Mirco von Juterczenka - Wir Wochenendrebellen

  • Autor: Mirco von Juterczenka
    Titel: Wir Wochenendrebellen
    Seiten: 242
    ISBN: 978-3-710900174
    Verlag: Benevento


    Autor:
    Mirco von Juterczenka wurde 1977 in Solingen geboren und arbeitet als Manager in der Gastronomie. Seit 2011 ist er mit seinem Sohn auf Groundhopping.-Tour durch Fußballstadien unterwegs und blog mit ihm regelmäßig über diese besuche, wissenschaftliche und gesellschaftliche Themen. Sein Blog gewann den Grimme Online Award 2017 in der Kategorie "Kultur und Unterhaltung".


    Inhalt:
    Wenn der Vater mit dem Sohne... Ursprünglich sollte es nur darum gehen, dem Jungen einen Lieblingsfußballverein zu suchen. Jason, geboren 2005, ist Asperger-Autost und seit seinem sechsten Lebensjahr mit seinem Vater Mirco unterwegs auf Groundhopping-Tour durch die Fußballstadien Deutschlands und des benachbarten Auslands. Das Buch ist Zeugnis einer ganz besonderen Vater-Sohn-Beziehung, ein humorvolles und lehrreiches Beispiel dafür, was möglich ist, wenn man versteht, dass Lieben ein Verb ist. (Klappentext)


    Rezension:
    Um sich zu entscheiden, welcher Fußball-Verein es würdig ist, ein Lieblingsfußballverein zu sein, muss man von jedem Verein mindestens ein Spiel gesehen haben. Oder geht es am Ende einfach nur darum, als Vater und Sohn gemeinsam unterwegs zu sein, die stärken udn Schwächen des anderen näher kennen zu lernen, einander die Sicht auf die Welt zu erklären und zuzuhören? Egal, Mirco von Juterczenko beschreibt seinen Alltag, sein Familienleben und ganz besondere Wochenenden, die er miot Sohnemann Jason verbringt und das voller Liebe und Einfühlbarkeit. Das ist nicht immer einfach. Für beide nicht. Jason hat das Aspergersyndrom, eine Form von Autismus, die es in so vielfältiger Form gibt, dass man sie für jeden Betroffenen einzeln betrachten muss. Dabei ist Asperger gleichsam Behinderung im Alltag und Behilflichkeit. Das offenbaren uns der Autor und sein Sohn in diesem Buch, sowie sie es schon in ihren gemeinsamen blog und Podcats getan haben, oder auch in Jasons Wissenschaftsblog "Der Spektrograph".


    Schwierige Themen, für beide, werden dabei nicht ausgespart. Nichts wird bescönigt. Doch, der vater immer bemüht um eine Lösung für seinen Sohn, um ihn im Alltag behilflich zu sein, gibt nicht auf. Und Jason ebenso wenig, seine Sicht der Dinge zu erklären. Es ist kein hohes Stück Literatur, was hier im Benevento-Verlag erschienen ist, auch kein Sachbuch oder Ratgeber für Eltern mit autistischen Kindern. Dieser müsste erst einmal geschrieben werden, was schwierig ist, denn Asperger und autismus genießen noch nicht lange die Aufmerksamkeit der Forschungen und müsste überdies so vielfältig sein, wie die unterschiedlichen Formen bei Betroffenen selbst. Vielmehr ist es eine Hommage, eine Erklärung, wie es dennoch gelingen kann, beiderseits Zuneigung zu empfinden und einander die Welt zu erklären. Und man unterstützt mit Kauf des Buches zudem einen guten Zweck.


    Wer beiden in den Podcats zuhört oder die eindrücklichen Blog-Artikel beider liest, wenn mal wieder ein Fußballspiel in irgendeinen Provinznest besucht wurde, ein gesellschaftlich oder wissenschaftlich relevantes Thema besprochen wurde oder man per Interrail kreuz und quer durch Südosteuropa unterwegs ist, wird entdecken, dass ein etwas anderer blick auf die Umgebung uns allen nicht schaden könnte, wie ihn diese beiden pflegen. Wer sich nicht für Fußball interessiert, sollte es lesen, um mehr über Asperger-Autismus zu erfahren, wie Alltag und Umgang miteinander gelingen kann. Für alle anderen lässt sich ein liebevolles Vater-Sohn-Verhältnis entdecken, von welchen sich andere selbst im Normalzustand eine Scheibe abschneiden könnten. Doch, was ist schon normal?


    Blog: Der Wochenendrebell
    http://www.wochenendrebell.de/


    Podcasts: http://www.wochenendrebell.de/podcast-2/
    Twitter: https://twitter.com/wochenendrebell?lang=de
    Twitter Spektrograf: https://twitter.com/DerSpektrograph


    Blog: Der Spektrograf
    http://spektrograph.com/

  • Ich habe "Die Wochenendrebellen" heute beendet und möchte mich auch hier zu Wort melden, weil ich einfach finde, dass dieses Buch mehr Leser verdient hat. Es stimmt, es ist kein großes literarisches Werk, aber da stellt Mirco von Juterczenka schon in den ersten Kapiteln klar, indem er (auf S.28) schreibt:

    Zitat

    Ich bin wie gesagt kein Asperger-Experte oder Autismus-Fachmann, ich bin kein Therapeut, kein Mediziner, kein Autor, kein Professor, Doktor oder Pädagoge. Ich bin Vater.

    Und als solcher schreibt er dieses Buch um seine Erfahrungen zu reflektieren und zu verarbeiten und auch um seinem Sohn etwas mitzugeben.


    Ich selbst hatte beim Lesen das Gefühl, dass mich das Buch bereichert und ein tieferes Verständnis schafft. Zugegeben, Manches wiederholt sich, manchmal fehlt der rote Faden, aber trotzdem konnte ich es nicht aus der Hand legen und wenn, dann nur sehr ungern. Es hat mich gefesselt und ich war richtig bewegt von ihrer Geschichte und finde es einfach bewundernswert, mit wieviel Liebe und Wertschätzung er von seinem Sohn spricht und gleichzeitig nichts beschönigt. Vielleicht zum Teil, weil ich seh, wie schlecht manch andere Eltern von ihren Kindern erzählen, die aber weit sozial angepasster sind und ich es einfach bei diesen beiden schön finde, wie stark dieses familiäre Band ist und auch wie reflektiert Vater und Sohn sind und wie sehr sie darum bemüht sind miteinander zu kommunizieren und sich zu verstehen.
    Ich kann dieses Buch auch absolut empfehlen, auch denjenigen, die sich Nüsse für Fußball interessieren, so wie ich. :loool: Lasst euch also davon nicht abschrecken :lol:
    Von mir gibts wohl verdiente :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb::applause:

    "Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste."
    Heinrich Heine


      :study: