Christoffer Carlsson - Weißzeit / Oktober är den kallaste manaden

  • Verlagsinfo


    Rasiermesserscharf und atemberaubend: Vega Gillberg ist 16 Jahre alt, als die Polizei an ihre Tür klopft. Sie ist auf der Suche nach Vegas Bruder Jakob, der des Mordes verdächtigt wird. Doch Jakob ist verschwunden, Vega hat seit Tagen nichts mehr von ihm gehört. Hat er wirklich etwas mit dem Verbrechen zu tun? Vega macht sich in der harten Wildnis Schwedens auf die Suche, taucht immer tiefer in die Geschichten der Menschen um sie herum ein, die alle miteinander verbunden sind, und entdeckt ein dunkles Geheimnis.


    Packend, rau, emotional: ein literarisches Juwel aus der Feder des vielfach ausgezeichneten schwedischen Autors Christoffer Carlsson.


    Meine Meinung


    Dieses Buch hat auf ungewöhnlichem Weg zu mir gefunden und ich war erst etwas skeptisch: mit ca. 200 Seiten, großer Schrift und kurzen Kapiteln gehört es jetzt nicht zu den Büchern, von denen ich viel erwarte, doch ich wurde überrascht!


    Diese Geschichte fällt komplett aus dem Rahmen was ich sonst so kenne, es ist ein Ausschnitt, eine Art Momentaufnahme aus dem Leben von Vega, die es wahrlich nicht leicht hat im Leben - aber sich durchzukämpfen weiß.


    "Packend, rau, emotional" steht in der Verlagsbeschreibung und ich finde keine besseren Worte, die es treffender beschreiben. Vega wächst in einer dorfähnlichen Atmosphäre auf, die viel in der Vergangenheit und Traditionen lebt; fest verankerte Vorurteile bestimmen das Bild und die sind teilweise auch berechtigt. Diese Stimmung schleicht sich sehr gut in die Handlung ein.
    Vegas Familie und auch deren Bekannten sind nicht gerade das, was man erfolgreich nennen würde, doch die ärmlichen Verhältnisse sind Vega in ihren jungen Jahren nie aufgefallen. Sie kannte es ja nicht anders.
    Erst in der Schule hat sie begriffen, dass es auch andere Möglichkeiten gibt; doch sie scheint sich eher davon abzugrenzen und die Chance, aus ihren Gewohnheiten auszubrechen, gar nicht wahrhaben zu wollen. Bzw. nicht daran zu glauben.


    Das Leben hat ihr bisher vor allem gezeigt, wie man sich mit eher anrüchtigen und zwilichten Geschäften über Wasser hält, doch als plötzlich die Polizei vor der Tür steht, die ihren Bruder Jakob sucht, stellt sie sich der Wahrheit, die ihr eine Tragödie offenbart.


    Der Schreibstil ist aus Vegas Sicht in der Ich-Perspektive gehalten und so klärt sich nur nach und nach, welches Geheimnis sich in den einsamen Herzen der Figuren verbirgt. Wie schon gesagt sind die Kapitel kurz ghalten und der Stil wirkt teilweise etwas abgehackt - schafft aber dadurch eine sehr eindringliche Atmosphäre, der ich mich während dem Lesen kaum entziehen konnte.


    Vor allem Vega selbst steht im Mittelpunkt. Ihre Einsamkeit, ihr Versuch, damit klarzukommen und sich selbst zu definieren. Ihre Suche beschränkt sich nicht nur darauf aufzudecken, was in jener schicksalhaften Nacht tatsächlich geschehen ist, sondern auch etwas zu finden, woran sie sich festhalten kann. Etwas, dass ihr das Gefühl von Nähe und dem Gefühl der Zusammengehörigkeit schenkt. Obwohl sie dabei sehr erwachsen wirkt und dem nacheifert, was ihr vorgelebt wird, spürt man deutlich ihre Unsicherheit und ihr Bedürfnis nach Beständigkeit.


    Der kurze Einblick in dieses Leben gewährt wirklich nur einen Ausschnitt, der aber umso intensiver ist und zeigt eine sehr triste und berührende Welt, in der jeder der Figuren versucht, irgendwie zu überleben. Es ist mir echt schwer gefallen, hier eine Bewertung in Sternen abzugeben, denn die Geschichte hat mich bewegt und auch erschüttert, und ich hätte mir einfach nur noch etwas mehr gewünscht; aber so richtig definieren kann ich es nicht. Sie wird mir jedenfalls noch längere Zeit nachklingen.


    Fazit: 4.5 Sterne


    © Aleshanee
    Weltenwanderer

  • Raue Winteratmosphäre in gefühlskalter Umgebung


    Klappentext
    „Rasiermesserscharf und atemberaubend: Vega Gillberg ist 16 Jahre alt, als die Polizei an ihre Tür klopft. Sie ist auf der Suche nach Vegas Bruder Jakob, der des Mordes verdächtigt wird. Doch Jakob ist verschwunden, Vega hat seit Tagen nichts mehr von ihm gehört. Hat er wirklich etwas mit dem Verbrechen zu tun? Vega macht sich in der harten Wildnis Schwedens auf die Suche, taucht immer tiefer in die Geschichten der Menschen um sie herum ein, die alle miteinander verbunden sind, und entdeckt ein dunkles Geheimnis.“


    Gestaltung
    Die Farben, das Mädchengesicht und der im Hintergrund zu erkennende Wald passen super zur Geschichte des Buches. Vor allem die kühleren Farbtöne spiegeln gut die raue, eisige Handlung wieder. Ich mag vor allem den Wald, der im Mädchenkopf durchschimmert, richtig gerne, weil es einfach klasse aussieht. Auch im Buchinneren begegnet dem Betrachter ein blau schimmernder Wald, was schon erste Vorboten der Handlung wiederspiegelt.


    Meine Meinung
    An „Weißzeit“ hat mich vor allem der Klappentext angesprochen, da ich mir einen spannenden Krimi bzw. Thriller versprach mit einigem Rätselraten und vielen Fragezeichen über meinem Kopf. Leider muss ich sagen, dass ich das nicht so ganz bekommen habe. In dem Buch ist schon ein Mord passiert, auch ist der Täter lange Zeit unklar, aber ab einem gewissen Zeitpunkt erahnte ich einfach die Auflösung des im Klappentext angekündigten dunklen Geheimnisses und des Mordes. So empfand ich die Geschichte als etwas vorhersehbar, auch wenn sie spannend ist, als die Protagonistin den wahren Mörder sucht und beginnt Nachfragen zu stellen.


    Auch muss ich sagen, dass Protagonistin Vega für meinen Geschmack viel zu viel geraucht hat und dies auch viel zu oft angesprochen, betont und thematisiert wurde. Gefühlt alle zwei Seiten dreht sie sich eine Zigarette, hat eine im Mund oder bekommt eine zugesteckt. Das war mir zu viel des Guten. Überrascht wurde ich auch davon, dass auch offen auf die sexuellen Wünsche des Mädchens eingegangen wurde, denn in einem Krimi/Thriller habe ich mit sowas gar nicht gerechnet. So war in „Weißzeit“ auch eine kleine Liebesgeschichte eingebunden, die allerdings recht unromantisch und für mein Empfinden auch eher gefühlskalt abgehandelt wurde.


    Gefühlskalt ist eigentlich auch eine gute Umschreibung für Vega und auch für das Buch. Bei mir wollten die Emotionen nicht so wirklich überspringen, obwohl Vega in einen Jungen verliebt ist und bei einem anderen ein brennendes Bedürfnis nach Nähe verspürt. Hier wirkte sie auf mich teilweise recht gleichgültig und auch wenn betont wurde, dass sie die Jungs gerne mag und einen der beiden sogar liebt, konnte ich dies nicht so wirklich glauben. Die Figuren an sich erschienen mir alle wie Gefühlskrüppel, weil wenig auf ihre inneren Empfindungen eingegangen wurde.


    Dafür ist das Buch mit 220 Seiten sehr dünn und lässt sich schnell lesen. Zudem sind die Kapitel auch alle sehr kurz gehalten, sodass man beim Lesen schnell vorankommt und das Buch innerhalb eines Nachmittages durch hat. Zudem wird viel über den Ort Varvet gesprochen, der ein sehr abgelegener Ort in einem der skandinavischen Länder ist und in dem die Familienzugehörigkeit eine große Rolle spielt. So erhält man gute Einblicke in Vegas Lebensumstände, die sehr rau sind, da sich Varvet durch harte Wetterbedingungen und große Distanzen auszeichnet. Diese Atmosphäre hat der Autor auch gut rübergebracht, da ich manchmal den Eindruck hatte, dass mir ein kalter Windhauch aus dem Buch über die Arme weht.


    Fazit
    „Weißzeit“ ist ein Buch mit rauer, kühler Winteratmosphäre in einem Ort voller Wälder, unberührter Natur und weiten Entfernungen zwischen den Städten. Hier passiert ein Mord, für den der Bruder der Protagonistin verdächtigt wird. Spannend sind ihre Nachforschungen und -fragen hinsichtlich des wahren Mörders und auch die Atmosphäre ist toll beschrieben. Gleichzeitig wurden mir das Rauchen zu viel thematisiert und die Gefühle zu sehr herunter gekocht.
    3 von 5 Sternen!


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