Emilia Fuchs - Ein Jahr zum Leben

  • Klappentext:
    Das neue Jahr beginnt für Eve mit einer Liste von Vorsätzen. Sie sollen ihr nach einem furchtbaren Verlust wieder ins Leben zurückverhelfen – das war zumindest der Plan. Aber auch sechs Monate später hat sie noch immer keinen Punkt der Liste in die Tat umgesetzt, bis sie dem unverschämten Ben begegnet. Stets einen lockeren Spruch auf den Lippen, gelingt es ihm, Eve aus der Reserve zu locken und zu einem Deal zu überreden: Gemeinsam machen sie sich auf nach Frankreich, vorbei an alten Schlössern und blühenden Lavendelfeldern. Doch Eve weiß nicht, dass Ben mit dieser Reise vor etwas davonläuft…


    Meine Meinung:
    Eva fand ich von Beginn an wirklich süß. Sie hat einen großen Verlust erlitten und nun Probleme, ins Leben zurück zu finden. Eine Wette bringt sie dazu, aus ihrem Schneckenhaus heraus zu kommen und wieder anzufangen zu leben. Sie ist einerseits zurückhaltend, aber offen für Neues und neugierig auf das Leben und auch auf die Liebe.


    Ben ist ein eher ernsthafter Charakter, der im Leben schon so einiges mitgemacht hat und früh Verantwortung übernehmen musste. Das merkt man auch die gesamte Geschichte über. Er motiviert Eve zu dieser Fahrt nach Frankreich, hat aber immer ein Auge auf sie und sorgt dafür, dass es ihr gut geht. Trotz dessen, dass er einige Probleme mit sich herum trägt, versucht er auch die schönen Seiten des Lebens zu genießen und dies vermittelt wer dem Leser und auch Eve.


    Der Schreibstil ist locker und jugendlich. Die Geschichte zieht den Leser vorwärts, ohne zu schnell zu werden. Emilia Fuchs schreibt bildhaft und ich hatte keine Probleme mir die Protagonisten und die Landschaft vorzustellen. Die Sprache zwischen den beiden Protagonisten ist mal frech und lustig, mal ernsthaft und immer ihrem Alter angemessen. Die erste, sich langsam entwickelnde Liebe zwischen Ben und Eve hat ein gutes Tempo und auch hier punktet Emilia Fuchs mit einem wunderschönen Erzählstil und einer schönen Sprache.


    Die Autorin schafft es, das Thema Knochenmarkspende und Leukämie in das Buch einzubauen, ohne dass der Geschichte die Leichtigkeit genommen wird. Kein erhobener Zeigefinger erwartet den Leser, sondern eine Geschichte, die darauf aufmerksam macht, was es bedeutet, sich als Spender anzumelden und auch, was es bedeutet, diese Zusage dann zurück zu ziehen.


    Nicht so gut gefallen hat mir, dass die Geschichte, die eigentlich aus Eves Sicht erzählt wird, zum Ende hin auch ein Kapitel lang aus Bens Sicht erzählt wird. Einerseits war es sicher notwendig, um den Leser auch an den Erlebnissen von Ben teilhaben zu lassen, andererseits finde ich es handwerklich nicht gut gelöst. Die Geschichte wird komplett aus Eves Sicht erzählt und dann weiß der Leser eben, genau wie Eve nicht, was sich abgespielt hat, als Eve nicht dabei war. Nun mal kurz zu Ben zu hüpfen, um den Leser in Kenntnis zu setzen ist in meinen Augen ein Bruch im Erzählstil. Das mag andere Leser nicht stören, mir ist es negativ aufgefallen.


    Ich habe zwischen 3 und 4 Sternen geschwankt, habe letzten Endes aber doch 4 Sterne vergeben. Das Buch wird zwar als New Adult angepriesen, es ist aber in meinen Augen doch eher ein echter Jugendroman und genau so will ich es auch betrachten und bewerten. Für Jugendliche wirklich eine sehr schöne Lektüre, für Erwachsene doch etwas zu seicht und vorhersehbar.

    Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)

  • Inhalt
    Um ihre beste Freundin aus ihrem Tief zu holen, überredet Marie Eve an Silvester eine Liste mit zehn Vorsätzen zu schreiben. Im neuen Jahr sollen die Punkte dann abgearbeitet werden, so lautet die Wette. Obwohl Eve darauf keine Lust hat, stellt sie eine Liste zusammen. Allerdings hat sie auch ein halbes Jahr später noch keinen Punkt durchstreichen können, zu sehr schmerzt der Verlust der geliebten Person noch. Als sie sich dann aber doch aufrafft, um etwas zu tun, begegnet sie dem seltsam charmanten Ben. Dieser provoziert sie mit ihren Vorsätzen und überredet sie so zu einem aufregenden Ausflug nach Frankreich. Doch Eve ahnt nicht, dass es ihm dabei nicht nur um sie geht, auch er versucht vor etwas davonzulaufen.
    Meine Meinung
    Es ist Silvester, als Marie ihre beste Freundin Eve dazu bringt eine Liste mit Vorsätzen für das neue Jahr zu schreiben, die sie bis zum nächsten Silvester auch erledigen soll. Sie machen eine Wette daraus die zehn Punkte zu schaffen. Doch während Marie sich voller Eifer auf ihre Vorsätze stürzt, schiebt Eve sie auch ein halbes Jahr später vor sich her. Kurz vor Weihnachten hatte sie nämlich einen geliebten Menschen verloren und trauert noch immer. Es fällt ihr schwer sich aufzuraffen und wieder aktiv und mit voller Lebensfreude am Alltag teilzunehmen. Und so kämpft sie sich von Tag zu Tag. Als sie eines Tages einen Aushang sieht, beschließt sie doch endlich den ersten Punkt anzugehen. Sie ahnt allerdings nicht, dass diese Entscheidung vieles für sie verändern wird, denn bei der Ausführung begegnet sie Ben.

    Ben ist witzig, charmant und irgendwie vorlaut. Durch einen Zufall sieht er Eves Liste mit den Vorsätzen und spricht sie darauf an. Er macht ihr den verrückten Vorschlag mit ihr durch Frankreich zu reisen, da viele Punkte dort erledigt werden müssen, und ihr so bei der Erfüllung zu helfen. Und obwohl sie sich dagegen sträubt, kann er sie überzeugen. Für sie erstellt er einen Reiseplan und bereitet alles vor, dabei kennt er sie gar nicht, doch dieses traurige Mädchen berührt ihn, denn auch er macht gerade eine schwere Zeit durch. Um wenigstens für kurze Zeit dem Druck und der Belastung zu entkommen, lässt er sich auf dieses wilde Abenteuer ein.


    Nachdem also die Sachen gepackt wurden, geht die Reise los. Ben hat einen genialen Reiseplan erstellt, der sie zu den verschiedensten Orten führt. Von Stadt zu Stadt, von Aufgabe zur Aufgabe. Natürlich müssen die Erfolge auch festgehalten werden, daher bringt er eine Polaroidkamera mit. Zehn Fotos für zehn Aufgaben, keine dutzende Selfies, wie man es heute macht. Dadurch werden die Aufnahmen unperfekt, einzigartig und echt, was einfach Freunde mit sich bringt.


    Natürlich spinnt die Autorin hier auch eine Liebesgeschichte. Obwohl Eve und Ben zu Beginn praktisch Fremde sind, wachsen sie doch zusammen. Auf ihrer Reise werden sie Freunde, Komplizen und schließlich irgendwie zum Paar, auch wenn Missverständnisse immer wieder dazwischen funken. Ihre Annäherung ist ungewöhnlich, schön und auf gewisse Weise auch zärtlich. Auch wenn Eve sich erst gegen die Gefühle wehrt, hat sie doch Angst verletzt zu werden, muss sie doch nachgeben und sich fallen lassen.


    Es wäre aber zu einfach, wenn es nur um die Reise und die entstehende Liebesgeschichte gehen würde, etwas Drama darf schließlich nicht fehlen. So wird im Hintergrund noch eine kleinere Handlung gesponnen, die irgendwann auf die Haupthandlung trifft. Dadurch kommt es zu weiteren Verwicklungen zwischen Eve und Ben, was manches verkompliziert. Leider ist ein Teil davon ziemlich durchschaubar, denn die Autorin gibt starke Hinweise darauf, was noch kommen wird.


    Absolut genial finde ich die beschriebene Reise durch Frankreich. Emilia Fuchs hat sich große Mühe gegeben die Örtlichkeiten in Worte zu fassen. Mit jedem neuen Halt, wächst die Sehnsucht selbst mal eine solche Reise zu machen. Durch Eve und Ben bekommt man einen wunderschönen und verträumten Blick auf Frankreich.
    Gut beschrieben war auch die Trauer von Eve und das emotionale Tief. Sie lebt ihr Leben weiter, ohne aber wirklich glücklich zu sein. Wie programmiert arbeitet sie sich durch den Alltag, fühlt sich dabei aber leer.
    Allgemein sind die Beschreibungen und Emotionen unglaublich gut gelungen. Emilia Fuchs schafft es alles aussagekräftig und lebendig klingen zu lassen, sodass es einem nahe geht und echt wirkt.

    Fazit
    “Ein Jahr zum Leben” ist eine wunderbar emotionale Geschichte über Verlust, schwierige Zeiten und dem Kampf zurück ins Leben. Eve und Ben tragen beide schwere Lasten auf sich, doch die gemeinsame Zeit hilft ihnen neue Kraft zu schöpfen. Eine fesselnde und faszinierende Handlung, die zwar manchmal recht vorhersehbar ist, aber doch zu begeistern weiß.

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