Nicola Vollkommer - Die Rückkehr des Erben

  • Lady Charlotte und Lord Jake leben mit ihrer zehn jährigen Tochter auf Birch Heights in Cornwall, das Mädchen ist halb erblindet und aufgrund ihres zusätzlich schwierigen Charakters kaum noch zu lenken, daher soll eine Gouvernante eingestellt werden. Die nicht sehr einfühlsame Haushälterin Franny kommt alleine nicht mehr mit Elinor klar. Lady Charlotte versucht aufgrund ihrer eigenen Herkunft und Vergangenheit möglichst viel für Menschen in Not zu tun. So will sie im Sommer Kinder aus Londoner Armenhäusern für drei Wochen aufnehmen. Doch ihr Mann steht dem auch skeptisch gegenüber, bereits jetzt sind Haushalt und Personal überlastet und können kaum weitere von Charlottes sozialen Projekten stemmen. So kommt es, dass der heimatlosen und halb verhungerten Marie zunächst die Tür gewiesen wird. Aber als Charlotte dahinter kommt, nimmt sie sich trotzdem auch dieser jungen Frau an, die keine weiteren Angaben zu ihrer Vorgeschichte machen will. Sie gibt ihr ein Dach über dem Kopf und eine Beschäftigung. Wie sich dann heraus stellt, ist sie unglaublich geschickt, empfindsam und unerschütterlich im Umgang mit Elinor. Das junge Mädchen beginnt die Welt ganz anders zu betrachten und kann zu einer gewissen Ausgeglichenheit und Fröhlichkeit zurück finden.


    Nachdem Eduards Vater der Bestatter plötzlich verstorben ist, landet er in London im Armenhaus von Mr. Creek . Eindringlich und bedrückend werden die Zustände dort geschildert, man leidet als Leser regelrecht mit und kann die verursachten Albträume und Ängste zu gut nachvollziehen. Der Leiter des Hauses will mit Eduards angeblicher adliger Herkunft auf Birch Heights einen Fuß in die Tür bekommen, um an das Vermögen zu kommen. Auf Umwegen kommen alle Protagonisten zusammen, auch wenn sie voneinander nicht unbedingt wissen und auf betrügerische Elemente hereinzufallen drohen. Die Erzählung nimmt einige dramatische Wendungen und man verfolgt als Leser atemlos und gespannt, wie die Geschichte so noch ein gutes Ende nehmen soll.


    Zahlreiche sympathische und interessante Nebenfiguren wie Frederik und Dickon bevölkern die Erzählung. Zusätzlich gibt es eine schöne zaghafte Liebesgeschichte zwischen zwei Nebenfiguren, wobei sie schwer an ihrer Vergangenheit zu tragen hat und es fast keine Hoffnung auf eine Zukunft zu geben scheint. Zum Schluss kommt es zu einem wagemutigen Einsatz, der sich zum Glück auszahlt. Alle Missverständnisse werden aufgeklärt und die kleine Familie kann zueinander finden. Ein gutes Ende mit einer positiven Aussicht.


    Der Glauben an einen Gott, das Gebet und das Vertrauen auf ein anderes Leben werden sehr schön in die Geschichte verwoben. Die christlichen Elemente werden nicht überbetont. Das Buch „Die Rückkehr des Erben“ von Nicola Vollkommer regt zum Nachdenken an.


    Fazit: Durchgehende Spannung, vergangene Zeiten, eine romantische Liebesgeschichte. Eine tolle Kombination!


    5 von 5 Punkten