Detlef Bluhm - Von Autoren, Büchern und Piraten

  • Klappentext (dem Buch entnommen)
    Seit jeher haben Bücher die Menschen beeinflusst. Sie beflügelten die Phantasie des Lesers, förderten den Aufbau von Handelsbeziehungen, waren Auslöser für technische Entwicklungen und setzten gesellschaftliche Veränderungsprozesse in Gang. Drei Medienrevolutionen haben die europäische Geschichte geprägt: der Übergang von der mündlichen zur schriftlichen Überlieferung, die Entwicklung von der Papyrusrolle zum gebundenen Buch aus Pergament und schließlich Gutenbergs typographischer Buchdruck. Seinen Erfindung führte zu der vielfältigen Buchlandschaft von heute.
    Detlef Bluhm erzählt unterhaltsam und kenntnisreich von der 3500-jährigen Geschichte des Buches und diskutiert Fragen, die seine Zukunft betreffen. Denn wir befinden uns inmitten einer vierten Umbruchphase: der digitalen Revolution.
    "Alles deutet darauf hin, dass ein gewaltiger Wandel stattfindet. Womit er historisch zu vergleichen wäre? Es ist denkbar, dass Gutenbergs Erfindung der beweglichen Lettern nicht sehr viel bedeutender ist als das, was wir gerade erleben." (Robert Darnton, Harvard University)


    Informationen über den Autor (dem Buch entnommen)
    Detlef Bluhm, geboren 1954, arbeitete als Buchhändler, Verlagsvertreter und Verleger. Seit 1992 ist er Geschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels in Berlin-Brandenburg. Er veröffentlichte Romane und kulturgeschichtliche Sachbücher, die bisher in sieben Sprachen übersetzt worden sind.


    Wie es mir gefallen hat
    Auf nur 264 (wenngleich sehr eng bedruckten) Seiten hat sich der Autor viel vorgenommen, indem er die Geschichte des Buches von der Antike bis in unser digitales Zeitalter erzählt. Meiner Meinung nach hat er diese Aufgabe im vorgegebenen Rahmen bravourös gemeistert, erhält der Leser doch einen detaillierten Überblick über eine immense Zeitspanne. Gewiss konnten manche Bereiche nur am Rande gestreift werden, doch prinzipiell wird der interessierte Laie ein sehr gutes Bild vom wechselvollen Schicksal des Buches im historischen Kontext gewinnen.
    Detlef Bluhm widmet sich in seinen Betrachtungen aber nicht nur der materiellen Seite dieses Mediums als Schriftträger, dessen Druck oder Vertrieb, sondern bringt auch komplexere Themen zur Sprache. Er befasst sich nicht nur mit unerlaubten Nachdrucken, Plagiaten oder dem Urheberrecht, sondern auch mit der Stellung der Autoren im pekuniären Zusammenhang mit ihren Werken, sowie dem Leseverhalten unterschiedlicher Bildungsschichten in den verschiedenen Epochen, die die Buchkultur entscheidend beeinflussten.
    Die Tatsache, dass Sortiment und Verlag bis zum Ende des 18. Jahrhunderts untrennbar miteinander verbunden waren, ist wohl noch einleuchtend, dagegen war mir nicht bewusst, dass erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts Fragen der Honorierung und rechtlichen Bewertung des geistigen Eigentums von Autoren diskutiert und neu bewertet wurden. Bis dahin wäre niemand auf die Idee gekommen, Schriftsteller für ihre Arbeit zu bezahlen.
    Erstaunlich fand ich auch die Tatsache, dass es bereits seit der Antike ein moralisches Empfinden bezüglich des Eigentums geistiger Produkte gegeben hatte, das allerdings jeder gesetzlichen Grundlage entbehrte. Im Internetzeitalter nähern wir uns - zumindest im digitalen Bereich - beinahe wieder längst überwunden geglaubter Zustände hinsichtlich des Urheberrechts an. Der Autor gibt in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass Raubkopien elektronischer Medien und deren illegale Nutzung keine Seltenheit sind. Die Anonymität der User senkt einerseits die Hemmschwelle gegenüber Diebstahlsdelikten, erschwert andererseits aber auch den rechtlichen Zugriff.
    An vier zeitgenössischen Bestsellern ("Das Parfum" von Patrick Süskind, "Sakrileg" von Dan Brown, "Der Schwarm" von Frank Schätzing und "Tannöd" von Andrea Maria Schenkel) zeigt der Autor, worum es bei Plagiatsstreitigkeiten geht und wie solche Fälle verlaufen können. Dass dabei immer sehr viel Geld im Spiel ist, muss nicht extra erwähnt werden.
    Im Schlussteil seines informativen, leicht lesbaren Buches wagt der Autor auch einen Blick in die Zukunft desselben, und findet sogar Parallelen zwischen der aktuellen Mediendiskussion und der Gutenbergzeit. Damals wie heute fürchtete man um die Gefährdung der Überlieferung, vermutete die Vernichtung ganzer Berufsgruppen und die Entstehung oberflächlicher Massenkultur.
    Dass das vorliegende Werk im Jahr 2009 veröffentlicht wurde, lässt es in meinen Augen nicht weniger aktuell erscheinen, kann doch jeder Leser den derzeitigen Entwicklungsstand (und seine eigenen Erfahrungen) mit den fast 10 Jahre alten Zukunftsvisionen des Autors vergleichen.
    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, weil es auf unterhaltende Art und Weise interessante Einblicke in die uralte Kultur des Buchwesens bietet, Entwicklungen und Zusammenhänge aufzeigt, aber auch zum Nachdenken über die Zukunftsaussichten dieses wunderbaren Mediums anregt.


    "Das Buch ist das einzige Objekt unserer Zivilisation, auf das wir wirklich stolz sein können." (Michael Krüger, deutscher Schriftsteller, Verleger und Übersetzer)