Klappentext/Meine Übersetzung:
In dieser spektakluären Vater-Sohn-
Kollaboration erzählen Stephen King
und Owen King eine der wichtigsten
aller wichtigen Geschichten: Was würde
passieren, wenn die Frauen aus der Welt
der Männer verschwinden?
Überall auf der Welt geschieht etwas mit den Frauen, wenn sie einschlafen: Sie werden in einen wattigen Kokon eingehüllt. Wenn man sie weckt, werden sie wild und in spektakulärer Art und Weise gewalttätig ...
In der kleinen Stadt Dooling, West Virginia, breitet sich der Virus durch die Frauenvollzugsanstalt aus und befällt alle Insassinnen bis auf eine. Bald verbreitet sich die Information über die geheimnisvolle Evie, die in der Lage zu sein scheint zu schlafen - und wieder aufzuwachen. Ist sie eine medizinische Anomalie oder eine Dämonin, die es zu erschlagen gilt?
Die zurückgelassenen Männer, die zunehmend primitiver agieren, bekämpfen einander, während Doolings Sheriff, Lila Norcrass, vor allen Dingen gegen den Schlaf kämpft.
Und die schlafenden Frauen öffnen ihre Augen in einer ganz neuen Welt ...
Eigene Beurteilung:
Nun, der Klappentext ist schon ein wenig irreführend. Zunächst weiß niemand, ob es sich bei der Erscheinung, die den Namen "Aurora" bekommt, um einen Virus handelt oder nicht. Und auch wenn die Geschichte vielleicht an "The Stand" oder "Under the Dome" denken lässt, ist "Sleeping Beauties" doch wesentlich eher ein aktuelles, sozial- und politikkritisches Buch.
Dooling steht hier stellvertretend für die gesamte Welt und der Kampf der Geschlechter steht hier absolut im Mittelpunkt. Es geht um die großen und kleinen Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten, um die psychologische, mentale und körperliche Gewalt, die Frauen tagtäglich erleben müssen – und die schon vor der letzten Präsidentschaftswahl in den USA zu einer massiven Gegenbewegung zum Feminismus geführt hat, die wohl auch mit dafür verantwortlich gewesen ist, dass man nach einem Amerikaner mit afrikanischen Wurzeln keine Frau zur Präsidentin machen wollte. Eine Tendenz, die sich im Übrigen in vielen englischsprachigen – aber auch anderen – Ländern zeigt. Im zweiten Teil dieses Buchs finden wir die eingesponnenen Frauen in einer Welt ohne Männer wieder, was den Kontrast zwischen Männern und Frauen noch einmal verdeutlicht. Hier kommt – zusammen mit Evie Black – nun ein phantastisches Element in die Geschichte hinein, die im Endeffekt noch genauso viele Fragen offen lässt, wie etwa „Under the Dome“ (das Buch, nicht die Fernsehserie).
Wie immer haben die beiden Autoren ausgiebig recherchiert und neben dem genannten Hauptthema geht es auch um Fragen des Strafvollzugs, der institutionalisierten Betreuung von Kindern und Jugendlichen ohne elterliche Betreuung, um die informationelle Isolation vieler Amerikanerinnen und Amerikaner, die in der Regel nicht über ihr County hinaus denken und weder von nationalen noch von internationalen Problemen eine Ahnung haben – und auf dieser Grundlage auch ihre Wahlentscheidungen auf nationaler Ebene treffen.
Eines der politischsten Bücher Kings, der ja bereits im Vorfeld der letzten Wahl in den USA einige der Trump-Anhängerinnen interviewt hat und diese Interviews unter anderem im GUARDIAN veröffentlichte. Aber auch eine komplexe, personalreiche Erzählung voller Gedanken zum Menschen an sich und wie er vielleicht besser sein könnte, als er tatsächlich ist.