weil ich nun die Ermittlerin und ihre Eigenheiten schon besser kannte. Ich würde auch jedem Leser raten, das Buch "Endgültig" vorab zu lesen, den dadurch bekommt man einen besseren Einblick auf Jenny Aaron. Außerdem baut sich dieses Buch anhand des ersten Bandes weiter auf, so das man vieles besser versteht. Natürlich ist der Fall abgeschlossen, doch viele Ereignisse laufen ineinander. Der Schreibstil war am Anfang für mich anfänglich gewöhnungsbedürftig, aber in diesem Buch fand ich es bei weitem besser. Auch das Cover, das an den Vorband anschließt gefällt mir wieder sehr gut. Inzwischen bange ich schon förmlich mit Pavlik und Aaron mit und hoffe, dass den beiden Freunden nicht passiert. Bei den spannenden Actionszenen, habe ich selten so fesselndes erlebt, sodass Seite um Seite nur so dahin fliegt. Inzwischen hat mich Andreas Pflüger wirklich überzeugt und so freue ich mich auch schon auf weitere Abenteuer mit Aaron, Pavlik und ihrem Team. In der Hoffnung das Aaron ihr Augenlicht wenigstens zum Teil zurückbekommt, warte ich auf den nächsten Teil und gebe 4 1/2 von 5 Sterne. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb::applause::thumleft:

  • Vor dem Lesen des Buches durfte ich den Autor bei einer Lesung zu NIEMALS erleben. Genauso meine ich es auch, es war ein Erlebnis. Als Profi in seinem Metier hat er einige Passagen vorgelesen, aber zwischendurch sehr viel über die Recherche, seine Berater, die Aufmachung und seinen Perfektionismus erzählt. Und genau diesen Perfektionismus merkt man dem Buch an, es stimmt einfach alles. Vor allem alle Aspekte der Blindheit, des körperlichen Einsatzes und der Medizin wurde für Laien verständlich beschrieben.


    Das Cover - auch dieses Mal zusätzlich in Brailleschrift - und den gelben Buchschnitt fand ich sehr passend.

    Beim zweiten Band mit Jenny Aaron beschreibt der Autor nicht nur den aktuellen Fall, nein er nimmt den Leser auch mit auf eine Reise in die Vergangenheit, in die Zeit vor ihrer Blindheit, und zwar nach Rom, zu einem eindrucksvollen Einsatz vor 8 Jahren nach Avignon bzw. Berlin und nach Barcelona, den Ort ihres verhängnisvollen Unfalls. Im Buch sind die Perspektivwechsel ganz klar durch eine schwarze Seite am Kapitelbeginn abgegrenzt, dadurch lassen sich die Zeitsprünge gleich erkennen. Aktuell wird sie nach Marrakesch gelockt, um eine Erbschaft in Höhe von 2 Milliarden Dollar anzutreten. Wer steckt dahinter? Auf jeden Fall ist er Aaron ebenbürdig, er hinterlässt ihr viele Hinweise bzw. Rätsel um an ihn heranzukommen. Aaron startet einen wahren Rachefeldzug, in dem es viele actionreiche, durchaus brutale Szenen an diversen Schauplätzen gibt. Zur Seite stehen Aaron selbstverständlich ihr engster Vertrauter Pavlik und das Team der Abteilung. Soviel zum Inhalt.


    Jenny Aaron wird außergewöhnlichen Belastungen ausgesetzt und genauso schildert der Autor sie. Auf der einen Seite hammerhart gegen sich selbst, professionell im Beruf und auf der anderen Seite sehr emotional. Als Leser erfährt man sehr viel über das besondere Verhältnis, das sie zu ihrem Vater hatte. Jörg Aaron war Kommandant bei der GSG9 und er hat sie als Kind schon ihre besonderen Talente spüren lassen und sie gefördert. Sein Tod trat nur einige Tage nach ihrer Erblindung ein und hat sie fast vollständig aus der Bahn geworfen. Im Moment keimt eine gewisse Hoffnung in ihr auf, denn sie erkennt zeitweise Differenzen zwischen hell und dunkel. Ein sehr enger Freund und immer an ihrer Seite ist Pavlik, aber auch seine Frau Sandra. In diesem Band erfährt man u.a. auch, wie es zur Unterschenkelamputation von Pavlik kam. Ansonsten steht er ihr immer zur Seite, oftmals ist er ihr Auge.


    Es ist ein intelligenter, facettenreicher und komplexer Thriller, der vom Leser Konzentration durch die zahlreichen Perspektivwechsel fordert, aber dafür wird er mit einem packenden Leseerlebnis belohnt. Der Spannungsbogen ist bis zum Ende auf einem hohen Niveau und der Schreibstil direkt und schnörkellos ohne unnötige Ausschweifungen. Ich hatte den ersten Teil ENDGÜLTIG schon mit Begeisterung gelesen, aber NIEMALS gefiel mit noch einen Zacken besser.


    Der Autor kann es einfach, daher von mir eine klare Leseempfehlung!

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