Inhalt lt. Amazon:
Shanghai anno 1900. Als uneheliches Kind von ihrer Stiefmutter verstoßen, bleibt die junge Russin Anastassia allein in der Stadt zurück, da sie sich einer erzwungenen Heirat widersetzt. Durch Zufall trifft sie auf das chinesische Mädchen Clio, das aus einem Bordell geflohen ist, und die beiden Frauen verbünden sich. Während Clio mit Anastassias Hilfe in einem Missionshaus unterkommt, findet die junge Russin eine Anstellung bei dem wohlhabenden deutschen Geschäftsmann Felix Hoffmann. Schon bald merkt Anastassia, dass sie Gefühle für ihn entwickelt. Doch als der auf Clio trifft, ist er auf der Stelle fasziniert von der schönen Chinesin. Clio dagegen hat ihr Herz bereits verschenkt – ausgerechnet an den japanischen Offizier Nobu und damit an ein Mitglied eben der Besatzungsmacht, die in Clios Heimat, der Insel Formosa, ein strenges Regime führt. Um ihn endlich wiederzusehen, kehrt die Chinesin, begleitet von Anastassia, zurück zur "schönen Insel", wo Zauber und Gefahr die beiden Frauen erwarten.
Zur Autorin:
Tereza Vanek wurde 1966 in Tschechien geboren. Sie lebt inzwischen in München und schreibt dort historische Romane.
Reihen-Info:
Erst als ich die Klappentexte weiterer Romane von Tereza Vanek las (Das Geheimnis der Jaderinge und Die Rebellin von Shanghai), stellte ich fest, dass in diesen sowie dem vorliegenden Roman teilweise dieselben Personen auftreten. Als "Reihe" würde ich es trotzdem nicht bezeichnen. Ich kannte diese Romane noch nicht und habe "Die schöne Insel" ohne Vorkenntnisse problemlos lesen können.
Zum Buch:
Ich habe mich mit der Einordnung des Buches ein wenig schwer getan und bitte gegebenenfalls um Verschiebung.
Es ist kein Liebesroman, dazu wird doch zu wenig von Liebe geredet.
Auch als richtig historischen Roman würde ich ihn nicht bezeichnen, eher als "Roman vor historischer Kulisse".
"Die schöne Insel", bei der es sich um Taiwan bzw. Formosa handelt, hatte mich von Anfang an in ihren Bann gezogen. Allerdings war ich dann irritiert, weil es doch recht schnell ging, bis Anastassia und Clio, begleitet u.a. von Felix Hoffmann, nach Formosa fahren, und auch dann ging die Handlung sehr schnell voran: Anastassia und Clio folgen Missionaren in den Dschungel von Taiwan zu den Ureinwohnern.
Und hier spielt sich der Hauptteil des Buches ab.
Taiwan, das vor der chinesischen Küste liegt, wurde ursprünglich von China aus besiedelt und wurde nach dem Chinesisch-japanischen Krieg (1894/95) unter japanische Verwaltung gestellt. In dieser Zeit spielt das Buch. Die Japaner wollten die Rohstoffe Taiwans ausbeuten, insbesondere die Kampferbäume. Sowohl die Japaner als auch die Chinesen verachteten die Eingeborenen, die sie als "Wilde" bezeichnet. Dazu kamen noch Missionare, die den "Wilden" die Segnungen der Zivilisation und des Christentums näherbringen wollen.
In diesen Konflikt kommen Anastassia, die als Jüdin erzogen wurde, und Clio, eine Chinesin. Anastassia fühlt sich den "Wilden" bald sehr verbunden, während Clio auf diese herabblickt.
Und der Konflikt eskaliert. Lebte der erste Teil des Buches hauptsächlich von den Beschreibungen Shanghais und Taiwans, habe ich mich im zweiten Teil des Buches nur noch gefragt, wie das alles auch nur ansatzweise noch gut enden soll.
Anastassia, die recht unabhängig ist, und sich nicht unterkriegen lässt, mochte ich sehr gern. Clio hingegen ging mir zunehmend auf die Nerven. Ich musste mir immer wieder sagen, dass einige Dinge, die sie äußerte und tat, doch recht typisch sind für die östliche bzw. chinesische Kultur. Doch dieses "Hinnehmen", diese Passivität, dieses Dulden, und dann andererseits der Hochmut gegenüber den Ureinwohnern, das nervte mich doch sehr, und ich konnte nicht verstehen, dass sie und Anastassia Freundinnen sind.
Auch die "Clanmutter" und eine Missionarin waren sehr sympathische Figuren.
Andere Personen wiederum blieben recht blass, weshalb ich mir keine Meinung über sie bilden konnte (wie Nobu oder Felix Hoffmann).
Auch wenn es kein Liebesroman ist, geht es in diesem Buch um die Liebe - die Liebe zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen. Und um Toleranz gegenüber anderen Kulturen.
Mir hatte u.a. an dem Buch gut gefallen, dass es keine Schwarz-Weiß-Malerei gab. Überall, bei den Japanern, den Chinesen, den Ureinwohnern, den Missionaren... gab es "böse" und "gute" Menschen, und die "bösen" hatten - aus ihrer Sicht - gute Gründe für ihr Tun. Auch die Schilderung von Shanghai und Taipeh (der Hauptstadt Taiwans) und des Urwalds, sowie der Sitten und Gebräuche fand ich sehr interessant. Es war ein Blick in eine andere Zeit und eine andere Welt.