Ernest J.Gaines – In my Father’s house

  • Original : Englisch/USA, 1978


    INHALT :
    In St. Adrienne, a small black community in Louisiana, Reverend Philllip Martin a respected minister and civil rights leader comes face to face with the sins of his youth in the person of Robert X, a young, unkempt stranger who arrives in town for a mysterious "meeting" with the Reverend. In the confrontation between the two, the young man's secret burden explodes into the open, and Phillip Martin begins a long-neglected journey into his youth to discover how destructive his former life was, for himself and for those around him. (Quelle : Verlagsbeschreibung)

    In einer kleinen schwarzen Gemeinde in St.Adrienne/Louisiana, wird der allseits respektierte Reverend und Bürgerrechtsaktivist Philip Martin plötzlich mit seinen Jugendsünden konfrontiert. Das in der Person von Robert X, einem jungen, haltlosen Fremden, der zu einem geheimnisvollen Treffen mit dem Prediger in die Stadt gekommen ist. In der Gegenüberstellung zwischen den beiden wird das Geheimnis des jungen Mannes offenbar. Und Philip Martin beginnt eine lang vernachlässigte Reise in seine Jugend und entdeckt, wie zerstörerisch sein früheres Leben für ihn und andere doch war.
    (Behelfsübersetzung von mir)


    BEMERKUNGEN :
    Man kann die Handlung auf das Jahr 1970 festlegen. Ein Unbekannter trifft in der Kleinstadt St.Adrienne in Louisiana ein, eine « kleine Welt », und wird skeptisch und bemitleidend zugleich behandelt. Er sieht etwas « mitgenommen » aus. Doch was ist wohl seine Geschichte ? Was sucht er hier ? Was ihn bei scheinbarem Desinteresse aber doch anzieht ist das Haus und die Person des über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Predigers Phillip Martin. Ein nicht nur respektierter Bürgerrechtler, sondern auch ein erfolgreicher Mann. Die Zeichen deuten auf ein gelungenes Leben. Und bei den Frauen hat er zudem auch noch Erfolg !


    Robert X wird zu einem größeren Empfang bei ihm eingeladen. Er fixiert unaufhörlich den Reverend. Als dieser ihn wahrnimmt, ist er wie vom Schlag getroffen und bricht zusammen. Alle sehen dies als Zeichen der Übermüdung, doch Phillip selber weiß genau, was passiert ist : er sah seinen… verleugneten, bzw verlassenen Sohn aus einer Beziehung von vor seiner Bekehrung, fünfzehn Jahre zuvor, und vor seiner Heirat mit der jetzigen Frau, mit der er drei noch junge Kinder aufzieht. Und er sieht die verleugneten, halbverdrängten Wirklichkeiten seines früheren Lebens. Robert aber erscheint als ein zum Tode Verurteilter, erdrückt von einer noch nicht bekannten Last (« Meine Seele ist krank. »). Was war da wohl passiert ? Und wie geht es seinen anderen beiden Geschwistern, ebenfalls unehelichen Kindern des Bürgerrechtlers ?


    Der Leser sah es kommen. Nun schwenkt die Kamera immer mehr auch auf die innere Auseinandersetzung, den Kampf des Predigers über : wird er nun Verantwortung übernehmen ? Zu seinem Sohn stehen ? Was bringt solch persönliche Konsequenz mit sich ? Verliert er seine Glaubwürdigkeit als Prediger und Aktivist, wenn er zu seiner Vergangenheit steht ?


    Manche Dialoge sind sehr ausufernd, aber auch überaus realistisch, natürlich, mit eben den auftauchenden Wiederholungen etc. Fesselnd!


    Wie überaus reich auch dieser Roman von Gaines ist. Hat man bei einem seiner Werke mal angebissen, weiss man, was er drauf hat. Neben den angesprochenen Themen, die er immer weiter ausbaut und ausarbeitet, könnte man durchaus auch eine sehr differenzierte Auseinandersetzung der bestehenden Differenzen innerhalb der schwarzen Gemeinde unterstreichen. Da ist nicht eine einheitliche Gruppe, sondern es gibt verschiedenste Motivationen. Und nicht alle Opfer sind Unschuldslämmer. Wo steckt Schuld ? Wo ist Verweigerung von Verantwortung ? Was bedeutet es, verlassen worden zu sein? Ist die Abwesenheit der Väter in so vielen Gesellschaften nicht eine Krux? Wie füllt man den Abgrund zwischen Vätern und Söhnen ?


    Muss ich betonen, dass ich diesen Roman empfehle ???


    AUTOR:
    Ernest J. Gaines wurde 1933 als Ältestes von zwölf Kindern auf einer Plantage in Louisiana geboren und arbeitete auf dieser schon als Neunjähriger. Diese Zeit prägte ihn intensiv, auch in seinen späteren schriftstellerischen Arbeiten. Mit 15 zieht er mit seiner Familie nach Kalifornien und kann intensiver sich Studien und der Lektüre widmen. Er bedauert, dass „seine“ Welt noch so gar keinen Zugang zu dieser Welt hat und beginnt selber, erste Kurzgeschichten und Romane zu schreiben.
    Mit „A lesson before dying“/“Jeffersons Würde“ (siehe auch Rezi hier im Bt unter: http://www.buechertreff.de/rom…ersons-wuerde/#post552982 ) gewann er 1994 den Book Critics Circle Award. Mehrere Bücher wurden verfilmt. (Quelle und mehr, siehe: https://en.wikipedia.org/wiki/Ernest_J._Gaines )



    Es liegt leider keine deutsche Übersetzung dieses besprochenen Buches vor (allerdings in der Originalsprache Englisch als auch in anderen Sprachen, zB auf Französisch, worin ich dieses Buch auch gelesen habe).


    Paperback: 214 pages
    Publisher: Vintage Books; 1st Vintage International Ed edition (30 Jun. 1992)
    Language: English
    ISBN-10: 0679727914
    ISBN-13: 978-0679727910

  • Muss ich betonen, dass ich diesen Roman empfehle ???

    musst Du nicht :lol: es hört sich auch sehr interessant an, was Du schreibst. Von dem Autor hab ich noch nie gehört - was hast Du denn noch von ihm gelesen?

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • musst Du nicht :lol: es hört sich auch sehr interessant an, was Du schreibst. Von dem Autor hab ich noch nie gehört - was hast Du denn noch von ihm gelesen?

    Ist auch interessant! Insbesondere, wenn Du Dich für derlei Themen und die Südstaatenliteratur interessierst. Übrigens war Gaines für den Nobelpreis vorgeschlagen, doch den hat dann Jelinek bekommen. Nun ja.


    Ich habe inzwischen bestimmt drei andere Bücher von ihm gelesen, und alles gerne gemocht. Du kannst dazu einfach bei Rezensionen "Ernest Gailnes" tippen, und die Rezis erscheinen. Ich habe ja - wie eigentlich immer - jeweils was dazu geschrieben.
    Ganz besonders empfehlen würde ich dann aber wohl Ernest J. Gaines – Jeffersons Würde ..., war sogar mal ein Abithema hier und da in Deutschland. Dazu fand man wohl damals nicht viel: man klickte das Thema überraschend oft an, und ich wunderte mich, was denn jetzt passiert ist...

  • Übrigens war Gaines für den Nobelpreis vorgeschlagen, doch den hat dann Jelinek bekommen. Nun ja.

    oh, da sag ich dann mal lieber nichts weiter dazu :-,:-#

    Ich habe ja - wie eigentlich immer - jeweils was dazu geschrieben.

    stimmt, war eigentlich eine überflüssige Frage von mir. :uups: Dann schau ich mir mal Jeffersons Würde an

    viele Grüße vom Squirrel



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  • Herzlichen Dank für die Empfehlung @tom leo wieder ein Autor welcher mir völlig unbekannt ist. Wenn ich mich mit etwas leichterer Lektüre von "Underground Railroad" erholt habe, werde ich mich sicher mit einem Buch von Gaines beschäftigen.
    Das ist das einzige Buch welches in italienisch erhältlich ist, also...


    Rezension deutsch Jeffersons Würde

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter