Alberto Cavanna - L'uomo che non contava i giorni/L’homme qui ne comptait pas les jours

  • Original : Italienisch, 2012


    INHALT :
    Der junge tunesische Bootsflüchtling Mohammed versucht ein leidgeprüftes Leben hinter sich zu lassen. Er marschiert die ligurische Küste in Richtung Norden hoch, und stößt auf den alten Fischer Cristoforo, der ihm Unterschlupf verleiht. Jener baut gerade sein letztes Boot, und erinnert Mohammed beständig an seinen auch bootsbauenden und fischenden Vater wie auch an seine eigene Vergangenheit. Die Tage gehen vorbei, der Flüchtling bleibt bei Cristoforo… Und wenn die « Bianca » fertig ist, was dann ?


    BEMERKUNGEN :
    In zwanzig Kapiteln erzählt Cavanna in einer einfachen Sprache eine zutiefst menschliche Geschichte : Zwei Menschen, die anscheinend so unterschiedlich sind, erleben sich als Anwohner des selben Meeres. Sie arbeiten Hand in Hand an diesem letzten Boot, einer gourse, einem typisch mediteranem Boot. Wie in alten Zeiten wird das Wissen von den Älteren weitergegeben. Es erwächst Nähe : man kann sich nicht ignorieren. Die beiden lernen sich schätzen, respektieren. Und Mohammed ist nicht einfach ein armer Schlucker und Bettler, ein Störenfried, ein Empfänger, sondern weckt den alten Mann und das Beste in ihm wieder auf, gibt Perspektive ! Er hat etwas zu geben. Sind denn ihre Lebenswelten so unterschiedlich ? Ja und nein. Lässt man sich aufeinander ein, entdeckt man Querverweise, Parallelen, Verwandtschaften. Und nicht nur auf dem Gebiet der Handgriffe und Arbeiten, sondern auch schlicht und einfach auf einer menschlichen Ebene : Was läßt uns leben ? Was eint uns ? Was sind unsere Ängste ?


    Wir finden als Landratten eventuell einige technische Fachbegriffe bei den Bootsbeschreibungen, die man so nicht direkt zuordnen kann. Es hilft allerdings eine gute Skizze einer gourse durch den Autor! Dialektale Ausdrücke aus dem ligurischen Italienisch, bzw auch dem Arabischen gehören hier auf natürliche Weise zum Buch hinzu.


    Ich las in einer französchen Reaktion von einem « Wohlfühlbuch ». Hm, kann man das so sagen, wenn klar die Dinge beim Namen genannt werden ? Wenn von Ausbeutung, Tod und Elend die Rede ist ? Aber auch einem Wert der Arbeit fern jeglicher Ausbeutung, aber als Selbstrealisierung ?


    Und doch ist insofern was Wahres daran, als das dieses Buch eine Perspektive aufzeigt, und eine tiefe Menschlichkeit schildert. Das sollte so mancher aktuellen Debatte eine neue wünschenswerte Ebene anzeigen ! Man könnte sich auch staunend fragen – was ich an dieser Stelle nicht weiter ausführen will - , dass diese beiden einfachen Menschen Namen tragen, die an ihre « spirituelle » Berufung erinnert : Und sie stehen hier in Brüderlichkeit nebeneinander. Mohammed und Cristoforo...


    O Mimmo, armer Mimmo! Was hast Du denn geglaubt als Du hergekommen bist? Diese Leute wissen gar nicht vom Bösen, das zu tun sie fähig sind, denn sie wissen nicht mehr, wer sie selber eigentlich sind, weder woher sie kommen, noch wohin sie gehen. Es wid auch mit ihnen schlecht enden, doch zunächst machen sie (uns) verrückt...

    Hör mir zu, Mimmo. Da gibt es nicht viel zu verstehen. Diese Leute wollen unsereins nicht. Sie wollen unsereins nicht, weil wir sie daran erinnern, wer sie selber bis gestern waren..., Menschen, die an Hunger starben. Wegen des Krieges, der Entbehrungen, wären wir ohne die Amerikaner mit ihren Zigaretten und der Schokolade, in einer noch viel schlimmeren Situation gewesen wie ihr. Doch jetzt haben sie ein paar Münzen, ein Auto, ein Haus und eine Frau, brauchen sich nicht mehr das Rückgrat zu brechen auf einem Bau oder auf dem Felde, da haben sie alles vergessen und denken, dss ihr Glück ewig andauern wird.
    (Behelfsübersetzung von mir)


    Dieses Buch hat mir ausgesprochen gut gefallen; es rührt an wesentliche Fragen.

    AUTOR :
    Alberto Cavanna ist 1961 In Albisola Superiore (Ligurien) geboren worden. Er entstammt einer Familie, die seit Generationen mit dem Schiffsbau und dem Fischen verbunden war. Mit fünfzehn Jahren begann er auf den Schiffswerften zu arbeiten als Zimmermann. Seit dem Jahre 2005 ist er neben seiner schriftstellerischen und übersetzerischen Tätigkeit auch als Maler und Illustrator aktiv.


    Er lebt und arbeitet heute in Polverara (Gemeinde von Riccò del Golfo della Spezia), im Varatal. Inzwischen erhielt er mehrere Preise für seine Werke.


    Es liegt leider noch keine deutsche Übersetzung vor!


    Copertina flessibile: 152 pagine
    Editore: Mondadori (28 febbraio 2012)
    Collana: Libellule
    Lingua: Italiano
    ISBN-10: 8804613904
    ISBN-13: 978-8804613909

  • Da es ja wie gesagt keine deutsche Übersetzung bislang gibt, verlinke ich hier mal die von mir gelesene französische Ausgabe bei einem von mir überaus geschätzten Verlag:


    L'homme qui ne comptait pas les jours


    Broché: 152 pages
    Editeur : La fosse aux ours (2 mai 2013)
    Collection : Via Gombito
    Langue : Français
    ISBN-10: 2357070390
    ISBN-13: 978-2357070394

  • Und zur Auswahl verlinke ich hier mal die niederländische Ausgabe :


    De man die de dagen niet telde


    De Tunesische bootvluchteling Mohammed probeert een tragisch verleden achter zich te laten, hij zoekt een bestaan in Italië. Na vele omzwervingen vindt hij onderdak bij Cristoforo, een oude visser die bezig is zijn laatste boot te bouwen. Zoals ook Mohammed's vader een visser was die zijn eigen boten bouwde. De liefde voor de zee en het werken met hout verenigen de jongen en de oude man. De dagen glijden voorbij terwijl ze de sloep bouwen, de planken schuren, de romp lakken. Ten slotte is de Bianca gereed en wordt het zeil gehesen. Het zal de laatste reis van Cristoforo zijn; en misschien het begin van een nieuw leven voor Mohammed. (Quelle: amaz.)


    Paperback: 168 pages
    Publisher: Serena Libri; 01 edition (5 May 2013)
    Language: Dutch
    ISBN-10: 9076270775
    ISBN-13: 978-9076270777