Stella A. Tack - Götterblut

  • Götterblut - Stella A. Tack


    Drachenmond Verlag
    480 Seiten
    Debüt


    Inhalt:
    Es gibt fünf Dinge,
    die du wissen solltest,
    bevor du dieses Buch liest.


    1. Mein Name ist Warrior Pandemos.
    2. Ich bin die Tochter der größenwahnsinnigen
    Götter Hades und Aphrodite.
    3. Ich wurde mit einem Gendefekt geboren, der sich Medusa-Effekt nennt. Soll heißen? Sieh mich an und du verlierst den Verstand!
    4. Obwohl ich im Gegensatz zu meinen Eltern menschlich bin, passieren in letzter Zeit ziemlich schräge Dinge.
    Ich meine, ist es normal plötzlich silbern zu bluten?
    Stimmen im Kopf zu hören? Oder von einem Baum aufgespießt zu werden, ohne dabei … na ja, draufzugehen?
    5. Tja, und schließlich bin ich in der Hölle einem Gefängnisflüchtigen über den Weg gelaufen. Sein Name ist Peace.
    (Sohn des Zeus/ arroganter Arsch/ verboten heiß/ seelenlos …)
    Er versucht mit einem absolut hirnrissigen Plan die Götter aus dem Olymp zu stürzen. Und ich?
    Ich werde ihm dabei helfen.
    ~~~~~~~~~~~~


    Meinung:


    AHHHH, DIESE DIALOGE.
    DIESER SARKASMUS.
    DIESER HUMOR.
    Witzig.
    Spritzig.
    Verrückt.
    Explosiv.
    Anders.
    Berauschend.
    Prickelnd.
    Einfach GÖTTLICH.


    Himmel, diese Frau kann schreiben.
    Sie weiß, wie man Leser unterhält.
    So sehr, dass auch ein fast 500 Seiten Buch wie ein Klacks erscheint.
    Gut, ich gebe zu, am Anfang zog es sich ein wenig, weil Warrior ihren Weg in der Hölle alleine beschritten hat und man sich erst ans Tempo gewöhnen musste, aber dann...
    ...schickt sie den Leser in den himmlischen und höllischen Wahnsinn.
    Und der ist so ganz anders als gewohnt.
    Modern.
    Neu.
    Mit sprechenden Höllenhunden und komasaufenden Gottheiten.
    Mit skorpionigen Riesenfüchsen und dem Tartarosmonster.
    Mit fliegenden Seelen und handzahmen Basilisken.


    Dieses Buch ist einfach abgefahren.
    Es ist eine scheinbar unglaublich überhäufte Ansammlung von Klischees und Nicht-Klischees, von allen möglichen Fantasyaspekten die es gibt, gepaart mit Action, Spannung und dem gewissen Etwas.
    Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie ich dem gerecht werden beziehungsweise das beschreiben soll.
    ________________________


    „Zwei Dinge waren mir jetzt klar. Erstens: Die Götter waren vollkommen bekloppt. Zweitens: Ich war mir nicht sicher, ob ich diese Golfrunde unbeschadet überstehen würde.“
    (Seite 181)


    „Kommst du, Brave?“
    „Nein, ich bleibe liegen. Es riecht so gut nach Würstchen.“
    „Das ist deine Nase.“
    „Wahnsinn, meine Nase hat ungeahntes Potenzial.“
    „Komm, hoch mit dir, du Bockwurst.“
    (Seite 245)
    __________________________


    Zum oben bereits angesprochenen Schreibstil muss ich nicht mehr viel sagen.
    H-A-M-M-E-R.
    Ich mag wirklich kaum glauben, dass Götterblut ein Debüt ist.


    Bevor ich hier weiter in Lobeshymnen abschweife, noch kurz etwas zum Inhalt:
    Als Leser begleitet man Warrior, Tochter der Aphrodite und des Hades, auf ihrem Abenteuer das sich „Leben mit Gendefekt - die Analen einer Missgeburt“ nennen könnte.
    Warrior leidet unter dem Medusa-Syndrom, jeder, der sie ansieht, wird früher oder später verrückt.
    Und mit dieser „Krankheit“ genießt sie leider auch kein hohes Ansehen.
    Bis auf ihren Bruder Madox und ihre Schwester Diamond scheint sie keine Freunde zu haben.
    Nachdem sie in Abaddon in jegliche Fettnäpfchen getreten ist, die sie finden konnte, wird sie zu Hausarrest in London verdonnert und ab da nimmt das Schicksal seinen ganz eigenen Lauf.


    Auf ihrer Reise durch den Olymp, den Tartaros, die Unterwelt des Tartaros und diverse andere geniale Orte, die die Autorin sich überlegt hat, durchlebt Warrior eine Rundumerneuerung.
    Wie diese aussieht - das müsst ihr selbst erleben.
    Aber lasst euch gesagt sein - es wird kräftezehrend, atemberaubend, unwirklich, herzschlagbeschleunigend, phänomenal genial.


    In Götterblut kommt so viel zusammen, was man sich eigentlich nie hätte zusammen vorstellen können.
    Die Autorin hat es jedoch geschafft aus diesem Knäul und Gewirr an Eindrücken, Empfindungen und Erstaunlichem etwas zu schaffen, das einen schlichtweg begeistert.
    Allein die Beziehung zwischen Peace und Warrior ist pure Leidenschaft.
    Mit so wenig und doch so vielen Worten hat sie die Atmosphäre und das Knistern in der Luft perfekt auf Papier gebannt.
    Ein Buch, das definitiv ein Kinofilm werden sollte!
    Ehrlich, ich kann nicht viel mehr dazu sagen.


    Fazit:


    Götterblut ist ein absolutes Must-Read im Fantasy-Bereich.
    Mit genau der richtigen Mischung aus Sarksamus, Kopfkinotalent, mythischen Wesen, Neuheiten, göttlicher Arroganz und blauhaarigem Übermut hat die Autorin hier eine Geschichte geschaffen, in man sich einfach kopfüber hineinstürzen muss.


    Jeder sollte einmal die Welt durch Warriors Augen erleben und auf die witzigste Art und Weise den Olymp zerfallen sehen können.
    Für mich jetzt schon ein Jahreshighlight - ganz klar 5 von 5 :bewertung1von5: Sterne.

  • "Göttliches Blut" klang nach einem Buch ganz nach meinem Geschmack. Ich lese sehr gerne Geschichten, in denen es in irgendeiner Form um Mythologie geht, und die Inhaltsangabe dieses Buches versprach eine ungewöhnliche und auch humorvolle Erzählung. Die vielen positiven Rezensionen haben nur dazu beigetragen, dass ich hohe Erwartungen hatte, aber leider wurden diese nicht erfüllt.


    Es ist mir von Anfang an schwer gefallen, mich richtig auf die Handlung einzulassen. Obwohl Warriors Lage eindringlich geschildert ist und es deutlich wird, wie sehr ihr Leben dadurch eingeschränkt wird, dass niemand sie anschauen kann ohne verrückt zu werden, hatte ich durchgehend eine gewisse Distanz zu ihr und auch ihrem Umfeld. Zudem fand ich die meisten Nebenfiguren unsympathisch, was wohl auch daran lag, wie sie die Protagonistin behandelt haben. Dennoch fand ich die Geschichte an sich recht interessant und ich war gespannt darauf zu sehen, wie sie sich entwickeln würde. Es gab einige witzige Momente und durchaus eine gewisse Spannung, da zunächst unklar war, wieso Warrior sich veränderte und was mit ihr passierte. Auch die Einführung von Peace hatte einiges Potential, doch dieses wurde meiner Meinung nach nicht vollständig ausgeschöpft.


    Da Peace in der Inhaltsangabe als "arroganter Arsch" bezeichnet wird, hatte ich damit gerechnet, dass er nicht der sympathischste aller Charaktere sein würde, aber in meinen Augen ist diese Beschreibung viel zu harmlos. Ich fand sein Verhalten der Protagonistin gegenüber unmöglich und für mich grenzte es schon an Missbrauch, weshalb die Liebesgeschichte der beiden mich nicht überzeugen konnte. Die große Bedeutung dieser Dynamik und der Beziehung hat zudem dafür gesorgt, dass ich die Erzählung nicht wirklich genießen konnte. Es wird zwar versucht sein Handeln zu erklären und es gibt durchaus positive Momente zwischen den beiden, doch ich konnte nicht darüber hinwegsehen, wie er Warrior behandelt hat und obwohl sie ihm ein paar Mal Kontra gibt, war dies nicht oft genug der Fall. Aus diesem Grund war mir bei den Szenen, in denen sie sich näher kommen, unbehaglich zumute und es war mir unerklärlich, was sie in ihm gesehen hat. Außerdem ist er mir als Figur zu eindimensional geblieben, was ich schade fand.


    Trotz all dieser Kritik gab es aber Ansätze, die mir gut gefallen haben. Die Idee, dass die Götter älter werden und nicht mehr richtig mit der Zeit gehen können, war ziemlich interessant, allerdings hätte dieser Aspekt noch mehr in den Mittelpunkt rücken können. Auch Warrior selbst war mir als Protagonistin recht sympathisch; ich konnte ihr Verhalten oftmals nicht verstehen und ihr Humor war nicht immer mein Fall, aber dennoch war es leicht, sich in sie hineinzuversetzen. Ich hatte zudem Interesse daran zu erfahren, was hinter ihren unerklärlichen Veränderungen steckt und wie alles zusammenhängt, doch vor allem war ich neugierig darauf, wie genau Peace den Olymp stürzen wollte. Insofern konnte das Buch mich durchaus fesseln, auch wenn es Handlungsstränge und Entwicklungen gab, mit denen ich nur wenig anfangen konnte, und ich fand es schade, dass "Göttliches Blut" viele Fragen unbeantwortet lässt. Dies soll die Leser natürlich dazu animieren, sich die Fortsetzung zu besorgen und vermutlich werde ich sie noch irgendwann lesen, um zu erfahren, wie alles ausgeht. Dennoch bekommt der erste Band von mir nur :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:. Er konnte mich nicht wirklich überzeugen und ich hatte insbesondere mit der Liebesgeschichte ein Problem.

    Carpe Diem.
    :study: Yrsa Sigurðardóttir - Gespenstisches Island

    2024 gelesen: 13 Bücher | gehört: 4 Bücher