Neil Gaiman - Ewige Nächte / Endless Nights

  • Eigenzitat aus amazon.de:


    Alles hat eine Vorgeschichte – nur manchmal wird sie später geschrieben. Im Vorwort zu dieser Sammlung erklärt Neil Gaiman, wie dieses Buch mit Zeichnungen von Glenn Fabry, Milo Manara, Migualanxo Prado, Frank Quitely, P. Graig Russell, Bill Sienkiewicz und Barron Storey entstanden ist. Jeder der genannten Künstler hat zu einer der hierin befindlichen Geschichten seinen Teil beigetra-gen und somit einen inhaltlichen und künstlerischen Potpourri erzeugt, der eigentlich für jeden Geschmack etwas dabei hat – und auch inhaltlich stark mit dem restlichen Werk dieser Zeichner verbunden ist.


    Die Endless sind natürlich Dream a.k.a. Morpheus und seine Geschwister Tod. Verlangen (natürlich hier illustriert von Milo Manara), Dream selbst, Verrzweiflung (wobei schon der textliche Aufbau den ein oder anderen in die nämliche treiben könnte), Delirium (mit starken Anklängen an die klassischen Arkham Asylum-Geschichten von Bill Sienkiewicz), Zerstörung und Schicksal. Und in den jeweiligen Geschichten erfahren wir etwas darüber, wie sie die geworden sind, die sie zu Beginn der Ursprungs-Sandmann-Reihe sind. Und das ist abwechselnd überraschend, verwirrend, betroffen machend, amüsant, spannend oder auch nahezu unverständlich.


    Die Sammlung schließt mit Kurzbiographien der kreativ Beteiligten.


    Wie gesagt, ein Potpourri an Geschichten und Zeichenstils verknüpft durch die Verwandtschaft der Endlosen. Ein weiterer Klassiker der zeichnerischen Erzählung, den man sich nicht entgehen lassen sollte.

  • Sandman – Ewige Nächte



    In diesem Paperback bedenkt der Autor Neil Gaiman jeden der sieben „Ewigen“ aus seiner Comicserie "Sandman" mit einer stimmungsvollen Geschichte: Die Ewigen, das sind Morpheus (Sandman) und seine Geschwister Death, Destiny, Delirium, Destruction, Despair und Desire.


    Gaiman hat bei der Auswahl der sieben Zeichner für die sieben Einzelgeschichten ein ausgeprägtes Fingerspitzengefühl bewiesen. Als gutes Beispiel kann man hier die Geschichte um Desire nennen. Diese sich um Liebe, Verlangen und Begierde handelnde Story wurde von dem italienischen Künstler Milo Manara geschaffen, der für seine erotischen Comicdarstellungen bekannt ist. Die weiteren Zeichner sind Glen Fabry (Destruction), Migelanxo Prado (Dream), Craig Russel (Death), Bill Sienkiewitz (Delirium), Frank Quietly (Destiny) Barron Storey und Dave McKean (Despair).


    Dieses graphische Kaleidoskop stellt jeden der Ewigen mit seiner Wirkung auf uns normale Menschen vor. Und das ist auch das so besondere an diesen Geschichten (und auch an der gesamten Sandman-Serie): Im Mittelpunkt der Geschichten stehen oft wir normale Menschen. Die Ewigen reduzieren sich dann fast auf Nebendarsteller, die nur der abstrakte Keim für eine Wirkung auf die Handlungen der Menschen sind. In etwa vergleichbar ist das mit einem Gemütszustand, z.B. Verzweiflung oder Begierde, die man selber beizeiten verspürt. Sie sind zwar da und haben ihre Wirkung auf uns, sind jedoch nicht greifbar und nicht erklärbar. Fast wie ein mystisches Wesen bewohnt sie unser Sein, bevor sie wieder spurlos verschwinden. Und so stehen auch die Ewigen immer über den menschlichen Figuren in den Geschichten, sie sind nie richtig erfassbar oder greifbar und gleichzeitig ein (Comic)- Abbild unserer eigenen Seele.


    Die vorliegenden Geschichten fordern einem durchaus zum mitdenken, die Zeichnungen zum genauen betrachten heraus. Nur dem Text zu durchzulesen und einen Blick auf die Bilder zu werfen, damit ist es beim Sandman nicht getan. Fast jedes Bild ist ein kleines Kunstwerk für sich und in jedem Text weht ein Hauch von Poesie und Prosa mit. Bild und Text ergeben so ein stimmiges Ganzes. Besondere Freude bereitete mir diese künstlerische Entdeckungsreise bei der Vorstellung der Schwester „Despair“. Sie wird auf -20- Seiten in vierzehn kurzen Fallstudien künstlerisch so abstrakt dargestellt, dass es einen förmlich zu einer persönlichen, entdeckerischen Auseinandersetzung mit dem dargestellten Stoff herausfordert.


    Fazit: Sieben Geschichten, die in Text und Bild nicht unterschiedlicher sein können, aber gleichzeitig eines gemeinsam haben: Sie fordern, begeistern und beschäftigen den Leser/Betrachter.

    Das Amt des Dichters ist nicht das Zeigen der Wege, sondern vor allem das Wecken der Sehnsucht.



    H.H.