Brigitte Hamann - Elisabeth: Kaiserin wider Willen.

  • Inhalt:
    Das übliche süße Sisi-Klischee wird man in diesem Buch vergeblich suchen – Elisabeth, Kaiserin von Österreich, Königin von Ungarn, war eine der gebildetsten und interessantesten Frauen ihrer Zeit. Schon vor dem Attentat, das 1898 ihr Leben beendete, war sie zur Legende geworden. Brigitte Hamann schildert in dieser zum Standardwerk gewordenen Biografie das wirkliche Leben der Kaiserin. Die virtuos erzählte und historisch präzise Geschichte eines ungewöhnlichen Lebens.
    (Quelle: Amazon)


    Die Autorin:
    Brigitte Hamann, Dr. phil., geboren in Essen, promovierte Historikerin, ist durch ihre zahlreichen Bücher zur Geschichte Österreichs (unter anderem »Rudolf – Kronprinz und Rebell«, »Elisabeth – Kaiserin wider Willen«) auch international bekannt geworden. Ihr zuletzt erschienenes Buch »Hitlers Edeljude. Das Leben des Armenarztes Eduard Bloch« knüpft an die beiden vieldiskutierten Werke »Hitlers Wien« und »Winifred Wagner oder Hitlers Bayreuth« an.
    (Quelle: Amazon)


    Meine Meinung:
    Brigitte Hamann gilt als eine Expertin für den Wiener Hof und besonders für alles, was Kaiserin Elisabeth und ihre Familie betrifft. Demzufolge wird man hier auch von einem Buch mit über 600 Seiten erwartet. Detailliert und sprachlich ansprechend formuliert breitet Frau Hamann auf diesen Seiten das Leben der Kaiserin aus, wobei sie auch viele Informationen über die damalige Politik und den Lebenswandel der Menschen einfließen lässt. Dabei geht die Autorin nur lose chronologisch vor, denn die 14 Kapitel sind thematisch geordnet. So gibt es beispielsweise ein Kapitel über Elisabeth und Ungarn und eines über ihre Reitleidenschaft. Brigitte Hamann wartet mit beeindruckend vielen Details auf, sie hat eine scheinbar endlose Anzahl an Quellen gesichtet und sich auch viel mit den Personen auseinandergesetzt, die Elisabeth zeitlebens begleiteten, allen voran ihre Lieblingstochter Marie Valerie und die langjährige Hofdame Marie Festetics. Weiterhin hat die Autorin auch viele Gedichte der Kaiserin eingearbeitet, mit welchen sie auch viele Annahmen belegt und die Gedanken- und Gefühlswelt der Kaiserin greifbarer macht. Begleitet werden die Schilderungen von vielen schwarz-weiß-Bildern, einigen Seiten mit Farbabbildungen, sowie auch einigen Aufnahmen von Briefen und Flugblättern der damaligen Zeit. Eine kleine Zeittafel zur besseren Orientierung und zwei Ahnentafeln helfen bei der Orientierung in der Welt des 19. Jahrhunderts. Alles in allem entsteht so ein sehr stimmiges Bild, welches die Kaiserin Elisabeth weitab von den Darstellungen in Film und Fernsehen zeigt.


    Für mich gibt es nahezu nichts an diesem Buch zu bemängeln. Ich interessiere mich schon lange für Elisabeth und darum habe ich Brigitte Hamanns Werk mit Begeisterung regelrecht verschlungen. Gerne hätte ich noch ein wenig mehr zu Kronprinz Rudolph gelesen, jedoch konnte ich zwischenzeitlich feststellen, dass Hamann auch über ihn ein Buch geschrieben hat, welches sogleich auf meine Wunschliste gewandert ist.


    Diese Biographie ist für jeden geeignet, der sich näher mit der Kaiserin Elisabeth auseinandersetzen möchte und dabei nicht vor vielen Details und Informationen zurückschreckt. Ein gewisses Interesse für die Geschichte des 19. Jahrhunderts sollte vorhanden sein, denn wie bereits erwähnt, gibt es in diesem Buch eine wahre Informationsflut für den Leser. Die Biographie liest sich spannend und flüssig, die vielen Gedichte Elisabeths bilden einen sehr schönen Rahmen, um den Charakter der Kaiserin zu verstehen. Die Auswahl der Bilder ist sehr gut getroffen und natürlich ist auch das Buchcover eine Bereicherung für jedes Regal, der Inhalt ist es sowieso.



    "Elisabeth: Kaiserin wider Willen" liest sich wie ein spannender Roman und lässt zumindest mich auch ein wenig fassungslos zurück, denn auch wenn man Elisabeth verstehen möchte, so hat sie doch einige Verhaltensweisen an den Tag gelegt, die mich nur mit dem Kopf schütteln ließen. Brigitte Hamann beschreibt die Kaiserin mit einer Ausführlichkeit, wie man sie sonst nur suchen kann. Ich kann diese Biographie nur jedem wärmstens empfehlen, der sich für Geschichte, Biographien, den Wiener Hof oder natürlich die Kaiserin selbst interessiert. Für mich ist es eines der besten Bücher und wohl die beste Biographie, die ich je gelesen habe.



    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Achtung: Meine Rezension bezieht sich auf die Taschenbuch-Ausgabe. Ich habe mir zuerst die Kindle-Version gekauft, musste dann jedoch feststellen, dass in dieser sämtliche Bilder fehlen, ebenso die Kopien der Briefe. Dies nur als Warnung, falls ihr Interesse für das Buch habt. Ich ziehe keine Sterne hierfür ab, weil ich das Taschenbuch bewerte

    Momentan :montag: ich:
    Diana Gabaldon: Feuer und Stein (Outlander 1)
    Lew Tolstoi: Anna Karenina (Übersetzung von Rosemarie Tietze)
    Sarah Morgan: Für immer und einen Weihnachtsmorgen

    2017 gelesene Bücher: 21

  • Ich kann diese Biographie nur jedem wärmstens empfehlen

    Vielen Dank für die schöne Rezension, Ravena, die mich wieder daran erinnert hat, das ich das Buch in seinem Erscheinungsjahr 1982 zum ersten Mal gelesen habe. Vielleicht sollte ich es mir demnächst wieder einmal vornehmen.

  • Vielen Dank für die schöne Rezension, Ravena, die mich wieder daran erinnert hat, das ich das Buch in seinem Erscheinungsjahr 1982 zum ersten Mal gelesen habe. Vielleicht sollte ich es mir demnächst wieder einmal vornehmen.

    Vielen Dank für das Kompliment! :) Das Buch noch einmal zu lesen würde sich sicher für dich lohnen, denn Brigitte Hamann hat es 1997 noch einmal überarbeitet und da sie neue Quellen (Tagebuch von Anna Nahowski, Briefe zw. Franz Joseph und Katharina Schratt) vorliegen hatte, wurde v.a. dem Schratt-Kapitel einiges hinzugefügt. :)

    Momentan :montag: ich:
    Diana Gabaldon: Feuer und Stein (Outlander 1)
    Lew Tolstoi: Anna Karenina (Übersetzung von Rosemarie Tietze)
    Sarah Morgan: Für immer und einen Weihnachtsmorgen

    2017 gelesene Bücher: 21

  • Brigitte Hamann hat es 1997 noch einmal überarbeitet

    Gut zu wissen. Ich hatte eigentlich vor, es morgen aus meiner Bücherei mitzubringen, aber die Ausgabe stammt von 1984. :(

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Kronprinz Rudolph gelesen, jedoch konnte ich zwischenzeitlich feststellen, dass Hamann auch über ihn ein Buch

    Das Buch kann ich Dir empfehlen!
    Dann gibt es noch eines zu seiner Frau, Stephanie von Belgien, von Irmgard Schiel.
    Hat mir auch gut gefallen.

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).