Stephen McGann - Flesh and Blood. A History of My Family in Seven Maladies

  • (Leider gibt's (noch?) keine deutsche Ausgabe.)


    Stephen McGann kennen die "Call the Midwife"-Guckerinnen unter uns als den engagierten und (fast) immer verständnisvollen Allgemeinarzt Dr. Turner, doch auch im richtigen Leben hat er ein Faible für medizinische und medizinhistorische Themen. (Ich wage sogar zu behaupten, dass seine Rolle in der Serie kein Zufall ist - seine Ehefrau ist die Drehbuchautorin und CtM-Erfinderin Heidi Thomas.)


    In diesem Buch erzählt er nicht nur seine eigene Geschichte, sondern geht in die Vergangenheit der McGanns zurück bis zu seinen Urahnen, die während der verheerenden Hungersnot in Irland nach Liverpool auswanderten, und verwebt die bewegenden und oft genug auch tragischen Erlebnisse seiner Vorfahren ebenso wie seine eigenen mit den sieben "maladies" aus dem Untertitel.


    Eine richtig schöne Entsprechung im Deutschen ist mir nicht eingefallen, "Krankheit" ist zu eng gefasst - "Leiden" vielleicht oder "Übel", denn es geht McGann nicht nur um körperlich-medizinische Probleme, sondern auch um gesellschaftliche Missstände wie Fremdenhass, Vernachlässigung oder mangelnde medizinische Grundversorgung.


    Wer jetzt trockene Abhandlungen in ödem Fachjargon befürchtet, kann beruhigt sein, McGann erläutert medizinische Zusammenhänge genauso verständlich und regelrecht spannend, wie er auch Einzelschicksale aus seiner Familienhistorie lebendig werden lässt und weit über die dürren Fakten, die er im Rahmen seiner Ahnenforschung ermitteln konnte, hinaushebt.


    Genauso interessant fand ich Stephens eigenen Werdegang, der - wie auch seine drei Brüder - zur ersten Generation der McGanns gehörte, die eine andere Laufbahn einschlug als Seemann oder Fabrikarbeiter. Was er über seine Kindheit und Jugend, seinen Kampf mit Asthma und Agoraphobie und die oftmals schwierige Familiendynamik, seine Karriere und seine Ehe erzählt, wirkt offen und ehrlich, ohne je indiskret oder selbstherrlich zu sein, und angenehm bodenständig.


    Stilistisch gehen ab und zu die Metaphern ein wenig mit ihm durch, das ist aber auch das einzige, was ich auszusetzen habe. Nicht nur für Fans ein lesenswertes Buch!