Antje Southern: Himmlische Frauen - Fromm und rebellisch, schön und sündhaft

  • Frauen und Männer waren gleichermaßen von heiligen Frauen fasziniert, ja Künstler verliebten sich sogar in ihre Modelle. Es konnte sogar richtig kurios werden: Die heilige Martina, eine römische jungfräuliche Märtyrerin des 3. Jahrhunderts, war die platonische Liebe des italienischen Barockkünstlers Pietro da Cortona, der er symbolisch ein Bankkonto einrichtete, das heute noch besteht. Er hinterließ ihr sein gesamtes Vermögen, das für wohltätige Zwecke ausgegeben wurde.


    "Frauen sind Begierde, und Männer sind Geist, Frauen sind impulsiv, und Männer sind rational", formulierte es Aristoteles vor über 2000 Jahren und das lebt heute noch in vielen (männlichen) Köpfen weiter. Er ging sogar so weit zu behaupten, dass die Frauen minderwertig seien und sie deshalb den Männern unterlegen seien. Und das wurde an mittelalterlichen
    Universitäten gelehrt.


    Aber die katholische Kirche hatte erkannt, dass sich religiöse Geschichten mit schönen und glamourösen Frauen besser verkauften, als mit einem ausgezehrten Eremit mit langem Bart.


    Heilige trugen eine große Verantwortung, da sie als Vermittler zwischen Himmel und Erde galten. Sie sollten Länder, Städte, ja ganze Berufsgruppen schützen. Und da Heiligenbilder für den katholischen Glauben eine entscheidende Rolle spielten, wurde auf dem zweiten Konzil von Nicäa im Jahr 781 verfügt: "Die dem Bild bezeugte Ehre geht auf das Original über, und wer ein Bild anbetet, betet die dargestellte Person an."


    Viele der Heiligen hat es wahrscheinlich nie gegeben - zumindest sind ihre Biografien nicht gesichert. Papst Paul VI. hat - da historische Belege fehlten - im Jahr 1969 die nach ihnen benannten Feiertage gestrichen. Nur die populäre Katharina von Alexandria musste er 2004 aufgrund des Druckes der Öffentlichkeit wieder in den Heiligenkalender aufnehmen.


    Nach der Erfindung des Buchdrucks erschien von Jacobus de Voragine "Legenda Aurea" - eine Sammlung der beliebtesten männlichen und weiblichen Heiligen - und wurde ein Bestseller.


    Das Buch ist gespickt mit Bildern der berühmtesten Maler von Leonardo da Vinci bis Edvard Munch und Max Ernst. Und wer mit dem Glauben und Himmlischen nichts am Hut hat, lässt sich aber sicherlich von diesen wunderschönen Gemälden beeindrucken. Mir erging es so.

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 84 von 80 - geschafft :)

  • der er symbolisch ein Bankkonto einrichtete, das heute noch besteht. Er hinterließ ihr sein gesamtes Vermögen, das für wohltätige Zwecke ausgegeben wurde.

    Eine Heilige mit Bankkonto, das ist ja mal wirklich eine originelle Idee. - Hast uns Interessantes vorgestellt, vielen Dank dafür!