Willem Elsschot - Maria in der Hafenkneipe / Het Dwaallicht

  • Autor: Willem Elsschot
    Titel: Maria in der Hafenkneipe, aus dem Niederländischen übersetzt von Gerd Busse
    Originaltitel: Het Dwaallicht, erschien erstmals in 1946
    Seiten: 96 Seiten
    Verlag: Unionsverlag
    ISBN: 9783293004108


    Der Autor: (Klappentext)
    Willem Elsschot (1882 - 1960) war das Pseudonym von Alfons De Ridder, der zu den wichtigsten Autoren Belgiens und der Niederlande zählt. Er wuchs in Antwerpen auf, besuchte dort eine Handelsschule, interessierte sich schon früh für Literatur und begann in jungen Jahren, Gedichte in Zeitschriften zu veröffentlichen. Nach einigen Jahren als Büroangestellter in Paris, Rotterdam und Brüssel gründete er in Antwerpen eine eigene, erfolgreiche Werbeagentur, um seine mittlerweile achtköpfige Familie zu ernähren. Daneben schrieb er insgesamt elf Romane, die heute als Klassiker der flämischen Literatur gelten. Erst spät erhielt er Anerkennung für sein Werk und wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter postum mit dem belgischen Staatspreis für Literatur für sein Gesamtwerk.


    Inhalt und Meinung:
    Maria in der Hafenkneipe ist der letzte Roman, bzw Novelle, die Elsschot schrieb. Und wieder treffen wir auf Frans Laarmans, den Protagonisten aus seinen früheren Werken "Käse" und "Leimen".
    Es ist ein nasskalter Wintertag und Laarmans möchte nach seinem Feierabend nur noch schnell eine Zeitung kaufen, wohinter er sich daheim vor seiner Familie verschanzen kann. Da wird er von drei ausländischen Seeleuten angesprochen: sie halten ihm den Boden einer Zigarettenschachtel hin auf dem in kaum leserlicher Schrift eine Adresse und der Name „Maria“ geschrieben steht. Etwas umständlich ist der Weg dorthin und er erklärt den Dreien mit Hand und Fuss, wie sie zu laufen haben. Noch ist ihm egal, ob sie den Weg zu Maria finden, aber als er sieht, wie hilflos sie in der Kälte weiterziehen, von einem zwielichtem Zuhälter in das nächstgelegene Bordell gelockt werden, da überwindet sich Laarmans und schlägt vor, die Gesellschaft zur gewünschten Adresse zu begleiten. So macht sich der Ortskundige mit den drei „Gestrandeten“ auf den Weg durch die verwinkelten Strassen Antwerpens. Dabei lernen sie sich besser kennen, landen unter anderem auf der Polizeiwache, debattieren über das Leben als Matrose, die Ehe und philosophieren auch über die Unterschiede zwischen Christentum und dem Islam.
    Die Novelle ist rasch gelesen, bietet eine heiter-nachdenkliche Lektüre und spielt etwas mit Motiven der Heiligen Drei Könige, die damals in der Fremde sehnsüchtig zum Heiland aufgebrochen sind. Dass es sich hier nun bei Maria eher um eine „leichte Dame“ handelt, passt zum ironischen Stil Elsschots, allerdings ist der Erzählstil keineswegs diskriminierend oder sonstwie herablassend, sondern, im Gegenteil, behandelt recht aktuelle Themen wie Ausländerfeindlichkeit, kulturelle Toleranz und Anerkennung unterschiedlicher Religionen.
    Schade, dass Elsschots Bücher kaum mehr verlegt werden. Ich habe nun drei Bücher gelesen und er bietet stets unterhaltsame, scheinbar leicht zu lesende Geschichten, die aber doch Themen kritisch ansprechen, die auch heute, 70 Jahre und mehr seit der Erstveröffentlichung, noch aktuell sind. Sehr empfehlenswert!

  • Und hier noch der Link zum niederländischen Original, wobei ich nicht sicher bin, ob es sich hier um ein Hörbuch oder um ein Taschenbuch + Hörbuch handelt.
    Die gebundene Ausgabe zeigt bei Amazon kein Cover an, und dieses hier finde ich noch ganz passend...

  • Schade, dass Elsschots Bücher kaum mehr verlegt werden. Ich habe nun drei Bücher gelesen und er bietet stets unterhaltsame, scheinbar leicht zu lesende Geschichten, die aber doch Themen kritisch ansprechen, die auch heute, 70 Jahre und mehr seit der Erstveröffentlichung, noch aktuell sind. Sehr empfehlenswert!

    Die meisten wurden erst gar nicht übersetzt

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Die meisten wurden erst gar nicht übersetzt

    Nungesser : Nachdem es Band 8 einer Reihe ist, aber die meisten - wie Mara schreibt - gar nicht erst übersetzt wurden, und du auch von dreien schreibst die du gelesen hast, scheint es, als könnte man sie auch einzeln lesen. Stimmt das?


    tom leo hat es auch heute bei seinen Neuzugängen genannt, ohne die restlichen Bände?

    :study: Audre Lorde: Sister Outsider (eBook)

    :study: Joseph Roth: Hiob (eBook) - MLR

    :study: Thomas Chatterton Williams: Selbstportrait in Schwarz und Weiss - Unlearning Race



    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

    "Das fliegende Klassenzimmer"


    Warnhinweis:
    Lesen gefährdet die Dummheit

    :study:

  • Ja, terry , Du hast recht. Man kann alle Bände gut alleine lesen. Eigentlich verbindet nur der Name „Frans Laarmans“ die Bücher, wobei der Protagonist in allen drei von mir gelesenen Büchern kaum wieder erkennbar ist. Aber empfehlenswert sind sie alle drei!