John Burnside - Ashland & Vine (ab 18.10.2017)

  • Guten Morgen taliesin :winken:


    Ich habe das Problem, dass meine beiden Hunde krank sind. Vor allem die 14-jährige Hündin, die Herzmedis nehmen muss, macht mit ensthaft Sorgen.

    Oh je! Es ist eine ganz vorsichtige Frage und ich gehe jetzt sehr von mir aus. Sollen wir die MLR noch weiterführen? Ich könnte mich in deinem Fall kaum noch konzentrieren, weil meine Gedanken ständig bei meinen Vierbeinern wären. Kraul die beiden mal von mir.


    Ich denke mit >Der gute Krieg< ist eher der Krieg, oder besser der Kampf mit sich selbst, gegen die Trauer und das Leid, das wir im Laufe des Lebens erleben
    müssen gemeint.

    Du triffst es auf den Punkt!

    Burnside ist einfach ein genialer Geschichtenerzähler
    und seine Geschichten enthalten eine Lebensfülle und Lebendigkeit die ihresgleichen sucht.

    Und gehört damit zu einen meiner absoluten Lieblingsautoren! Seine Figuren und deren Charaktere, Gefühle und verborgene Bedürfnisse sind äußerst fein und sehr lebendig gezeichnet.


    Kapitel 7 - Dreaming Korea/Korea träumen


    Man könnte sagen, dass dies ein Kapitel über das Alleinsein, über Einsamkeit und über Sehnsüchte ist.

    Es zerrupft einem als Leser, wenn diese Einsamkeiten in ihrer Vielfältigkeit immer mehr herausgearbeitet werden.

    Das die Kinder diese Vorstellung durchschauen, macht sie zu sehr einsamen Menschen, denn
    wie Jean sagt, braucht jeder Mensch die Berührung eines anderen Menschen, das Gefühl geliebt zu werden.

    Du sagst es! Mir tut Simon von ganzen Herzen leid. Den Kinder hat man das elementarste Grundbedürfnis nach Zuneigung und Urvertrauen verweigert, was sie für den Rest ihres Lebens tief prägen wird.

    Am Ende des Kapitels dann eine der schönsten aber auch melancholichsten Szenen des Romans. Soviel Sehnsucht und Trauer in ein paar Zeilen.

    :cry: Oh ja!

    Bisher ist Kate ja immer sehr ausweichend auf Fragen nach ihrer Mutter oder ihrem Vater gewesen. Aber weglaufen geht nicht für immer und ich glaube, dass
    Jean hier auch den wunden Punkt trifft. Es wird Zeit, dass Kate die Bastarde in ihrem Kopf bekämpft, denn nur so kann sie sich davon befreien.

    Ja, Jean trifft hier direkt ins Schwarze. Ich bin sehr gespannt ob es Kate gelingen wird sich dem zu stellen. Da kommt noch eine Menge Aufarbeitung auf sie zu. Wenn sie wenigstens als ersten Schritt Jean beginnen könnte zu erzählen.


    Ich beginne heute mit dem Kapitel 8 John Banister.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Oh je! Es ist eine ganz vorsichtige Frage und ich gehe jetzt sehr von mir aus. Sollen wir die MLR noch weiterführen? Ich könnte mich in deinem Fall kaum noch konzentrieren, weil meine Gedanken ständig bei meinen Vierbeinern wären. Kraul die beiden mal von mir.

    Nein, wir machen weiter. Die Situation ist etwas entschärft. Bei meinem älteren Kumpel haben wir die Medikation erhöht und es geht schon etwas besser.
    Der Jungspund hat wohl im Wald irgendetwas gefressen, was ihm nicht so gut bekommen ist. Hat sich wieder erholt und bekommt morgens Kamillentee.
    (Das funktioniert auch bei Hunden :):) ) Soweit also wieder alles gut...........

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


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  • Das klingt gut @taliesin! :) Ich drücke die Daumen, dass die neue Dosis weiterhin gut anschlägt!


    Kapitel 8 - John Banister


    So gerne ich auch auf die Kate/Laurits Einschübe am Anfang jeden Kapitels verzichten würde wegen Laurits, diesmal fand ich sie richtig gut! Da spürt man doch schon den Hauch einer Änderung bei Kate. Laurits dürfte dann wohl in irgendwas kurioses verstrickt sein, wenn er so dringend Geld braucht. Lassen wir uns überraschen. Und diese Runde ging eindeutig an Kate. :twisted: Vermutlich das erste Mal.


    Ich hatte schon fast verdrängt, dass Jeremy und Gloria noch ein Kind haben. Jetzt lernen wir Jennifer kennen, die sich so ganz anders entwickelt wie ihr Bruder. Er scheint wohl eher angepasst sein. Es war seine Art seinem Vater näher zu sein. Jennifer war von Anfang an unbequemer, eine Rebellin und das war ihre Art. Die Kinder müssen verzweifelt mit allen Flaggen gewunken haben und keiner ihrer Elternteile haben es durch ihre Scheuklappen bemerkt.


    Zitat von Seite 217

    Gloria fragte sich immer mal wieder, woher das kam, als wär ihr entgangen, wie viel Wut in Jennifer steckte. Und es tat weh, eine solche Wut in einem so kleinen Mädchen zu sehen - das Problem war nur, dass alles, worüber sie sich aufregte, real war. (...) Sie liebte ihren Vater Jeremy, aber sie war wütend auf ihn, weil er so oft auf Reisen war.

    Mir imponiert Jennifer; sie guckt nicht weg, passt sich nicht an. Sie zeigt mit den Fingern darauf wo es weh tut und sie hat eine Menge Zivilcourage in sich. Sei es die Sache mit den "Bunny Girls" die sie anprangert oder ob sie sich später wegen John Banister (von dem habe ich vorher auch noch nie gehört) und Wissenschaftsgeschichte interessiert. Letztendlich ging ihr Weg -Dank Seneca- zur Philosophie.


    Kate sei Dank, die ihre Unwissenheiten was Seneca und später den geschichtlichen Ablauf betrifft, zugibt, bekomme ich das Ganze was dann folgt immer sehr gut erklärt.


    Zitat von Seite 222

    Seneca schrieb, jeder von uns habe, die Pflicht, sich für die einzusetzen, die bedroht werden, und jene zu rächen, denen Unrecht getan wurde, doch muss hierbei mit innerer Gelassenheit gehandelt werden, ohne Wut.


    Jennifer ging es, laut Jean, darum im Einklang mit dem Pflichtgefühl außerhalb des Gesetzbuches zu leben. Gerade in dieser Szene kommen so viele interessante Gedanken zusammen, dass ich sie gar nicht alle benennen kann.


    Der weitere Weg von Jennifer muss für Jeremy und Gloria der buchstäbliche Albtraum gewesen sein. Da tritt ihr Töchterchen der SDS bei. Jeremy liebt zwar seine Kinder, aber mit seiner Lebensphilosophie bekommt er es noch nicht einmal ansatzweise mit, dass wegsehen nicht hilft. Er vergisst einfach, dass man Kinder eigene Erfahrungen machen lassen muss. Und je älter die Kinder werden, um so größer die Schritte. Meint viel zu viel beschützen zu müssen. Dagegen empfinde ich ja schon Gloria als erfrischend, ihre Liebe wird als eine Elternliebe dargestellt, die Kinder Raum zum Atmen gibt.


    Faszinierend übrigens wie Burnside privates mit Geschichte verknüpft. Wir sind in den 60er, Anfang 70er. Gewalt liegt in der Luft. Gewalt erzeugt Gegengewalt. Aus friedlichen Protest wird offener und gewaltbereiter Protest. Jennifers Pflichtgefühl außerhalb jeglicher Konventionen führt automatisch zu ihrem nächsten Schritt, sie geht in den Untergrund. In welche Gruppe genau, erfahren wir nicht (oder habe ich das überlesen?). Weathermen war es jedenfalls nicht, wie sie später ihrer Tante erklärte.


    Das muss absolut hart sein für die Angehörigen, wenn man nichts mehr hört. Burnside sagt da treffend:

    Zitat von Seite 232

    Keine Neuigkeiten sind keine guten Neuigkeiten, sondern nur Stille.

    Jennifer taucht wenigstens bei ihrer Tante auf, der sie vertraut. Das letzte Lebenszeichen erhält Jean von ihr 1974, dass sie ein neues Leben mit einem Mann anfangen würde.
    Die Jahre vergehen, viele ehemalige Angehörigen der Weathermen sind aus ihren Verstecken gekommen und respektable Mitbürger geworden. Ich bin da sehr bei Jean wenn sie folgendes sagt:

    Zitat von Seite 241

    Ich habe nie verstanden, wie all das funktioniert. Dass etwas zu Ende geht und eine neue Ära beginnt, wenn sich im Grunde doch nichts ändert.

    Da könnte man echt verzweifeln.


    Ehemalige Weathermen werden zu Juristen und Professoren und Jennifer scheint immer noch gesucht zu werden. Jean kommt ihr in einem Café auf die Spur (im ersten Moment befürchtete ich schon, dass es das Café war, dass wäre ja dann doch zu einfach gewesen), entdeckt Bilder von ihr, nimmt aber Abstand davon weiter zu bohren weil sie beschattet wurde. Oder sich einbildete beschattet zu werden. Ein tolles Kapitel wieder!


    Das Wochenende naht und die nächsten beiden Tage werden wieder sehr voll werden. Ich melde mich dann am Montag wieder, bis dahin schönes Wochenende :winken:

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  • zu Kapitel 8

    Da spürt man doch schon den Hauch einer Änderung bei Kate. Laurits dürfte dann wohl in irgendwas kurioses verstrickt sein, wenn er so dringend Geld braucht. Lassen wir uns überraschen.

    Lauritz verliert seinen Einfluss auf Kate und er ist sich dessen auch bewusst. Seine Tricks funktionieren nicht mehr. Ich habe das Gefühl, da bahnt sich etwas an.
    Er hat Geldsorgen und seine Frage an Kate: "Was würdest du tun, wenn du nur noch zwei Stunden zu leben hast" taucht immer wieder in ihren Gesprächen auf.
    Lauritz steckt ganz klar in Schwierigkeiten.

    Jennifer ging es, laut Jean, darum im Einklang mit dem Pflichtgefühl außerhalb des Gesetzbuches zu leben. Gerade in dieser Szene kommen so viele interessante Gedanken zusammen, dass ich sie gar nicht alle benennen kann

    Ja, da ist sie konsequent, aber der Preis den sie zahlt ist hoch. Die Zugehörigkeit zu einer radikalen Gruppe, die schon Mitte der 70er nur noch eine Marginalie in der
    amerikanischen Geschichte war, hat ihr Leben für immer geprägt. Sie wird ihre Familie niemals wiedersehen können und ein freies, ruhiges Leben ist unter diesen
    Bedingungen nicht mehr möglich. Ein wahrhaft hoher Preis. Und für was.........?

    Aus friedlichen Protest wird offener und gewaltbereiter Protest. Jennifers Pflichtgefühl außerhalb jeglicher Konventionen führt automatisch zu ihrem nächsten Schritt, sie geht in den Untergrund. In welche Gruppe genau, erfahren wir nicht (oder habe ich das überlesen?). Weathermen war es jedenfalls nicht, wie sie später ihrer Tante erklärte.

    Ich denke, es waren die Weathermen und Jennifer will Jean nur schützen, indem sie dieses Geheimnis für sich behält. Das FBI könnte ja auch bei Jean auftauchen und
    dann ist es besser Jean weiß davon nichts.
    Die späten 60er, mit auf Demonstranten einprügelnden Polizisten, dem Vietnam-Krieg, Richard Nixon, Watergate; das war kein Ruhmesblatt in der amerikanischen Geschichte und die Radikalisierung einiger Gruppen dann auch nicht verwunderlich.
    Schön fand ich Jeans Einstellung zu Geheimnissen. Es hat ihr weh getan Jennifers Geheimnis für sich zu behalten, aber sie sieht es als ein Privileg.

    Zitat

    (...) but, as painful as it was, it was also a privilege. And if it`s a good secret - if it`s a matter of live or death - you can`t help but keep it to yourself.
    Even if you wanted to tell it, you couldn`t, because there`s nobody in the world who really knows how this secret works. Nobody else really appreciates
    the great beauty that would go out of the world, if your secret were to be told.

    Das heißt ja eigentlich auch, dass es in Jeans Geschichte Dinge gibt, die sie Kate nicht erzählen wird, weil sie einen Rest Geheimnis erhalten will, oder?


    Ein schönes WE und bis Montag dann. Zum Kapitel >Nights at the morgue< schreibe ich morgen etwas..

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  • Kapitel 9 - Nights at the Morgue


    Am Anfang des Kapitels steht eine kurze Unterhaltung mit Lauritz und schon wieder ist das Thema die >wenn du nur noch zwei Stunden zu leben hättest< Frage.
    Schon seltsam, seine Antwort: "May be I have". Bei Lauritz habe ich das Gefühl, dass er nur noch wie in einem Film lebt. Er, als Regisseur mit Kate und ihm als
    Hauptdarsteller. Alles scheint auf dieser fiktiven Ebene abzulaufen. Die beiden haben keine wirklichen Bezugspunkte mehr.

    Zitat

    We had been drifting away from one another for a while by then, I guess, but I didn`t see that until later.
    I looked at him. Something had changed since we`d first met. He seemed more impatient, less sure og himself.

    Jean aber geht es zusehends besser. Die Gespräche mit Jean machen sie glücklich, obwohl sie gar nicht weiß warum das so ist. Die Geschichten zeigen ihre heilende
    Wirkung, auch wenn man nicht wirklich erfassen kann, warum das so ist. Irgendjemand hat in einer Rezension geschrieben, dass Jean Culver so etwas wie eine moderne
    Scheheresad ist, die mit ihren Geschichten den Charakter eines Menschen beeinflusst. Das ist ein schöner und sehr passender Gedanke.

    Zitat

    It all amused me. - and I was happy. Why was that? Why was I so happy, whenever it was just us, sitting for hours in her kitchen, eating cakes,
    like two old women whose lives were behind them.


    Diesmal dreht sich Jeans Erzählung um Gloria, die nach dem Verschwinden von Jennifer jeglichen Lebensmut verloren hat. Das ist erschreckend wie Jean ihren Zustand
    beschreibt.

    Zitat

    She still had that same peachblossomy look she`d always had, but it was too soft now. Too soft and too - dark. Something had dimmed in her.
    (...) I`d seen that before, often enough, but this was a dimming of everything - her face, her eyes, her skin.....

    Gloria mag ihrem mann gegenüber gefühlskalt gewesen sein, aber für ihre Kinder hat siwe immer versucht eine gute Mutter zu sein. Ich glaube, das hat sie am Leben
    gehalten, auch wenn die Kinder schwierig waren und sie nie wirklich akzeptiert haben. Nun, wo alle ihr Leben verlassen haben stirbt sie innerlich und die Fassade kann
    nicht mehr aufrechterhalten werden. Eine sehr traurige Geschichte und dieser Satz sagt alles:

    Zitat

    All she had was a surface - keeping up appearences, pretending it was all one big merry-go-round. And it was, much of the time - a giant merry-go-round
    fuelled by gin and maraschino cherries.

    Was dann später mit ihr durch das FBI passiert, ist so perfide, abartig und amoralisch, dass mir die Worte fehlen. Übrigens sind aufgrund solcher Methoden viele
    der "weathermen" später freigesprochen worden. Sie wurden vom Gericht als illegal eingestuft. Das man Gloria über den Fund einer weiblichen Leiche informiert,
    um sie in die Leichenhalle zu holen und zu demütigen, wohl wissend, das die Tote nicht ihre Tochter Jennifer ist, ist einfach unfassbar.
    Jean gelingt es Gloria da rauszuholen, bevor sie völlig zusammenbricht. In dieser Szene hat mit diese Frau wirklich leidgetan. Was für ein Albtraum.


    Zu berichten wäre noch, dass ich mir über die Rolle der Christina Vogel nicht so wirklich klar werde. Jeans Antwort auf die verschwundenen Eulen bezieht sich wohl
    zusätzlich auf Glorias Situation mit Jennifer. Zumindest habe ich da so verstanden.......... :-k

    Zitat

    Well, Jean said, `That`s what they do. They go away. They can`t really see well in the daylight.

    Wieder so ein Kapitel zu dem man endlos schreiben könnte. Auf ein paar Seiten packt Burnside so viel Stoff zur Diskussion und Interpretation, dass es unmöglich
    ist alles wiederzugeben. Sehr beeindruckend. Dieser Roman lässt den Leser nicht durchatmen, aber er lässt ihn durchgehend staunen..............

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  • zu Kapitel 8


    Er hat Geldsorgen und seine Frage an Kate: "Was würdest du tun, wenn du nur noch zwei Stunden zu leben hast" taucht immer wieder in ihren Gesprächen auf.

    In dieser Form ist es schon eine echt seltsame Frage.

    Ich denke, es waren die Weathermen und Jennifer will Jean nur schützen, indem sie dieses Geheimnis für sich behält. Das FBI könnte ja auch bei Jean auftauchen und
    dann ist es besser Jean weiß davon nichts.

    Stimmt, soweit habe ich noch gar nicht weitergedacht.


    Mal noch kurz was zur Übersetzung und Namen betreffend. Mir ist es ein Rätsel warum es im Original Lauritz heißt und es in der Übersetzung unbedingt Laurits heißen muss. Nicht das deshalb die Welt untergehen würde, aber wirklich nachvollziehen kann ich es nicht.



    Kapitel 9 - Nights at the Morgue/Nächte in der Leichenhalle[/b]


    Schon seltsam, seine Antwort: "May be I have".

    Bei dem Mann ist wirklich alles irgendwie seltsam.

    Bei Lauritz habe ich das Gefühl, dass er nur noch wie in einem Film lebt. Er, als Regisseur mit Kate und ihm als
    Hauptdarsteller.

    So kommt er mir auch vor. Ich bin gespannt, was er tun wird oder auch nicht, wenn ihn seine "Hauptdarstellerin" kündigt. Es gibt ja auch eine dunkle Seite an ihm und ich hoffe, dass sie nicht ausgerechnet dann zutage kommt.

    Die beiden haben keine wirklichen Bezugspunkte mehr.

    Absolut gegen Null Bezugspunkte. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann und wie die Konsequenzen gezogen werden.

    Irgendjemand hat in einer Rezension geschrieben, dass Jean Culver so etwas wie eine moderne
    Scheheresad ist, die mit ihren Geschichten den Charakter eines Menschen beeinflusst. Das ist ein schöner und sehr passender Gedanke.

    Das gefällt mir sehr!


    Diesmal dreht sich Jeans Erzählung um Gloria, die nach dem Verschwinden von Jennifer jeglichen Lebensmut verloren hat. Das ist erschreckend wie Jean ihren Zustand
    beschreibt.

    Für einen Menschen wie Gloria muss es einfach nur schrecklich sein, wenn ihre Vorstellung der Welt und ihre Rolle und das der anderen darin derartig zusammenbricht. Mir tut sie da wirklich sehr leid. Wirklich erschreckend wie ihr Zustand wurde Da ist nur noch wenig was sie aufrechthält.

    Gloria mag ihrem mann gegenüber gefühlskalt gewesen sein, aber für ihre Kinder hat siwe immer versucht eine gute Mutter zu sein. Ich glaube, das hat sie am Leben
    gehalten, auch wenn die Kinder schwierig waren und sie nie wirklich akzeptiert haben.

    Die Kinder scheinen tatsächlich noch das wenige zu sein. Da gibt es in all dieser doch eher oberflächlicheren Person einen tieferen Kern.


    Nun, wo alle ihr Leben verlassen haben stirbt sie innerlich und die Fassade kann
    nicht mehr aufrechterhalten werden.

    Du sagst es.

    Was dann später mit ihr durch das FBI passiert, ist so perfide, abartig und amoralisch, dass mir die Worte fehlen.

    Frag nicht wie ich mich da aufgeregt habe und immer noch tue, sobald ich nur daran denke. Das ist das allergrausamste was man einem Menschen nur antun kann.

    Übrigens sind aufgrund solcher Methoden viele
    der "weathermen" später freigesprochen worden. Sie wurden vom Gericht als illegal eingestuft.

    Was in dem Fall sehr verständlich ist. Wer auch immer sich solche Methoden ausgedacht hatte, derjenige muss total verrückt und unglaublich gefühllos sein.

    Zu berichten wäre noch, dass ich mir über die Rolle der Christina Vogel nicht so wirklich klar werde.

    Schon das mit dem Passwort am Anfang war schräg. Ich war noch ganz in Jeans Erzählung vertieft und dachte noch, wie klug das war Gloria schnellstmöglichst nach Hause zu bringen, als Christina am Fenster aufgetaucht war und dann noch mit so einer doch seltsamen Auskunft.

    Jeans Antwort auf die verschwundenen Eulen bezieht sich wohl
    zusätzlich auf Glorias Situation mit Jennifer. Zumindest habe ich da so verstanden..........

    So ähnlich habe ich es mir dann auch erklärt.

    Auf ein paar Seiten packt Burnside so viel Stoff zur Diskussion und Interpretation, dass es unmöglich
    ist alles wiederzugeben. Sehr beeindruckend. Dieser Roman lässt den Leser nicht durchatmen, aber er lässt ihn durchgehend staunen..............

    Du sagst es!


    Ich wollte gerade das nächste Kapitel kommentieren, aber ich stelle gerade fest, das ich es lieber noch einmal lesen möchte. Morgen also mehr dazu. :)

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  • Kapitel 9 - Zbigniew Cybulski


    Ein sehr makaberes Spiel haben die Herrschaften da. Raten wie eine berühmte Persönlichkeit ums Leben kam. Ausnahmsweise war nicht Laurits der Erfinder, aber -wen wunderts- er ist der beste Spieler der Gruppe. Hofiert mit seinen Ansichten, von denen er selbstverständlich davon ausgeht, dass jeder die gleiche hätte. In dem Spiel geht es diesmal um Zbigniew Cybulski , von dem ich vorher noch nie gehört habe. Aber halten wir mal fest, eine schillernde Persönlichkeit, die früh verstarb und um deren wirkliche Todesursache sich Geschichten ranken. Und am Anfang des Kapitels die Erwähnung, dass Simon plötzlich verschwunden war.


    Und wieder Christina Vogel, diesmal in einem Kommunionskleid. Sehr seltsam wieder. Kate erfährt -auf Nachfragen- von ihr, dass Jean zum Arzt musste. Sie ist ja nicht die Jüngste und ich nehme mal an, dass so die ersten Andeutungen über ihren Tod gemacht werden. Vielleicht interpretiere ich auch wieder zu viel, mal sehen.
    Jean kehrt zurück, hält sich aber wegen ihres Gesundheitszustandes äußerst bedeckt. Ich glaube ihr das nicht so recht, dass ihr nur ein paar Tabletten ausgegangen waren. Und Kate glaubt ihr es wohl auch nicht.


    Und jetzt geht es weiter mit Simon. Wie unterschiedlich Simon und Jennifer waren, hat Burnside sehr fein herausgearbeitet, finde ich. Simon war das Kind, das durch seine Attraktivität am ersten auffiel. Feste Freunde hatten die Kinder aus unterschiedlichen Gründen nicht. Simon liebte Tiere, vor allem Pferde. Simon fand Halt und Zuneigung bei den Tieren, sie (!) waren seine Familie. Erschütternd, nicht wahr. Er mag ja Tiere und zeichnet sie sehr gerne, aber niemals Pferde. Und begründet es damit:


    Zitat von Seite 268

    (...) er könne keine Menschen zeichnen. (...) "Ach, das ist leicht", erwiderte er. "Was mich angeht, sind Pferde Menschen."


    Sein Pflichtbewusstsein gegenüber seinen Eltern war letztendlich ein Problem. Und dann noch seine Beziehung zu seiner Mutter. Jean beschreibt es so:


    Zitat von Seite 268

    "Verstörender-manchmal sogar erschreckend-fand ich allerdings seine Haltung zu seiner Mutter. Natürlich war er höflich, immer, trotzdem hätte er nicht deutlicher zu verstehen geben können, dass ihn diese Frau kein bisschen interessierte. Falls sie ihm nicht gerade lästig war mit ihren Neurosen oder dem, was er flatterhaft nannte, fand er sie schlicht langweilig.

    Schrecklich und in dem Fall sehr nachvollziehbar, wenn ein Kind so über seine Mutter denkt. Das macht traurig.


    Jean sagt:

    Zitat von Seite 269

    Man sah ihn an und hatte das Gefühl, er würde langsam dahinschwinden.

    Ob das mit dem Verschwinden gemeint war? Leider erfahren wir es noch nicht, denn die Erzählung endet genau da. Das war gemein, denn ich war gerade richtig gespannt wie es weitergeht und dann kam so ein Cliffhanger. :shock: Dafür bekommen wir eine Geschichte versprochen "(...) um einen Mann, der das Geheimnis der Atombombe an die Russen verriet." versprochen. Das wird ja immer bunter, kam mir gerade in den Sinn. Man könnte meinen auch in einen Film geraten zu sein. Ich bin auf das nächste Kapitel gespannt. Wenn man es so nimmt: Scheherazade hat mich fest im Griff. :wink::D

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  • Guten Morgen @taliesin,


    ich mache mal noch mit dem nächsten Kapitel weiter.


    Kapitel 10 - Der gute Verräter
    Noch kurz ein Gedanke, der mir gestern durch den Kopf ging wie unterschiedlich ein Verschwinden sein kann. Sei es, dass man untertaucht, wie Jennifer oder ein in-sich-verschwinden bis zum dahinschwinden wie Gloria. Gloria die letztlich 1984 verschied, wie Jean es "ausnahmsweise" ausdrückt, weil sie es in dem Fall passend fand.


    Jeremy, der immer noch fest an seiner "als-ob-Theorie" festhält und der Meinung ist, dass er und Jennifer höchstens unterschiedliche Meinungen sein können, aber die wirkliche Tragweite ihrer Differenzen leider nicht erkennt.


    Burnside lässt Jean etwas sehr interessantes sagen:

    Zitat von Seite 272

    Wie alle anderen hatte er immer geglaubt, es ginge nur um Vietnam - und jetzt, da der Krieg vorbei war, konnte Jennifer da nicht mit dem Ganzen einfach aufhören und in den Schoß der Familie zurückkehren? Der Krieg war Geschichte. Wie mein Bruder, der gewöhnlich weder dumm noch naiv war, die Vorstellung vertreten konnte, etwas das offiziell zu Ende war, sei wirklich vorbei, ist mir schleierhaft. Wir wurden in Alabama geboren und wuchsen in Virginia auf. Sollten wir es da nicht besser wissen, dass nicht niemals ganz vorbei ist?

    Ich bewundere da sehr, wie er politisches, persönliches und philosophisches miteinander verbindet. Alles ist miteinander verknüpft.


    Gefallen hatte mir auch folgendes Zitat:

    Zitat von Seite 273

    Wir haben gewonnen, unser System ist besser, bla bla bla, und alle Welt fand das klasse. Dass die Geschichte vorbei ist, dass wir einfach weiter jedermann ausbeuten können, weil wir ja das beste System haben, und sobald alle anderen dies begreifen, können sie genauso hart arbeiten, sich uns anschließen und ihren Teil vom Kuchen abbekommen, zwar nicht viel, aber mehr, als sie jetzt haben.

    Das hat gesessen und so mancher Angehöriger einer Regierung dürfte sich das mal durch den Kopf gehen lassen, wie idiotisch, dass im Grunde doch ist. :twisted:


    Und auch hier wieder der Bogen zum persönlichen Erleben. Gerade Jeremy müsste es ja besser wissen wie es läuft, weil er doch selbst miterlebt hatte, wie die Leute, die den Tod seines Vaters veranlasst haben, freigelassen wurden. Jeremys Dilemma ist sozusagen die "unangepasste Loyalität". Mir gefällt da sehr wie fein Burnside dann heraus arbeitet wem Jeremys Loyalität gehört, im Grunde nur eine Idee.


    Zitat von Seite 277

    Und man muss es ihm lassen, seine unangebrachte Loyalität galt keiner Institution, keinem Menschen und keiner Gruppe, sondern einer Idee. Er hatte gelernt Institutionen nicht zu trauen. Und was Menschen betraf, wusste er längst nicht mehr, wem er noch trauen konnte. Aber der Idee? Die Idee war alles.

    Das führt uns zur Geschichte von Yonas Sax. Burnside hatte bis jetzt so viele reale Personen und Ereignisse eingebaut, dass ich erst Mal recherchieren musste ob es diesen Yonas Sax -wenn auch der Name schon recht schräg klang- tatsächlich gab. In dem Fall nicht :wink: (oder vielleicht doch, was weiß ich was im Dunkel der Geschichte Wahrheit oder Fiktion ist :-,O:-) ).
    Wenn man so nimmt ist Sax der Gegenentwurf von Jeremy? Seinen Beweggründen konnte ich eigentlich soweit gut folgen, wenn es da einen Haken gab, dann habe ich ihn wohl überlesen. Auch er steht zu seiner Entscheidung. Er wollte ein Gleichgewicht der Systeme haben. Und ihm war völlig klar, dass die Gegenseite auch nicht besser waren, als das eigene Volk.


    Noch ein Zitat, das ich mir notiert habe, Burnside legt es Sax in den Mund:

    Zitat von Seite 291

    Die Natur gibt, die Natur nimmt, nur sehen wir meist nicht, dass die Natur auch einen Sinn für Humor hat. All die Jahre, in denen wir uns genötigt fühlen, unser Leben für - Zeug herzugeben. Für Geld. Erfolg. Renommee. All die Jahre, in denen wir nicht begriffen haben, dass der einzig lohnenswerte Besitz Zeit ist. Darüber verfügen zu können, was einem an zeit geblieben ist - sie zu besitzen, so dass sie nicht an Ablenkungen verloren geht, mir von anderen genommen oder mit Trivialem aufgefüllt wird - näher bin ich dem Glück nie gekommen. Ich sterbe bald, und zum ersten Mal verstehe ich, dass ich viel zu oft das Einzige fortgab, was wirklich Wert besaß.

    Bei Jeremy müssen alle Worte und Einsichten von Sax eingeschlagen sein, wie die berühmte Bombe, wenn ich das Wortspiel benutzen darf. Irgendwie muss es in seinem Kopf Klick gemacht haben. Er kündigte, zog sich zurück (auch so eine Art Verschwinden), zog nach Vietnam und lebte dort -zum ersten Mal in seinem Leben- als Zivilist. Und als er zurückkehrte war er

    Zitat von Seite 292

    (...) leer und dürr, fast so durchsichtig wie ein Reispapier.

    Seine alte Philosophie "als ob" war "verschwunden" und zurück blieb das "Hier und Jetzt".


    Wieder ein echt tolles Kapitel! Auf alles konnte ich auch da nicht eingehen.

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  • Sorry, @Farast aber im Moment habe ich beruflich und privat so eine Art >Land Unter<.... Ich hoffe, dass ich am Wochenende dazu komme
    deine Posts zu beantworten und auch etwas weiter zu lesen. Vorher geht leider nicht. Ich bleibe aber dran.......... :rambo:

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


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    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Das ist kein Problem, lieber @taliesin, das Leben geht eindeutig vor! Ich hoffe, dass es in Ordnung ist, dass ich mit den nächsten beiden Kapiteln (das zweite ist fast schon winzig, wenn auch gehaltvoll) noch kommentiere und dann pausiere ich mit dem weiterlesen, bis du aufgeholt hast.


    Kapitel 11 - Asche und Diamant
    Dieses Kapitel widmet sich Laurits. Und irgendwie könnte ich hier auch anfangen mit: "Achtung! Klappe 1 die erste! Bitte um Ruhe die Aufnahme startet!" oder so ähnlich, denn das Ganze wirkte wie ein Film auf mich, passend zu Laurits halt.


    Laurits ist also eine Art Gesundheitsfanatiker, der gerne oft seinen Blutdruck misst und hofft, eine Krankheit auszubrüten, die derartig selten ist, dass sie nach ihm benannt. Ähm ja ....


    Mich hatte es schon sehr gewundert, warum er Kate, seit sie trocken ist, nicht dazu bringt wieder zu trinken oder Drogen zu konsumieren. Und ich vergesse bei dieser Frage immer, wie auf sich bezogen Laurits eigentlich ist. Und wie du auch schon gesagt hast, für ihn ist alles nur ein Film in der er die Hauptrolle spielt. Kate hat es schön formuliert:

    Zitat von Seite 295

    Hätte ich nur kurz darüber nachgedacht, wäre mir aufgefallen, dass er dieses neue Spiel unterhaltend fand.


    Kates neue Entwicklung gefällt mir sehr gut. Scheherazade scheint zu wirken. Sie genießt es nüchtern zu sein. Und so ist sie von dem Vorschlag zu Henrys zu gehen nicht besonders angetan. Je mehr ich dann von Laurits Charakter erfahre, um so unsympathischer wird er mir (das macht Burnside ausgesprochen gut). Was für ein Typ #-o . Ein pures Rätsel warum er so anziehend auf andere wirken kann. Dabei ist alles nur Show von ihm, eine Art Spiel. Aber es gibt auch gefährliche Spiele...


    Filmschnitt, Szenenwechsel, Henrys: Eine Biker Bar also, mit gar nicht mal so abschreckenden Inhabern, ganz im Gegenteil. Da käme ich mir ja noch fast sicher vor, so lange ich mich an deren (!) Spielregeln halte. Nur Laurits hält sich leider nicht dran und ging beim letzten Besuch auf einen Streit ein, wo er lieber noch etwas länger ruhig hätte sein sollen. Und das macht ihn L'il Henry eindrücklichst klar. Sehr eindrücklich!
    Mutig also ohne "Absolution" wieder zu Henrys zu gehen. Denn dort kann man nur rein, wenn L'il Henry verziehen hat. Der aber an diesem Abend nicht da ist. Dafür Big Henry, der niedlicherweise über Kate denkt sie könne schwanger sein, weil sie keinen Alkohol trinkt. Der Name Axel Crane fällt und Big Henry macht Laurits klar, dass man mit diesem Mann nicht spielen sollte. Wäre es ein Film, dann würden wir jetzt wohl im Hintergrund unheilverkündende Musik hören.


    Ich kann Kate nicht ganz verstehen, dass sie immer noch so auf Laurits hört. Sie will nicht zu Henrys gehen, aber lässt sich dann doch überreden. Sie will nicht im Henrys bleiben und möchte nach Hause gehen, bleibt aber trotzdem. Aber das ist wohl öfter so, dass man Dinge macht, die man eigentlich nicht will, aber aus welchen Gründen auch immer trotzdem tut und es im Nachhinein bereut.


    Im Moment geht ihr Big Henrys Worte zu Laurits, Axel Crane betreffend, durch den Kopf

    Zitat von Seite 309

    Entscheidend ist nicht, ob er dich kennt. Wichtiger ist, ob du ihn kennst.

    Ein Song geht ihr durch den Kopf "You´re just a wave, babe, your´re not the water". Die Warnung von Big Henry kommt zumindest bei ihr an.


    Szenenwechsel "Verlassen der Bar": Kate spricht Laurits auf Crane an und ihr fällt sogar ein, wann sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Wie du schon sagtest, Laurits hat sich da wohl auf eine üble Sache eingelassen.
    Kate fällt die Worte ihres Vaters ein, dass man "vorsichtig sein sollte, mit dem, was man fürchtet". Die nächsten Szenen werden recht dramatisch. Ein Pick-up hält, zwei Männer steigen aus und rennen auf Laurits zu. Kate (die verrückterweise auf einen der Kerle zuläuft, als ob sie als Frau viel ausrichten könnte) wird niedergeschlagen, Laurits schwer verletzt. Kate versucht Hilfe zu holen bei einem der Anwohner, was sich als recht schwierig erweist :wuetend: Immerhin lässt sich eine Frau herab, den Krankenwagen selbst zu rufen.


    Das Sterben von Laurits -bis der Krankenwagen ankommt- mutet wie ein Film an. Jedenfalls lässt uns Burnside, dass durch Kate so sehen. Er will alleine sterben, wie eine seiner Lieblingshelden in Filmen. Die eintreffenden Sanitäter können nur noch seinen Tod feststellen. Die arme Kate steht völlig unter Schock.
    "Es ist nichts Persönliches." waren seine letzten Worte zu ihr. Das beschreibt bestens ihr Zusammenleben, nichts persönliches.


    Kapitel 12 - Just like Tom Thumb´s Blues


    Die Sidetracks-Gang hält Totenwache für einen abwesenden Freund, wie sie es nennen.


    Zitat von Seite 323

    Ich kannte diese Leute, seit ich zum ersten Mal ins Sidetracks gekommen war und Laurits kennengelernt hatte, aber keiner von denen stand mir nahe, und von einigen wusste ich nicht einmal die Namen. Sie waren nicht meine Freunde, aber so ist das nun mal, wenn jemand stirbt. Man wird Teil einer Gruppe, die man sich selbst sicher nie ausgesucht hätte, vereint in was auch immer, nur was genau das ist, war eine ganz andere Frage. Nicht Kummer. Nicht Trauer. Irgendwas hatte sich ereignet, und das musste begangen werden, und man begeht eben gemeinsam mit denen, die dann auftauchen.

    Was für eine Traurigkeit. Wie Kate den einen oder anderen beschreibt. Das Wort "Freund" klingt dann eher wie Hohn.


    Und die einzige Person, die Kate wirklich kennt ist eine Bedienung. Kein Wunder, dass sich Kate sehr einsam fühlt.


    Das nächste Zitat muss ich unbedingt noch rausschreiben

    Zitat von Seite 326

    Ich fragte nach Laurits, wohin sie ihn gebracht hatten, aber sie sagten nichts, bestätigen nicht einmal, dass er tot war, obwohl ich das wusste. Sein Wunsch hatte sich erfüllt, er war allein dort draußen gestorben, unter einem weiten Nachthimmel voller Sterne. Ich gebe zu, ich wurde sauer, wenn ich dran dachte, wie er mich wegschickt hatte, letzen Endes aber verstand ich ihn. So nahe waren wir uns schließlich nie gewesen. Er zog die Welt im Abstrakten den Menschen vor, und das hatte ich immer gewusst. Vermutlich war das auch der Grund, weshalb ich so lange bei ihm geblieben war.

    Das war wohl der Grund. Wäre Laurits menschlicher gewesen, dann hätte sich Kate ihrer Trauer viel früher stellen müssen. Ich bin gespannt wie es mit ihr weitergehen wird.
    Auf jeden Fall betrinkt sie sich an diesem Abend bis zur Bewusstlosigkeit und Filmschnitt. Hoffen wir mal, dass es ein Aufwachen in einem neuen und guten Lebensabschnitt wird.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Kapitel 9

    Jean kehrt zurück, hält sich aber wegen ihres Gesundheitszustandes äußerst bedeckt. Ich glaube ihr das nicht so recht, dass ihr nur ein paar Tabletten ausgegangen waren. Und Kate glaubt ihr es wohl auch nicht.

    Ich denke, die Begründung Jeans nur Nachschub an Tabletten zu brauchen ist ein Vorwand. Sicher war der Besuch beim Arzt eine ernste Sache. Kate will sie damit
    nicht belasten. Wichtig ist ihr, die Geschichte noch zu Ende zu erzählen. Ganz wie in 1000 und einer Nacht kann die Heilung erst am Ende erfolgen.

    Und jetzt geht es weiter mit Simon. Wie unterschiedlich Simon und Jennifer waren, hat Burnside sehr fein herausgearbeitet, finde ich.

    Das ist ganz hervorragend erzählt und auch hier habe ich das Gefühl, dass die Personen in diesem Roman alle sehr in sich selbst verborgen und einsam sind. Es
    bestehen kaum soziale Kontakte oder enge Gefühle zu anderen Menschen.

    Man könnte meinen auch in einen Film geraten zu sein. Ich bin auf das nächste Kapitel gespannt. Wenn man es so nimmt: Scheherazade hat mich fest im Griff.

    Ja, auf jeden Fall. Aufgebaut ist das fast wie ein "Film Noir" in dem Scheherazade, in der Gestalt von Jean, sozusagen das Zepter in der Hand hält.


    Kapitel 10

    Noch kurz ein Gedanke, der mir gestern durch den Kopf ging wie unterschiedlich ein Verschwinden sein kann. Sei es, dass man untertaucht, wie Jennifer oder ein in-sich-verschwinden bis zum dahinschwinden wie Gloria. Gloria die letztlich 1984 verschied, wie Jean es "ausnahmsweise" ausdrückt, weil sie es in dem Fall passend fand.

    Auf ihre ganz eigene Art und Weise versuchen alle Personen sich aus dieser Welt zu lösen, einer Welt, die sie nicht mehr verstehen und an der sie keinen Anteil mehr
    haben wollen.

    Ich bewundere da sehr, wie er politisches, persönliches und philosophisches miteinander verbindet. Alles ist miteinander verknüpft.

    Das Netz, das Burnside da geknüpft hat ist wirklich hervorragend herausgearbeitet. Alles verwebt sich miteinander und bildet ein perfektes Muster,

    Jeremys Dilemma ist sozusagen die "unangepasste Loyalität". Mir gefällt da sehr wie fein Burnside dann heraus arbeitet wem Jeremys Loyalität gehört, im Grunde nur eine Idee.

    So wie Lauritz an der Idee des Films festhält und sich selbst und die Welt um ihn herum nur noch als Drehbuch versteht.

    Wenn man so nimmt ist Sax der Gegenentwurf von Jeremy?

    Seine Nemesis, würde ich sagen. An ihm erkennt er, dass seine Philosophie gescheitert ist. Was bleibt da noch?
    So kehrt er dann zurück "Leer und dürr wie Reispapier". Ein paar Worte die alles sagen.

    Er kündigte, zog sich zurück (auch so eine Art Verschwinden), zog nach Vietnam und lebte dort -zum ersten Mal in seinem Leben- als Zivilist.

    Da ist der "Als ob" Traum endgültig zerbrochen. Da bleibt nur noch der Rückzug, das endgültige Verschwinden, die Auflösung von allem an dem er so lange festgehalten hat.
    Das ist schon sehr traurig und so furchtbar ausweglos.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


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  • Kapitel 11

    Kates neue Entwicklung gefällt mir sehr gut. Scheherazade scheint zu wirken. Sie genießt es nüchtern zu sein. Und so ist sie von dem Vorschlag zu Henrys zu gehen nicht besonders angetan. Je mehr ich dann von Laurits Charakter erfahre, um so unsympathischer wird er mir (das macht Burnside ausgesprochen gut). Was für ein Typ . Ein pures Rätsel warum er so anziehend auf andere wirken kann. Dabei ist alles nur Show von ihm, eine Art Spiel. Aber es gibt auch gefährliche Spiele...

    Kate ist nur noch ein kleines Stück entfernt vom endgültigen Bruch mit Lauritz. Da ist eigentlich nichts mehr an ihm, an seinen Spielchen, an seiner Gefühlslage, was
    Kate noch anzieht. Aber es ist schwer sich von alten Gewohnheiten zu trennen, da ist immer noch ein Teil von ihr, der Lauritz folgt. So erlebt sie dann auch seinen Abgang
    von der Bühne, einen Abgang, der wie alles in seinem Leben, inszeniert scheint.

    Das Sterben von Laurits -bis der Krankenwagen ankommt- mutet wie ein Film an. Jedenfalls lässt uns Burnside, dass durch Kate so sehen. Er will alleine sterben, wie eine seiner Lieblingshelden in Filmen. Die eintreffenden Sanitäter können nur noch seinen Tod feststellen. Die arme Kate steht völlig unter Schock.

    Sagte Lauritz nicht einmal, dass alle Menschen sich nach einem glamourösen, einem glanzvollen Tod sehnen? Und sagte er nicht auch, dass diese glamourösen Tode
    nur in den Geschichten der Überlebenden glanzvoll erscheinen? Nun stirbt er auf einem Parkplatz irgendwo vor einer Kneipe. Aber irgendwie macht er auch daraus noch
    eine Szene aus einem Film und er, Lauritz, ist der einsame Held der ganz alleine unterm Sternenhimmel verblutet. Für ihn wohl ein folgerichtiges Ende. Seine Spielchen
    mit der Welt sind vorbei.


    Kapitel 12

    Was für eine Traurigkeit. Wie Kate den einen oder anderen beschreibt. Das Wort "Freund" klingt dann eher wie Hohn.

    Ein dunkles und trotz all der Leute von Einsamkeit geprägtes Kapitel.

    Zitat

    I felt sad, all of a sudden. Not for Lauritz, but for Ruth and me. For the conversations we`d had about Emily Dickinson and Marianne Moore.
    For how we could have been friends.

    Dann noch einmal ihre Abrechnung mit den Rechtfertigungen der Trinker. Das ist so bitter und leider auch so wahr.

    Zitat

    Rules for the drunk and fearful. First always pretend you know exactly what you are doing. It doesn`t matter how obvious it is that you are clueless,
    keep going. Pretend to the others, but also pretend to yourself. If you believe, they will. Tell yourself that. You have been doing this for years.

    Das war wohl der Grund. Wäre Laurits menschlicher gewesen, dann hätte sich Kate ihrer Trauer viel früher stellen müssen.

    So ist es. Lauritz hat sie daran gehindert ihre Trauer zu überwinden. Er hat ihr in keiner Weise geholfen, sondern hat sie wie eine Filmfigur benutzt, als Studienobjekt
    für einen seiner Filme, in denen natürlich er die eigentliche Hauptrolle verkörpert.


    Es wird Zeit, dass Kate wieder die Hauptrolle in ihrem Leben übernimmt. Man kann nur hoffen, dass ihr alkoholbedingter Absturz keine bösen Folgen hat.

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  • :cheers: Du hast aufgeholt sehe ich gerade. Dann kann ich das nächste Kapitel anfangen zu lesen (ich platze vor Neugierde ob des Titels) und es morgen, nachdem ich mir auch noch in Ruhe deine Anmerkungen durchgesehen habe, kommentieren. :winken:

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  • Seine Nemesis, würde ich sagen.

    Das trifft es gut!

    Das ist schon sehr traurig und so furchtbar ausweglos.

    Oh ja :cry:


    Kapitel 13 - Jennifers Zimmer


    Aus Kate spricht Burnsides Erfahrungen mit Blackouts. Noch nicht mal ansatzweise möchte ich mir vorstellen, wie man sich bei so einem Filmriss fühlen muss, nach dem Erwachen 8-[
    Jetzt habe ich ja ein klein wenig gehofft Laurits für immer ins Nirwana entschwinden zu sehen und schon auf der ersten Seite des Kapitels treffe ich ihn wieder und dann noch mit so einer Story. So ein :-# !


    Kate fasst zusammen:

    Zitat von Seite 332/333

    Ich konnte ihn vor mir sehen, wie er das Hotel verließ, unterwegs zur Busstation oder wohin auch immer, und wie er nach und nach die Kleider vom Vorabend loswurde, Stück für Stück, Straße um Straße, ohne Reue, schwindlig vor Ironie - möglicherweise hatte er jemanden getötet und jetzt konnte er sich nicht mehr daran erinnern. Das musste sich in dem Moment so existentiell für ihn angefühlt haben wie etwas von Camus, oder er kam sich vor wie der am Ende von Asche und Diamant über ein Feld taumelnde Zbigniew Cybulski.

    Wie du oben so treffend ausgedrückt hast, er inszeniert sich gerne.


    Das langsame realisieren Kates an welchem Ort sie gerade aufwacht und die Beschreibung des Zimmers hat mir sehr gut gefallen. Das könnte der Ort für sie werden, wo sie wieder heilen kann. Jean muss Kate irgendwo und irgendwie wiedergefunden haben und hat sie an den Allerheiligsten Ort gebracht, den es für sie gibt, Jennifers Zimmer. Das, sollte diese je wieder auftauchen und eine Unterkunft benötigen, immer für sie gerichtet ist.


    Kate ist es klar, dass sie hier nicht ewig bleiben kann und in Laurits Wohnung möchte sie auch nicht wieder zurück. Zeit für einen Neustart. Aber erst mal langsam.


    Ich habe mir diese wunderschöne Stelle makiert:

    Zitat von Seite 335

    Ebenso wie ich wusste, dass es eine zu große Gnade, einen zu eleganten Geist erforderte, auf immer in diesem Zimmer zu bleiben, zwischen Echos und Geistern, ein Flüchtling vor der hellen Welt, der Mond über meinem Bett, wenn ich nachts aufsaß und mich durch die Bücher auf den Regalen las, eines nach dem anderen, langsam und achtsam, die Worte in dem vergeblichen Versuch auslotend herauszufinden, wer ich war oder was aus mir geworden war.

    Jean ist einfach nur klasse, wenn sie Kate wissen lässt, dass Kate draußen fast sterben hätte können, aber ihr keinerlei Vorwürfe macht. Was letztendlich ein viel besserer "Hallo wach!-Weckruf" ist als jedweder Vorwurf bzw. Vortrag. Ganz im Gegenteil, sie lässt ihr alle Zeit langsam wieder zu sich zu kommen (Um Himmels Willen, was hat Kate wohl alles getan? :shock: ). Sie "war auch gut darin Dinge zu erraten" (Seite 338).
    Ganz langsam und ohne Druck bringt sie Kate wieder ins Leben zurück. Die Idee mit der Musik ist mehr als ausgezeichnet. Zumindest würde sie bei mir auch funktionieren :)
    Kate findet in ihrer Geschwindigkeit ihren eigenen Weg und wieder Vertrauen in sich und in ihrer Kunst. Bei all diesen Menschen die in ihrer Einsamkeit so völlig gefangen sind in diesem Buch, ein Funken Licht.


    In diesem Kapitel lässt es sich nicht mehr überlesen, dass Jeans Tage gezählt sind. Diese Erkenntnis trifft zwar Kate wie ein Schlag, aber man liest auch, dass es wie eine Heilung für sie sein wird, weil sie die Chance hat, damit auch ihre Trauer wegen ihres Vaters zu verarbeiten. Sie kann endlich anfangen um ihren Vater zu trauern, ihre Wut und ihre Angst rauslassen. Alles was mit Trauer zusammenhängt. Auch diese entsetzliche Vorstellung wie es ohne Jean für sie sein wird.

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  • Ich mache dann mal mit dem nächsten Kapitel weiter :wink::)


    Kapitel 14 - Laurits' Film


    So schnell werde ich den Kerl also nicht los. :lol: Aber diesmal hat er sogar mich überrascht (und nicht nur mich).


    Aber der Reihe nach. Die Kunsthochschule plant einen Abend zur Feier von Laurit's Werken, wo auch Kate eingeladen wurde. Recht hatte Jean, wenn sie ihr sagt, dass sie niemanden verpflichtet ist, außer sich selbst.


    War es ein Trick um Kate vom Trinken abzuhalten oder war es die Möglichkeit für unsere Scheherazade Jean ihre Geschichte erzählen zu können, damit sie nicht verloren geht. Ersteres war der angenehme Nebeneffekt des letzteren. Solange unsere Geschichte erzählt wird und in dem Gedächtnis des Gegenüber bleibt, so lange leben wir weiter. Und Jeans Tage sind gezählt, verständlich, dass sie in ihrer Situation jemanden gesucht hatte, denen sie ihre Geschichten erzählen konnte. Erinnert mich an meinen Vater bzw. im Grunde jeden alten Menschen, der seine Lebensgeschichte den jüngeren weitergibt. Und da muss ich jetzt etwas schlucken :cry:
    Ich bin schon sehr neugierig ob wir noch erfahren werden, was Jean in ihrer Geschichte ausgelassen hatte.


    Über die Beschreibungen der drei Filme bin ich überrascht. Irgendwie hatte ich sie mir anders vorgestellt. Nicht so tiefgründig auf ihre Art.


    Zuerst mal erinnert sich Kate an Laurits Erzählungen über das Reisen. Nicht der Ort war wichtig, sondern der Flug dahin. So eine Art Abwandlung von der Weg ist das Ziel.


    Notiert habe ich mir noch Kates Gedanken über die Leute, die Laurits Erfolg beneideten:

    Zitat von Seite 347

    Ich musste unwillkürlich daran denken, dass es doch eine Menge über ihre Welt aussagte, wenn selbst Laurits' bescheidene Errungenschaften ihre Missgunst weckten, doch war ich werder verärgert noch abwehrend oder nervös.


    Kate schwärmt ja geradezu von den Filmen. Es fallen Stichworte wie hochemotional, voll unterdrückter Leidenschaft. Der Höhepunkt wurde dann der letzte Film, der mit einer Reihe von Überraschungen aufwartete. Sie selbst spielte eine Rolle in diesem Film. Zur Kates Verwunderung waren die Reaktionen der Zuschauer auf sie nicht negativ, ganz im Gegenteil. War es Mitgefühl? Kate verlässt den Raum und lässt sich von nichts und niemanden aufhalten und geht direkt zu Jean, die "genau an der Stelle im Auto wartete, wo sie mich rausgelassen hatte."


    Ich nehme an @taliesin, dass bei dir immer noch Landunter herrscht. Da ich mittlerweile wirklich vor Neugierde platze und mein Blick immer wieder aufs Buch fällt, es auch sichtlichst nicht mehr viele Seiten zum Ende sind, werde ich ganz gemütlich weiterlesen.

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  • Kapitel 13

    Jetzt habe ich ja ein klein wenig gehofft Laurits für immer ins Nirwana entschwinden zu sehen und schon auf der ersten Seite des Kapitels treffe ich ihn wieder und dann noch mit so einer Story.

    Das passt wirklich hervorragend zu Lauritz Hang zur Selbstinszenierung. ER braucht den dramatischen Part, den glamourösen Abgang, das dunkle Geheimnis um den
    großen Filmemacher muss genährt werden. Ich denke, Lauritz werden nicht nur wir, sondern auch Kate so schnell nicht mehr los. Als Antagonist spielt er in diesem
    Roman wirklich eine ausfüllende Rolle.

    Das langsame realisieren Kates an welchem Ort sie gerade aufwacht und die Beschreibung des Zimmers hat mir sehr gut gefallen. Das könnte der Ort für sie werden, wo sie wieder heilen kann.

    Unglaublich, welch feines Gefühl Burnside für Stimmungen hat und die sprachliche Umsetzung ist einfach grandios.

    Ganz langsam und ohne Druck bringt sie Kate wieder ins Leben zurück. Die Idee mit der Musik ist mehr als ausgezeichnet. Zumindest würde sie bei mir auch funktionieren
    Kate findet in ihrer Geschwindigkeit ihren eigenen Weg und wieder Vertrauen in sich und in ihrer Kunst. Bei all diesen Menschen die in ihrer Einsamkeit so völlig gefangen sind in diesem Buch, ein Funken Licht.

    Jean ist wirklich eine Zauberin in der Erschaffung der richtigen Atmosphäre und ihre Taktik Kate ohne jede Vorwürfe wieder ins Leben zurückzuführen, sie ganz der Heilung
    von Körper und Geist zu überlassen, ist sehr schön entwickelt. Der Teil in der sie dann auch noch die Musik als Hilfe nutzt ist wirklich toll.



    Kapitel 14

    So schnell werde ich den Kerl also nicht los. Aber diesmal hat er sogar mich überrascht (und nicht nur mich).

    In seinem alltäglichen Leben wirkte Lauritz immer kalt und gefühlslos, der nur auf den Intellekt bezogenen Pragmatiker. Es scheint, dass er, zumindest in seinen
    Filmen, diese durchaus existierenden Gefühle ausdrücken konnte und wollte. Ein wiklich schwieriger Charakter, dieser Kerl.

    War es ein Trick um Kate vom Trinken abzuhalten oder war es die Möglichkeit für unsere Scheherazade Jean ihre Geschichte erzählen zu können, damit sie nicht verloren geht. Ersteres war der angenehme Nebeneffekt des letzteren. Solange unsere Geschichte erzählt wird und in dem Gedächtnis des Gegenüber bleibt, so lange leben wir weiter

    Ich denke, dass ist das Grundthema des Romans. Geschichte und das Erzählen von Geschichten, gepaart mit der Wirkung, die dies auf Erzähler und Zuhörer haben kann.
    In diesem Fall, ist es Heilung für Kate, aber auch für Jean, die die Möglichkeit ergreift all die Trauer in ihren Geschichten zu verarbeiten, all die Menschen die sie auf ihrem
    Weg begleitet haben noch einmal ins Leben zu rufen, um dann endgültig Abschied zu nehmen.


    Kate schwärmt ja geradezu von den Filmen. Es fallen Stichworte wie hochemotional, voll unterdrückter Leidenschaft.

    Wie gesagt, Lauritz hat es dann zumindest in seinen Filmen geschafft einen nicht ganz so negativen Eindruck zu hinterlassen. Kate wird noch eine Weile brauchen um
    die Zeit mit Lauritz zu verarbeiten.
    Die große Frage die jetzt noch bleibt, ist, wo hat Jean nicht ganz die Wahrheit erzählt und hat sie noch die Zeit dieses Rätsel zu lösen? Ich denke um diesen Teil zu erzählen
    braucht sie noch einmal all ihre Kraft.


    Ich versuche am Wochenende etwas weiter zu kommen. Viel ist ja nicht mehr zu lesen. Es ist ein klein wenig Land in Sicht und ich versuche es zu nutzen.......... :wink:

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


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  • Es ist ein klein wenig Land in Sicht und ich versuche es zu nutzen..........

    Das klingt gut!


    Viel ist ja nicht mehr zu lesen.

    Ich muss gestehen, dass ich mich nicht mehr beherrschen konnte und die restlichen Kapitel hintereinander gelesen habe :uups: Das war aber auch spannend :shock: Zum kommentieren bin ich jetzt zu müde. Aber spätestens am Montag lege ich los. [-X Ich wünsche dir ein schönes und erholsames Wochenende!

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  • Kapitel 15 - Kay Starr



    Ein kurzes, aber dafür um so beeindruckenderes Kapitel. Über allem liegt ein Hauch von Melancholie aber auch von Akzeptanz und friedvollem Leben.
    Kate die sich nun bewusst ist, dass Jeans Zeit bald vorbei sein wird, kommt auf die Idee Jennifer zu erreichen und der Gedanke, die Rückseite von Jennifers
    Maske zu untersuchen, ist ein genialer Einfall. Zuerst war mir etwas unbehaglich bei Kates Idee, aber es geschieht aus Respekt und Liebe zu Jean, dass Kate
    Jennifer erreichen will, damit die beiden noch einmal zusammenkommen.
    Burnsides Beschreibung der friedvollen Zeit die Jean und Kate nun verbringen ist sehr beeindruckend. Vor allem die Szene in der der erste Schnee fällt und der
    Tanz der beiden zu einem alten Jazz Song von Kay Starr, ist ein erzählerisches Glanzstück.


    Jetzt hätte ich fast vergessen ein Zitat zu posten, in dem Kate über Abhängigkeiten nachdenkt und den einzigen Weg, dem zu entkommen beschreibt. Dieses Zitat
    steht am Beginn des Kapitels und trifft genau auf den Punkt.

    Zitat

    I`d had glimmerings before that any problem I`d had with drinking and drugs had to do with time. Now I was sure.
    If you need to recover from anything, having time, beeing slow, is the best therapy. Because getting high is nothing more than an attempt
    to stop time. To be still. To be.


    "It was a good life. I didn`t want it to end, ever."

    Das sagt alles über diese kurze, friedliche Zeit, die die beiden Frauen zusammen verbringen. Âber der Schatten wird stärker und es ist wohl beiden bewusst, dass nicht
    mehr viel Zeit bleibt. Jean kämpft tapfer und ich denke, sie kämpft auch darum ihre Geschichte zu Ende erzählen zu können.
    So zieht sie sich an diesem Abend früh zurück und Kate bleibt allein.
    Als sie jemand draußen entdeckt, hatte ich kurz den Gedanken, dass Jennifer vor der Tür steht, aber das wäre nun wirklich zu einfach gewesen.
    Es ist Simon Culver, von dem Jean sagte, er wäre völlig verschwunden. Offen gesagt, ging ich auch davon aus, dass Simon nicht mehr lebt.
    Das wirft so einige Fragen auf. Ist es nur Zufall, dass er gerade jetzt auftaucht? Intuition? Oder hat er noch Kontakt zu Jennifer?


    Da hilft nur............ :study::montag:

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  • Kapitel 15 - Kay Starr

    Zuerst war mir etwas unbehaglich bei Kates Idee, aber es geschieht aus Respekt und Liebe zu Jean, dass Kate
    Jennifer erreichen will, damit die beiden noch einmal zusammenkommen.

    Ehrlicherweise fand ich es ziemlich übergriffig, wenn auch nachvollziehbar.

    Dieses Zitat
    steht am Beginn des Kapitels und trifft genau auf den Punkt.

    Dieses Zitat habe ich mir mit einem Ausrufezeichen auch notiert.

    Als sie jemand draußen entdeckt, hatte ich kurz den Gedanken, dass Jennifer vor der Tür steht, aber das wäre nun wirklich zu einfach gewesen.
    Es ist Simon Culver, von dem Jean sagte, er wäre völlig verschwunden. Offen gesagt, ging ich auch davon aus, dass Simon nicht mehr lebt.

    Der Gedanke, dass es Jennifer sein könnte, kommt wohl jedem automatisch. Mit Simon hatte ich allerdings nicht gerechnet. Da Jean Simons Geschichte nicht weitererzählt hatte, war ich mir nicht so sehr sicher ob er noch lebt oder nicht. Das verschwinden in diesem Buch ist so vielfältig. Aber ihn so plötzlich zu sehen, hatte mich echt sehr überrascht.

    Das wirft so einige Fragen auf. Ist es nur Zufall, dass er gerade jetzt auftaucht? Intuition? Oder hat er noch Kontakt zu Jennifer?

    Was glaubst du warum ich ab dem Zeitpunkt nicht mehr beim lesen aufzuhalten war :loool::wink:

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  • Kapitel 16 - Regen auf fremdem Dach


    Wie erwähnt, ich konnte mich ab Simons auftauchen nicht mehr von dem Buch lösen. Die erste Überraschung war wie gelassen Jean mit Simons Auftauchen umging. Also wusste sie mehr als sie erzählt hatte, sonst hätte sie anders reagiert. Simons Antwort wie er denn geschlafen habe, war zunächst auch rätselhaft, weil sehr neugierig machend: "Nicht allzu gut. Ich bin weiche Betten nicht gewohnt. Und die Käuzchen waren so laut." (S. 369) Wo hatte der gute Mann zwischenzeitlich geschlafen, dass ein weiches Bett ungewohnt war?


    Das ausgerechnet der Grund von Simons verschwinden war, weil er ein Deserteur ist, war die nächste Überraschung. Überhaupt kamen viele schreckliche Details zum Vorschein. Jeremy, der Augenzeuge (!) dieser entsetzlichen Gräueltat wurde. Wie das ganze politisch unter dem Tisch gekehrt wurde :puker: Und was Simon alles sehen musste :cry: Menschen können die schlimmsten Bestien sein.


    Seltsam auf den ersten Blick der Grund Jennifers Abwesenheit. Weil sie sich "in die Idee der Unsichtbarkeit verliebt - oder nein, sie hat sich in jene Person verliebt, die sie geworden ist" (S. 377). Der zweite Blick war anders. Von der Gruppe in Stich gelassen oder vergessen hatte sie sich ein neues Leben aufgebaut. Ein Leben indem sie sich wohlfühlt. Kein Wunder, dass sie sauer war, als Kates Brief ankam, weil das ihr neu gewonnene Leben gefährdet hätte bzw. sie gönnte dem FBI auch keinen Sieg. Dafür kam dann Simon ins Spiel, der zufällig in diesem Zeitraum bei Jennifer war.


    Ganz schön harter Tobak was Simon über seinen Grund erzählt hatte, warum er desertiert war. Schrecklich, einfach nur schrecklich. Und es spricht für Simon, dass er sich ein so großes Stück Menschlichkeit bewahrt hatte und nicht so "entmenschlicht" wurde. Was dann kam, war ein Leben auf der Straße. Und dieses Leben hat mit Romantik so überhaupt nichts zu tun. Das beschreibt Burnside sehr eindringlich.


    Unter anderem habe ich mir diese Stelle gekennzeichnet:

    Zitat von Seite 388

    Eine andere Sache mit der Straße ist, dass sie nirgendwohin führt. Ich brauchte eine Weile, um das zu begreifen, dabei war es - wie weit ich auch immer fuhr - stets von Anfang an das Anderswo, das ich wirklich liebte. Das Anderswo mit dem zwischen Kiefern davonwehenden Heimatgeruch, mit den letzten, von Tau und Sternenlicht benetzten Weiden, die sich kilometerweit hinziehen. Ein großer Mond über einem leeren Parkplatz. Eisige Steerne über den Dächern und den Ausläufern der Prärie. Schneewehen, die den Weg kreuzen, ein paar Pferde, die abseitsstehen in einem Dunkel, das sich unendlich auszudehnen scheint. Das Anderswo.


    Jean stirbt, ein Trost, das sie nicht lange leiden musste. Aber bevor sie stirbt, kann sie noch etwas über Lee erzählen. Die Einzige um die sie wirklich getrauert hatte.
    Notiert habe ich mir noch folgenden Satz von Jean, was die richtige Antwort für sie war: "Glück. Man muss das Glück erhaschen, wo man es zu fassen bekommt." (S. 391).
    Die ganze Geschichte Kate zu erzählen gelingt ihr nicht mehr. Die Beerdigung von Jean war viel schlichter, viel schöner, viel menschlicher, wie die von Laurits. Simon überlässt Kate das Haus. Jennifer kann es nicht übernehmen, er selbst ist noch nicht bereit und bevorzugt noch das Anderswo.


    Kapitel 17 - Anderswo
    Burnside hat dieses Kapitel so großartig geschrieben. Kate erfährt durch Simon, der nebenbei bemerkt kein so guter "Scheherazade" ist, wie die Geschichte von Lee und Jean geendet ist. Wenn diese unterschiedlichen Auffassungen von Glück bei Lee und Jean nicht gewesen wären, dann hätte es nicht so entsetzlich enden müssen. :cry: Lees Vorstellung ist wie eine Seifenblase geplatzt und ihr Traummann hat sich als eine Art Psychopath entpuppt.


    Man kann den Grund als kitschig empfinden (für mich war es stimmig), warum Jean Kate ausgesucht hatte. Sie ähnelte ihr. Simon erklärt es so: "Dass Sie die Einzige waren, die sie retten konnte. (...) Vielleicht haben sie sich beide gegenseitig gerettet. Jean schenkte Ihnen einen Ort, an dem Sie sich wie zu Hause fühlen. Und Sie gaben ihr eine zweite Chance."


    Die letzten beiden Abschnitte könnte ich komplett zitieren. so gut gefallen sie mir.



    Das Buch (und unsere MLR!!!! :winken: ) haben mir ausgesprochen gut gefallen! Noch ist ja der letzte Austausch nicht vorbei :) Ich bin gespannt was du zu den letzten beiden Kapitel schreiben wirst.
    Aber obwohl mir das Buch gut gefallen hatte, konnte ich diesmal keine 5 Sternchen vergeben. Das eine oder andere kam mir im Rückblick ein wenig zu konstruiert vor, so als müsste es so hingebogen werden, damit es in den Ablauf passt. Trotzdem war es in seinen Ausführungen wieder typisch Burnside, wie ich ihn mag. Vielleicht wären 4 1/2 Sternchen doch angebrachter, ich lasse mir das noch durch den Kopf gehen.

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