Michael Wallner – Kälps Himmelfahrt

  • Original : Deutsch, 2011
    22 numerierte Kapitel


    INHALT :
    Von der Anhöhe beobachtete Tierarzt Kälp, wie die Einsatzfahrzeuge Richtung Attensach fuhren: In einem verschneiten Bergdorf geschieht ein merkwürdiger Totschlag. Hat er Anteil daran ?

    Kälp steht solide im Leben, hat Haus und Hof in der Höhe, er könnte Una, seine beste Freundin, enger an sich binden, wenn er nur wollte. Aber Kälp hält Distanz, zu den Menschen generell. Der, der ihm am nächsten stand, sein Bruder, ist tot. Sein Bruder, der die Frauen faszinierte, der alles besaß, was Kälp herbeisehnt - Leichtigkeit und Tiefe in einer Person. Kälp ist nicht leicht, Fröhlichkeit liegt ihm nicht. Geselligkeit schreckt ihn ab. Wie unsicher Kälp in Sachen Liebe ist, erkennt er, als eine Fremde im Ort auftaucht: Birgit, die unberechenbare Geschäftsfrau mit der rauchigen Stimme, die mit ihrer Tochter Ferien im Schnee macht, um ihr Leben neu zu sortieren. In ihrer herrischen Art empfindet Kälp sie als unangenehm und bedrohlich, dennoch tappt er heillos in ihre Liebesfalle. Sie will eine Urlaubsaffäre, er sucht den siebten Himmel. Kälp macht sich zum Idioten, weiß es und macht trotzdem weiter. Man zieht Kälp für den Totschlag zur Verantwortung. Die Gefängniszelle wird seine Zuflucht vor Birgit, der Prozess soll Ausflucht und Rettung vor der Liebe bringen. Eigentlich will Kälp untergehen, aber er stellt fest, in der Höhe ist das gar nicht so leicht.
    (Verlagstext, leicht geändert)


    BEMERKUNGEN :
    Die Umstände erinnern an einen Krimi, und sicherlich gibt es derlei Elemente. Dennoch wohl eben kein solcher, sondern eher schon eine kleine Studie über diesen etwas merkwürdigen Kälp. Von Anfang an merkt man, dass er auf irgendeine Weise in den Fall verwickelt ist, doch an eine persönliche direkte Beteiligung zu glauben fällt schwer. Und doch sieht es danach aus ! In diese Zeit - etwa gar damit verbunden ? - fällt der Besuch im Ferienhaus von einer Duisburger, gerade geschiedenen, Frau mit Kind. Sie verursacht gegenläufige Gefühle, bringt ihn ganz durcheinander und an den Rand eines existenziellen Abgrundes oder einer Lächerlichmachung seiner selbst. Da sind Bedrohung und Anziehung, Abwehr und Liebe, in seltsamer Verflochtenheit dargestellt ! Kommt es nicht hier, wie auch so oft in unseren Leben, zur Überbewertung jeder harmlosen Geste, jedes Wortes ?


    Fein damit verbunden verstehen wir später noch ganz andere Motive für sein Schweigen oder scheinbare Widersprüchlichkeit. Wem will er damit etwa dienen ? Sich selbst ? Oder… ?


    Die Sprache ist relativ nüchtern, beschreibend, wenn nicht gar distant. Das wird bestärkt durch den ausschließlichen Gebrauch der indirekten Rede. Wir folgen dabei eher das Geschehen aus Kälps Sicht, nur gegen Ende sind einige Abschnitte wie aus Birgits Perspektive geschildert.


    Auch dies hier eine Autorenentdeckung. Wallner scheint in verschiedenen Registern spielen zu können, wenn man seine Bibliographie und seine Vita betrachtet. Mal sehen, was es da noch zu entdecken gibt ?!


    AUTOR :
    Michael Wallner wurde 1958 in Graz geboren. Er arbeitete als Schauspieler am Berliner Schillertheater und Wiener Burgtheater. Und lebt seit 1997 als Roman- und Drehbuchautor sowie als Regisseur in Berlin. Seine Inszenierung von "Willy Brandt - Die ersten 100 Jahre" am Theater Lübeck wurde 2013 in der Kritikerumfrage der WELT unter die zehn besten deutschsprachigen Theateraufführungen des Jahres gewählt. International bekannt wurde Michael Wallner als Autor durch den in über 20 Länder übersetzten Roman „April in Paris“. Zuletzt erschienen von Michael Wallner bei Luchterhand die Romane „Die russische Affäre“ (2009), "Kälps Himmelfahrt" (2011) und "Die Frau des Gouverneurs" (2014).
    Homepage : www.michael-wallner.eu
    (Quelle : Luchterhand, Amaz, wikipedia, Home-Page)



    Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
    Verlag: Luchterhand Literaturverlag (24. Januar 2011)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3630873057
    ISBN-13: 978-3630873053

  • Danke Sylli.


    Die Sprache ist relativ nüchtern, beschreibend, wenn nicht gar distant. Das wird bestärkt durch den ausschließlichen Gebrauch der indirekten Rede.

    Ich hebe dies hier nochmals hervor, da ich mir vorstellen kann, dass diese Elemente für einige zu einer Ernücherung führen könnten. Es ist halt eine etwas andere Art zu schreiben als das adrenalinvolle Plappern mancher Mainstreamromane.


    Nun, DAS dürfte aber eventuell nicht Deine Sorge sein, Sylli. Doch ich betone es nochmal.

  • Danke Sylli.

    Ich hebe dies hier nochmals hervor, da ich mir vorstellen kann, dass diese Elemente für einige zu einer Ernücherung führen könnten. Es ist halt eine etwas andere Art zu schreiben als das adrenalinvolle Plappern mancher Mainstreamromane.
    Nun, DAS dürfte aber eventuell nicht Deine Sorge sein, Sylli. Doch ich betone es nochmal.

    Ist die Sprache mit dem Stil von Peter Stamm oder gar Handke vergleichbar?

  • Zitat von SiriNYC

    Ist die Sprache mit dem Stil von Peter Stamm oder gar Handke vergleichbar?

    Oh, das ist eine gefährliche Frage; ich bin absoluter Amateur, aber echt keiner vom Fach. Persönlich käme ich nicht auf den Gedanken den eher von mir als nüchternen, manchmal fast distanzierten, eingeschätzten Stamm mit dem sprachgewandten Tänzer und Spieler Handke zu vergleichen, der inzwischen eine Form der - ich nenne es einfach mal so - "Spiritualität" ausdrückt, die man bei Stamm sicher nicht, und bei anderen sehr selten findet.


    Wenn ich vergleichen sollte, dann eher mit Stamm. Aber so ganz wohlfühlen tue ich mich da nicht.