Edward Rutherfurd - Die Rebellen von Irland/The Rebels of Ireland/Ireland Awakening

  • Beginnend unter der Herrschaft von Elizabeth I. setzt Edward Rutherfurd fort, was er in „Dublin“ angefangen hatte: die Geschichte Irlands, verbunden mit der Geschichte der Familien, die man bereits im Vorgängerband kennenlernen konnte, lebendig werden zu lassen. Religionskriege und Rebellion sind über Jahrhunderte das prägende Element. Es ist vor allem auf dem Land schwer für die Menschen, es auch nur zu bescheidenem Wohlstand zu bringen, denn die Gesetze zum Grundbesitz sind stets nur für die ungeliebten britischen Herrscher gut. Die Katholiken werden ausgegrenzt und benachteiligt, zeitweise stehen sogar schwere Strafen darauf, katholische Gottesdienste zu feiern. Die allergrößte Katastrophe bricht Mitte des 19. Jahrhunderts in Form verheerender Missernten und daraus resultierender Hungersnöte über das Land herein, in deren Folge die britische Regierung jegliches Mitgefühl und brauchbare humanitäre Hilfe vermissen lässt.


    Immer wieder formiert sich Widerstand gegen die englische Krone, doch immer wieder scheitert er – an der Überlegenheit der Gegner genauso wie daran, dass sich die Iren untereinander nicht einig sind und sich im Norden eine Vorherrschaft der Protestanten etabliert.


    Rutherfurd wählt seine Protagonisten mit Bedacht. Eine große Bandbreite von Charakteren und Gesellschaftsschichten, vom Bauern bis zum wohlhabenden Geschäftsmann mit Verbindungen bis in die höchsten Regierungskreise, ermöglicht es, viele Aspekte der bewegten irischen Geschichte aufzugreifen, was ihm wie schon im ersten Teil hervorragend und mitreißend gelingt.


    Anfangs lässt das Buch allerdings ein wenig die starken Frauenfiguren vermissen, die in „Dublin“ so zahlreich waren. Das ist etwas schade, später jedoch bekommen noch einige tolle weibliche Charaktere ihre Auftritte.


    Dem endgültigen Unabhängigkeitskampf, beginnend mit den Osteraufständen 1916, hätte man auch noch ein wenig mehr Platz einräumen können, wobei trotz der verhältnismäßigen Kürze des entsprechenden Kapitels genug Dramatik und Information vermittelt wird, und ein Ausklang, der das 20. Jahrhundert ab den 30er Jahren berücksichtigt hätte, wäre noch schöner gewesen als das Ende in den 20ern, aber das ist nur ein kleiner Schönheitsfehler in einem ansonsten sehr empfehlenswerten, umfassenden Roman über fast 350 Jahre irischer Geschichte.

  • Ich habe diese englische Ausgabe gelesen; das Buch gibt's auf englisch aber auch unter dem Titel "The Rebels of Ireland".

  • @Magdalena
    Danke für die Rezi. Die oben verlinkte englische Ausgabe liegt schon lange auf meinem SuB. Den ersten Teil habe ich 2006 gelesen und kann mich kaum noch daran erinnern. Meinst Du, dass ich beim zweiten Teil trotzdem etwas verstehe oder müsste ich den ersten Teil nochmal lesen? :-k

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Ich habe den ersten Band letztes Jahr gelesen, aber gemerkt, dass ich davon auch schon viel vergessen hatte. Das ist aber insofern nicht schlimm, als Rutherfurd sowieso zu Beginn noch mal das Wichtigste aus dem Vorgängerband zusammenfasst und die Figuren ja eh nur relativ lose über die Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg miteinander verknüpft sind.


    Allerdings schadet es sicher auch nicht, Teil 1 noch mal zu lesen, schön ist er ja.

  • Allerdings schadet es sicher auch nicht, Teil 1 noch mal zu lesen, schön ist er ja.

    Mein SuB hat inzwischen ein Ausmaß erreicht, das kaum noch Re-Reads gestattet. 8-[ Vielleicht geht es auch so, wenn es zu Beginn des zweiten Bandes eine Zusammenfassung gibt.

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