Dottie und Mary sind schon seit Kindertagen die besten Freundinnen und gehen auch noch miteinander durch dick und dünn, als sie mit der Schule fertig sind und gemeinsam bei Woolworths arbeiten. Sie verlieben sich sogar fast gleichzeitig in zwei miteinander befreundete Jungen - Mary in den von sich eingenommenen Musiker Elton, Dottie in seinen ruhigeren, unauffälligeren Freund Ralph - und verleben einen aufregenden Sommer im quirligen Brighton mit seinen Vergnügungspiers und Tanzlokalen.
Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Während die Verliebtheit bei Dottie und Ralph auf Gegenseitigkeit beruht und das Glück der ersten gemeinsamen Wochen und Monate selbst alltägliche Banalitäten in neuem Licht erscheinen lässt, scheint es Mary mit Elton deutlich ernster zu sein als umgekehrt. Der sonnt sich in seiner Beliebtheit als Mitglied einer stadtbekannten Jugendband und nimmt es dabei nicht immer so genau mit dem, was Mary unter Treue versteht.
Auch die Beziehung zwischen ihr und Dottie hat sich verändert. Mary ist nicht mehr die Anführerin, der Dottie willig folgt. Sie hat ihre eigenen Ansichten entwickelt und hat andere Erwartungen an die Zukunft als Mary, die am liebsten in die Welt hinausziehen möchte, um Künstlerin zu werden, und schließlich stellt etwas völlig Unvorhergesehenes die Freundschaft der beiden auf eine sehr harte Probe.
Angesichts des pastelligen Covers könnte man einen locker-leichten, ein wenig kitschigen Liebesroman erwarten, aber "Du und ich und das Meer" ist alles andere als das.
Zwar fängt Sandy Taylor den Zauber der ersten großen Liebe ganz wunderbar ein, aber das ist nur ein Aspekt der Geschichte, die sie mit der Stimme der nachdenklichen, nicht gerade selbstsicheren, für ihren Geschmack etwas zu rundlichen Dottie erzählt. Es geht auch um das Familiengefüge, das sich zu wandeln beginnt, als ihre Schwester heiratet, darum, was Freundschaft und Vertrauen wirklich bedeuten und um die Frage, wie viel man um alter Bindungen willen zu verzeihen bereit ist.
Was mit unbeschwerten Teenagern und den ersten Schmetterlingen im Bauch beginnt und anfangs zwar nett zu lesen, aber nicht wahnsinnig originell erscheint, nimmt dramatische Wendungen und versteht zu berühren, ohne dabei allzu sentimental zu werden, was auch einigen großartigen Situationskomik-Einlagen zu verdanken ist (da merkt man, dass die Autorin als Drehbuchautorin angefangen hat). Auch die Kulisse der Sixties wird in vielen kleinen, liebevoll ausgemalten Details greifbar lebendig.
Ein wirklich schönes, humor- und gefühlvolles Buch über Liebe, Freundschaft, Familie und den Übergang ins Erwachsenenleben.
Lediglich mit der deutschen Übersetzung war ich nicht immer so ganz glücklich. Im Original kommt sicher der Wortwitz noch besser zur Geltung.