Rüdiger Götte - Die Spur des Geldes. Der Euro: Vorläufer, Entstehung - Scheitern?

  • Man merkt, dass Götte ein Wissenschaftler ist, der viele Ratgeber geschrieben hat. Das hat den Vorteil, dass er flüssig schreiben kann. Natürlich ist es nicht einfach auf nur ca. 260 Seiten die Architektur des Geldes darzustellen. Doch dafür erklärt er die großen Linien hervorragend. Der Autor unterteilt sein Buch in drei Teile: (1) Zurück in die Vergangenheit – die Grundlagen des Geldes; (2) Das moderne Notenbanksystem; (3) Der Kreis schließt sich – handeln die heutigen Notenbanker ähnlich wie einst John Law?


    Zunächst wird mit Hilfe eines der Väter des modernen Geldes John Law, die Grundlagen des Geldes erklärt. Dies sind z. B. Geldschöpfung, Vermögenpreisinflation, Auswirkungen von Börsenspekulationen, Inflation, Deflation, Geldmenge usw. Um dies möglichst unterhaltsam zu machen hat der Autor viele Zitate von damaligen Leuten eingestreut. Hierdurch wirkt das Kapitel sehr lebendig. Die Theorie wird also nicht staubtrocken erläutert. Letztlich scheiterte das von John Law eingeführte Papiergeld. Die Ereignisse von damals (Börsenspekulation führte zu Bankenkrise. Dies führte zu einer Wirtschafskrise und schlussendlich in eine fast Staatspleite. Die das Papiergeld von John Law zerstörte!) ähneln schon fast auf gespenstischer Form den Ereignissen die zur Eurokrise geführt haben. Voller Ungeduld las ich das folgende Kapitel.


    Jetzt vollführt der Autor einen Zeitsprung in die Gegenwart. Zunächst erklärt er das moderne Notenbankwesen. Deswegen war ich enttäuscht. Ich wollte einfach mehr an dieser Stelle über die Eurokrise erfahren. Doch der Autor bleibt seiner Linie treu und erklärt erst die Grundlagen. So betrachtet der Autor zunächst die verschiedenen Arten von Geld. Bis dahin wusste ich gar nicht, dass es mehrere Arten von Geld gibt! Besonders gut erläutert der Autor, wie unser heutiges Geld entsteht, also die Geldschöpfung. Zunächst war ich irritiert, da der Autor einige Begriffe zur Geldtheorie (z. B. Inflation, Deflation, Geldmenge usw.), die er im vorherigen Kapitel schon erläutert hat, neu zusammenfasst und in einem neuen Gewand darstellt. Hier war besonders interessant der Abschnitt über die Deflation. Der Autor zeigt nämlich anhand eines historischen Beispiels den USA, das eine Wirtschaft auch wachsen kann, bei Deflation.So fragt man sich, warum haben die Politiker so Angst vor dem Deflationsmonster. Nachdem das Grundsätzliche geklärt ist, wirft der Autor einen detaillierten Blick auf die Europäische Notenbank (EZB). Hier wird u. a. erklärt, was die Leitzinsen, Offenmarktgeschäfte, Quantitative Lockerung (eng. Quantitative Easing), Bilanz der EZB, Aufgabe, Aufbau ist. Hier hat mich besonders der Abschnitt angesprochen, wo der Autor erklärt, wie der Euro gesichert bzw. dessen Wert ist. Ich war sehr erstaunt, dass der Euro zum überwiegenden Teil durch Kredite gesichert ist, und nicht durch die Goldbestände in den Tresoren der Notenbanken.


    Mit diesem Rüstzeug geht es zum letzten Kapitel „Der Kreis schließt sich …“ Hier betrachtet der Autor zunächst die Maßnahmen die John Law ergriffen hat, aus heutiger Sicht, um die Katastrophe (Scheitern des Papiergeldes) abzuwenden. Er pumpte z. B. zusätzliches Geld in die Wirtschaft um sie anzukurbeln. Ich war erstaunt, dass die heutigen Notenbanker zu ähnlichen Methoden greifen, nur in einem anderen Gewand. Dies wird besonders deutlich im Abschnitt, wo der Autor die Eurokrise erklärt.
    Wenn man das Buch gelesen hat, bleibt der Eindruck eines guten Sachbuches, das viele Informationen bereitstellt, und an einigen Stellen Zusammenhänge offenbar die man so noch nicht gehört hat, z. B. der Euro ist genauso wie das Papiergeld von John Law Kreditgeld, d. h. der Euro wird nicht etwas durch Gold gedeckt.