Magdalena Nirva - Magdalena 24h

  • "Die Prostitution ist eine notwendige soziale Institution der bürgerlichen Welt, ebenso wie Polizei, stehendes Heer, Kirche und Unternehmerschaft." (August Bebel)
    Magdalena ist eine junge Literaturstudentin aus Bulgarien, eigentlich wollte sie immer eine Familie und Geld verdienen, das sie davon leben kann. Ihre Kindheit war nicht gerade die einfachste, die Mutter hatte wieder geheiratet und vom Stiefvater wurde sie nicht gut behandelt. Ihren richtigen Vater kannte sie gar nicht, da er ihre Mutter verlassen hat, als Magdalena noch ein Baby war. Magdalena ist eine gute Schülerin, als sie mit gerade mal 16 Jahren ihre ersten sexuelles Verlangen spürte. In der neunten Klasse wird sie mit sechzehn schwanger und lässt das Kind von einem verheirateten Mann abtreiben. Dann lernt sie ihren Mann Radomir kennen, heiratet ihn und sie bekommt ein Kind. Doch die Ehe bleibt nicht glücklich und sie trennen sich. Sie beginnt ihr Studium und versucht zusätzlich den Lebensunterhalt für ihre kranke Mutter und ihr Kind zu verdienen. Dann lernt sie Eagle kennen, er erzählt ihr das sie, als Escort Girl in einer Nacht so viel verdienen kann, wie sie jetzt in einem Monat. Magdalena ist anfangs skeptisch, lässt sich aber darauf ein. Da Magdalena Sex liebt und sich auch in Eagle verliebt hat, geht sie mit ihm nach Österreich und danach nach Deutschland wo sie im Escort Service und später auch im Bordell ihr Geld verdient. Bis sie von Eagle immer mehr behandelt wird wie ein Zuhälter.


    Meine Meinung:
    In Magdalena Nirvas Buch bekommt der Leser einen Einblick in Teile ihres Lebens und vor allem in die Escort- und Bordellszene. Sie schildert ihren Tagesablauf, was sie so mit den einzelnen Männern erlebt. Wir erfahren aber auch wie es dazu kam, das eine junge Bulgarin die eigentlich von einem netten Mann und Kinder geträumt hatte in diese Szene geraten ist. Mal unspektakulär, mal erschütternd erzählt sie ihr Erlebnisse, ihre Erfahrungen und ihr Privatleben. Dabei erlebt der Leser wenig Emotionen, wahrscheinlich hat sie diese im Laufe ihres harten Lebens verloren. Der Schreibstil ist sehr einfach und lässt sich durch die nicht allzu langen Kapitel sehr gut lesen. In einer Art Rückblende bekommt man auch ein wenig Einblick in ihre nicht gerade einfache Kindheit. Man erlebt hier, aber auch das Magdalena sich aus freier Stücken für diesen Weg entschieden hat und dies größtenteils sehr gerne. Das abrupte Ende des Buches hat mich jedoch mit einigen Fragen zurückgelassen, die selbst der Epilog nicht beantworten konnte. Ich denke, dass die Autorin diesen auch nochmal bearbeiten sollte. Ansonsten war ich erstaunt wie offen und ehrlich sie dem Leser Einblicke in dieses Milieu gibt. Der autobiografische Roman, der ein paar eindeutige Sexszenen enthält, aber kein Erotikroman ist, bekommt von mir 4 von 5 Sterne. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::applause:

  • Klappentext:
    „Ich war wie geschaffen dafür, das Objekt ihrer Begierde zu sein. Oft war es aber auch anders herum. Ich war der Jäger …“ Magdalena ist 24, Literaturstudentin und liebt Sex. Als sie nach ihrer gescheiterten Ehe mit ihrem Kind mittellos dasteht, wirft sie alle Bedenken beiseite und sagt sich: „Warum soll ich damit nicht auch Geld verdienen?“ Um ihr Kind zu versorgen. Um die Universität abzuschließen. Um sich ein schöneres Leben leisten zu können. Auf der Suche nach neuer Liebe begegnet sie dem anziehenden Bad Boy Eagle. Die beiden beschliessen, ihrer Heimat Bulgarien den Rücken zu kehren und nach Wien zu gehen, wo sie als Callgirl viel Geld verdienen kann. Doch bald wird Eagle von seiner Vergangenheit eingeholt, und sie müssen Wien eilig verlassen. Und Magdalena gerät immer tiefer in Abhängigkeit zu Eagle, der sein „goldenes Huhn“ zunehmend rücksichtslos antreibt und eifersüchtig bewacht … Es ist eine wahre Geschichte aus der Welt der käuflichen Liebe. In ihrem biografischen Debütroman beschreibt Magdalena offenherzig ihre Erfahrungen und wie es dazu gekommen ist. Sie trifft Männer – gelegentlich auch Frauen – aus höchst unterschiedlichen Milieus zum Sex. Vom weltberühmten Rockstar über einen selbstverliebten Drogendealer bis zum italienischen Milliardär. Es kommt immer wieder zu skurrilen Begebenheiten und emotionalen Verwirrungen. Denn das Spiel mit den Begierden lässt die Grenzen zwischen Objekt und Subjekt, zwischen gekaufter Lust und tiefer Sehnsucht zerfliessen. 24 Stunden am Tag. Eine Kombination aus lebendig erzähltem Callgirl-Alltag und persönlicher Lebensgeschichte. Amüsant, berührend


    Meine Meinung:
    Ich habe schon ein paar Bücher aus diesem Bereich gelesen und war auch diesmal sehr gespannt auf die Erlebnisse und Erfahrungen von Magdalena, weil Escort ja doch noch eine andere Liga ist, als Prostitution auf der Straße oder im Bordell.


    Der Schreibstil ist sehr einfach und teilweise leider auch sehr holperig und abgehackt, was evt. daran liegt, daß die Autorin Bulgarin ist und das Buch demnach in einer ihr mehr oder weniger fremden Sprache verfaßt hat. Das ist zwar erst einmal bewundernswert, für mich als Leser war es aber leider auf Dauer schon etwas anstrengend und von daher kann ich weder das "amüsant" noch das "berührend" im Klappentext bestätigen.


    Inhaltlich bekam ich schon das, was ich erwartet habe, nämlich Einblicke in das Leben eines Escort Girls, aber leider fast nur aneinandergereiht, ohne Gefühle oder Reflektionen.
    Am Anfang bekommt der Leser noch Rückblicke in ihr Leben in Bulgarien, auf ihre ersten Beziehungen, ihre Ehe und die Geburt ihres Sohnes. Leider sind auch diese Rückblicke sehr distanziert und gefühllos: Über ihre Beziehung zu ihrem Sohn erfährt man im ganzen Buch eigentlich so gut wie nichts, außer daß er - anders als ich vom Klappentext angenommen hatte - gar nicht bei ihr, sondern beim Vater in Bulgarien lebt.
    Insgesamt kommt das Buch sehr ungeordnet daher und manche Situationen sind auch sehr wirr geschrieben, daß ich sie auch nicht ganz nachvollziehen konnte.


    So spannend ich die ein oder andere Erfahrung fand, die Magdalena mit ihren Freiern gemacht hat, mir fehlten einfach mehr Details zu ihrer Person, zu ihrem Leben. Was macht sie, wenn sie nicht arbeitet? Wie verbringt sie ihre Freizeit mit oder ohne Eagle? Was denkt und fühlt sie? Nichts darüber erfährt man in diesem Buch. Auch eine Frage, die mich bei jedem dieser Bücher wirklich brennend interessiert, wird leider nicht aufgeklärt: wo geht das ganze Geld hin, was verdient wird - was ja gerade beim Escort nicht gerade wenig ist! Denn auch hier scheint es trotz allem, als ob das Geld nicht ausreichend ist.


    Auch fällt es mir schwer, manche Dinge wirklich zu glauben. So wird am Anfang eine Szene erzählt, in dem passend zur Situation das Geld im wahrsten Sinne des Wortes auf der Straße liegt.
    Oder daß sie teilweise das komplette Geld für eigentlich Null Leistung bekommt. Daß sie bei Kunden rumzickt und alles so hingenommen und trotzdem bezahlt wird.


    Das Ende des Buches ist dann leider auch kein Ende, sondern das Buch hört einfach auf. Keine Information dazu, ob sie immer noch als Escort Girl arbeitet, kein Resumée, kein Ausblick in die Zukunft - nichts.


    Den Inhalt bewerte ich bei einer Autobiografie prinzipiell nicht, muß aber trotzdem eins loswerden: daß Beziehungen zwischen Prostituierten und Ihren Zuhältern sehr speziell sind, wußte ich bereits aus anderen Büchern. Magdalena spricht aber immer davon, daß sie Eagle liebt, obwohl er sie ausnimmt und sie ihn bescheißt, wo sie nur kann. Eigentlich eine lustige Kombination, wenn der Hintergrund nicht so ernst und traurig wäre.


    Fazit: Leider etwas ungeordnete und distanzierte Einblicke in das Leben eines Escort Girls :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: